Abschied auf unbestimmte Zeit

  • Liebe Hörplanetarier!


    Ich habe mich immer als jemanden gesehen, der nicht nur arbeitet, sondern in seiner Arbeit auch aufgeht, wenn sie ihm Spaß macht. Der Hörplanet war oft anstrengend, und oft habe ich meine Pflichten verflucht, aber alles in allem habe ich die Zeit sehr genossen.


    Es war schön für mich, so viele neue Menschen kennenzulernen, auch wenn dies leider fast komplett in einer Zeit geschah, in der ich durch meine da noch nicht entdeckte Krankheit große Probleme hatte, fremden Menschen konzentriert zu begegnen.


    So viele von euch haben mir so viel gegeben durch Rückmeldungen und die Fähigkeit zu spüren, wann ich durch zu viel Gegenwind geschwächt war. Dann kamen aufmunternde Mails, die mir allesamt und immer wieder sehr gut getan haben. Danke für eure Bemühungen, mir Rückhalt zu geben.


    Ich muss leider heute bekannt geben, dass ich sehr wahrscheinlich nicht mehr zum Hörplanet zurück kommen werde, da ich es gesundheitlich nicht mehr schaffe, meinen früheren Aufgaben gerecht zu werden. Und es schmerzt mich zu sehr, nur noch im Bett zu liegen und zu sehen, was ich mir alles einrede, was ich vielleicht bald wieder schaffen kann, wenn eigentlich jeder neue Tag nur weitere Hürden brachte, die ich allesamt nicht zu überwinden vermochte.


    Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich durch ein Wunder irgendwann neue Kraft finde, aber aktuell geht es nicht mehr, und damit verabschiede ich mich von euch - meiner Basis - auf unbestimmte Zeit.


    Danke für alles Positive in den letzten Jahren, das war die Nahrung, die mich sättigte in schlimmen Zeiten.


    Tausend liebe Grüße an euch alle!
    Dennis

  • Von mir ebenfalls alles Gute für Deine Zukunft und DANKE für die vielen tollen Hörspiele die Du mit deinem Team vom 'Hörplanet' in den letzten Jahren für uns Hörspiel-Liebhaber produziert hast.

  • Ich kann dir nur alles Gute, viel Kraft und möglichst baldige Besserung wünschen, Dennis. Wenn ich dir "in meiner Eigenschaft als Mensch mit Behinderung" irgendwie zur Seite stehen oder einen Rat geben kann, melde dich bei mir. E-Mail findest du im Profil.


  • Ihr Lieben!


    Ich danke euch allen für eure Rückmeldungen zu meiner aktuellen Situation.


    Neben ein oder zwei kritischen Stimmen darüber, dass man es zu privat findet *, habe ich in den letzten Wochen so viel Rückmeldung erhalten, ebenso wie Michael, dass ich mich derzeit in der durchaus schönen Zwickmühle befinde, einerseits sehr kraftlos zu sein und daher meine Ämter weitgehend ruhen lassen zu müssen, andererseits aber so beeindruckt und ergriffen von der Masse an mitfühlenden Fans, Freunden und Bekannten zu sein, dass ich mich deutlich schlechter fühlen würde, mich einfach nur noch um meine eigene Genesung zu kümmern :)
    Daher noch einmal: riesigen Dank an euch alle, die ihr mir in den letzten Monaten so viele und aufbauende Mails geschrieben habt! Es hat gezeigt, dass die Mehrheit zwar wirklich schweigt, wenn alles normal läuft, aber durchaus aktiv wird, wenn sie merkt, dass etwas nicht stimmt. Es hat mich gefreut zu merken, wieviele Hörer mehr sind als stumme Genießer von Produkten. Es hat mir mal wieder gezeigt, dass mein Weg der gläsernen Produktion zwar sicherlich nicht jedermanns Sache ist, aber dennoch sein Ziel nie verfehlt hat: wir haben Fans hinter uns stehen, die weit entfernt davon sind, nur den Fortbestand der geliebten Produktionen zu sehen in so einem Moment, wir haben Fans, die schreiben, dass sie Tränen in den Augen haben, wenn sie das Schicksal von mir lesen. Ja, das sind Momente, wo ich schlucke und in mir ein Glücksgefühl entsteht, dass keine Tablette dieser Welt erzeugen kann. Denn es sind die Momente, die mir das geben, was ich eigentlich immer mit dem Produzieren dieser Hörspiele erreichen wollte: Anerkennung und die Wahrnehmung, dass wir nicht einfach irgendeinen Rotz wegproduzieren, weil man halt von irgendwas leben muss.
    Das ist mir ebenfalls noch einmal sehr klar geworden in den letzten Wochen. Ein großer Teil meiner aktuellen Situation wird auch davon beeinflusst.


