Hörspiele aus dem Hörspielprojekt

  • Ok, etwas ungünstig platziert, denn eine "Serie" sind die vom Hörspielprojekt veröffentlichten Hörspiele sicher nicht. Um aber die Zusammengehörigkeit zu zeigen und eine zentrale Anlaufstelle für Kurzkommentare zu haben, starte ich mal dieses Thema als allgemeinen Meinungs-Thread zu Produktionen aus dem Projekt. Also wer was gehört hat, immer raus damit! Da die Hörspiele jedem zum freien Download zur Verfügung stehen, sind sicher einige Leser für Tipps dankbar. :)

  • KomA

    Zitat

    Philipp ist einer von Millionen Menschen auf der Welt und unterscheidet sich nicht wirklich vom Rest. Sein Leben sowie sein Charakter zeichnen sich duch Gewöhnlichkeit und auffällige Unauffälligkeit aus. Bis zu jenem Tag... bis zu jenem Ereignis...


    Gute Idee die Handlung und Gefühlswelt des Protagonisten in Sequenzen von Therapiegesprächen aufzuarbeiten. Eigentlich sogar eine sehr gute Idee, denn so kann man alle Empfindungen wunderbar beschreiben ohne auf Monologe zurückzugreifen. Und zum anderen hebt das die Spannung. Man will ja wissen was dazu geführt hat den armen Kerl in eine Therapie zu bekommen. Technik, Musik und Sprecher stimmen in Summe auch, da lege ich bei Amateur-Produktionen auch weniger Wert drauf. Nicht falsch verstehen, für nicht-kommerziell und dezentral produziert ist das sehr gut!


    Negative Details:
    - An ToDi habe ich mittlerweile nach "Experiment Zero" und anderen sehr guten Einsätzen einen höheren Anspruch. Gut, der Charakter ist melancholisch, aber manche Dialogzeile kam zu lieblos daher. Er trägt die Rolle unterm Strich aber dennoch sehr gut
    - nach dem Ende des Hörspiels dachte ich "das wars?". Da hätte ich mir (vielleicht nach dem Hören von "Die Fahrt" etwas zu hoher Anspruch) ein bisschen mehr Finesse gewünscht. So bleibt der Plot solide was aber auch nix macht. Das Genre ist (Radio-Produktionen ausgenommen) unterbesetzt und bietet somit in der Welt der "Gratis-Download-Amateur-Produktionen" schon genug Abwechslung
    - der Epilog wirft noch ein mal alles über den Haufen und bringt eine komplett neue Ebene in das Hörspiel. SO hatte ich mir die inhaltliche Finesse dann auch nicht gedacht. Doppelmoralische Keule aus dem Nichts geholt und in einer Minute geschwungen. Wusch! :D


    Unterm Strich aber ein gutes Hörspiel und mich freut vor allem, dass man das jetzt in kurzer Zeit das zweite gute Drama aus dem Hörspielprojekt war das ich gehört habe. :)

  • Und noch was aus dem "zuletzt gehört Thread":


    Im Dunkel der Zeit - hm, fängt seltsam an, mit haarsträubenden Ereignissen die logisch auseinandergedröselt werden. Dazu viele beschreibende Monologe. Später wirds interessant, wenn zwischen verschiedenen Personen und Zeiten die Handlung verstrickt und Kausalitäten gebildet werden. Gut gesprochen, gut inszeniert, nicht für jedermann hörenswert


    Die Fahrt - An dieser Stelle ein ganz dickes Sonderlob an das Projekt. Script und Story sind der Hammer, Musik ebenfalls, Geräuche gut. Leider können die Sprecher nicht durch die Bank weg das hihe Niveau des Rests der Produktion halten, dass tut meiner Begeisterung aber keinen Abbruch. Sehr gutes Hörspiel-Drama, empfehle ich uneingeschränkt...fast uneingeschränkt, bei Depressionen ist das eher nichts denn die Ereignisse können einen schon sehr stark herunter ziehen.


    @blackmail:


    Hatte mich schon gefragt, ob du die zwei Hörspielprojekt-Sachen schon gehört hattest... Ich hab "Im Dunkel der Zeit" sehr intensiv und ohne Ablenkung gehört und war schwer begeistert von der Story. Ich weiß nicht, vielleicht hab ich auch keine Ahnung, aber die schlägt 80% was ich sonst so bisher gehört habe, die Umsetzung ist auch dufte. Nur die VErmieterin (? - ist schon ein bißchen länger her, als ichs hörte) ist ein Totalausfall, aber die hatte nur drei Sätze.


