Der Orientzyklus

  • Der Orientzyklus
    Autor: Karl May
    Produktion: WDR 2006 - der hörverlag 2007
    Regie: Walter Adler
    Bearbeitung: Walter Adler
    Musik: Pierre Oser
    Länge: 660 Min.




    Mit:
    Karl May / Kara Ben Nemsi: Sylvester Groth
    Mutter May: Kerstin Thielemann
    Vater May: Udo Kroschwald
    Richter: Thomas Thieme
    Staatsanwalt: Volkert Kraeft
    Direktor: Jürg Löw
    Ilisch: Navid Akhavan
    von Falckenstein: Josef Tratnik
    Hadschi Halef Omar: Matthias Koeberlin
    und Werner Wölbern, Peter Harting, Hüseyin Michael Cirpici, Michael Mendl, Horst Mendroch, Florian von Manteuffel, Felix von Manteuffel, Renan Demirkan, Christian Redl, Ernst August Schepmann, Rufus Beck, Hans Peter Hallwachs, Horst Sachtleben, Horst Bollmann, Walter Renneisen, Dietmar Mues, Sascha Icks, Wolfgang Condrus, voker Niederfahrenhorst, Gerd Wameling, Udo Schenk, Richy Müller, Hanns-Jörg Krumpholz, Thomas Balou Martin, Engelbert von Nordhausen, Winfried Glatzeder, Gustav Peter Wöhler, Volker Lechtenbrink, Philip Schepmann u. v. a.


    9. Januar 1879. Wegen Amtsanmaßung wird der mehrfach vorbestrafte 37-jährige Schriftsteller Karl Friedrich May vom Königlichen Amtsgericht zu Stollberg in Sachsen zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Mitte August bittet May um Aufschub des Haftantritts, da er sich für literarische Arbeiten noch Bücher besorgen müsse. Am 1. September schließen sich hinter ihm die Tore des Arresthauses in Hohenstein. Die Haft endet am 22. September abends um 19 Uhr. Etwa ein Jahr später erscheint "Im Deutschen Hausschatz" in Regensburg unter dem Titel "Giölgeda padishanün" die erste Erzählung mit den beiden Protagonisten Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Die zerstückelten, in unregelmäßigen aber schnellen Abständen erscheinenden Zeitschriftenabdrucke fügt der Freiburger Verleger Fehsenfeld ab 1891 zur sechsbändigen Buchausgabe unter dem Titel "Der Orientzyklus" zusammen.


    Der Orientzyklus umfasst die Bände Durch die Wüste, Durchs wilde Kurdistan, Von Bagdad nach Stambul, In den Schluchten des Balkan, Durch das Land der Skipetaren, Der Schut


    Die Erzählungen handeln von der Abenteuerreise des Christen Kara ben Nemsi (Sohn der Deutschen) und des gläubigen Moslems Hadschi Halef Omar, die sie von Algerien über Ägypten quer durch die Sahara ans Rote Meer und zu den Heiligen Stätten des Islam führt. Sie durchqueren die Arabische Halbinsel, reisen ins Zweistromland von Euphrat und Tigris und weiter nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Auf der Suche nach dem Schut, dem geheimnisvollen Anführer der Verbrecherbande, die den Balkan in Angst und Schrecken versetzt, kommen sie durch Bulgarien und Mazedonien, bis die Geschichte in Albanien durch ein so genanntes Gottesurteil ihr Ende findet.


    Walter Adler bearbeitete den sechsbändigen Orientzyklus Karl Mays in enger Verschränkung mit dessen Biografie. Im Vordergrund dieser opulenten Inszenierung steht die Vielschichtigkeit der ethnischen, religiösen und moralischen Determinanten, um die herum Karl May seine Romane komponiert hat. Textgrundlage dieser Fassung ist die für die Karl May-Stiftung von Hans Wollschläger und Hermann Wiedenroth herausgegebene historisch-kritische Ausgabe.


    Meine Meinung:


    Mal wieder versucht sich Walter Adler an einem Hörspiel, das allein durch das Ausmaß auffällt. Zwar wirkt es gegenüber "Otherland" schon fast familiär, aber 140 Sprecher, mehr als 24 Stunden Hörspiel - das lugt aus dem Gros der Produktionen schon ordentlich heraus.


    Diesmal ist es also Karl May - Allerdings ist es recht weit weg von dem, was sich sonst an Hörspielumsetzungen nach Vorlagen Mays tummelt. Dort steht im Regelfall das Abenteuer im Mittelpunkt - Adler jedoch rückt Karl May selbst ins Geschehen, in dem er dessen Geschichte mit in die Produktion aufnimmt und auch die Projektion Mays auf die Figur des Kara Ben Nemsi hier einen wichtigen Aspekt ausmacht.


    Letzteres ist wohl auch der Grund, warum man für den Protagonisten ausgerechnet Sylvester Groth verpflichtet hat, denn er klingt eben nicht wie der strahlende Held, den man sonst aus gleichlautenden Umsetzungen kennt.


    Insofern wird diese Produktion den einen oder anderen Hörer schon etwas stutzig machen und auch bei den Fans unter Umständen etwas zwiespältig aufgenommen werden. Zumal man sich auch an einige Besonderheiten in der Umsetzung gewöhnen muss. So läuft beispielsweise die Handlung während der (zum Teil hektischen) Erzählerpassagen im Hintergrund weiter, was ein vollkommen entspanntes Lauschen nahezu unmöglich macht.


    Das Aufgebot an Sprechern ist nicht nur von der Anzahl bombastisch, sondern überzeugt auch beim Hören. Trotz des großen Cast lässt man hier keine Nachlässigkeiten bei der Besetzung erkennen. Durch die Bank sind hier gute und sehr gute Leistungen zu hören.


    Auch bei der sonstigen Umsetzung beweist das Team um Walter Adler viel Herzblut. Komponist Pierre Oser schafft eine stimmige und glaubhafte Musikuntermalung und bei der Soundkulisse bleiben keine Wünsche offen.


    Das, was Adler mit dieser Umsetzung erreichen wollte, ist ihm schlicht und einfach gelungen. Ein May, der weit weg ist vom Üblichen und auf diese Art aber die Chance bietet May vielleicht nicht neu, aber anderes kennenzulernen.


    "Der Orientzyklus" wird in einer Box mit 6 Doppel-CDs (jeder Teil ist in einem separaten Cover) und einem 64seitigen Booklet präsentiert und ist ab dem 17.08.2007 im Handel erhältlich. Die Musik von Pierre Oser gibt es als Soundtrack unter dem Titel "Senitza - Die Musik aus dem 'Orientzyklus'" ebenfalls im Handel.

    Meine Wertung: + + + +