Bloß weil ich keine Schokolade mag, ist ein Schokoladensoufflé noch lange kein lieblos hingeklatschter Nachtisch, sondern nach wie vor ein kulinarisches Meisterwerk, an dem der Koch und viele andere Menschen lange und mit viel Hingabe gearbeitet hat. Jemand hat das Rezept entwickelt und aufgeschrieben, jemand hat die Kakaopflanzen gepflegt, den Kakao geerntet und geröstet, jemand hat die Hühner gefüttert, deren Eier verwendet wurden, jemand hat das Feld gepflügt, auf dem das Getreide für diesen Nachtisch wuchs..... So kann es endlos weiter gehen. Jetzt komme ich daher und sag – ich mag keine Schokolade und darum ist das kein qualitativ hochwertiger Nachtisch?
So geht’s ja nun auch nicht.
Ich bin bei LB sehr spät eingestiegen und habe von der ersten Folge an viele hintereinander weg hören können.
Oh was war ich unglücklich über Frau Rattheys Tot und den -für mein ganz persönliches Empfinden- nicht hinreichenden Ersatz. Was war ich enttäuscht über Folge 10. Wie unglücklich machte mich das Ende von Max und jeder der mich kennt weiß, dass ich weder Tim noch Vivien leiden kann.
Das alles ändert aber nichts daran, dass ich weiter LB höre. Nicht aus Gewohnheit oder weil ich ein Fan bin, der alles durch winkt, sondern weil mich dennoch die Qualität überzeugt, weil mir die Geschichten gefallen und weil mich der grundsätzliche Plot (alte englische Lady löst als Hobby Kriminalfälle) fasziniert und mir Kurzweil beschert.
Die Autoren schreiben gute bis sehr gute Geschichten und die Sprecher wie Regisseure setzen das wirklich hervorragend um. Wenn mir ein Sprecher nicht gefällt oder eine Rolle, macht dies ja das Hörspiel nicht schlecht oder langweilig. Und wenn ich es nicht gut finde, dass ein Sprecher heute Mr. Smith spricht und morgen Prof. Dr. Thumberdole, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
- entweder bin ich nicht in der Lage, in dieser Person eine Rolle zu identifizieren und mich lediglich auf den Inhalt zu konzentrieren, oder
- ich kann einfach die Geschichte genießen und mir keine Gedanken darum machen, ob ich den Menschen schon vor drei Folgen mal gehört habe.
Wenn ich Will Smith oder Sean Connery im Fernsehen sehe, dann hab ich ja auch nicht grundsätzlich den "Prince of Bel Air" oder "James Bond" im Kopf und ich vergesse sie auch nicht einfach in ihren Rollen, bloß weil sie mal ne andere Spielen.
Und wenn dem doch so ist, dann ist nicht automatisch das Drehbuch, der Darsteller, die Regie oder die Umsetzung der Geschichte schlecht, sondern vielleicht einfach mein Auffassungsvermögen nicht hinreichend entwickelt oder in diesem einen Fall aufgrund äußerer Einflüsse gestört.
Ich kann mich zum Beispiel beim besten Willen nicht an den Namen des Polizisten erinnern, den Bruce Willis in diesen „Stirb Langsam“-Filmen gespielt hat, aber sehr wohl an seine Rollen in „The Sixth Sense“(Malcolm Crowe), „Unbrakeble“ (David Dunn), „Pulp Fiction“ (Butch Coolidge) und „Last Boy Scout“ (Joseph Cornelius „Joe“ Hallenbeck) - um nur einige zu nennen.
Liegt das nun daran, dass Bruce Willis in den „Stirb Langsam“- Filmen schlecht gespielt hat, war das Drehbuch bescheiden oder der Regisseur, oder liegt es einfach daran, dass mir diese Filme persönlich nichts gegeben haben, was aber nichts mit deren Qualität in ihrem Genre zu tun hat?
Wenn ich im Supermarkt einen Werbespot höre und die Stimme zufällig auf einen Hörspielcharakter passt, denke ich doch beim nächsten Hörspiel nicht automatisch an Nudeln in Schinkensauce, sondern ich höre die Geschichte an und genieße sie, wenn sie mir gefällt oder ich schalte sie ab, wenn dem nicht so ist.
Ich weiß, dass dieser Post stellenweise aggressiver klingt, als er gemeint ist. Ich will niemanden persönlich beleidigen oder angreifen. Ich möchte nur darstellen, dass alles rein subjektive Empfindungen sind und niemand außer den Autoren, Produzenten oder Sprechern wirklich weiß, wie hart gearbeitet wird und wie viel Herzblut in jeder Folge steckt.
Ich empfinde jedenfalls ganz subjektiv, dass -auch wenn mir die eine oder andere Folge und bestimmte Rollen nicht gefallen- sich die grundsätzliche Qualität der Lady Bedfort-Folgen nicht verschlechtert hat.