Hören und Verstehen

  • Weiß leider nicht ob ich diesen Thread hier posten kann, sollte es etwas Artverwandtes geben, so kann man es ja wieder zu dem Thread zuordnen.


    Also, es geht um die Thematik Hören und Verstehen, habe mich mit meinem Mitbewohner über das Thema Hörspiele unterhalten. Er meinte dann im Gespräch, das er gerne Hörspiele mag, sich aber mit einer Folge von den Drei ??? ziemlich lange beschäftigen musste.
    Es wäre ihm schwer gefallen, sich lange auf die Handlung bei einer Zugfahrt zu konzentrieren und dem Ablauf der Geschichte zu folgen. Als ich ihn fragte, ob er eine Ahnung hätte warum das so wäre, gab er mir zur Antwort das er sich zu schnell ablenken lassen würde.
    Ehrlich gesagt, konnte ich es nahvollziehen was er zu mir sagte, da ich es auch schwer fand mich nach so langer Zeit wieder auf dieses Medium einzulassen.
    Mittlerweile geht das sogar sehr gut und ich lasse mich so gut wie gar nicht mehr ablenken.
    Ich arbeite als Erzieher im Kindergarten und musste letztens mit Bedauern feststellen, das viele gar keine Hörspiele hören bzw kennen. Danach wurde dann in der Mittagspause Hans Paetschs Märchen CD gehört und es war erschreckend wie schwer es den Kindern fiel sich auf dieses Angebot einzulassen. Mittlerweile nach drei Wochen und fast täglichen Hörspielgenuss ( Märchen, Benjamin , Bibi, Fünf Freunde ( für die Ältesten ) schaffen es die Kinder schon sich wenigstens für eine Kassettenseite zur Ruhe zu finden.
    Kann man also sagen, daß sich der Genuss von Hörspielen und Hörbüchern auf die dauerhafte Konzentration auswirkt und diese auch verbessern kann ?
    Anders gefragt sind Hörspiel-Hörbuch Hörer auch im Gespräch die aufmerksameren Zuhörer ?
    Bitte nicht nur ein nein oder ja als Antwort, hierbei handelt es sich auch nur um persönliches Interesse und nicht um eine Studie.

  • Ich kann mir schwer vorstellen, dass es etwas mit dem persönlichen Hörspiel-/Hörbuch-Konsum zu tun hat, ob man ein guter Zuhörer ist. Das Problem bei der "Hörspiel-Empfänglichkeit" - hier geht es um deine Kindergartenkinder - ist wohl eher die jeweilige Rezeptionsleistung des Zuhörers. Hörspiele verlangen, wie auch Bücher, Filme, Fernsehen, Comics etc. eine Induktionsleistung vom Rezipienten. Alle diese Medien haben "Leerstellen", die vom Leser/Hörer/Zuschauer gefüllt werden müssen: Beim Hörspiel ist es beispielsweise der Nachvollzug eines Szenenwechsels oder die Verknüpfung eines Geräusches mit einem konkreten Geschehnis. Beim Comic sind es die Zwischenräume ("Gutter") zwischen den Panels, die vom Leser irgendwie mit Inhalt gefüllt werden müssen*, bei Romanen und Filmen z.b. die Differenzen zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit**. Beim Fernsehen muss man u.a. die Einstellungswechsel miteinander in Bezug setzen können.
    Diese Induktionsleistung muss, so merkwürdig das klingt, gelernt werden. Wer noch nie ein Hörspiel gehört hat, muss sich erst auf die Eigenheites des Mediums einlassen. Wer noch nie einen Film gesehen hat, versteht vielleicht nicht, was es bedeutet, wenn die Hauptdarsteller plötzlich rauchend im Bett liegen***. Dieser Lernprozess funktioniert vermutlich mehr oder weniger automatisch (fragt da mal einen Psychologen), muss aber erst durchgemacht werden. Vielleicht verstehen deine Kindergartenkinder deshalb erst mit der Zeit, wie so ein Hörspiel funktioniert (Ganz abgesehen davon, dass man natürlich auch lernen muss, still zuzuhören, aber das ist eine andere Geschichte ;) ).



