Die schwarze Sonne - 006) Whitechapel

  • n diversen Beschreibungstexten von Lausch werden Nathaniel de Salis und Adam Salton als Detektiv-Duo bezeichnet. Weshalb dies tatsächlich gerechtfertigt ist, wird in diesem Hörspiel deutlicher. Denn der zweite Teil von "Whitechapel" hat schon sehr den Anstrich einer Kriminalgeschichte. Und damit beweist man deutlich, wie vielseitig diese Serie sein kann.
    Eines der Kennzeichen der Serie war bislang auch, dass man auf real existierende Personen zurückgegriffen hat. Dieses Stilmittel greift man hier intensiver auf und so betreten nach Jules Verne auch ein Arthur Conan Doyle mit seinem Sherlock-Holmes-Erstlingswerk oder der berüchtigte Jack the Ripper die Bühne. Dies alles macht die Geschichte nochmals interessanter als sie durch die verschiedensten Zeit- und Handlungsebenen ohnehin schon ist. Allerdings wird das Geschehen in gleichem Maße enorm komplex und die Zusammenhänge sind - bislang zumindest - noch nicht immer klar.
    Inhaltlich fällt dieses Abenteuer wieder eine Spur interessanter aus als "Akasha", obgleich die Laufzeit um gut fünfzehn Minuten verkürzt ist. Zu Beginn der Einstieg im 3. Reich und einer mysteriösen Nordpolexpedition, in der auch Weisthor seine Finger im Spiel zu haben scheint. Danach der Übergang zu Helmut Berger alias Arthur Salton und einem Wiederauftauchen "des Weißen". Schließlich dann die Rückkehr Nathaniels und Adams nach England und ein wahnsinniger Serienkiller.
    Über all dem schwebt eine Verbindung, die hier ein klein wenig greifbarer wird. Man ahnt, dass im Hintergrund Fäden zusammenlaufen, welche die Geschichte später noch richtig genial werden lassen können. Nun ist man bei der Mitte angekommen, viele Fragen hängen noch in der Luft, aber weiterhin bereitet diese Serie einfach jede Menge Hörvergnügen. Natürlich muss man sich dafür darauf einlassen, dass man vielleicht nicht alles sofort in einen Gesamtkontext einorden kann. Ein enormes Potential ist aber gegeben und ich bin sehr gespannt, wie sich die Geschichte nun weiterentwickeln wird.
    Insgesamt sind die Episoden fünf und sechs vielleicht nicht ganz so stark wie die beiden Vorgänger aber immer noch nahe an sehr guter Unterhaltung.


    Markenzeichen der Serie ist die intensive Klangkulisse. Schlicht und ergreifend beeindruckend. Ich spare mir viele Worte und sage: das muss man einfach mal gehört haben!


    Eine breite Palette an Sprechern macht es zum einen nicht immer ganz leicht, sofort den Überblick zu erlangen, sorgt andererseits aber dafür, dass die einzelnen Szenen ziemlich voluminös erscheinen. Hier auf alle Leistungen einzeln einzugehen würde absolut den Rahmen sprengen. Da die Hauptpersonen mittlerweile ohnehin keine Unbekannten mehr sind, möchte ich den Fokus auf ein paar Nebenrollen richten. Einer, der zwar nicht viel Text hat, aber eine sehr ominöse und beeindruckende Figur spricht, ist Jürgen Holdorf, dessen Passagen einfach im Ohr haften bleiben. Einen sehr guten Job erledigt aber beispielsweise - aus der Reihe fällt eigentlich ohnehin kaum jemand - auch Carlheinz Heitmann als Admiral Dönitz. Desweiteren hat man noch einen etwas prominenteren Gastsprecher an Bord: Kim Frank. Einigen vielleicht noch im Gedächtnis aufgrund seiner wenig überzeugenden Darbietung als Jeffrey in der drei ???-Folge "Der Mann ohne Kopf". Hier aber kann er unter der Führung von Günter Merlau eine recht solide Leistung abliefern. Das gilt auch für andere nicht Semi-professionelle Sprecher.


    Fazit: Die Serie ist in höchstem Maße anspruchsvoll. Die Mysterien sind ziemlich verschachtelt und das Spiel mit verschiedenen Handlungsebenen wird konsequent weitergetrieben. Wirklich viele Antworten erhält man noch nicht. Es gesellen sich aber immer mehr Dinge dazu, die das Bild runder machen und die ein um die andere Verbindung knüpfen. Die Umsetzung ist ohne zu übertreiben einmal mehr exzellent. Hier kann man sich voll und ganz zurücklehnen und sich mit ganzer Konzentration nur auf dieses eine Hörspiel einlassen. Alles andere würde wohl auch dazu führen, dass man den Anschluss unweigerlich verliert. Leicht macht es einem Lausch mit dieser Serie zwar nicht, aber das möchte man auch gar nicht haben.
    Einziger Kritikpunkt: bisweilen dürfte die Geschichte an sich noch etwas mehr Tempo haben und sich schneller entwickeln. Ein wenig fehlt es auch an den großen inhaltlichen Höhepunkten, die einen unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschen lassen, wie es in den Episoden drei und vier beispielsweise der Fall war.