04/2006: Gruselkabinett (11): Der Untergang des Hauses Usher


  • War schon die Verfilmung von Roger Corman mit Vincent Price als Roderick gelungen, dieses Hörspiel ist ihr ebenbürtig. Die Version aus der Poe-Serie von Lübbe sticht sie auf alle Fälle aus.


    Philipp Belfield reist aufgrund eines Briefes seines alten Schulfreundes Roderick Usher zu ihm auf dessen Landsitz, der in mitten einer düsteren Sumpflandschaft liegt. In dem verfallenden Gemäuer hausen Roderick und seine Schwester Madeline wie Einsiedler, stets das nahe Ende erwartend. Vergebens versucht Belfield seinem Freund Trost zu spenden, denn das Geschlecht der Ushers scheint von Beginn an mit dem Tod verbunden zu sein. Madeline ist die erste, die das Schicksal ereilt. Sie wird in der Familiengruft unter dem Haus begraben. Was Belfield nicht ahnt: Madeline lebt noch, aber aus Angst, der Erbfluch könnte weiter existieren und sich erneut ausbreiten, begräbt Roderick seine geliebte Schwester lebendig. Doch diese Untat bleibt nicht ungerächt. In wilder Raserei gelingt es ihr, sich aus dem Grab zu befreien und ihren Bruder mit in den Tod zu reißen. Belfield flieht angesichts des Grauens, das er miterlebt hat. Der draußen wütende Sturm bringt das baufällige Gebäude endgültig zum Einsturz und die Ruinen werden von den umherliegenden Sümpfen verschlungen.


    Interessanterweise wird hier das Thema Inzest, auf dem sich die ganze Tragödie der Familie Usher aufbaut, angesprochen. Daß die Gruft im Haus und nicht außerhalb liegt wird auch zum ersten Mal als ungewöhnlich bezeichnet. Alles in allem eine gewohnt gelungene Produktion von Titania-Medien.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

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  • Philipp Belfield (Oliver Feld) verbrachte in seiner Kindheit viel Zeit mit seinem damaligen Freund Roderick Usher (Tobias Kluckert), doch diese Zeiten sind schon lange her und Philipp bekommt einen seltsamen Brief, aus dem er nicht ganz schlau wird. Er stammt von Roderick, der sich nun regelrecht flehend an ihn wendet und ihn zu sich ins Haus der Ushers einlädt. Was geht dort vor sich und wieso benehmen sich alle so seltsam und leben in totaler Zurückgezogenheit? Es gilt ein schreckliches Geheimnis zu lüften!


    - Meinung -


    Oh ja, das Werk aus Edgar Allan Poes Feder ist zurecht im Grusel Kabinett gelandet, denn hier geht es so irrsinnig düster zu, man mag es kaum glauben. Verpasste man der vorherigen Folge durch die Bearbeitung noch eine unglaubliche Rasanz, so wird hier das genaue Gegenteil erzeugt und das macht auch absolut Sinn, denn es geht sehr behäbig zu und die Düsternis legt sich wie ein bleierner Mantel über den Hörer. Zuviel des Guten? Mag sein, denn nach dem Hören dieses Familien-Dramas ist die Stimmung sicherlich nicht mehr allzu gut, man könnte sie danach sogar depressiv nennen. Keine Sorge, man kann sich auch ordentlich gruseln, dafür sorgen schon die zahlreichen Entdeckungen in diesem schauerlichen Gemäuer der Ushers. Somit ist inhaltlich für jeden etwas dabei, wobei es natürlich schon Voraussetzung ist, dass demjenigen, der sich diese Produktion zulegt, der grundsätzlich düstere Ton zusagt.


    Nur vier Sprecher, kann das gut gehen? Natürlich, wenn die vier Profis sich voll reinhängen und zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Allen voran müssen Oliver Feld und Tobias Kluckert sich beweisen, da sie den Grossteil des Textes zu meistern haben und das machen sie mühelos, jedenfalls überzeugen sie in ihren Rollen voll und ganz und man hat nie das Gefühl, als hätten sie grosse Schwierigkeiten gehabt ihre Texte glaubwürdig einzusprechen. Claudia Urbschat-Mingues sollte man aber keineswegs vergessen oder ihre Rolle als weniger wichtig einstufen, denn auch sie leistet Grosses und sie verdient ein Sonderlob, besonders gegen Ende des Hörspiels läuft sie zur Höchstform auf. Kaspar Eichels Rolle ist dagegen eher klein, als seltsamer Diener Briggs lässt er aber auch nichts anbrennen und alle vier zusammen bilden eine starke Einheit, die durch die Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe erstklassig in Szene gesetzt werden.


    Diesmal ging man mit der Musik meiner Meinung nach etwas grosszügiger um und diese Produktion wurde perfekt untermalt. Druckvoll, unheilschwanger, mal überraschend und krachend, dann wieder eher dezent und düster, aber immer genau richtig, mehr geht nun wirklich nicht, was auch für die weitere Untermalung in Form von Geräuschen und Effekten gilt.


    Eine hervorragende Folge, die mit zu den stärksten der gesamten Reihe gehört und für Freunde des klassischen Grusels sicherlich ein Muss darstellt! Mir persönlich fiel kein Punkt auf, in dem es sich noch zu verbessern gilt und so darf es dann ruhig in Zukunft weitergehen. Ganz grosses Gruselkino!


  • Inhalt:
    In der Umgebung von Baltimore 1845: Philipp Belfield reist, durch einen Brief seines Jugendfreundes Roderick alarmiert, auf den abgelegenen, inmitten von Sumpfland errichteten Stammsitz der Familie Usher.


    Ein drohendes Unheil scheint über dem alten Gemäuer zu schweben, denn Roderick Usher, der letzte Spross der alten Familie, ist von einer seltsamen Krankheit gezeichnet ...