    Kurzum: Es gibt da wohl verschiedene Faktoren, aber die Hörspielsozialisation gehört bestimmt mit dazu, man kann nicht alles auf die jeweilige "Aufmerksamkeitsspanne" schieben. Es gibt vermutlich Leute, die sehr gut zuhören können, obwohl sie nie ein Hörspiel gehört haben. Aber vielleicht können die sich beim Lesen auch gut konzentrieren ;)



    *Das lernt man wunderbar bei Scott McCloud: Comics richtig lesen. Hamburg 1994.
    **Dazu Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. Konstanz 1970 (Wikipedia).
    ***Ein ehemaliger Kommilitone erzählte mir, dass sein Vater nicht fernsehen könnte. Er würde einfach nicht nachvollziehen können, was da passiert; zumal er sein Leben lang keinen Fernseher besessen habe.

  • Ok, das nenne ich mal eine ausführliche Antwort auf meine Frage. Ich denke das mich diese Antwort schon ein wenig weiter bringt, mit den Hörspielen werde ich mit Sicherheit weiter machen, da die Kinder froh sind über diese angenehme und interessante Möglichkeit die Mittagsruhe zu gestalten. Mittlerweile fragen sie immer schon was denn heute gehört wird, Fünf Freunde" Timmy in Gefahr" kam übrigens gut an, hoffentlich haben Pumuckl und co jetzt noch eine Chance.

  • Sich auf eine Sache zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen, muss man sicher auch erstmal lernen. Ich denke, da könnte es für deine Kindergartenkinder ein ganz normaler Lernprozess sein.
    Zum anderen ist die heutige Zeit hektischer und schnelllebieger. Ob Kinder heute noch so entspannt spielen und das Leben kennenlernen können, wie zu meiner Zeit, bezweifle ich mal. Bei mir (Baujahr 79) gab es nur 3 (später 4) Fernsehprogramme, ich habe viele Hörspiele gehört und stundenlang Bücher gelesen. Das fördert meiner Meinung nach die "Gabe" sich zu konzentrieren.
    Dann ist es aber auch so, dass eine Person sich gut konzentrieren kann und eine andere Person, kann das weniger gut und braucht eine sehr ruhige Umgebung. Das erlebe ich immer wieder auf der Arbeit. Menschen sind nunmal verschieden.
    Als weiteren Punkt denke ich, muß man noch die Informationserfassung einer Person berücksichtigen. Mit Informationserfassung meine ich, wie schnell jemand etwas erfassen und verstehen kann.



    Hörspiele muss ich allerdings zu Hause hören. Auf einer lange Zugfahrt wäre das vielleicht auch möglich (habe ich noch nicht ausprobiert), auf der täglichen Fahrt zur Arbeit geht das nicht. Da werde ich immer wieder mal unterbrochen, z.B. durch eine Fahrkartenkontrolle oder Durchsagen, da schaffe ich noch nicht mal ein kurzes Hörspiel und in Happen geteilt mag ich keine Hörspiele hören.
    Längere Hörspiele (2 Std. und länger) höre ich eher selten, allerdings habe ich derzeit verstärkt daran Interesse. Ich weiß nicht, ob es einfach das Interesse an komplexeren Handlungen ist oder ob es eine Weiterentwicklung meiner Hörgewohnheiten ist.

  • Es gibt ja auch unter den Erwachsenen genug, die Hörspiele mehr oder weniger nur nebenher konsumieren. Das mache ich durchaus aus - allerdings dann vornehmlich bei Hörspielen, die mir bereits bekannt sind und die zur leichten Kost zählen, so dass es nicht allzu dramatisch ist, wenn man mal einen Moment geistig abwesend ist.


    Der Fall, dass ich gedanklich bei einem neuen Hörspiel abschweife, tritt vor allem dann ein, wenn es beginnt mich zu langweilen. In der Tat sind es sogar nur eine handvoll Hörspiele, die mich zu 100% in ihren Bann ziehen (und die dann von mir auch entsprechend hohe Wertungen erhalten).


