Die Rückkehr des Larry Brent?

  • Die Hörspiele sind aus den 80ern, die Geschichten sind eigentlich in den 60ern angesiedelt.

    Wie man aber an den Datumsansagen der Hörspiele erkennen kann, pielen diese auch in der damaligen Zeit (also in den 80ern) - naja, bis auf die Folgen 16-19, die wurden dann kommentarlos in das neue Jahrtausend verlegt.


    Aber warum sollte man "Larry Brent" nicht auch modernisieren können? Bei "John Sinclair" hat es ja auch geklappt - die bisher vertonten Romane stammen ja alle aus den 70ern bis frühen 80ern. Aber: Der Ring und die Laserwaffe müssten dann schon bleiben. Ohne sie wäre es wie John Sinclair ohne Kreuz und Beretta.

  • Wie man aber an den Datumsansagen der Hörspiele erkennen kann, pielen diese auch in der damaligen Zeit (also in den 80ern) - naja, bis auf die Folgen 16-19, die wurden dann kommentarlos in das neue Jahrtausend verlegt.


    Aber warum sollte man "Larry Brent" nicht auch modernisieren können? Bei "John Sinclair" hat es ja auch geklappt - die bisher vertonten Romane stammen ja alle aus den 70ern bis frühen 80ern. Aber: Der Ring und die Laserwaffe müssten dann schon bleiben. Ohne sie wäre es wie John Sinclair ohne Kreuz und Beretta.


    Finde ich auch, zumal ich nicht weiß was an diesen Waffen so abwegig ist. Selbst heute hat doch NIEMAND einen tragbaren Laser und der Ring ist einfach cool, die ganz eigene Kommunikationsform der PSA.

  • Ich bin wirklich nicht sicher, ob der 80er-Jahre Larry für ein Publikum des 21. Jahrhunderts noch genau so fesselnd ist. Als ich die Hörspiele zum ersten Mal in der Erstauflage gehört habe, war ich -- neben dem intelligenten Wortwitz der Grauls - besonders von der beschriebenen Technik beeindruckt. Klonen, Mutation, Laser, Handy-Ringe, Computer... alles das übt auf mich heute nicht mehr den selben Reiz aus wie früher. Auch wenn man die Handlung in einer Zeitkapsel der 60er oder 70er spielen lassen würde, wäre das für mich nicht mehr in dem selben Maße interessant wie vor 30 Jahren. Nebenbei wurden bei Larry Brent ja auch Themen des Zeitgeists verarbeitet, wie etwa die Gefahren, die in der Kernkraft lauern oder die damals ersthaft diskutierten Psi-Phänomene wie Gedankenlesen (vgl. Uri Geller) usw. Damals war so etwas natürlich brandaktuell - man konnte mit diesen Ängsten noch experimentieren -, aber heute gruselt sich der Mainstream eher vor anderen Dingen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Larry Brent auch in gesellschaftlicher Hinsicht sehr fortschrittlich war: Ein Russe als Agenten-Partner? Im kalten Krieg ein echtes Novum. Eine weibliche Agentin, die nicht nur schmückendes Beiwerk ist? Das war in den 70ern nicht unbedingt selbstverständlich, wenngleich es auch nicht wirklich innovativ oder gar ein Aufreger war (vgl. z.B. "Avengers"). Aber alles das ist für uns heute weder neu noch fällt es wahrscheinlich überhaupt jemandem auf. Ich befürchte, man würde Larry heute nicht mehr so progressiv-sci-fi wahrnehmen, wie es damals war.

  • Nein, unbedingt muss man es nicht. Aber es wundert mich nicht, dass John Sinclair oder Dorian Hunter gut läuft. Beide Serien sind zeitlos, unter anderem weil sie sich hauptsächlich mit einem Fantasy-Okkultismus in einem Universum fleischgewordener Dämonen beschäftigen. Es kommt hier nicht so sehr darauf an, ob Dorian nun ein Handy oder das Festnetz benutzt : eine Dämonenpeitsche wird immer eine Dämonenpeitsche bleiben. In beiden Serien nimmt der Bezug zur Technik sowie der Gesellschaft keinen so großen Raum ein. Bei Larry Brent ist das meiner Ansicht nach genau anders. Der Stoff lebt davon, Hightech vorzuführen und mit den Ängsten und Phantasien des Zeitgeists zu spielen. (Im übrigen werden bei Dorian exzellent moderne Stilmittel oder zeitgenössischer, manchmal haarscharf am Tabu vorbeigleitender Humor eingesetzt)


    Natürlich findet auch ein Larry Brent des 21. Jahrhunderts noch seine Leser und Hörer, nur sind diese vielleicht nicht mehr ganz so zahlreich.

