DIE STORY
Der exzentrische Lord Philesas Fogg schließt im Jahre 1872 im vornehmen Londoner Reformclub eine Wette ab, dass er es schafft, in 80 Tagen um wie Welt zu reisen. Dabei setzt er sein gesamtes Vermögen aufs Spiel. Noch am gleichen Abend reist er mit seinem Diener Passepartout ab. Die Reise führt sie über Ägypten nach Indien, Hongkong und den USA. Doch auf der Reise stellen sich den Abenteurern unvorhergesehene Ereignisse in den Weg, die schließlich sogar dazu führen, dass sie mit der indischen Prinzessin Aouda noch eine weitere Mitreisende an Bord haben. Und dann wäre da noch der ehrgeizige Detektiv Fix von Scotland Yard, der Fogg für einen Bankräuber hält und ihnen unablässig folgt, immer nur ein Ziel vor Augen: Fogg zu verhaften und somit seine Reise vorzeitig in Richtung Gefängnis zu beenden...
DIE SPRECHER
Lutz Mackensy (der Fogg selbst schon einmal, verkörpert von Pierce Brosnan, in einem TV-Mehrteiler gesprochen hat) gibt den Erzähler, Hans Daniel ist Phileas Fogg, Joachim Wolff sorgt als Passepartout für Witz und Werner Cartano versucht als Detektiv Fix Fogg dingfest zu machen. Daneben gibt es noch Karin „Tante Mathilda“ Lieneweg als Prinzessin Aouda zu hören (und die schrullige Tante aus den „drei ???“ hört man hier kaum heraus) sowie Andreas v.d. Meden, Volker Bogdan, Wolfgang Kaven, Peter Kirchberger und noch einige mehr in kleineren Rollen. Dabei machen alle ihre Sache gut. Nur K. Das Gupta (wahrscheinlich ein Pseudonym) als Elefantenführer klingt etwas seltsam, aber da seine Rolle klein ist, fällt dies nicht ins Gewicht. Der ein oder andere könnte sich zwar daran stören, dass Passepartout keinen französischen Akzent hat, aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit. Ansonsten gibt es in diesem Bereich für mich nichts zu meckern.
MUSIK UND EFFEKTE
Auch in diesem Bereich gibt es wenig Grund zur Klage. Moment – wenig? Es gibt also was zu monieren? Ja, aber das ist nicht so dramatisch. Die Effekte sind, vor allem für die damalige Zeit (das Hörspiel ist von 1976), okay und passend Gewählt – leider trifft dies nicht immer auf die Musik zu. Zwar werden hier oft die schönen, alten Orchesterstücke gewählt, nur passen diese nicht immer zur aktuellen Szene. Vor allem am Anfang kam einige Male ein Stück, dass die Lage in meinen Augen dramatischer macht, als sie ist (vor allem, als die Reise noch nicht einmal begonnen hat). Aber es gibt schlimmeres, nur hätte man in diesem Bereich vielleicht etwas sorgfältiger arbeiten können, um das Hörerlebnis vollkommen abzurunden. Alles in allem geht dieser Bereich aber in Ordnung.
FAZIT
Achtung! Dieses Fazit enthält Spoiler! Wer nicht verraten haben möchte, lese bitte erst beim untersten Abschnitt weiter!
Wie schafft man es, eine so umfangreiche Geschichte wie „In 80 Tagen um die Welt“, deren Verfilmungen über mehrere Stunden gehen, auf knapp 48 Minuten zu reduzieren? Die Antwort: In dem man viel kürzt. Gleich zu beginn der Reise fehlen z.B. die Erlebnisse in Paris und Brindisi. Auch das Passepartout von Fogg während seiner Reise kurzfristig getrennt wird, ist nicht enthalten, ebenso viele andere Stellen, die unseren Freunden das Leben schwer machen und das Ziel der Reise gefährden. So bekommt man leider ein wenig den Eindruck, die Reise sei mehr oder weniger ein Spaziergang mit wenigen Zwischenfällen, die aber den Zeitplan nicht wesentlich durcheinander bringen. Erst gegen Ende entsteht ein Zeitdruck, aber leider wurde zum Schluss die Geschichte ein wenig umgeschrieben. In der Vorlage erreicht Fogg, wie er glaubt, am 80 Tag London, nur leider zu spät, um seine Wette zu gewinnen. Erst als er am nächsten Abend seinen Diener zum Pfarrer schickt, damit er und Aouda am darauffolgenden Tag heiraten können merkt er, dass er sich um einen Tag zu seinem Gunsten verrechnet hat und bricht sofort zum Reformclub auf, wo er im letzten Moment eintrifft und seine Wette doch noch gewinnt. Im Hörspiel merkt er schon am Abend des Eintreffens, nachdem er ebenfalls kurz gedacht hat, die Wette sei verloren, dass es erst der 79. Tag ist. Doch anstatt sofort zum Club zu fahren und die Mitglieder in Erstaunen zu versetzen, dass er sogar schon einen Tag früher eingetroffen ist, wartet er seelenruhig bis zum nächsten Abend, um dann 3 Sekunden vor der „Deadline“ im Club aufzutauchen – eine meiner Meinung nach unnötige und auch ein wenig unlogische Änderung, zumal sie die Dramatik aus dem Ende nehmen.
Trotz dieser Änderungen und Kürzungen und trotz der geringen Laufzeit für diese Geschichte handelt es sich um ein gutes Hörspiel mit guten Sprechern und einer guten Atmosphäre und nur wenigen Kritikpunkten. Wer also diese Geschichte einmal in kompakter Form mit liebgewonnenen Sprechern erleben will, darf gerne zugreifen. Um auf den vollen Genuss und die volle Dramatik der Geschichte zu kommen, empfehle ich aber, neben dem Buch (das ich selbst leider auch noch nicht gesehen habe), die beiden Verfilmungen von 1956 mit David Niven und von 1988 mit Pierce Brosnan und dem unvergleichlichen und unvergessenen Sir Peter Ustinov als Detektiv Fix (beide Filme sind auf DVD erhältlich). Von der Verfilmung von 2004 mit Jackie Chan rate ich hingegen ab – sie ist mit knapp 2 Stunden zu kurz geraten und entfernt sich auch sehr von der Originalgeschichte. Auch im Hörspielsektor gibt es meines Wissens noch ausführlichere Umsetzungen (z.B. vom Hörverlag), von denen ich sicher die ein- oder andere in Augenschein nehmen werde. Bis dahin und für Zwischendurch reicht diese „Light“-Umsetzung, denn unterhaltsam ist das Hörspiel auf jeden Fall und somit eine Bereicherung für jede Sammlung von Hörspiel-Klassikern...