    Konvergiert zwar nicht zu ganz mit der ursprünglichen Fragestellung, aber ein Phänomen, das ich bei mir festgestellt habe ist, dass ich mit der Zahl an gehörten Hörspielen zunehmend kritischer werde. Einfach aufgrund der Tatsache, dass immer wieder neue, andere Standards gesetzt werden und auch die eigenen Ansprüche an Hörspiele mit der Zeit stetig zunehmen.

  • Zitat

    Original von stilllife33
    Mittlerweile fragen sie immer schon was denn heute gehört wird, Fünf Freunde" Timmy in Gefahr" kam übrigens gut an, hoffentlich haben Pumuckl und co jetzt noch eine Chance.


    Hmm, also da kann ich dir Andi Meisfeld empfehlen - klasse Hörspiele. :)

  • Zitat: Zum anderen ist die heutige Zeit hektischer und schnelllebieger. Ob Kinder heute noch so entspannt spielen und das Leben kennenlernen können, wie zu meiner Zeit, bezweifle ich mal. Bei mir (Baujahr 79) gab es nur 3 (später 4) Fernsehprogramme, ich habe viele Hörspiele gehört und stundenlang Bücher gelesen. Das fördert meiner Meinung nach die "Gabe" sich zu konzentrieren.



    Genau das meine ich, je hektischer die Zeit desto mehr brauchen die Menschen auch mal Ruhe, Zeit zum abschalten.
    Was hilft da besser als ein gutes Buch, ein Hörspiel bzw Bu :applaus:ch.

  • Zitat

    Original von stilllife33
    Genau das meine ich, je hektischer die Zeit desto mehr brauchen die Menschen auch mal Ruhe, Zeit zum abschalten.
    Was hilft da besser als ein gutes Buch, ein Hörspiel bzw Bu :applaus:ch.


    Das stimmt zwar, nur meinte ich das anders. In der heutigen Zeit sieht man wie Leute gleichzeitig immer öfters mehrere Dinge machen. Z.B. steht ein Kunde bei mir am Schalter und möchte, dass ich ihm etwas erkläre und gleichzeitig telefoniert er. Da bekommt er eine Sache auf jeden Fall nicht mit.
    Ich hatte noch das Glück in aller Ruhe ein Buch lesen zu können oder eben ein Hörspiel zu hören und mich dann voll und ganz damit beschäfigt und auf den Inhalt konzentriert. Es gab zu der Zeit keine Computer, massig Fernsehkanäle und was noch so die Zeit so schnelllebig macht.
    Das fördert eben die Fähigkeit sich zu konzentrieren, Dinge/Abläufe/Handlungen zu verstehen, aber auch mal zur Ruhe zu kommen.

  • Da hast du vollkommen Recht, ich wunder mich auch des öfteren über die Menschen in meiner Umebung was sie alles gleichzeitig können.
    Ich bin froh das ich ohne den ganzen technischen Schnick Schnack aufgewachsen bin, kein Internet, keine tausend Fernsehkanäle, immer draußen, ansonsten Hörspiele und Bücher und damit war ich glücklich.

  • Das ist bei mir ganz unterschiedlich. Mal habe ich einfach die Ruhe weg beim Hören, mal bin ich nervös und zappel nur rum. Während der Fahrt zur Arbeit höre ich immer phasenweise Hörspiele, finde das dann toll und nach 2 oder 3 Tagen fliegt die CD zu Gunsten eine Musikscheibe raus, dann hab ich einfach genug von der Ruhe und möchte mitsingen usw... Zu Hause ist nicht die Unruhe das Problem, hier höre ich eig. ausschließlich mit Kopfhörern, sonst ist's zwecklos, sondern eher die Müdigkeit und das damit verbundene "Wegpennen" nach 20 Minuten... :grumpy:

  • Zitat

    Original von freiwild
    Das ist bei mir ganz unterschiedlich. Mal habe ich einfach die Ruhe weg beim Hören, mal bin ich nervös und zappel nur rum. Während der Fahrt zur Arbeit höre ich immer phasenweise Hörspiele, finde das dann toll und nach 2 oder 3 Tagen fliegt die CD zu Gunsten eine Musikscheibe raus, dann hab ich einfach genug von der Ruhe und möchte mitsingen usw... Zu Hause ist nicht die Unruhe das Problem, hier höre ich eig. ausschließlich mit Kopfhörern, sonst ist's zwecklos, sondern eher die Müdigkeit und das damit verbundene "Wegpennen" nach 20 Minuten... :grumpy:


    des unterschreibe ich mal so ;)


    stilllife33 : cool das du den Kindern das Medium nahebringst. Im Kindergarten steckt das größte Neuhörer Potential ;)