  • Ich sähe bei einer Umsetzung der alten Fälle kein Problem darin, die entsprechend anzupassen, wenn da irgendwelche Handlungen oder Motive überholt wären. Da unterscheidet sich Brent nicht von Hunter oder Sinclair.
    Larry Brent mag zwar in einigen Romanen auf Zeitgeist getrimmt zu sein, aber nehmen wir mal den Chopper: Die Geschichte ließe sich auch ohne ihren deutlichen Bezug auf den Zahnarzt-Spuk erzählen und wäre trotzdem sehr wirkungsvoll. Und die Atomgespenster sind seit Fukushima aktueller denn je, bei einigen Menschen ist die Gefahr durch die Nutzung von Atomenergie auch nie in Frage gestellt und dadurch in Vergessenheit geraten. Der Zeitgeistbezug könnte also leicht entfernt oder angepasst werden.
    Ich weiß nicht, ob ich das schon mal geschrieben habe, aber ich fände es eh sinnvoll, sehr genau darauf zu schauen, was sich für eine Umsetzung lohnt und was nicht, würde also bei einer Modernisierung ungeeignete Romane aussortieren und bei anderen danach sehen, was gefällt und ggf. aus mehreren Büchern einen neuen Fall machen.

  • Ich bin nicht überzeugt, dass kleine kosmetische Änderungen bei den alten Fällen wirklich ausreichen würden, damit Larry Brent wieder ein kommerzieller Erfolg wird. Es könnte damit anfangen, dass man Laser und Ring gegen eine moderne Gadgets - also gegen Hilfsmittel, die Larry auch im Kampf gegen moderne Bösewichte einen glaubwürdig technischen Vorteil bieten - austauscht. In den 80ern konnte man nicht einfach so von jedem Ort mit jedem sprechen; das schafft aber heute schon jeder Eierdieb mit seinem Smartphone und er könnte über Larrys Fähigkeiten hinaus sogar einen Videostream liefern :-) Im Falle der Laserwaffen verhält es sich meines Erachtens ähnlich. Larrys Smith & Wesson Laser ist doch nicht deswegen cool gewesen, weil es ein Laser war, sondern weil es den damaligen Stand der Technik interpolierte (also eine glaubhafte Weiterentwicklung darstellte) und somit dem Helden einen Vorteil gegenüber seinen Gegenspielern verschaffte. Die Menschen sind heute im Umgang mit Laser in vielerlei Hinsicht vertraut und haben eine bestimmte Vorstellung wie so etwas eingesetzt werden kann (etwa als Messgerät, im Handwerk als Wasserwage, im CD Player und fast jeder hat schon einmal eine Lasershow besucht. Auch kann sich heute jeder einen Laserpointer kaufen, mit dem ohne Übertreibung mühelos Papier schneiden kann. Dass wir heute keine Laserwaffen wie Larry haben, liegt einfach daran, dass sich Laser nicht als Ersatz für eine Projektilwaffe eignet - geschweige denn, so eine imposante Wirkung hat. (Tragbare Laserwaffen werden heute in erster Linie benutzt um Menschen zu blenden oder ihnen Schmerz zuzufügen; sie haben ja auch keine Sprengwirkung oder ähnliches).
    Es gibt sicher Möglichkeiten, Larry Brent bezüglich seiner Ausrüstung aufzuwerten - z.B. könnte man Larry mit hilfreichen Implantaten ausstatten - aber wäre der Fan mit etwas entsprechendem/ähnlichem darüber glücklich?




