Morton Rhue: Boot Camp


  • Morton Rhue: Bootcamp
    Gelesen von: Tim Niebuhr
    GoyaLit / Jumbo Verlag


    Tonträger: 3 Audio-CDs
    ISBN-Nr. 978-3-8337-1684-3


    Inhaltsangabe des Verlags:

    Zitat

    "Du kommst hier nicht raus, wenn du ihnen vorspielst, was sie haben wollen. Du kommst hier nicht erst raus, wenn du bist, was sie haben wollen."


    Erniedrigung, körperliche Gewalt und brutaler Regelkodex - so sieht der Alltag von Connor aus, seit seine Eltern ihn in das Umerziehungsheim "Lake Harmony" bringen ließen. Eine verhängnisvolle Strafe dafür, dass er in seine Lehrerin verliebt ist und sich gegen den elterlichen Lebensstil sträubt. Wie erfolgreich wird die Gehirnwäsche? Kann Connor die rettende Flucht gelingen? In seinem Roman "Boot Camp" zeichnet der Erfolgsautor Morton Rhue ein erschütterndes Bild von amerikanischen Erziehungsanstalten - und davon, wie sie Jugendliche quälen und brechen.



    __________________________ M E I N U N G __________________________


    Morton Rhue ist kein Mann der leichten Themen. Sein Roman "Die Welle" gehört in den Schulen zum Pflichtprogramm, mit "Give a boy a gun" (unter dem Titel "Ich knall euch ab" in Deutschland erschienen), "Ghetto Kidz" und "Asphalt Tribe" spricht er immer wieder brisante Themen an, die Jugendliche betreffen. Themen wie Faschismus, Machtmißbrauch, gesellschaftliche Dissonanzen, Unterdrückung des freien Willens etc. bettet er in packende Erzählungen ein und schafft es, die behandelten Themen zwar eindinglich, indes ohne moralischen Zeigefinger, der einem die Augen, bzw. Ohren aussticht.
    So schafft es auch "Boot Camp" den Leser auf der einen Seite in seinen unbamherzigen Bann zu ziehen, streckenweise fast zu verstören, auf der anderen Seite ob der leider auf brutaler Realität basierenden Schilderungen den Leser, bzw. Hörer zum Nachdenken zu bewegen. Die Brillanz Rhues findet sich nicht in endlos verschachtelten, komplexen Satz- und Erzählstrukturen - die Bücher handeln über Probleme von Jugendlichen und sich somit primär für ein jüngeres Publikum geschrieben. Sie -die Brillanz Rhues- zeigt sich stattdessen darin, daß er den Leser/Hörer durch lebendige Sprache und grausam-"faszinierende" Momente in diesen Albtraum zieht, nur um den Hörer letztlich schockiert zurückzulassen - Nachdenken unabdingbar.


    Tim Niebuhr liest sehr ordentlich. Zugegeben, anfangs muss er sich ein wenig "warmlesen", aber bald schon spielt er das Buch mehr als daß er es liest. Er bringt den Hauptcharakter, Connor, in all seinen Facetten der Wut, Verzweiflung, Resignation oder Hoffnung ebenso gut rüber wie er den "freundlichen" Wärter Joe, dessen "Quasi-GeStaPo" oder die beiden Transporteure.


    Als Fazit bleibt ein packendes, aber auch verstörendes Hörbuch über ein Stück amerikanische Realität, die gewiss zu den schwärzesten Flecken auf der moralisch gern weiß gesehen Jacke des "Land of the Free" zählt. Spannend und erfreulicherweise ohne moralischen Dampfhammer, aber definitiv zum Nachdenken anregend geschrieben und erzählt von einem guten Tim Niebuh, der zwar ein wenig "Warmlesephase" braucht, aber dann richtig ordentlich mitgeht. Gewiss keine "Gute Laune"-Unterhaltung für "mal eben zwischendurch", aber auf jeden Fall eine Empfehlung.

  • Connors Eltern haben ihn in ein Camp für schwer erziehbare Kinder geschickt, nämlich nach Lake Harmony. Nach einer Affaire mit seiner Lehrerin soll er nun dort eine Umerziehung erfahren, doch im Camp erwarten ihn nur Prügel, Schmerzen und Schikane. Wird er am Ende dieser Umerziehung ein besserer, geläuterter Mensch sein oder macht ihn diese Einrichtung einfach nur fertig?


    - Meinung -


    Morton Rhues Werk ist hart, keine Frage, Terror und Gewalt stehen im Vordergrund und man fiebert mit Connor mit, der mehr oder weniger wegen einer Lapalie und der Überreaktion seiner Eltern in dieser Situation gelandet ist. Die Lager sind schnell verteilt und man weiß, zu wem man steht, wen man nicht mag, da hat Rhue eine klare Rollenverteilung abgeliefert und man weiß was Sache ist. Spannend ist die Sache von Anfang bis Ende und die Hörerschaft wird sich fragen, ob Connor sich dem System beugt oder der junge Mann bleiben wird, der er auch am Anfang war. Langweilig war diese Geschichte somit zu keinem Zeitpunkt und mit 3 CDs und einer Spielzeit von ca. 214 Minuten fällt diese genau richtig aus.


    Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach Erzähler Tim Niebuhr, der anfänglich nicht so recht aus sich rauskommt. Später fängt er sich dann und hinterlässt einen soliden Eindruck, aber ehrlich gesagt ist seine jung klingende Stimme schon ein Problem. Auf der einen Seite spricht er die vornehmlich jugendlichen Charaktere zwar sehr ordentlich, auf der anderen gibt es aber Problem, wenn es ältere Personen sind, denen er Leben einhauchen soll. Da hören sich die einzelnen Charaktere weitestgehend gleich an, was gelegentlich schon echt verwirrend ist. Alles in allem keine Überfliegerperformance, aber auch alles andere als schlecht, Luft nach oben ist dennoch mehr als genug vorhanden.


    Keine Musiken, keine Geräusche, aber vielleicht hätten diese Stilmittel geholfen, um die Atmosphäre etwas lockerer zu gestalten und die passendere Stimmung reinzubringen. Da hapert es ein wenig und Tim Niebuhr hätte sich sicherlich nicht beschwert, wenn ihm ein paar Klänge unterstützend zur Seite gestanden hätten.


    Ein teilweise recht hartes Hörbuch, dass einem zum Denken anregt und bei den Hörer dafür sorgt, dass man solche erzieherischen Einrichtungen hinterfragt. Eine bessere Performance des Erzählers und ich hätte eine eindeutige Empfehlung geben können, doch so kann ich diese nur ziemlich eingeschränkt aussprechen.


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