Interview mit Andreas Fröhlich zu Eragon 3

  • Hallo liebe Hörspiel-Freunde,


    im Rahmen der Aufnahmen zu Eragon 3 hat unsere Kollegin Astrid Roth ein Interview mit Andreas Fröhlich geführt. Das möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten:


    Lieber Andreas Fröhlich, Du hast bereits die beiden ersten Bände von Eragon gelesen. Mit welchem Gefühl geht man in die Aufnahmen, wenn man tausend Seiten Manuskript vor sich liegen hat, und weiß, dass man die nächsten drei Wochen im Studio verbringen muss?


    Erstmal ist es natürlich eine Freude, dass man wieder zurück in die Eragon-Welt steigen darf – zurück nach ALAGÄESIA . Aber natürlich hat man auch ein wenig Angst vor dieser Masse an Text. 24 CDs – das ist schon sehr, sehr viel. Natürlich stelle ich mir die Frage, halte ich das durch, -stimmlich – wird man nicht krank und klingt auf CD 7 plötzlich heiser. Aber in erster Linie freue ich mich drauf.



    Wirst du die nächsten drei Wochen komplett in diese Eragon-Welt abtauchen? Oder nimmst Du Dir morgens Deinen Stapel Text, arbeitest den ab, gehst abends aus dem Studio raus und lebst dein alltägliches Leben weiter? Anders gefragt, haben diese Aufnahmen einen Einfluss auf Dein normales Leben?


    Ich kann mich erinnern, dass ich bei der Produktion des letzten Bandes von ERAGON, auch davon geträumt habe. In meinen Träumen sah ich immer Schlachtengetümmel wie es bei ERAGON erzählt wird. Ich habe beispielsweise das Beor-Gebirge in meine Träume eingebaut. Während der Zeit der Aufnahmen kommt man schlecht von der Welt des Eragon los.


    In diesen beiden ersten Bänden sind uns bestimmt zwanzig, dreißig, vierzig verschiedene Stimmen begegnet. Wie gelingt es Dir diese Stimmen abzurufen?


    Das hat sich so entwickelt. Bestimmte Figuren in dem Roman werden sehr genau beschrieben, auch ihre Körperlichkeit wird beschrieben. Diese Körperlichkeit versuche ich stimmlich herzustellen. Bei den Zwergen zum Beispiel verändere ich auch vor dem Mikrofon meine Körperhaltung und werde ein bisschen „massiger“. Dann arbeite ich mit dem Unterkiefer und atme mit dem Zwerchfell. Bei den Zwergen ist das relativ einfach.
    Bei anderen Figuren muss ich mir anders helfen.
    Wichtig ist auch, dass ich wirklich verstehe, was ich da lese, erst dann kann eine Figur entstehen. Diese Figur taucht ganz automatisch vor meinem geistigen Auge auf. Bei „Jeod“ zum Beispiel sehe ich, dass er ein bisschen zögernd und stotternd spricht, Saphira ein bisschen britischer, ein bisschen langsamer. Da legen wir zusätzlich einen Hall drauf.
    Orik zum Beispiel ist eine Figur, die ich sehr liebe, weil er einen gewissen Witz hat. Orik ist ein Zwerg und zeichnet sich dadurch aus, dass er, so hab ich ihn dargestellt, nach bestimmten Sätzen etwas auspustet und ausatmet.


    Haben sich Band 1 und Band 2 so tief in dich „reingebrannt“, dass du diese Welt jetzt für dich neu entstehen lassen kannst?


    Ja, die Welt taucht wieder auf. Es sind ungefähr die gleichen Figuren, die vorkommen, und natürlich noch ein paar neue. Ich bin sehr gespannt, wie ich einige Figuren darstellen werde, denn von manchen weiß ich noch nicht genau., wie ich sie sprechen werde. Das werde ich zusammen mit der Regisseurin entwickeln.


    Wann hast du eigentlich festgestellt, dass deine Stimme so wandelbar ist?


    Ich mach mir darüber beim Lesen gar nicht so viele Gedanken. Ich lese einen Text so vor, wie es mir Spaß macht, etwas vorzulesen. Und wenn ein Dialog zwischen einem Elf und einem Zwerg kommt, oder einem Drachen und einem Urgal, dann liegt es auf der Hand, dass man diesen Dialog unterschiedlich darstellt. Man könnte ihn natürlich auch ganz einfach lesen.
    Es gibt auch Leute, die solche extrem gespielten Szenen bei Hörbüchern gar nicht so mögen, weil sie den Text lieber ganz klar vorgelesen bekommen und sich die Stimmen selber vorstellen möchten.
    Meiner Meinung nach schreien diese Fantasygeschichten aber danach, dass man Stellen ein wenig voneinander absetzt. Und es macht mir Spaß, obwohl es natürlich wahnsinnig anstrengend ist, wenn unterschiedliche Figuren reden. Es ist eine körperliche Anstrengung in diese Stimmen so einzusteigen, dass der gewünschte Charakter rüberkommt.



    Könnte man sagen, dass Du durch Deine Hörspielerfahrungen im Vorteil bist, in so einem Hörbuch stark in die Dialoge reinzugehen?


    Mit diesem dialogischen Arbeiten bin ich groß geworden. Dialoge zu sprechen, macht mir persönlich sehr viel Spaß. Die eine Person spricht langsamer und die andere schneller oder aufgeregter. Der eine hat eine tiefere Stimme und der andere eine hellere. Aber natürlich passiert es auch, dass es mir nicht sofort gelingt.
    Manchmal muss ich mehrmals ansetzten, um dann wirklich genau diese Haltung, oder diesen Sinn des Satzes zu verstehen. Nicht nur, dass die Worte sauber ausgesprochen werden, sondern die Haltung muss stimmen. Emotionen müssen einfließen.



    Fantasy ist seit vielen Jahren so erfolgreich. Woran liegt es, dass Fantasy-Literatur so erfolgreich ist bei jungen Lesern, aber auch bei erwachsenen Lesern?


    Ich denke, Fantasy funktioniert deswegen so gut, weil es eine Parallelwelt darstellt zu der Welt, in der wir uns bewegen. Man kann wunderbar hinabtauchen. Es passieren Sachen, die im hier und jetzt niemals passieren würden. Es wird gezaubert, es ist eine phantastische Welt. Die Welt, in der wir uns bewegen, im Alltag, ist nicht annährend so phantastisch. Die ist oft sehr anstrengend, oder manchmal sogar ein bisschen langweilig. Fantasy funktioniert deswegen so gut, weil man sich mit den Helden identifizieren kann. Eragon zum Beispiel macht eine unglaubliche Entwicklung durch. Es ist eine Initiationsgeschichte - also vom Bauernjungen wird er zum Drachenreiter. Das ist etwas, das man sich selber vielleicht nicht vorstellen kann, aber man hat die Möglichkeit in dieser Figur Abenteuer zu erleben, die man im Alltag nicht erleben würde.


    Freust Du dich jetzt schon auf den vierten Band von Eragon?


    Ich glaube in erster Linie freue ich mich jetzt erstmal auf den dritten Band. (lacht)



    Vielen Dank für das Gespräch!


    Seit Samstag, 25.10.2008, ist das Hörbuch im Handel erhältlich.


    Viel Spass beim Hören.


    www.eragon.de
    Eragon 3 - Die Weisheit des Feuers