Mimi Rutherfurt ermittelt... (6) Wachs oder Wirklichkeit (maritim)


  • Inhalt:
    Eine Einladung von ihrer Nichte Lillian führt die Pensionärin Mimi Rutherfurt nach London, in das weltbekannte Wachsfigurenkabinett. Staunend entdeckt sie, dass dort neben den aus Wachs modellierten berühmten Persönlichkeiten auch Figuren stehen, die ihr wirklicher erscheinen, als sie es sein sollten. Sind es tatsächlich Wachsfiguren, die sie vor sich hat? Als dann noch ihre Nichte Lillian plötzlich verschwindet, muss sie eingreifen. Sie beobachtet jede kleinste Szene im Kabinett. Dabei entdeckt Mimi Rutherfurt Unheimliches.


    Story:
    Mimi Rutherfurt ermittelt also in ihrem sechsten Fall. Doch, von wirklicher Ermittlungsarbeit seitens der rüstigen Lady kann bei „Wachs oder Wirklichkeit“ kaum die Rede sein. Ein Großteil der üppigen Spielzeit vergeht nämlich, ohne dass die Titelheldin dabei ist. Wer nun denkt, dass man aber dennoch eine spannende Handlung geboten bekommen würde, der ist ziemlich auf dem Holzweg. Ähnlich wie „Abseits der Wege“, so darf sich auch diese Serie eher mit Bezeichnungen wie „träge“, „behäbig“ und „lang gezogen“ schmücken. Die 71 Minuten Spielzeit ziehen sich jedenfalls derart in die Länge, dass man am Ende meint es müssten mindestens zwei komplette Stunden verstrichen sein. Es macht auch überhaupt keinen Spaß dem Gebotenen zuzuhören, da einige Szenen sehr wirr daherkommen und man überhaupt nicht so recht weiß, was eigentlich gerade geschieht. Ein Erzähler wäre hier in diversen Momenten ohne Frage pures Gold wert gewesen. So muss man halt einige beschreibende Monologe über sich ergehen lassen, was aber kaum noch ins Gewicht fällt, da man sich als Hörer sowieso regelrecht durch die Handlung quälen muss. Man verstehe das nun nicht falsch: Es muss kein Action-Feuerwerk geben, aber man sollte als Hörer zumindest den Eindruck bekommen, dass irgendetwas Relevantes passiert. Kurz gesagt: Die Geschichte ist uninteressant und die Hörspiel-Bearbeitung schrecklich in die Länge gezogen, so dass man als Hörer nur froh ist, wenn die 71 Minuten endlich vorbei sind.


    Sprecher:
    8 Sprecher sind hier darum bemüht ihren Figuren Leben einzuhauchen. So hart es klingen mag, aber in einigen Fällen bleibt es auch nur beim Bemühen. Das größte Fragezeichen zaubert mir immer noch Gisela Fritsch-Pukass auf die Stirn, die in die Rolle der Mimi Rutherfurt zu schlüpfen versucht. Man kann natürlich nicht erwarten, dass sie hier eine Leistung erbringt wie als Karla Kolumna vor 20 Jahren (was auch gar nicht zu der Rolle passen würde), aber ein paar spürbare Emotionen beim Vortragen des Textes wären schon sehr wünschenswert. Fast alles wirkt sehr lieblos runter gelesen ohne echte Betonungen und man fragt sich eigentlich ständig, wieso die Regie nicht eingegriffen hat. Bei „Jack Slaughter“ kann man recht eindrucksvoll hören, dass Frau Fritsch-Pukass auch ganz anders kann. Leider ist sie nicht allein, denn auch Gernot Endemann klingt in seiner Rolle als Inspektor Palmer unglaublich gelangweilt und nicht selten regelrecht desinteressiert. Würde es sich um kleine Rollen handeln, so könnte man darüber hinwegsehen, aber bei DER Hauptrolle und einer weiteren tragenden Rolle dürften derartige Leistungen eigentlich nicht vorkommen. Da rücken auch die obligatorischen verschiedenen Aussprachen fast schon in den Hintergrund, wenn gleich sie natürlich vorhanden sind. So ist man sich gar nicht einig, ob man nun „Chefinspektor“ oder „Chiefinspektor“ sagen will. Insgesamt betrachtet kann man somit auf der Seite der Sprecher nur von enttäuschenden Leistungen sprechen, leider.


    Musik und Effekte:
    Die „Miss-Marple-Musik“ hat ein ganz eigenes Flair, dass will wohl niemand abstreiten. Ob die ganzen Parallelen der Serie gut tun sei allerdings weiterhin dahin gestellt, denn nur durch atmosphärische Musik erschafft man noch lange kein gelungenes Hörspiel. Und so gibt es auch im Bereich der technischen Umsetzung noch so einige Dinge, die im Argen liegen. Im Wachsfigurenkabinett laufen ständig Tonbänder zu den jeweiligen Ausstellungsstücken und so bekommt man auch diverse Mal Hitler und Co zu hören. Zwar ist die Idee an sich gut, aber mit zunehmender Spielzeit wird es doch nervig, wenn permanent irgendein weiteres Gerede hinter dem eigentlichen Dialog liegt und den Hörer somit von den wichtigen Dingen ablenkt. Diverse Backgroundsachen hätten also ruhig einen ganzen Ticken leiser eingemischt werden dürfen. Dennoch bleibt dieser Aspekt ohne Frage noch der gelungenste der gesamten Produktion.


