Die drei ??? und die Schattenmänner (66)

  • Inhalt laut Klappentext:


    Aus einem harmlosen Ausflug nach Rom wird für die drei ??? ein ganz heißer Fall. Direkt vor ihren Augen ereignen sich dreiste Überfälle an sorglosen Spaziergängern. Die Geschwindigkeit und Routine der Diebstähle macht klar: Hier sind Profis am Werk. Keine Frage, dass Justus, Peter und Bob die Verfolgung aufnehmen. Als sie jedoch den wahren Drahtziehern auf die Spur kommen, wird die Situation für sie mehr als brenzlig...


    Sprecher:


    Matthias Fuchs (Erzähler), Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Holger Mahlich (Alberto Bergamelli), Reinhilt Schneider (Alexandra), Leonardo Cuseneza (Ignazio), Maria Chirivi (Sofia), Samira Chanfir (Franca), Francesca Chiavon (Italienerin), Marcello Grassi (Italiener), Luigi Pane (Italiener)


    Inhalt:


    Kaum sind die drei Detektive in Rom, als sie auch schon erstens Zeugen eines klassischen Handtaschenraubs werden und Justus zweitens der Rucksack geklaut wird. Für Justus ist das natürlich Grund genug, ein Phänomen bekämpfen zu wollen, dem die gesamte römische Polizei seit Generationen hilflos (oder untätig?) gegenübersteht. Die drei ??? ermitteln und bekommen durch das deutsche Au-pair-Mädchen Alexandra Kontakt zum Fotografen Alberto Begamelli, der wie es der Zufall so will, gerade eine Reportage über die Handtaschen raubenden Jugendbanden in Rom macht. Doch beim ersten angedachten Treffen mit Bergamelli taucht der Fotograf nicht auf. Stattdessen wird Bob unsanft eine Treppe hinab befördert und Justus entführt. Durch unerwartete Hilfe können Peter und Bob ihn zwar befreien, doch dadurch schwebt nun ihre Helferin in Gefahr.


    Meinung:


    In dieser Folge wird kein Klischee ausgelassen und so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Das fängt damit an, dass den Kürzungen für das Hörspiel offenbar gleich so viele Personen zum Opfer fallen, dass die eigentlichen "Schattenmänner" nie auftauchen und bloße Erwähnung bleiben. Dann wird Justus entführt und Peter und Bob sind darob nicht die Bohne aufgeregt. Der vermeintliche "Showdown" an der Spanischen Treppe verläuft in aller Ruhe und ohne jede Dramatik und am Ende wird die reumütige Handtaschenräuberin Franca von der Polizei laufen gelassen, weil sie sich ihrer Taten schämt, und es findet sich dank Alexandra sogar ein Unterschlupf in Deutschland für sie, damit sie erst mal untertauchen kann. Das ist selbst für die "drei ???" arg viel Zuckerguss.
    Die Musik ist über weite Strecken fürchterlich elektronisch und erreicht ihren negativen Höhepunkt im Zusammenquirlen einiger der schlimmsten Versatzstücke aus der Europa-Suppenküche. Dass bei dieser Folge nicht angegeben ist, wer für die Musik verantwortlich zeichnet, mag kein Zufall sein. Einzig an einer Stelle – als nämlich in der Fabrik etwas Peters Fuß streift – passt die musikalische Untermalung auch mal zur Szene. Als Bob kurz darauf die Treppe hinunter gestürzt wird, wird das mit so viel Geräusch- und Musikgetöse überlagert, als wolle man um jeden Preis verhindern, dass die Hörer die einzige "Actionszene" der ganzen Folge verpassen.
    Die Großstadt Rom mit ihren explizit erwähnten 12 Millionen Einwohnern und ihrem ebenfalls explizit erwähnten Verkehrschaos ist erstaunlich ruhig. Da rattert keine Vespa, da hupt kein Auto, da schimpft kein Fußgänger. Bei der Modenschau auf der Spanischen Treppe geht es so still zu wie auf einem Stehempfang. Als die drei Detektive schließlich Franca vom Gefängnis abholen, bläst gar der amerikanische Westernwind der Einsamkeit, dass man das Tumbleweed nur so durchs Bild rollen sieht. Und wenn Italiener Musik hören, dann natürlich keine Popmusik sondern entweder italienische Operetten oder Gondolieri-Sonaten.
    Die Italiener im Hörspiel hat man zwar mit Italienern besetzt, aber was nützt das, wenn sie wie Leonardo Cuseneza und Maria Chirivi ihren Text hörbar stockend ablesen, wenn sie sich pseudo-temperamentvoll im immer gleichen Satzaufbau ergehen müssen, wenn sie sowieso nur "Questura!" und "Polizia!" rufen oder sich als Krönung jedes Stereotyps gleich mehrfach an den "Spaghetti al dente" erfreuen? Denn die klassische italienische "Mamma" ist natürlich so breit wie hoch, kocht den ganzen Tag Pasta und lamentiert über die Ungerechtigkeit der Welt. Das ist Volkshochschulkurs "Italienisch für Anfänger 2" gepaart mit reichlich Klischees.
    Samira Chanfir hat einen sehr schönen Akzent – nur leider einen spanischen. Hier gilt wieder mal: Gerolltes R und scharfes S, fertig ist der Südländer, egal ob Italiener, Spanier, Portugiese oder Rumäne. Dabei hätte sie doch Anschauungsunterricht bei den echten Italienern nehmen können und zumindest das so typische "Worte nickte könne beende mite eine Konsonante" imitieren. Bei all den Stereotypen hätte das den Kohl nun auch nicht mehr fett gemacht.
    Holger Mahlich hat dafür gar keinen Akzent und überhaupt wirkt er weder alt, noch italienisch, noch zwielichtig oder gar bedrohlich. Die von Peter angesprochenen "clever aussehenden" Jugendlichen sind denn auch gleich so extrem sprachbegabt und können so "fließend" Englisch, dass sie auch keinen Akzent haben. Und die Handtaschenräuberbande ist so typisch italienisch, dass sie sogar einen spanischen Namen hat ...


    Fazit: Es passt wenig bis gar nichts zusammen in diesem Hörspiel. Die Geschichte fernab von Rocky Beach will nicht funktionieren. Allein mit der Erwähnung einiger bekannter Straßen und Sehenswürdigkeiten und einer fiktiven Modeschöpferin in Rom schafft man es eben noch lange nicht, die Atmosphäre der Stadt authentisch rüberzubringen. Die Vergeräuschung ist mau und die Musik ist nur Überbrückung. Vor dieser dünnen Kulisse fällt die flache Story um so deutlicher auf. Die Figuren erstarren in Klischees. Peinlichkeiten wie falscher (oder gar kein) Akzent und spanische Namen für italienische Banden geben der Folge dann den Rest. Note 5.