    Bei mir wurde in der Grundschule auch mal ein DDF Buch gelesen und 1, 2 Hörspiele gehört. Das Gespensterschloss war dabei, das weiß ich noch =)

  • Ich glaube das Einzige was ich im Kindergarten mal gehört habe war "Xanti".
    Habe die Serie letztlich wiederentdeckt, auch nicht ganz billig der Kram...
    Finde aber Einrichtungen für Kinder sollten verstärkt auf dieses Medium setzen. Macht keinen schlechteren Menschen aus einem...eher das Gegenteil.

  • Wenn du irgendwann nach ca. 8 Jahren Bilderbücher vorlesen und Geschichten erzählen im Kindergarten,
    alle Bilderbücher und Bücher kennst und Qualitativ nicht wirklich viel wertvolles kommt, dann ist man dankbar für dieses Medium.
    Ja auch ich denke, das da viel Neuhörerpotential sitzt. Leider wird für Kinder auch so viel Müll produziert, frage mich bei vielen Produktionen ob sich da die Macher die Produktionen später noch einmal anhören. Oft total hektisch, die Sprache ist undeutlich und die Dialoge sind absolut grenzdebil. Wo ich auch gerne mal so Sachen wie Benjamin " ich tröte mir das Hirn aus den Kopf" Blümchen und Bibi Klopsberg aufzählen würde. Bitte ihr lieben Hörspielmacher, traut den Kindern mal zu das sie auch Qualität von Quatsch unterscheiden können.

  • Huhu! Auch wenn ich kein Erzieher bin oder sonstwie in der Richtung Erfahrung habe würde ich den Kleinen nicht zu viel Abwechslung bieten. Einfach öfter mal das selbe Hörspiel in den Player werfen, die Handlung wird wahrscheinlich erst nach mehrmaligem Hören richtig begriffen und nachvollzogen.


    Zu mir persönlich kann ich sagen:
    Am liebsten höre ich im Auto auf dem Weg zur/von der Arbeit. Da ich am Tag ca. 1 Stunde unterwegs bin kann ich fast täglich ein komplettes Hörspiel hören. Finde ich einfach eine klasse Sache. Zu Hause hört es sich bei mir am besten bei Hausarbeit (da gibts meistens Klassiker auf Tape)oder am PC beim Mahjongg spielen. (Neue Sachen, vornehmlich Gratis-Downloads und Radioproduktionen). Mich einfach nur entspannt hinlegen und hören funktioniert bei mir nicht. Ich brauche zusätzlich noch eine zweite Beschäftigen... irgendwas stumpfsinniges ohne viel Gehirnarbeit. Eben zB Mahjong spielen oder auch früher mal zeichnen oder mein Auto per Hand (!?!) abschleifen zum lackieren. :D

  • hallo blackmail,
    du hast absolut Recht, Kinder lernen durch Wiederholung. Da geht es bei mir aber auch ein bischen um Selbstschutz, nach ca. 10 maligem Hören von Benjamin Blümchen rettet den Zoo, brauchst du einfach was neues.
    Ich finde es auch schwierig mich einfach in einen Sessel zu setzen und einem Hörspiel zu lauschen ohne dabei irgendetwas zu machen. Ich bin dann gerne mal am PC, oder in diesem Forum, spüle oder räume mein Zimmer auf. Seitdem ich Hörspiele hör sieht mein Zimmer und meine Wohnung weitaus ordentlicher aus als vorher.
    Obwohl bei Gabriel Burns habe ich mich irgendwann lang gemacht, weil ich die ganze Zeit gedacht hatte ich hätte etwas überhört. Bei Folge 31 ist mir dann fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen als bei Take 6 auf einmal die drei Stimmen ertönen.
    Im Kino klappt das mit der Konzentration immer, aber wahrscheinlich liegt es da dann auch wohl an den Bildern.