    Ich hatte die letzten Monate schwere Momente, da ich durch die Tabletteneinnahme (quasi das Ritalin, nur ein anderer Hersteller) zum ersten Mal in meinem Leben nicht mehr nur abgeschaute Gedanken anderer realisieren konnte, sondern wirklich den ganzen Tag lang ich selber sein konnte. Und das traf mich erst einmal wie ein schwerer Schlag, denn das, WAS ich war, gefiel mir nicht. Ich war mir fremd. Ich spürte, dass der Dennis, der sich in den letzten Jahrzehnten geformt hatte unter der Last der schweren Gedankenfähigkeiten, bei gleichzeitig riesigem Drang, die Welt zu erfassen, zu verstehen und selber einen Beitrag zu leisten, einfach nicht der war, der ich geworden wäre, wenn ich von Anbeginn meines Lebens die Fähigkeit gehabt hätte, mich zu konzentrieren.
    Klar, viele Dinge waren schon in einer guten Richtung, aber ich bekam plötzlich alle falsch angegangenen Sachen zu spüren. Gute Wege nahmen in der Vergangenheit Abzweigungen, die sich richtig anfühlten, aber die ich heute als definitiv falsch erkenne. Ich erkannte, dass ich mich selber komplett zerbrechen musste, damit ich die Möglichkeit hatte, alles neu aufzubauen, anstatt mühsam einzelne fehlerhafte Fäden in dem reichhaltig verzierten Teppich aufzuspüren und zu korrigieren.


    Aber ganz so einfach war es nicht, denn was ich nicht bedacht hatte: dieses Prinzip funktionierte für mich selber weitestgehend perfekt, aber mein kleines Umfeld kam nicht hinterher. Bzw. sie konnten sich für ihre eigenen Belange mit allem arrangieren, was von mir neu dazu kam an Verhalten und Ansichten, aber es gab große Probleme in den Momenten, wo mein Umfeld ja weiterhin einfach so war wie immer, aber ich plötzlich merkte, dass der "neue" Dennis mit vielen Abläufen, Ansichten etc. nicht einverstanden war. Vielleicht versteht ihr, was ich meine. Beispielsweise habe ich mit Michael seit 2002 so viele Abläufe innerhalb unserer Freundschaft, die für uns beide selbstverständlich und auch zweckdienlich waren, aber nun, mit meinem neuen Verständnis für die Dinge um mich und meiner neuen Interpretationsmöglichkeit von Geschehnissen, vielen mir ganz viele - im Grunde banale - Dinge auf, die ich so nicht wollte. Es begann für mich also eine sehr quälende Zeit, in der ich mich fragen musste, ob meine wenigen Freunde eigentlich nur deshalb meine Freunde sind, weil ich damals einfach nicht anders konnte, oder ob sie auch meinen heutigen Maßstäben entsprechen würden. Und diese Phase war für Michael, meine Frau und einige andere Menschen dann sehr schwierig, weil die Außenstehenden sich leider erst einmal in so einer Prozedur vor den Kopf gestoßen fühlen. Und auch, wenn sie alle daran glaubten, dass es der guten Sache dient, so ist es eine Sache, etwas richtiges zu WISSEN, aber eine völlig andere, etwas auch UMZUSETZEN.

  • Ich bin bald soweit, dass ich mich traue, auch ärztliche Hilfe für diesen Bereich annehmen zu können/wollen. Und ich schreibe dies, weil es mir selber ein bisschen peinlich ist, aber ich es gleichzeitig hasse, dass es kein Problem ist, von Mandelentzündung, Beinbruch und so zu schreiben und alle wünschen Gute Besserung, aber wenn es darum geht zu sagen, dass man nicht mehr kann und mit Hilfe eines Psychologen die Schäden der eigenen Seele analysieren und irgendwie beheben muss, dann fühlt man selber sich immer peinlich berührt, und wenn man es liest, denkt man auch oft "Boh, das würde ich mich nicht trauen". Also, die Wahrheit ist: ich traue es mich eigentlich auch nicht zuzugeben, aber es kotzt mich an, dass ich mich das nicht traue, also zwinge ich mich dazu, es trotzdem zu schreiben :D Konfrontationstherapie mit dem guten Nebeneffekt, dass es vielleicht deutlich mehr Vertrauen für meine Mitmenschen bringt, sich selber mal irgendwann zu sowas zu bekennen, als das immer gleiche "Also, ich könnte das nicht, aber warum solltest du es nicht schreiben, ein Beinbruch wäre ja auch nicht peinlich".


    Das Problem ist wohl, dass der Beinbruch sofort mit kraftvoller Ursache verbunden wird - der hatte einen Skiunfall, der ist also sportlich. Der Seelenbruch hingegen zeugt ja eher von Schwäche, und die darf man in dieser Gesellschaft nicht zeigen, das spüre ich auch oft. Wer schwach ist, wird gefressen. Und wäre ich nicht selbständig, und hätte ich nicht eine wunderbare Frau mit Ecken und Kanten, hätte ich nicht Michael, mit Ecken, Kanten und runder Glatze, dann wäre ich schon vor Jahren an allem zerbrochen. Denn Sensibilität ist schön, wenn sie den Menschen hellhörig macht für das Gute, aber sie ist zerstörerisch, wenn sie dazu führt, dass man all den Hass, all die Unzufriedenheiten und all die Anfeindungen im Internet nicht nur liest, sondern auch fühlt. Und damit meine ich nicht mal die gegen mich, sondern auch gegen andere. Scheiß Empathie ;)