    Story:
    Auch mit der elften Folge der beliebten Serie „Grusel Kabinett“ präsentiert man dem Hörer eine Geschichte, die vor nicht allzu langer Zeit bereits als Hörspiel erschienen ist. „Der Untergang des Hauses Usher“ ist ebenfalls als dritte Folge der Edgar Allan Poe-Serie von Stil/Lübbe erschienen. Dennoch liegen große Unterschieden zwischen den beiden Umsetzungen, denn schließlich ändert man bei der Poe-Serie gerne mal gewisse Dinge um, während man sich beim „Grusel Kabinett“ näher ans Original hält. Bei dieser Folge ist sie dann auch wieder absolut zu spüren: Diese unheimliche Atmosphäre, die immer ein Markenzeichen dieser noch sehr jungen Serie war und die bei der letzten Folge leider etwas fehlte. Somit ist bei dieser Folge wieder alles beim alten und man wird prächtig und vor allem gruselig unterhalten und das auch ganz ohne Vampire oder Geister … einfach durch den menschlichen Wahnsinn.


    Sprecher:
    Grade mal vier Sprecher sind in dieser Produktion zu hören. Und es gibt eine überaus erfreuliche Neuigkeit: Titania Medien hat hier Sprecher im Studio gehabt, die bisher in keiner Folge des „Grusel Kabinetts“ zu hören waren und somit kommt frischer Wind in die Serie. Die vier „Neulinge“ integrieren sich vorzüglich in die Reihe der exzellenten Sprecher, die die Hörspiele von Titania veredelt haben. Zu hören sich diesmal mal Oliver Feld (Philipp Belfield), Tobias Kluckert (Roderick Usher), Claudia Urbschat-Mingues (Madeline Usher) und Kaspar Eichel (Briggs). Bei so wenigen Sprechern, kann sich natürlich keiner Patzer leisten oder sich hinter einem seiner Kollegen verstecken und dies haben die Agierenden auch gar nicht nötig, im Gegenteil: Feld, Kluckert und Urbschat-Mingues laufen zum Ende hin zu echter Höchstform auf und bescheren dem Hörer eine Gänsehaut nach der nächsten. Hier sind wirklich nur hervorragende Sprecher am Werk!


    Musik und Effekte:
    Wie schon im Punkt „Story“ beschrieben, haben wir bei dieser Folge wieder diese unglaublich dichte Atmosphäre, die eine Art Markenzeichen der Serie darstellt. Wie schon in den Fällen zuvor, so ist die Atmosphäre auf die überaus gelungene musikalische Untermalung der Serie zurückzuführen. Stets unheilsschwanger wird das Geschen untermalt und bei einer gewissen Beerdigungsszene geht es so tieftraurig zu, dass man einen wirklich dicken Kloß im Hals sitzen hat. Die ebenfalls herausragenden Effekte dieser Produktion arbeiten der Musik zusätzlich in die Hand und verstärken somit die Atmosphäre. Besonders die Szene mit dem prasselnden Regen wirkt so real, dass man zwangsläufig zum Fenster guckt um sich zu überzeugen, dass der Regen wirklich nur im Hörspiel existiert. Eine technische Seite, die absolut auf der Höhe der Zeit ist und eine phantastisch dichte Atmosphäre entstehen lässt. Grosses Kompliment dafür!


    Fazit:
    Nachdem man sich mit „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ einen minimalistischen Ausrutscher gönnte, präsentiert man sich hier direkt wieder auf allerhöchstem Niveau und untermauert erneut eindrucksvoll die These, dass Titania Medien keine durchschnittlichen oder gar schlechten Hörspiele produzieren können. Es gelingt Marc Gruppe nahezu jedes Mal die Meisterwerke der Schauerromantik in eine packende Hörspielversion umzuarbeiten. Über die Sprecher musste man sich bei den Produktionen von Titania selten Gedanken machen und auch die technische Seite war stets eines der Aushängeschilder der Serie. Auch wenn aktuell harte Konkurrenz von Lausch in Form von „Die schwarze Sonne“ droht, so bleibt „Grusel Kabinett“ weiterhin die beste Gruselserie für den erwachsenen Hörer, der eher auf den subtilen Grusel als auf Effekthascherei aus ist. Mochtet ihr die bisherigen Folgen der Serie? Dann kann ich euch hierfür nur einen Rat geben: KAUFEN, ihr werdet es todsicher nicht bereuen, denn „Der Untergang des Hauses Usher“ ist einfach eine wahre TOP-Produktion.


    ***** / *****


    © 23.03.06 by lord gösel / Hörspiel-Maniac

  • Zitat

    Die ebenfalls herausragenden Effekte dieser Produktion arbeiten der Musik zusätzlich in die Hand und verstärken somit die Atmosphäre. Besonders die Szene mit dem prasselnden Regen wirkt so real, dass man zwangsläufig zum Fenster guckt um sich zu überzeugen, dass der Regen wirklich nur im Hörspiel existiert.


    Seh ich aus meine Fenster muss ich feststellen das es wirklich regnet...


    Der Regen, der nun schon seit Tagen die jungen Frühlingsabende kürzer erscheinen lässt verstärkt die Melancholie dieser düsteren Geschichte aus der Feder von Edgar Allan Poe.
    Wie gewohnt wird hier ein stimmiges und fesselndes Hörwerk, das Lust auf mehr macht, präsentiert!


    Ich kann mich allen Anderen nur anschließen und diese Hörspiel wärmstens empfehlen! Es ist mehr als Hörenswert!

    Man steigt jetzt nicht mehr aus, denn man wird jetzt ausgestiegen - ...und alles was du nicht brauchst muss genügen!