    Fazit:
    „Was war denn das?“, war der erste Gedanke, der mir nach dem Hören dieser Folge durch den Kopf ging. Ich habe in meinem Leben schon verdammt viele Hörspiele gehört aber ich kann mich an nicht viele erinnern, die mich derart gelangweilt haben. Die Handlung hat nahezu gar kein Tempo und schleppt sich nur vorwärts. Die gesamte Angelegenheit ist so dröge, das man als Hörer irgendwann gar nicht mehr so richtig zuhört und nur noch das Ende herbeisehnt. Einen nicht geringen Anteil an der Trägheit dieser Folge hat ohne Frage Hauptsprecherin Gisela Fritsch-Pukass, die so monoton vorträgt, dass man fast einschläft. Mit Gernot Endemann steht ein weiterer namenhafter Sprecher bereit, der sich als „Sandmännchen“ versucht und völlig gelangweilt und desinteressiert durch seinen Text geht. Auch bei der technischen Umsetzung greift man hier und da daneben und knallt der Hörerschaft viel zu laute Backgroundsounds um die Ohren, die gerne mal von „wichtigen“ Dialogen ablenken. Nein, an diesem Hörspiel gibt es für meine Begriffe herzlich wenig Positives und man ist schon haarscharf an einem FLOP vorbeigerauscht. Wenn „Wachs oder Wirklichkeit“ vorbei ist, kommt die Folge jedenfalls ins Regal und dort wird sie sicherlich mehrere Jahre ruhen, denn diese Produktion ist einfach nur erschreckend schwach. In der Schule wäre es wohl das gemeine „schwach Mangelhaft“ gewesen!


    ** / *****
    Mangelhaft (-)


    © 03.01.09 by lord gösel / Hörspiel-Maniac

  • Mimi Rutherfurt (Gisela Fritsch-Pukass) folgt einer Einladung ihrer Nichte Lillian (Melanie Manstein) in das berühmte Wachsfigurenkabinett der Madame Fouché (Cornelia Meinhardt), doch dort geht es nicht mit rechten Dingen zu. Irgendwas scheint mit den mit Wachsfiguren nachgestellten Szenen nicht zu stimmen, teilweise wirken diese einfach zu lebendig. Sind es sogar echte Menschen, die sich dort verstecken? Dann verschwindet Lillian urplötzlich und Mimi Rutherfurt weiß, dass sie einen neuen Fall zu lösen hat. Weiß Inspektor Palmer (Gernot Endemann) mehr darüber oder ist er wegen einer ganz anderen Angelegenheit im Kabinett aufgetaucht?


    - Meinung -


    Dieser Fall ist leider zähflüssig wie der hier thematisierte Wachs und von Tempo kann man nicht mal ansatzweise reden. Eigentlich ist ein Wachsfigurenkabinett ein idealer Ort für einen spannenden Kriminalfall, doch auch die Spannung hält sich leider in überschaubaren Grenzen. So wird uns hier ein Fall präsentiert, der mit einer Spielzeit von ca. 71 Minuten deutlich zu lang ausgefallen ist und trotz vielversprechender Ideen und einigem Potential leider nur eine im wahrsten Sinne des Wortes durchwachsene Angelegenheit.


    Sprechertechnisch wird uns hier auch keine Sensation geboten, auch wenn der Großteil seinen Job macht, mehr aber auch nicht. Es gibt eher Ausreißer nach unten zu verzeichnen, Gisela Fritsch-Pukaß und Gernot Endemann haben mir absolut nicht gefallen, wobei die beiden entweder nicht gut drauf waren oder die Regie sie nicht im Griff hatte, aber unterm Strich reichten die Leistungen der beiden absolut nicht aus. Träge und unmotiviert kommen sie rüber und einig waren sich die beiden auch nicht, ob man den Rang des Inspektors als "Chefinspektor" oder "Chiefinspektor" ausspricht. Da sollte schon Klarheit herrschen und das hinterlässt auch keinen ordentlichen Eindruck, sowas darf nicht passieren. Die Gastauftritte von Hans-Georg Panczak, Melanie Manstein, Cornelia Meinhardt, Veronika Neugebauer oder Gerhard Acktun gehen dagegen in Ordnung, es drängt sich aber niemand sonderlich auf, das Programm wird runtergespult.


    Wenigstens die Atmosphäre ist überzeugend, die Stimmung im Wachsfigurenkabinett kommt rüber und die jeweiligen Szenen, die dort dargestellt werden, sind auch gut inszeniert worden. Ein sinnvoller Einsatz von Geräuschen und Effekten und schon kann man diesen Bereich der Produktion durchwinken.


    Eine unglaublich gestreckte Story und Bearbeitung, dazu schwach agierende Sprecher, viel fehlte da nicht und diese Folge wäre fast ein Reinfall geworden. Selbst für Fans dieser Serie dürfte dies eine schwer zu verdauende Folge sein und empfehlen kann ich sie nicht.


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