Zwei verzweifelte Menschen, ein Rätsel. Sherlock Holmes ist außer sich, da er einen Klienten verpasste, weil er auf Drängen von Dr. Watson spazieren ging und somit nicht in der Baker Street auf einen – lang ersehnten – neuen Fall warten konnte. Mrs. Hudson schildert einen möglichen neuen Klienten in einer Weise, die viele Parallelen zu Holmes verzweifelter Suche nach etwas (im Falle Holmes etwas Interessantes – ein Rätsel) aufweist. Zum Glück weiß Dr. Watson seinen Freund zu beruhigen, der völlig außer sich vor Empörung nicht zu Hause gewesen zu sein und damit einen Klienten, der vor Dringlichkeit kaum eine halbe Stunde zu warten imstande war, womöglich verloren zu haben. Holmes Chronist weißt ihn auf eine Pfeife hin, die der neue Klient hinterlassen hat. Anhand dieser deduziert Sherlock Erstaunliches und kurz darauf taucht Jack Grant Munro auf, der verzweifelte Klient: Seine Frau verhält sich reichlich seltsam seitdem das Nachbarhaus wieder bewohnt ist. Jack selbst sieht dort ein unheimliches gelbes Gesicht. Alarmiert bittet er Sherlock Holmes sich der Sache anzunehmen, um seine Ehe zu retten.
Das Hörspiel ist mit 47 Minuten etwas kürzer ausgefallen, was mir gut gefällt, da es dadurch perfekt in ein einstündiges Zeitfenster passt, wobei etwas Puffer bleibt und dadurch alles ganz entspannt angegangen werden kann.
Die Geschichte wird abwechslungsreich erzählt. Anstelle des vorlagentypischen Stils alles Sherlock Holmes nur zu berichten (was natürlich ist, aber etwas Dröge bei einem Hörspiel, das keine inszenierte Lesung sein will), gibt es kurze Hörspielszenen, die das gesagte verdeutlichen. Es wird auch deshalb zu keinem Zeitpunkt langweilig. Diese Hörspielszenen sind ungemein hilfreich, um die verschiedenen Personen dem Hörer näher zu bringen, damit er zum Beispiel Sympathien langsam aufbauen kann, um schließlich Empathie zu empfinden. Das ist mit dem herzlichen Ende wahrlich schön gelungen.
Joachim Tennstedt klang zu Beginn hörbar geschafft, so empört war Sherlock. Da hört er sich gleich ein paar Jahre älter an. Aber zum Glück beruhigt sich Holmes wieder und alles ist beim Alten. Eine schöne Leistung. Detlef Bierstedt und Regina Lemnitz sind gewohnt erstklassig in ihren Stammrollen. Johannes Raspe als verzweifelter Klient überzeugt ebenfalls jederzeit. Sein Zusammenspiel mit Melanie Hinze (Effie Grant Munro) ist sehr schön anzuhören. Melanie Hinze schafft es in ihrer Rolle jederzeit auszudrücken, wie sehr sie darunter leidet, ihrem Mann die Wahrheit verschweigen zu müssen und kann damit sicherlich Sympathie bei der Hörerschaft sammeln. Die übrigen Sprecher passen zu ihren Rollen.
Von den vielen Illustrationen, die ich schon zu dieser Geschichte gesehen habe, gefällt mir diese besonders gut, weil es das gelbe Gesicht und das Haus zusammen zeigt. Die Maske erinnert mich an einen Totenkopf. Das belustigt mich, da ich sehr von Aiga Raschs Darstellung geprägt bin.
Fazit
Ein schöner und etwas ungewöhnlicher Fall des berühmten Sherlock Holmes in Form eines wahrlich atmosphärischen Hörspiels aufbereitet.