    Bitte nicht falsch verstehen: Ich denke durchaus, dass man bestimmte Handlungsstränge verwenden könnte, man müsste sie wahrscheinlich in einer Weise bearbeiten, bei der der Kenner die Vorlage vielleicht höchtens noch mit gutem Willen erahnen kann. Ich würde allerdings deutlich widersprechen, wenn behauptet wird, die Atomgespenster seien heute noch ein genauso aktueller Stoff sind wie in den Achzigern. Damals waren Anti-Atom Demos fast schon an der Tagesordnung und war vor dem Hintergrund einer nuklearen Vernichtung durch die Großmächte ein entsprechend emotional besetztes Thema. Heute leben wir zum einen in einer Welt, in der wir uns nicht mehr in der selben Weise bedroht fühlen und der Atomausstieg ist mittlerweile in Deutschland nicht mehr in Frage gestellt. Die Ängste liegen heute ganz wo anders (z.B. im internationalen Terrorismus). Abgesehen davon erscheint es der Mehrheit sowieso plausibel, dass man von Radioaktivität an Krebs erkrankt oder gar stirbt.


    Ich würde allerdings auch verneinen, dass sich die Geschichte mit dem Chopper ohne Chopper wirklich vergleichbar wäre. In den 80ern wurde die Geschichte mit dem Chopper Geist in dem Medien eine Zeit lang so präsent, dass man mit gutem Recht behaupten kann, das wirklich jeder wusste, was der Chopper ist. Als Grusel-Autor ist sowas natürlich ein Glücksfall: Der Chopper eignet sich hervorragend um den Bezug zur Erfahrungswelt des Lesers/Hörers in den 80ern mit dem Larry Brent Universum herzustellen und hilft in diesem Fall entscheidend dabei, dass sich der Leser mit der Geschichte identifizieren kann. Ich denke, dass die Geschichte ohne Chopper wahrscheinlich nie als Kassette erschienen wäre. Der Chopper ist ein klasse Verkaufargument gewesen, weil ihn schon jeder kennt und der Kunde schon eine Vorstellung davon hat, was ihn bei dem Hörspiel erwartet.

  • z.B. könnte man Larry mit hilfreichen Implantaten ausstatten

    Larry oder Morna :lolz: ?
    Ernsthaft: Bei den Accessoires könnte man meines Erachtens durchaus für angemessene Modernisierung sorgen, ohne dass der Charme verlorenginge.
    Ich habe jetzt keine genaue Vorstellung davon, wie man die Ausstattung aufpolieren könnte, aber so viel anders sind die Waffen nicht geworden - ein hochpräziser Laserstrahl wäre immer noch etwas Besonderes - zumal er im Laufe der Serie gewisse Verbesserungen bekommen könnte.
    Der Ring ist und bleibt toll, weil ein Handy in die Hand genommen werden muss und man sich da durch die Menüs tippt (oder affig auf dem Display herumfummelt). Wie präszise könnte man da mittels PSA-Ring in einem 3D-Bild navigieren, das der per Implantat direkt auf den Sehnerv des PSA-Agenten projiziert..? *schwärm* Abgesehen davon finde ich am Ring immer noch praktisch, dass das Ding auf Sprache reagiert, das klappt bei Handys noch nicht ;) .


    Zu den Handlungssträngen, die die Fans allenfalls noch erahnen:
    Larry Brent kann meines Erachtens nur mit gehörigem (kritischem) Abstand zur Vorlage verhörspielt werden. Deshalb würde ich auch viel aussieben. Wenn sich aber ein gutes Element aus einem Buch mit etwas anderem Gelungenem kombinieren lässt, warum nicht?

  • Ich würde bei den Implantaten noch etwas weitergehen. Larry müsste weder aktiv sprechen noch mit der Hand ein Menü bedienen: Es würde vollkommen ausreichen, einfach an das Gewünschte zu denken und schon würde der Rechner das entsprechende ausführen (z.B. mittels Augmented Reality eine Karte, Markierung oder das Ergebnis einer Datenbankabfrage (...) einblenden). Außerdem löst das Implantat ein bestimmtes Problem elegant: Die PSA-Agenten könnten XRAY 1 sogar in Person begegnen, würden ihn aber stets verpixelt und mit verzerrter Stimme wahrnehmen können. Das Implantat würde ihn einfach wegzensieren. Geht man noch einen Schritt weiter könnte ein solches Implantat David Gallum einfach nur eine andere Gestalt verpassen, so dass die Agenten nicht einmal bemerken würden, dass ihr Chef in Wirklichkeit nicht so aussieht, wie sie denken.


    Bezüglich der Handlung und Gestaltung der Charaktäre müsste man wahrscheinlich noch viel radikaler und vor allem erheblich provokanter als die Vorlage sein, um für den Konsumenten von heute einen mitreißende Geschichte mit überraschende Wendungen bieten zu können. Ich würde dabei allerdings besonders darauf achten, einen größeren Abstand zum Splatter, Action oder Trash-Genre zu halten. Aber, wie gesagt, ich denke, dass bei solchen Änderungen zwar neue Leser/Hörer gewinnen, aber auch einen Gutteil der alten Anhänger vergrätzen würde.