    Schade, dass so Gratissachen immer nur nebenbei gehört zu werden scheinen (ich nehme mich da nicht aus), denn auch "Die Fahrt" ist sehr, sehr gut! Mit diesen beiden sehr guten Sachen habe ich mir auch vorgenommen, dieses neue - "Der erste Schnee" nicht einfach so nebenbei zu verpulvern, sondern mir Zeit dafür zu nehmen.



    Ich mache eigentlich immer etwas zeitgleich, wenn ich Hörspiele höre, von daher ist das auch nicht abwertend gemeint, dass ich die Sachen beim Bügeln gehört habe. Ist eher ein Ritual als eine Einsortierung der Hörspiele. Im Gegenteil, beim Bügeln kann ich mich dank Kopfhörer sogar am besten konzentrieren....konnt eben auch den ganzen Theorien bei "im Dunkel der Zeit" folgen. Für mich ist diese Mischung aus Fiktion und Realität einfach nicht glaubhaft genug, man nimmt sich zu ernst. Auch wenn diese ganzen Theorien mit Kugelblitzen vielleicht sogar fundierter sind als ich denke und sich da Leute mit auseinandergestezt haben, es bleibt im wahrsten Sinne des Wortes eine phantastische Geschichte, und diese versucht sich für meinen Geschmack gerade anfangs zu sehr zu erklären. Das in Kombination mit den beschreibenden Monologen im der ersten Hälfte/erstes Drittel des Hörspiels gefiel mir weniger. Danach wirds deutlich kurzweiliger. Und auf den ersten Schnee in Hörspielform freue ich mich auch schon sehr! :)

  • Supersache, Herr Blackmail!


    Vielleicht schreibe ich zu anderen Sachen, die ich schon kenne auch noch was, aber da muss ich sie nochmal genau hören. Hier erstmal folgendes:


    So, heute habe ich mir „Der erste Schnee“ angehört, ein weiteres Hörspiel aus dem Hause (?) Hörspielprojekt....


    Ich habe nicht gewusst, was mich erwartet und stelle fest, dass mir das in letzter Zeit immer mehr zusagt (also das Unerwartete mein ich)...Guter Ausgleich zu Sachen wie Sinclair & Co.


    Eigentlich hatte ich ja eine Art Psychothriller erwartet, aber weit gefehlt. Zufälligerweise lief vorher noch Mark Brandis und da sind wir auch schon (fast) im richtigen Setting.


    Stories zu rezitieren muss nicht sein, nur die Stichpunkte „Forschungsstation auf fremden Planeten“ + „Zwischenfall“ + „was nun?“ müssen reichen. Es handelt sich aber im Grunde nicht um Science-Fiction im klassischen Sinne, sondern das Grundproblem hinter allem ist auf das zwischenmenschlichste reduziert. Also keine Laserstrahlen, fremde Organismen und KL, dass es nur so scheppert...Gewisse Assoziationen hatte ich noch zu dem aktuellen Film „Moon“, aber halt nur, weil ich den grade mal sah und der ein ähnliches Setting hat.


    Interessanterweise war ich also von Herrn Lott schon auf die richtige Spur gebracht und man kann schon mal vergleichen, was die Stimmen anbelangt- denn weil Mark Brandis eben nicht auf Hollywood-Stimmen en masse setzt, sondern eine gewisse Natürlichkeit bewahrt, müssen sich natürlich auch die „Amateure“ hier besonders behaupten (im Vergleich). Denn natürlich ist es leicht zu sagen „XYZ gefällt sehr, auch wenn er natürlich gegen David Nathan keine Chance hat“ o.ä.- macht die Sache zu einfach. Aber die Hauptakteure von „Der erste Schnee“ würden von mir ohne Umschweife akzeptiert, würden sie von Direktor Harris demnächst vorgestellt als der neue Commander soundso. Stimmlich gibt es also keine Abstriche. Und das meine ich auf der Profi-Skala und nicht- wie es sicher mal vorkommt- auf einer angepassten „Amateur“- Skala.