    Ich werde Max weiter sprechen! Wir werden Wege finden, wie ich das schaffe, ohne dass es mich belastet in meinem Alltag. Diesen ersten Schritt hin zu einem Hörplanet, der nach außen keine wirklichen Einschnitte spüren lässt, bin ich euch allen, die ihr mir beigestanden habt, schuldig! Und ich weiß, dass ich das auch mit Michaels einfühlsamer Hilfe gewuppt kriege, daher motiviert es mich, endlich mal wieder ein Gefühl in mir zu haben von Stärke und der Kraft, etwas nicht nur zu wollen, sondern auch zu können
    An dem Rest arbeiten wir weiter und sind bemüht, euch alle nicht zu enttäuschen.



    Liebe Grüße und ganz viel Sonne an euch alle,
    Dennis




    * Ich bin der Meinung, dass man es dann einfach nicht lesen muss, wenn man es so empfindet, aber eigentlich dem Beitragersteller nicht mitteilen muss, dass man etwas zu privat findet, da es in so einem Thema nicht um eine Abstimmung zu richtigem Verhalten geht, sondern um ein wichtiges, eigenes Interesse des Beitragserstellers, dessen Notwendigkeit UND Berechtigung nur er selber festlegen kann und daher hier benannte Infragestellungen des Umgangs mit so einer Sache eher unnötig, da potentiell negativ, findet. Und auch, wenn diese Meinungsäußerer selber in dem Moment denken, dass es jedem Inhalt gut tut, auch ALLE Seiten der Medaille zu beleuchten, so habe ich in den letzten Jahren am eigenen Leib gelernt, dass das nicht immer stimmt, denn meines Erachtens sind gerade Situationen wie diese hier KEINE, die davon profitieren, dass man dem Schreiber mitteilen möchte, dass er sich gerade prinzipiell falsch verhält. Das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber es ist ein bisschen so, als kämen Leute zu mir ins Schlafzimmer, wo ich krank im Bett liege, um mir zu sagen, dass sie eine Sache gestern nicht richtig finden. Ich bin mir sicher, dass wir alle im echten Leben da draußen ein bisschen mehr Fähigkeiten zum Abwägen hätten, wann richtige Zeitpunkte für das Äußern eigener Meinungen sind und vor allem, zu welchen Themen. Meiner Meinung nach sollte man bei solchen definitiv persönlichen Themen entweder etwas Positives beitragen, um zu unterstützen, oder einfach schweigen. Denn jedem, der es anders machen würde als ich, platzt keine Wurst auf dem Grill, wenn er das nur denkt oder seinen Freunden erzählt, aber nicht mir. Dieser Internetdrang von manchen Leuten, der ganzen Welt auch immer alles mitteilen zu wollen, was ihnen NICHT gefällt oder sie NICHT interessiert, das finde ich sehr seltsam.
    Das ist, als wären diese Leute früher durch die Einkaufsmeilen ihrer Stadt gegangen und hätten in jeden Laden, den sie mangels benötigtem Angebot nicht betreten müssen, hinein gerufen "Also, ich kaufe hier nicht ein". Es ist exakt das gleiche Prinzip, nur dass uns allen bei diesem Beispiel klar ist, dass man sich damit lächerlich machen würde. Sagt man aber in einem Sinclair-Thema "Ich höre die Serie eh nicht mehr" oder hier "Ich hätte so etwas Persönliches nicht veröffentlicht", dann tut man das eigentlich nur (Achtung, Psychologie :D ), weil man sich in seiner eigenen Spotlight-Wahrnehmung einbildet, dass die Welt an ALLEM von einem selbst interessiert ist, also auch an den Desinteressen. Und dabei vergisst man dann, dass jeder einzelne Mensch seine eigenen Interessen und Desinteressen hat und deswegen im Grunde keinen Bedarf an Desinteressens-Bekundungen anderer Leute hat. Es ist also eigentlich immer nur ein Akt der Selbstdarstellung. Und hier finde ich, dass man das ja durchaus betreiben darf, tue ich ja selber auch, wo es passt, aber es gibt eben Themen und Momente, wo eine Selbstdarstellung eigentlich nicht passt. Wieder übersetzt: wenn du nur zum Dennis ans Krankenbett kommen willst, damit Dennis sieht, dass du einer bist, der toll genug ist, um eine Meinung dazu zu haben - dann komm bitte gar nicht. Dennis freut sich mehr über die, die ans Bett treten, weil es sie betrübt, dass es ihm schlecht geht und weil sie ihm gerne Mut aussprechen wollen, auch im eigenen Interesse, damit es mit Hörspielen vielleicht doch weitergehen kann.
    (Da ich diesen Text in allen Foren schreiben werde, bitte ich um Verständnis, dass er vielleicht auch in Foren stehen wird, auf die diese Sternchenanmerkung nicht zutrifft)