Das ältliche Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert, das auf der Farm Green Gabels lebt, unweit des malerischen Städtchens Avonlea auf Prince Edward Island, hat beschlossen, einen Waisenjungen aufzunehmen, der ihnen bei der Arbeit ein wenig zur Hand gehen soll. Doch als Matthew zum Bahnhof von Bright River fährt, um das Kind abzuholen, ist er höchst erstaunt, stattdessen ein Mädchen namens Anne Shirley vorzufinden. Auch Marilla fällt aus allen Wolken über diese Bescherung. Anne selbst ist zutiefst getroffen, dass sie nur ein Fehlgriff war, denn sie hatte so gehofft, endlich eine Familie zu finden, zu der sie sich verbunden fühlen darf – vor allem da ihr die Gegend rund um Green Gables ausgesprochen gut gefällt. Doch schon bald fühlen die Cuthberts Mitleid mit dem armen Mädchen und beschließen, sie doch bei sich aufzunehmen. Marilla nimmt sich vor, für ihre Erziehung zu sorgen, obwohl sie genau wie Matthew von Kindern keine Ahnung hat. Vor allem ist es ihre feste Absicht, Annes blühende Fantasie ein wenig im Zaum zu halten. Denn das Mädchen ist trotz ihres Schicksals sehr wortgewandt, was mitunter ihre Umwelt ein wenig verwirrt. Matthew hat das Mädchen sofort ins Herz geschlossen, während die resolute Marilla erst nach und nach auftaut, aber dann in ihrer Zuneigung zu Anne ihrem Bruder in nichts nachsteht.
Die Geschichte von dem rothaarigen Waisenmädchen Anne reiht sich nahtlos in das klassische Programm von TITANIA MEDIEN ein. Die Musik ist klassisch gehalten und vermittelt gut den Eindruck des 19.Jahrhunderts. Eine schöne Produktion mit gewohnt guten Sprechern. Jochen Schröder und Dagmar von Kurmin spielten ja schon gemeinsam im „Freischütz“ und diese Mischung kann sich auch bei Anne hören lassen. Marie Bierstedt liefert ebenfalls eine saubere Sprecherleistung ab, ihre Anne ist euphorisch, agiert ausgelassen aber nicht zu übertrieben. Regina Lemnitz als geschwätzige Mrs. Lynde ist auch eine Ohrenfreude. Bei Lutz Mackensy war ich anfangs etwas besorgt. Seine Stimme ist durch seinen Auftritte bei den Fünf Freunde und Elea Eluanda schon fast zu bekannt und ich hatte die Befürchtung, dass eine ähnliche Stimmung wie bei diesen Serien aufkommen würde. Doch sein Erzählpart ist ruhig und besonnen wie die harmonische Landschaft um Green Gables.
Alles in allem also ein sehr schöner Auftakt und das Booklet (wie bei TITANIA üblich wunderschön illustriert von Alice Kaiser) macht Vorfreude auf die kommenden Folgen.