    Karen Schulz-Vobach spricht mit. Ich muss sagen, sie gehört neben Franziska Pigulla (hier nur wenn sie Hörbücher liest) zu den Frauenstimmen, die ich eher weniger leiden kann. Sie hat immer eine gewisse „schleimige“ Theatralik in der Stimme, ich denk mir so, wie redet sie denn wohl im Alltag...Bei den letzten Faith-Folgen habe ich sie hassen gelernt, na ja fast. Im „Schnee“ hat sie dieses Element interessanterweise, ich sag mal zu 50% abgelegt, sie klingt viel natürlicher und fügt sich gut ein. Man erkennt den Profi nicht unter den Amateuren und andersrum.


    Zur Technik: Wieder gut, das ich noch Brandis im Ohr hatte, denn natürlich zischt es auch hier mal und Streicher müssen sein. Der Sound ist sehr gut und nicht zu beanstanden. Stimmen klingen auch super und professionell. Ich sag das nur, weil ich- bevor ich auf der Hörspielprojekt-Seite war- den Begriff „dezentral aufgenommen“ gar nicht kannte. Ich muss gestehen, ältere Sachen habe ich mir auch noch nicht angehört und scheue noch etwas zurück davor.


    Erzählt wird auf engem Raum (Die Anzahl der Akteure, die wichtig sind beträgt 2-3) und so mag ich das, dann muss genauer designt werden, was die Story anbelangt, dann trägt auch jeder einzelne viel mehr Last und da muss sich das Können (oder Versagen) zeigen. Schlechte Leistungen auf kurzer Distanz- okay, aber wenn es länger dauert....(Deswegen kann ich auch nachvollziehen, warum bei den beiden letzten Faiths die Sprecherleistungen einiger bemängelt wurden, natürlich nicht die vom Stamm-Cast, sondern „FrOnk“ und „Babette“, irgendwie die typschen R&B-Nebendarsteller, die in den ersten fünf Minuten gekillt werden, dort aber das ganze Hörspiel über zu hören sind...Aber das nur am Rande.)


    Ein paar Worte zur Story. Ähnlich wie bei „Die Fahrt“ gibt es Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Während die Protagonisten in der Gegenwart versuchen, ihre Probleme zu lösen, zeigt die Vergangenheit die Entwicklung an, die diese in die jetzige Situation gebracht hat.


    Die beiden Hauptakteure sprechen in einigen Szenen nebeneinander (also kein Dialog, sondern quasi ein doppelter Monolog, gibt’s bestimmt auch ein Wort dafür, was ich als dreckiger Laie aber nicht kenne), teilweise auch übereinander. Das verleiht dem ganzen ein Hauch von Theaterspiel von, ja „Kunst“, verleiht dem ganzen Anspruch. Das wäre natürlich über längere Zeit schwer zu ertragen und so gibt es natürlich auch ganz normal fließende Dialog-Strukturen. Tatsächlich gibt es irgendwann nach 10 Minuten (oder so) einen unerwarteten Break, zu diesem Zeitpunkt spricht ein Charakter, der doch- so wir dem Hörspiel bisher aufmerksam gefolgt sind- gar nicht sprechen dürfte. Irritation, die den einen vielleicht dazu treibt, verwirrt abzuschalten (dürfte aber der Ausnahmefall sein), den anderen aber das Signal gibt „Dies kann man nicht nebenbei hören“- also ausreichende Aufmerksamkeitsspanne sollte gegeben sein.


    Im Laufe der Geschichte verweben sich Vergangenheit und Gegenwart ein wenig, wenn es auch nur, ich sag mal, illusionäre Verkennungen sind. Auch erwarten den Hörer noch einige Breaks, die verdaut und durchdacht werden wollen.


    Ein Element bleibt jedoch, was ich vielleicht nicht richtig verstanden habe. Man kann es schon stilistisch am Anfang bemerken (die erwähnte Stimmen-Dopplung). Ach Quatsch, immer diese Bescheidenheit, ich habe es voll und ganz verstanden, so! Für mich ist es die Frage wie weit andere und man selbst in ein und derselben Extremsituationen gehen würden, und spezieller: Würden sie tatsächlich genau das gleiche tun (und für wen?) ? Natürlich ist das Konstrukt von „Liebe / Seelenverwandtschaft“ hier nicht zu vernachlässigen, aber für mich nur die Basis und zu offensichtlich.Hört man am Ende gar keine Story sondern quasi einen zweistrangigen Möglichkeitsraum? Zitat Olaf Schubert: „Kann ich auch nur vermuten, was ich damit meine.“


    Kleines Manko (extrem kleines), dass dann aber der letzte Schlussdialog nicht doppelt / gespiegelt abläuft, sondern nur einseitig. Andererseits verliert die Geschichte am Ende ihren leicht schizophrenen Touch, eigentlich passt das dann doch so, wie es gemacht wurde.Unklar blieb mir am Ende allerdings, was der Charakter von Schulz-Vobach eigentlich getan hat, nachdem ihre erste Option scheinbar gescheitert war. Dasselbe wie ihr Mann?


