Die drei ???: Der Schatz im Bergsee (68)

  • Inhalt laut Klappentext:


    Eine brenzlige Situation für Justus, Peter und Bob: Ihr Rundflug über die Schweizer Alpen endet jäh mit einer Bruchlandung. Der Pilot ist bewusstlos, das Funkgerät zerstört. Plötzlich landet ein Helikopter neben ihnen. Bewaffnete Männer fesseln und knebeln Bob, und die drei ??? müssen hilflos zusehen, wie die Gangster das Flugzeugwrack durchsuchen. Wenig später verschwinden sie wieder. Die drei Junior-Detektive können sich in Sicherheit bringen. Doch dann kommen die Gangster zurück...


    Sprecher:


    Matthias Fuchs (Erzähler), Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Michael Bideller (Jerzy), Antje Roosch (Mariana), Nico König (Rettungsflieger), Lutz Schnell (Rettungsflieger)


    Die Geschichte:


    Das Positive zuerst: Der Klappentext trägt mal nicht zu dick auf. Aber leider ist die Geschichte – oder wenigstens der spannende Teil – damit auch schon erzählt. Danach passiert nämlich im Prinzip nur noch, dass die drei Detektive Jerzy und Mariana scheibchenweise die Wahrheit entlocken.


    Meinung: Ich hatte ursprünglich geglaubt, mit "Der Schatz im Bergsee" unvermutet eine Perle unter den 60er-Folgen der "drei ???" gefunden zu haben. Tatsächlich startet die Folge auch furios mit einem dramatischen Flugzeugabsturz, der musikalisch und von den Geräuschen her toll untermalt ist. Die danach folgenden Szenen der Desorientierung, der Suche, der Verzweiflung, des Schocks und schließlich der Erleichterung sind von allen drei Hauptsprechern grandios gespielt. Als danach die Froschmänner auftauchen und Bob fesseln, während Peter und Justus hilflos zusehen müssen, hat das dank bekannter Orchesteruntermalung auch noch was. Und als die drei ??? im Wald sitzen und nach und nach die Geschehnisse zusammenpuzzeln, kommt jedem einzelnen dabei die gleiche Gewichtung zu. Überhaupt lässt sich sagen, dass diese Folge endlich mal wieder durchgängig eine *Drei*-Fragezeichen-Folge ist.
    Bis ungefähr zu diesem Zeitpunkt ist auch die Musik in der Folge richtig klasse. Sie klingt handgemacht mit Gitarre und Schlagzeug und hat phasenweise ein wenig was von Pink Floyd. Danach aber ist es wie abgeschnitten. Nicht nur mit der Story geht es rapide bergab, wie zur Verdeutlichung dieses Umstands kommt auch die Musik plötzlich wieder aus der Europa-Konserve.
    Die Erklärung für die Ereignisse wird denn auch immer haarsträubender: Erst ist es die russische Flugzeugmafia, die Teile abgestürzter Maschinen in den Osten schmuggelt – klar, weil Flugzeugabstürze so alltäglich sind, dass sie gar nicht weiter auffallen, und die Wrackteile beim Absturz auch gar nicht beschädigt werden. Dann hat die Flugzeugmafia Jerzys Maschine mit den drei ??? abstürzen lassen. Dann war es Jerzy selbst. Und am Ende ist des Rätsels Lösung eine, von der Justus im Flugzeug kurz vor dem Absturz noch etwas gelesen hat.


    Fazit: Die Geschichte fängt wirklich ganz stark an, lässt dann aber fast ebenso stark nach. "Der Schatz im Bergsee" bietet eigentlich reichlich gute Ansätze. Der grandiose Einstieg in die Folge, die Emotionen nach dem Absturz, das Hand-in-Hand-Arbeiten der drei Detektive, die "geschlossene Gesellschaft" in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge und der mithin überschaubare Kreis der Verdächtigen – all das sind Motive, die es in anderen Folgen zuvor schon gegeben hat und aus denen man etwas hätte machen können. Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer beschränkt sich in dieser Episode für sie ganz untypisch auf wenige Akteure und faktisch nur einen Schauplatz, aber die Handlung wird dadurch nicht besser, weil sie ihre Vorliebe für viele Fährten, viele Möglichkeiten, Motive und Theorien nicht entsprechend reduziert. Aber weniger wäre gerade bei diesem Fall mehr gewesen. Denn die Story ist im Grunde genommen einfach: Polnischer Pilot und Freundin wittern Chance ihres Lebens und liefern sich mit finsteren russischen Froschmännern Wettlauf um Schatz in Schweizer Bergsee. Ihnen hilfreich zur Seite: die drei Detektive aus Rocky Beach.
    Das war der Autorin aber anscheinend zu wenig, und so bläst sie denn die ganze Geschichte mit allerlei überflüssigen Ausschmückungen zu einem überdimensionierten Konstrukt auf, das die Geschichte nicht trägt sondern erdrückt. Warum ein U-Boot, wenn das Flugzeug im Bergsee offensichtlich auch im Taucheranzug zu erreichen ist? Warum ist Mariana Geheimdienstagentin und nicht einfach nur die Freundin des Piloten? Warum lässt man Bob solchen Unsinn faseln wie den, dass er glaubt, Mariana habe mit der Fernbedienung möglicherweise *die Mikrowelle* bedient? Und schließlich: Warum gibt man den Hörern nicht ganz klassisch den Hinweis aus der Zeitung gleich zu Anfang an die Hand, kurz bevor das Flugzeug abstürzt? Dieser einfache Kniff hätte genügt, um die Auflösung am Ende nicht konstruiert wirken zu lassen. Immerhin: Man erspart sich und den Hörern noch ganz geschickt die Antwort auf die Frage, wie Mariana das U-Boot in den See bekommen hat. Note 4