studio jester nimmt sich in der Reihe "Mythos und Legenden" nach dem berüchtigten Bernsteinzimmer nun das Philadelphia-Experiment vor.
Wahrheit und Fiktion sollen in den Werken Stephan Vogels miteinander verknüpft und in einen spannenden Thriller verwoben werden. Ob dieses Vorhaben geglückt ist?
Teils, teils. Mit den großen Namen kann sich studio jester nicht messen, was aber wenig verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass dies erst das dritte Hörspiel ist, welches aus einem ursprünglich reinen Amateurprojekt heraus entstanden ist. Vor diesem Hintergrund ist die Steigerung doch gewaltig und man merkt stets das Bemühen weiter an sich zu arbeiten und sich weiter zu steigern.
Die Ideen Stephan Vogels gefallen mir grundsätzlich sehr gut. Diese bieten einen tollen Aufhänger und das Potential für einen spannend gestrickten Verschwörungsthriller. Das Drehbuch fällt diesmal deutlich kürzer aus, was einerseits positiv ist, andererseits aber auch Nachteile mit sich bringt. Um mal mit letzteren zu beginnen: ohne einen Erzähler fällt es hier nicht immer leicht die Sprünge zwischen verschiedenen Gruppierungen sofort nachzuvollziehen, so dass die Geschichte im Verlauf etwas wirr erscheint. Vorteil ist, dass einiges an Abwechslung geboten ist und die Geschichte keine Zeit hat durch zu lange Monologe ins Stocken zu geraten.
Bei der Inszenierung hätten sich manche Situationen durchaus noch mehr auskosten lassen. Da verschenkt man ebenfalls ordentlich vorhandenes Potential. Alles in allem ist dieses Hörspiel aber nicht uninteressant zu hören, langweilen dürfte man sich wohl eher nicht.
Gelungen sind die immer wieder eingestreuten Radioberichte, die sehr authentisch rüberkommen und damit den dokumentarisch angehauchten Stil unterstreichen.
Bei der Technik hört man schon, dass nicht so alles perfekt ist. Doch kann ich für meinen Teil damit leben. Die eingesetzte Musik ist für sich gesehen recht gut, ist aber nicht immer ganz treffend eingesetzt. Hier und da dürfte es schon etwas dramatischer und druckvoller zur Sache gehen.
Die Sprecher sind ziemlich wild zusammengewürfelt. Allerdings keine Mischung, die sich über die Maßen negativ ins Ohr setzt. Zu hören sind viele Stimmen der Hörfabrik wie Erik Albrodt, Horst Kurth, Oliver Theile oder Bert Stevens. Bekannte Sprecher wie Konrad Halver oder Johannes Steck und ebenfalls eine hohe Anzahl semiprofessioneller und Amateursprecher. Die Leistungen sind doch recht unterschiedlich. Weniger überzeugend ist beispielsweise René Wagner als Boris, der mit seinem aufgesetzten Dialekt arg gekünstelt wirkt, während sich Leute wie Johannes Steck keine Blöse geben.
Das Coverbild kommt in der Realität im Vergleich zur Internetvorschau deutlich dunkler daher. Absicht?
Fazit: Obgleich ich komplexere Geschichten recht gerne mag, geht es hier für meinen Geschmack eine Spur zu wirr zu. Die Ideen sind gut, man hätte aber insgesamt viel mehr daraus machen können. Für die Verhältnisse eines kleinen Labels eine nette Produktion, den Vergleich mit anderen Namen aus der Hörspielszene hält man allerdings nicht stand.