Nachtmahr Nr. 3 - Verlorene Herzen (Wolpertinger Hörbücher)

  • Nach dem Tod von Stevens (Leo Vornberger) Eltern wird der Junge in die Obhut Mr. Abneys (Peter Groeger) gegeben. In einem relativ heruntergekommenen Haus soll er nun mit dem alten Herrn leben und aufwachsen. Eines Tages macht Steven aber eine seltsame Entdeckung und nachts wird er immer wieder von Träumen geplagt, die er sich nicht so recht erklären kann. Dann sieht er auch ein Mädchen in der Umgebung des Hauses, von der aber niemand etwas zu wissen scheint. Was geht hier nur vor? Das Haus und seinen Besitzer beherbergen anscheinend eine düstere Vergangenheit!


    - Meinung -


    Weiter geht es mit der Reihe "Nachtmahr" von Max von Werder und diesmal erfährt eine Kurzgeschichte von M.R. James ihre Vertonung und diese hat mir bis zu dieser Hörspieladaption rein gar nichts gesagt und war mir gänzlich unbekannt. Letztendlich erwartet hier die Hörerschaft zwar nicht unbedingt eine inhaltlich sensationelle Geschichte, denn ähnliche Werke dürfte man mit Sicherheit schon gehört haben, doch schlecht ist die Story nun auch wieder nicht. Was sie an Komplexität vermissen lässt, macht sie mittels Intensität und packenden Momenten wieder wett und sie reisst den Hörer wirklich mit, denn das Thema ist nicht gerade seicht und James versteht es, mit den Emotionen der Leser- bzw. Hörerschaft zu spielen. Somit kann man durchaus sagen, dass die Handlung eher weniger etwas für den scharfen Verstand, sondern viel mehr etwas für das Herz des Hörers ist und mit Emotionen und Ängsten spielt und das gelingt iht absolut. Dazu fällt die Bearbeitung auch sehr kurzweilig aus, knapp über 57 Minuten Spielzeit werden geboten und Langweile kommt da keine auf, eher das Gegenteil ist der Fall, denn es wird ein relativ hohes Tempo gefahren und es geht auch so spannend zu, dass die Zeit wie im Flug vergeht.


    Die Riege fällt nur bedingt sehr prominent aus, die bekanntesten Sprecher dürften Lutz Mackensy und Peter Groeger sein, aber das ist auch okay so, denn man setzt das Konzept der ersten beiden Folgen fort, nämlich ein oder zwei absolute Topnamen, um die herum eine sehr talentierte, aber eher weniger bekannte Riege agiert. Das funktioniert auch einmal mehr, vor allem das Quartett Mackensy, Groeger, Lehnert und Vornberger hat mich absolut überzeugt, denn die beiden "alten Hasen" sind sozusagen die Stützpfeiler dieses Hörspiels, dazu liefert Groeger noch eine unglaublich starke und intensive Darbietung ab, der extremst talentierte Leo Vornberger überzeugt direkt in einer Hauptrolle mit einem doch recht harten Stoff und mit Hartmut Lehnert hat man einen sehr guten Erzähler gefunden, der eine sehr markante Stimme hat und die Hörerschaft gekonnt in den Bann ziehen kann. Zunächst dachte ich, dass es sich bei ihm um Bernd Rumpf handeln würde, doch es gibt da wohl einfach nur eine gewisse stimmliche Ähnlichkeit, aber so weiß man schon, wie Lehnert ungefähr klingt und er passt auch sehr gut zu dieser Reihe und besonders zu dieser Geschichte. Eine tiefe, intensive Stimme, die aber dennoch recht distanziert agiert, einfach perfekt. Abgerundet wird die ganze Angelegenheit mit weiteren gut bis sehr gut aufgelegten Sprecherinnen und Sprechern, die mir vom Namen her zwar gar nichts gesagt haben, aber ihre Leistung absolut gebracht haben und das kann man wohl auch auf die sehr gute Regie von Max von Werder zurückführen, Gratulation!


    Weitere Komplimente kann man auch in Sachen Sound und Untermalung verteilen, denn hier wird entscheidend dazu beigetragen, dass das Hörspiel so eine starke, dichte und gruselige Atmosphäre besitzt, von der sich so manch andere Produktion gerne mal eine Scheibe abschneiden darf. Hier gibt es echtes Gänsehautfeeling, Schauer laufen über den Rücken der Hörerschaft und all das gelingt durch subtile Einsätze von Geräuschen und Effekten. Sowohl die Kulisse im und ums Haus herum wird erstklassig inszeniert, als auch die übernatürlichen Szenen und Rückblenden. Als Sahnehäubchen gibt es wieder mal einen sehr stimmungsvollen Bonustrack, der erneut von Electric Funeral stammt und von Rita Krone gesungen wird.


    Gibt es ein Gimmick? Natürlich gibt es wieder mal eines, das gehört zur Serie mittlerweile einfach dazu. Zuviel möchte ich aber nicht verraten und sage nur, dass es um Anatomie geht und wieder ein "Kärtchen" serviert wird. Es ist jedenfalls einmal mehr klasse gemacht und dieser "Bonus" untermauert, dass sich die Macher der Reihe in jeglicher Hinsicht sehr viel Mühe mit ihren Produktionen geben. Wenn wir aber schon mal bei Aufmachung und Ausstattung sind, so muss auch mal neben dem ganzen Lob Kritik erlaubt sein, denn das Cover ist der zweite Entwurf, es geisterte bereits einer durchs Netz, der mir deutlich besser gefallen hat. Das jetzige Cover sieht für mich eher nach Fotocollage aus und auch wenn billig das falsche Wort ist, so trifft es doch ungefähr meinen ersten Eindruck. Schade, aber das neue Titelbild ist leider ein Rückschritt, der aber hoffentlich nicht die potentielle Käuferschaft verschreckt, denn es wird dem Hörspiel leider nicht gerecht.


    Stärker als die zweite Folge und fast so gut wie der hervorragende Auftakt, diese Reihe gehört auch weiterhin zu DEN Vertretern des Genres und ich kann auch die dritte Folge somit nur dringend empfehlen, hier muss zugegriffen werden. Für Freunde des gepflegten und literarischen Grusels ist der dritte Eintrag der Reihe einmal mehr ein Muss!


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