Regie: Cathy Milliken, Dietmar Wiesner
Mit Chris Pichler, Michael Rotschof, Daniel Gloger, David Haller, Felix Dreher
Ein junges Paar zieht zusammen, um seinem Liebesglück ein Zuhause zu geben. Der Mann verlässt das gemeinsame Haus täglich, um zur Arbeit zu gehen, die Frau bleibt und schreibt. Sie, dauernd im Haus anwesend, bemerkt bald, dass es lebt und am Leben seiner Bewohner Anteil nimmt. Doch die Utopie des Anfangs wird nach und nach durch den Alltag mit seinen Abnutzungserscheinungen verändert und schließlich ermordet die Frau ihren Liebsten – ob in der Phantasie oder in Wirklichkeit, das bleibt offen. Was als eine profane Geschichte daherkommt, überführt Silke Scheuermann in ein an Hofmannsthal erinnerndes Szenario in Versen. Das Haus selbst tritt als Vermittler auf, das gleich einem antiken Chor die Szenen und Monologe kommentiert und in Gang setzt. Realismus, Poesie und Imaginäres gehen ineinander über.
Silke Scheuermann im Interview mit Manfred Hess, Hörspieldramaturg beim Hessischen Rundfunk:
"Die Grundidee des Librettos ist, dass das Haus lebt, nicht auf eine esoterisch-spukige Art, sondern im psychologischen Sinne. Wir leben im 21. Jahrhundert in einer tiefen Abhängigkeit
von den Dingen, die nicht immer im Horizont unseres Bewusstseins liegt – wir vertrauen darauf, dass die Dinge (eines der wichtigsten: das Haus oder die Wohnung) in ihrem stummen In-Sich-Ruhen, ihrer dunklen Geschlossenheit nie so weit gehen würden, sich "selbstständig" zu machen, "eigenwillig" zu werden,
Hartmut Böhme hat in seiner beeindruckenden Kulturgeschichte auf die "schweigende Renitenz" der Objekte verwiesen. Es braucht die Stimmen und die Musik, die zusätzliche, fast rituelle Dimension, damit außerhalb des "Beziehungskonflikts" zwischen Mann und Frau die dritte Stimme, das Haus, sprechen kann und lebendig wird. Dies ist in der verdichteten Libretto-Form fast unmöglich zu lesen, zu rezipieren. Es fehlt etwas. Das Libretto ist nur ein Teil, das dreidimensionale Haus muss hörbar gemacht werden."
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