Hallo Leute,
nicht wundern, es ist 1. spät und 2. mir fehlt die Lust am PC spielen und TV schauen. Und da ich das eh einmal niederschreiben wollte, dachte ich, jetzt ist es ein guter Zeitpunkt und hier ist vielleicht ein guter Ort (?). Aber vorab, es ist wirklich spät (nach 0 Uhr) und ich bin Legastheniker. Daher verzeiht die eventuellen Rechtschreibfehler.
Ich denke, die folgende Erläuterung der Ereignisse wird den einen oder anderen interessieren. Vielleicht auch etwas abschrecken – wer weiß.
Jedenfalls wollte ich einmal zur Tastatur bringen, wie es so ist, ein Hörspiel zu produzieren und auf den freien Markt zu werfen. Sozusagen in den großen Teich und schauen, ob etwas davon oben schwimmt.
Ich war im Jahre 2015 noch ein Cutter fürs deutsche Fernsehen. Ich nannte mich selbst eine Medienhure. Wer bezahlte, bekam mich. RTL, Sat 1. ARD, ZDF einmal alle Buchstaben des Alphabetes durch.
2011 wurde ich das erste mal Vater und mir wurde klar, dass ich mit dem ganzen TV-Schwachsinn einfach nur… wie soll man es sagen? … na ja, Schwachsinn machte. Ja, das trifft es. Brotlose Kunst, Spiele für die Masse. Daher versuchte ich, mit meinem Können einen Youtube Kanal mit Wissen für Kinder zu erstellen. Ein kleiner Löwe, Leo, erklärte den Kleinen die Welt, die doch so unendlich groß und unbekannt war. Es wurden also mehrere kleine Filme, über Cowboys, das Wetter und die Dinosaurier. Und siehe da, es gab tatsächlich ein paar tausend Leute, die sich für den kleinen Löwen mit der sächsischen Stimme (ich sprach Leo da noch selbst) erwärmen konnten.
Und da ich ein riesiger Hörspielfan war (ja, war – dazu vielleicht später mehr), ich die Tonstudios und ein paar ganz tolle Stimmen kannte, dachte ich irgendwann – also so von Arsch in den Kopf: „Hey, mache doch mal ein tolles Hörspiel – darauf hat doch die Welt gewartet.“
Ich dachte ja, in meinem jugendlichen Leichtsinn (ich hatte damals noch eine 3 im Alter): „es ist doch wie Fernsehen, nur ohne Bild.“
Also habe ich tatsächlich vier kleine Geschichten um einen kleinen Löwen mit Klugscheißer-Syndrom und mit einer Abenteuermaschine geschrieben. Es ging und Cowboys, die Gebrüder Wright und Dinosaurier. Dann schnell ein paar Anrufe bei Irina von Bentheim, Charles Rettinghaus und ein paar anderen Sprechern und Tonstudios.
Dann, blauäugig bis total überschätzt ins Tonstudio und alles aufgenommen. Noch nie habe ich in meinem Leben soviel geschwitzt. Na gut, bei den Geburten meiner Kinder vielleicht … und bei Oliver Rohrbeck. Aber der kommt später.
Also, rein und nach einer Woche wieder raus aus dem Tonstudio. Mein Büro zu Hause entrümpelt, mir schnell Wav Lap beigebracht und dann an die Mischung gemacht. Ja ja, wie Fernsehen nur ohne Bild. Du Schwachkopf. Ich saß also jeden Abend ab 22 Uhr (Frau und Kinder waren versorgt) in meinem Büro, Kopfhörer auf 120db und bis 2 Uhr Sounddesign gemacht. Nur Fernsehen ohne… ach, lassen wir das.
Es dauerte echt ewig. Soundeffekte und Musik kaufen geht auch ganz schön ins Geld, dachte ich mir irgendwann. „Müssen es denn wirklich zwei Pferde sein, oder reicht vielleicht auch nur ein Pferd?“ „Ach echt jetzt, noch ein Flugzeug.“ Ich wollte das Hörspiel immer schon veröffentlichen. Dass ich es professionell hinbekommen, war mir klar, was es am Ende kosten könnte, war mir irgendwie nicht so ganz klar.