    Auf jeden Fall gibt es noch einiges an Interpretationsspielraum, das zumindest ist klar. Man hört aber auf jeden Fall ein stimmiges Hörspiel, also kein über-intellektuelles Nichts, falls der Eindruck entstanden sein sollte.


    Und natürlich: Das Ding ist kostenlos! Aber in einer rein inhaltlichen Bewertung darf das wohl keine Rolle spielen. Andererseits hat es hier schon Diskussionen gegeben „Zu wenig Hörspiel für zuviel Geld“, also ist dies doch ein Element, was irgendwo berücksichtigt werden sollte. Ich befürchte aber, dass man eher denkt „Kostenlos, daher weniger Qualität“. Hier jedenfalls trifft es nicht zu.


    Ich gebe eine gute 2, denn Steigerung nach oben gibt’s immer. Ich muss sagen, das Hörspielprojekt hat sich zu einer Top-Adresse entwickelt. Langsam muss ich auch mal recherchieren, vielleicht sind das ja immer dieselben Leute an den Skripten / Reglern, die diese Qualität erreichen (wie ich sie auch bei „Im Dunkel der Zeit“ und „Die Fahrt“ feststellen konnte)- dann muss da mal ein Extralob her. Also Dämonengeschichten oder so höre ich mir von dort trotzdem nicht an, denn die hab ich auch im kommerziellen irgendwie über, aber Sachen, die anderswo vielleicht keinen Platz haben neben der x-ten Monsterserie, die überraschen, von denen man nicht gleich weiß, wovon sie handeln, wenn man das Booklet anschaut UND wenn sie gut gemacht sind wie die von mir erwähnten- dann gerne mehr.

  • Es freut mich das dir der erste Schnee gefallen hat und auch gut als Hörspiel ankommt :). Zu deiner Frage "Ob es immer die gleichen sind...", das ist nicht so. In deinen aufgezählten Beispielen "Die Fahrt, Im Dunkel der Zeit und der erste Schnee" waren es 3 verschiedene Autoren, Cutter und Musiker. Also komplett anders. Der Unterschied bei den Skripten ist, dass wir ein festes Stammlektorat haben und jedes Skript muss da vorher durch um zumindestens eine Grundqualität bei der Geschichte zu liefern (Das war damals bei unseren älteren Hörspielen aber nicht so). Ich wünsche auf jedenfall viel Spaß beim weiterhören kommender Sachen :)

  • @ blackmail & markus


    Herzlichen Dank für das Feedback!


    Für mich als Autor von "Der erste Schnee" ist so eine ausführliche Besprechung natürlich Gold wert. Es liegt in der Natur der Sache , dass wir im nichtkommerziellen Bereich keinen monetären Rückfluss haben, an welchem wir den Erfolg eines Hörspiels festmachen können. Die Bewertung der eigenen Arbeit fällt dann natürlich schwer, deswegen sind wir auf solche Hörerkommentare auch angewiesen, damit wir besser ablesen können, woran wir noch arbeiten müssen. Die Rezensionswelt beschränkt sich (ebenfalls naturgemäß) auch eher auf die kommerziellen Veröffentlichungen, deswegen bin ich für so einen ausführlichen Kommentar von einem nicht-involvierten Hörer immer sehr dankbar.

  • Hallo miteinander,


    zunächst möchte ich mich ebenfalls für Euer Urteil bezüglich "Die Fahrt", welches ich im Hörspielprojekt realisieren konnte, bedanken. Ich schließe mich da ganz der Meinung von Civok an, dass es immer wichtig ist, auch außerhalb der eigenen Plattform wahrgenommen zu werden und das schließt eine Rezension als auch nur eine Erwähnung ein. "Die Fahrt" hat in ihrer Entstehungsgeschichte ganz eigene Wege genommen, daher möchte ich noch anmerken, dass dieses Hörspiel innerhalb des Forums als Vorlage für eine extra hierfür herbeigerufene Cutter-Schule (man verzeihe die Wortwahl :D) diente. Um diese Szenen dann wieder homogen klingen zu lassen, wurden die einzelnen Szenen wieder finalisiert. Aus dieser Schule kamen unter anderem dann auch die Cutter für "Im Dunkel der Zeit" und "Heterotrophe".