  • Ich würde bei den Implantaten noch etwas weitergehen. Larry müsste weder aktiv sprechen noch mit der Hand ein Menü bedienen: Es würde vollkommen ausreichen, einfach an das Gewünschte zu denken und schon würde der Rechner das entsprechende ausführen (z.B. mittels Augmented Reality eine Karte, Markierung oder das Ergebnis einer Datenbankabfrage (...) einblenden). Außerdem löst das Implantat ein bestimmtes Problem elegant: Die PSA-Agenten könnten XRAY 1 sogar in Person begegnen, würden ihn aber stets verpixelt und mit verzerrter Stimme wahrnehmen können. Das Implantat würde ihn einfach wegzensieren. Geht man noch einen Schritt weiter könnte ein solches Implantat David Gallum einfach nur eine andere Gestalt verpassen, so dass die Agenten nicht einmal bemerken würden, dass ihr Chef in Wirklichkeit nicht so aussieht, wie sie denken.


    Bezüglich der Handlung und Gestaltung der Charaktäre müsste man wahrscheinlich noch viel radikaler und vor allem erheblich provokanter als die Vorlage sein, um für den Konsumenten von heute einen mitreißende Geschichte mit überraschende Wendungen bieten zu können. Ich würde dabei allerdings besonders darauf achten, einen größeren Abstand zum Splatter, Action oder Trash-Genre zu halten. Aber, wie gesagt, ich denke, dass bei solchen Änderungen zwar neue Leser/Hörer gewinnen, aber auch einen Gutteil der alten Anhänger vergrätzen würde.


    Ich glaube ihr solltet dann was anderes als Hörspiel wünschen, aber nicht Larry Brent. Da bleibt doch außer dem Namen gar nichts mehr davon übrig, sorry.

  • Das ist doch gerade das Problem. Würde man den alten Stoff ohne tiefgreifende Änderungen vertonen, passiert genau das, was bei den Europa Neuveröffentlichungen (Orungu et.al ) passiert ist. Von den Skripten waren eine Menge Hörer gelinde gesagt "enttäuscht" und genauso enttäuschend war die Anzahl der verkauften CD.

  • Das ist doch gerade das Problem. Würde man den alten Stoff ohne tiefgreifende Änderungen vertonen, passiert genau das, was bei den Europa Neuveröffentlichungen (Orungu et.al ) passiert ist. Von den Skripten waren eine Menge Hörer gelinde gesagt "enttäuscht" und genauso enttäuschend war die Anzahl der verkauften CD.


    Die Du woher kennst?


    Die Skripte waren noch aus den 80ern, aber genau das wollte man auch eigentlich hören.

  • Die Hörer oder die Tatsache, dass die Serie eingestellt wurde;)


    Die Verkaufszahlen, woher kennst Du die? Nur weil eine Serie eingestellt wurde heißt es noch lange nicht, dass die Verkaufszahlen klein waren. In dem Fall war es eher so, dass sie nicht hoch genug waren, ein kleiner, aber feiner Unterschied.

  • Zumindest waren dann die Verkaufzahlen nicht so gut, dass es sich gelohnt hätte, die Serie weiter zuführen. Ich denke nicht, dass man das als Erfolg bezeichnen kann.


    Wie ich bereits schrieb, anderen Labels hätten sie locker gereicht, Sony reichten sie nicht, das ist ein Unterschied. Und ich würde den auch nicht daran festmachen, dass die Skripte aus den 80ern sind. Meinst Du etwa, dass ein modernere Umsetzung wie bei Dorian Hunter die Verkaufszahlen in die Höhe hätte schießen lassen? Wohl kaum.

  • Ich denke schon, dass die moderne Umsetzung (neben anderen Dingen) dabei eine wichtige Rolle spielt. Ich zum Beispiel hätte die Serie nicht gekauft, wenn sie so spröde wie die Europa Fassung gewesen wäre. Ich bin auch nicht sicher, ob sich diese aus rechtlichen Gründen eingestellte Dorian Hunter Serie (nicht von Europa) genauso gut verkauft hat, wie die diejenige von Folgenreich.