RadioTipp: Stille Helden siegen selten

  • Radio:Tipp
    des Teams der Hörspiel-Freunde



    Im "Radio:Tipp" empfiehlt das Team der Hörspiel-Freunde Radiohörspiele,
    die in den nächsten Tagen gesendet werden.


    Die Empfehlung für den


    14.08.2011:


    Im Rahmen des ARD-Festivals senden um 22 Uhr die Kultur-Anstalten der ARD... unter anderem



    Link
    Stream


    ...das Hörspiel


    Stille Helden siegen selten


    von Ralph Oehme und Karl-Heinz Schmidt-Lauzemis


    Produktion: DLR 2006
    Regie: Karl-Heinz Schmidt-Lauzemis
    Länge insg.: 58 Min.


    Eindringlich, hautnah, authentischer als die schnellgemachten Reportagen schildert
    dieses Originalton-Hörspiel den Aufbruch Leipzigs in den heißen Herbsttagen des Jahres 1989.
    Gesprächspartner der beiden Autoren Karl-Heinz Schmidt-Lauzemis und Ralph Oehme waren vor allem Demonstranten und
    Oppositionelle, aber auch die Gegner der "stillen Helden" des vergangenen Jahres: Mitarbeiter der Staatssicherheit,
    SED-Funktionäre, die Trittbrettfahrer zwischen den Fronten - Spekulanten und Rechtsradikale.


    "Unser Hörspiel versteht sich nicht als Edition von Gedächtnisprotokollen und Stasi-Schuldbekenntnissen",
    schrieben der Berliner Autor von Originalton-Hörspielen Schmidt-Lauzemis und der Leipziger Librettist Oehme.
    "Unser Hörspiel ist durch Schnitt und Montage eingeschmolzenes Originalton-Material von hundert Stunden
    in eine sechzigminütige Kunstwirklichkeit. Ein künstlerischer Bau, gemacht ohne künstlerische Materialien".


    Daher kommt es, dass der Hörer nicht Außenstehender, sondern unwillkürlich Zeuge der Ereignisse und Beteiligter ist.
    Er ist Demonstrant, Beichtvater eines Stasi-Offiziers, Zechkumpan eines Leipziger Arbeiters, Vertrauter von Ganoven und Mitwisser ihrer
    dunklen Geschäfte. Im Herbst 1989, die ersten Leipziger Montagsdemonstrationen, die das System der DDR erschüttern sollten,
    waren schon gelaufen, wurde in der HR-Kantine die Idee zu diesem Hörspiel geboren.


    Die spezifischen Sätze und Geräusche einer sanften Revolution, die spontanen Rufe und rhythmischen Sprechgesänge,
    mit denen die ständig wachsenden Demonstrantengruppen sich Mut machten gegen jene, die (noch) im Besitz der Macht und der
    Waffen waren, das alles sollte aufgezeichnet werden - und zwar mit dem Mikrofon, das den Ereignissen näher ist als die Kamera,
    weil es sich mitten unter den Handelnden aufhalten kann.


    Hörspielpreis der Kriegsblinden, aus der Begründung der Jury:
    "In ihrer Collage haben die Autoren Zeugenaussagen der Leipziger Oktober-Ereignisse von 1989 zu einer kunstvoll gebauten kollektiven Erzählung zusammengefügt,
    in der nicht die viel genannten Anführer das Wort haben, sondern unbekannte Menschen, leidende, aufständische und beglückte,
    aber auch Stasi- und Parteifunktionäre, Spekulanten und Nutznießer. Die Sendung geht durch ihre kompositorische Gliederung,
    durch dramaturgisch sicheren Schnitt und durch deutende Montage weit über eine konventionelle Dokumentation hinaus."