Aber auf einer Arschbacke kann man nicht Fahrrad fahren. Also musste ich durch. Zufrieden ist man dann am Ende auch nie. Heute noch weniger, als damals. Aber ich war nach 4 Wochen echt stolz auf mich. Jetzt, was fehlt? Cover, Gema (wir bekommen Geld – egal, was sie machen), Presswerk, Sozial Media, Werbung, Amazon Seller Account … habe ich etwas vergessen? Ach ja, Geld – jeder möchte Geld haben und ich bezahlte es. Warum? Ich bin schon immer selbstständig gewesen und nichts ist schlimmer, als für Arbeit nicht bezahlt zu werden. „Kannst du das mal schnell…“ „Nein! Ich habe Hunger und der Kühlschrank ist leer!“
Das hat dann alles in allem so 10.000 graue Haare an Zeit gekostet. Dann war es endlich soweit. Mit einem echt schrecklichen Cover ging die erste Nummer ins Presswerk. 1000 CDs waren es zu Beginn. Unter dem lohnt sich eine Pressung gar nicht. Besser gesagt, unter dem macht es ein Presswerk schon fast gar nicht. Danach 900 CDs an Amazon senden.
Wir haben immerhin das Ei des Kolumbus entdeckt und jeder Mensch in Deutschland wartet nur auf Leo. Apropos Leo. Der Titel ist zu lang, dass weiß ich heute. Ich weiß auch heute, warum ein bestimmter Teil der Menschheit verblödet. Wir verkürzen alles, stampfen es ein, nur damit es Google kapiert. Und Google versteht nicht „Leo und die Abenteuermaschine Folge 1“. Njago ja – Leo und die … ihr versteht?!
Nach extrem viel Stress mit Amazon, waren die 900 CDs dann auf Lager und ich hatte die ersten Lagergebühren ausgelöst. Das Budget war schon x-mal gesprengt wurden, aber hey … die Menschen warten …
Vergesst es!
Die erste Zeit habe ich Amazon dafür bezahlt, mir im Lager eine Euro-Palette warmzuhalten. So schön kann es sein, Geld zu verbrennen.
Ich war so stolz und ich liebte meinen Leo. Er war nicht perfekt, aber in meinen Augen glänzte er wie ein Diamant und das Wichtigste, mein großer Sohn war glücklich. Was macht es, dass wir in diesem Jahr kein Geld für einen Urlaub hatten?
Eine gewisse Zeit und mehrere hundert Euro später, habe ich dann 850 CDs von Amazon zurück an mich senden lassen. War billiger. Was für ein Totalreinfall. Desaster. Katastrophe. Was für ein fulminaler Griff in die Kloake!
Tja, ich konnte mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht hätte. Ich habe alles reingesteckt, was ich konnte und dabei hatte ich noch so viele Ideen. Einen kleinen Mozart, einen Inuit, Benjamin Franklin usw…
Aber ein Hörspiel nur für meinen Sohn, das war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Also wurde der Stecker ge… „Moment mal, hier ist eine Mail!“
Tatsächlich, ich bekam Post von einer lieben Mama. Sie bedankte sich bei mir, für dieses tolle Hörspiel. Ihre Kinder würden es lieben und wann denn die Folge 2 erscheinen würde?
Tja, was soll man sagen … ich war nie jemand, der so schnell aufgibt. Was in den nächsten Jahren alles für Steine und Blumen auf mich warteten, war mir da noch nicht klar. Vielleicht hätte ich mit dem Wissen von heute nicht weitergemacht.
Aber ich habe mich Hals über Kopf in einen kleinen Löwen und seiner Abenteuermaschine verliebt. Und welche Beziehung ist schon einfach?
Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand überhaupt bis hier her lesen wird. Aber irgendwie ist es schön, dieses Anfang noch einmal Revue passieren zu lassen. Und wenn es nur in meiner Erinnerung lodert, wollte ich es einmal niederschreiben.
Ich weiß jetzt, die Menschen in Deutschland habe nicht auf meinen kleinen Löwen gewartet … aber das eine oder andere Kind schon. Und allein dafür haben sich alle Mühen gelohnt.
Okay, weiter wollte ich nichts sagen. Hätte man vielleicht auch kürzer machen können? Vielleicht! Aber dann wäre es nicht Leo. LG
PS: nun habe ich so viel geschrieben und mir überlegt, dass diesen Text vielleicht noch andere Leute lesen wollen. Daher nicht wundern, wenn er noch an anderen Stellen in den Weiten des WWW auftaucht. J