    Dieser kleine Einblick soll einfach nur zeigen, dass es uns auch am Herzen liegt unsere Projekte gemeinsam abzuschließen. Da helfen uns Meinungen, die von außerhalb kommen ungemein. Nicht zuletzt, weil ich das Lob an dieser Stelle auch an die anderen Cutter weitergeben kann. Natürlich haben wir nicht die Mittel bekannte Profistimmen ans Mikrofon zu holen und das Ergebnis frei zum Download zu präsentieren. Ich hoffe aber, dass die Auswahl an Sprechern, die von uns zu hören sind, ihre Rollen so glaubhaft wiedergeben, dass sie auch hier Anklang finden.


    Vielen Dank nochmal dafür

  • Ich habe am WE auch "Der erste Schnee" gehört und bin sehr von diesem Hörspiel angetan.
    Vier Menschen in einer Forschungsstation unter Eis gefangen, nach einem Zwischenfall können sich drei von Ihnen in Ihre Cryo-Schlafkammern (vielleicht bekannt aus Filmen wie Alien) flüchten um dort im Schlafzustand auf Rettung zu warten. Als eine diese Kammern ausfällt steht der vom Comuputer geweckte Insassen dieser Zelle vor einem großen Problem, denn die Nahrungs- und Sauerstoffreserven sind knapp - zu knapp - das eigentliche Problem sitzt aber noch tiefer als kilometer-dickes Eis.


    Bei der Umsetzung des Inahlts geht der erste Schnee interessante Wege.
    Immer wieder wird die Handlung um Rückblicke in die Vergangenheit von Eren und Isaac Beckley ergänzt. Diese sind ein Paar und die zurückliegenden Ereignisse tragen schwer zur Entscheidung in der Gegenwart bei. Was so beschrieben aber auch nicht richtig ist, und hier geht das Hörspiel einen Ungewöhnlichen Weg. Mittem im Dialog wird einer der Protagonisten ausgetauscht. So wird in manchen Szenen zwischen Isaac und Eren geswitcht, was zum einen die unterschiedlichen Handlungen der beiden in der selben Situation zeigt, zum anderen aber auch die Gemeinsamkeiten...Markus0815 hat das hier über mir mit "Seelenverwandtschaft" beschrieben und das trifft genau was ich mit Gemeinsamkeiten meine. Diese verschachtelte Erzählweise fordert volle Aufmerksamkeit wird aber mit Raffinesse belohnt, auch wenn ich mir nicht 100prozentig sicher sein kann, ob das, was ich in die Geschichte hinein interpretiere auch so vom Autoren gedacht ist.... schön das es überhaupt mal Interpretationsspielraum in einem Hörspiel gibt.
    Die akustische Aufarbeitung zeigt dabei wieder einmal, dass man sich beim Hörspielprojekt nicht hinter kommerziellen Produktionen verstecken muss. Ausnahmen bestätigen die Regel, dieses Hörspiel jedoch hat die Eigenschaft "Amateur-Produktion" nicht verdient. Sehr gute Sprecher, allen voran die beiden Hauptakteure Karen Schulz-Vobach und Robert Frank, gute Qualität der Sprachaufnahmen (nicht selbverständlich) und detailierte akustische Untermalung. Die Monologe werden oft mit dezenter Musik hinterlegt, sehr schön auch zB die Musik die den Schneefall am Schluss begleitet. Akustisch können sich beispielsweise die Explosion zu Beginn des Hörspiels, ein Maschinenschaden oder brechendes Eis absolut hören lassen. In allen belangen lobenswert.


    Bleibt nur der etwas unkonventionelle Inhalt rund um die Fragen, welche schon der Klappentext stellt:

    Zitat

    Was bist Du bereit, für diejenigen aufzugeben, die Du liebst? Wie weit, bist Du bereit zu gehen? Bist Du bereit zu töten? Bist Du bereit zu sterben?


    Die Auseinandersetzung mit solchen philosophischen Fragen wird nicht jedermanns Sache sein. Wessen Interesse jedoch beim Lesen dieser Fragen geweckt wurde braucht weder vor der Tatsache zurückzuschrecken, dass diese Geschichte in einer Forschungsstation auf einem Eisplaneten spielt noch vor der teils experimentellen Umsetzung. Dies bringt dem Hörspiel nämlich den entscheidenden fesselnden Kniff und macht es absolut hörenswert.




    Und zum Schluss mal noch meine Interpretation als Spoiler auch bezogen auf die Ansätze von Markus0815 (übrigens, schöner Beitrag da oben!).


  • @ Blackmail


    Auch Dir ein großes "Dankeschön!", für die ausführliche Besprechung. Wie gesagt, Hörermeinungen sind für mich das A und O, deswegen freue ich mich echt über jeden einzelnen kommentierenden Hörer.


    Zur Interpretation nur ein paar Worte (ohne zu spoilern): Im Grunde alles richtig verstanden, bzw. es gibt, gerade für das Ende, mehrere Deutungsmöglichkeiten. Ich habe bewußt viele Szenen weggelassen, um den Spielraum der Interpretation möglichst groß zu lassen. Ich habe mich also bewusst nicht festgelegt, ob die parallel laufenden Handlungsstränge tatsächlich so passieren, oder eine rein hypothetische Betrachtung der Handlungssoptionen sind. Deswegen sind sowohl die Leseart von Markus, also auch Deine richtig, da das Hörspiel auf diese Frage keine eindeutige Antwort geben kann.


    Ich könnte jetzt natürlich rumschwadronieren, was ich mir im Detail dabei gedacht habe, aber das war wirklich nicht meine Absicht, als ich das Hörspiel geschrieben habe. Ich wollte den Hörer zum Nachdenken anregen. Zum Mitfühlen. Vielleicht mal dazu anregen, weniger mit dem Kopf, als mit dem Bauch zu hören. Wenn mir das gelungen ist und das scheint ja der Fall zu sein, spielt meine persönliche Interpretation überhaupt keine Rolle mehr, da das Hörspiel seine Intention voll erfüllt hat.

  • Für Freunde des gepflegten Gratishörspiels hätte ich eine sehr gute Empfehlung.


    "Das Mädchen aus Zellstoff und Tinte" - http://www.hoerspielprojekt.de/?page_id=2&did=147


    Ein gefeierter Kinderbuchautor verfällt dem Wahnsinn. Jahre nach seinem Zusammenbruch, bekommt er unerwarteten Besuch in der psychiatrischen Klinik. Eine Studentin möchte ein Interview mit ihm führen, scheint doch seine (titelgebende) Kurzgeschichte so rein gar nicht in seine Vita zu passen. Aber sowohl hinter dieser Geschichte, als auch seiner Besucherin, steckt viel mehr, als es scheint und ab da wird es dann richtig freaky.


    Ein böses, kleines Kurzhörspiel. Pointiert, gut gespielt und vom lieben Sven Matthias hervorragend produziert. Das Teil macht echt Laune. Wieder so ein Stoff, der aufgrund der Thematik und der Laufzeit völlig ungeeignet für eine kommerzielle Auswertung wäre, aber dennoch die Hörspiellandschaft bereichert. Geschrieben hat das ganze Holger Becker. Genre: Grusel / Mystery / Drama
    Die Sprecher mal wieder sehr stark. Felix Würgler und Anke Bullemer in den Hauptrollen, mit toller Performance. Es müssen nicht immer die großen Synchronnamen sein, solche Stücke wie dieses hier, beweisen es mal wieder und die ganze Produktion ist weit von der so oft zitierten "Garagenqualität" entfernt.


    Wer knapp 20 Minuten Lebenszeit erübrigen kann, sollte mal ein Ohr riskieren.

  • In der Zwischenzeit gab es natürlich wieder etliche Hörspiele vom Hörspielprojekt.


    Gestern gab es wieder eine Premiere.


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    Positiv



    Darius hat ungeschützen Geschlechtsverkehr und durchlebt eine Zeit, die
    sein ganzes Leben verändert. Erst kurz vor Schluss ist ihm bewusst, was
    es heißt, Menschen zu haben die einen auffangen und lieben – so wie er
    ist.


    “Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen”


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