Inhalt laut Klappentext:
Seltsame Dinge geschehen im Hotel der exzentrischen Amanda Black. Ein Unbekannter treibt seine Spielchen mit der ehemaligen Schauspielerin. Über Nacht verschwinden Erinnerungsstücke, die an denkbar merkwürdigen Stellen wieder auftauchen. Doch als schließlich ein Nebengebäude in Flammen aufgeht, sind sich Justus, Peter und Bob einig: Das ist bitterer Ernst! Die drei ??? entschließen sich, dem Täter eine Falle zu stellen.
Sprecher:
Peter Pasetti (Erzähler), Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Beate Hasenau (Amanda Black), Barbara Ratthay (Mrs. Silverstone), Utz Richter (Matt Garfield), Hans Hessling (Mr. Hartfort), Ursula Sieg (Mrs. Hartford), Monika Werner, Lutz Schnell (Henry), Kerstin Draeger (Lys), Janina Richter (Linda), Willem Fricke (Inspektor Cotta)
Nicht aufgeführt: Der Sprecher von Edward Simpson
Die Geschichte:
Amanda Black, eine ehemalige Schauspielerin und Ex-Schauspiellehrerin von Justus' Freundin Lys, betreibt inzwischen ein Hotel mit dem treffenden Namen "Old Star". Seit einiger Zeit aber verschwinden Dinge aus dem Hotel und aus ihrer privaten Wohnung, um später an den unmöglichsten Stellen wieder aufzutauchen. Deshalb wendet sich die Diva über Lys an die drei Detektive, die sogleich zur Tat schreiten und sich im "Old Star" einquartieren. Dort ermitteln sie "under cover", denn es liegt ja nahe, den Täter unter den Angestellten oder Gästen zu suchen.
Meinung:
Neu ist bei diesem Hörspiel wenig. Wie vorher beispielsweise schon beim "Karpatenhund" gibt es einen auch räumlich abgeschlossenen Schauplatz mit einer festen Anzahl an mehr oder minder schrulligen Charakteren mit mehr oder minder liebenswerten Eigenschaften. Es gibt die ängstliche Ehefrau, die überforderte Mutter, die alternde Filmdiva, den beruhigendem Ehemann, die gute Seele des Hauses, einen an Psychologie interessierten Kriminalschriftsteller mit Hang zum Mobbing und den geschwätzigen Schleimer.
Man nimmt der Geschichte nichts vorweg, wenn man verrät, dass sich unter diesen letztlich auch der Täter befindet. Immerhin ist das viel besser, als in den letzten Minuten wie Kai aus der Kiste noch den großen Unbekannten hervorzuzaubern.
Die Geschichte hat durchaus ihre kleinen, überraschenden Wendungen, ist aber im Grunde genommen einfach. Sie lebt entsprechend ganz maßgeblich von der Besetzung. Europa ist es gelungen, mit Beate Hasenau, Barbara Ratthay und Ursula Sieg drei der vier Synchronsprecherinnen der "Golden Girls" zu verpflichten. Das birgt zwar die Gefahr der Ablenkung, ist aber letztlich ein großer Wurf. Peter Pasetti schafft es, gewohnt routiniert und augenzwinkernd mit ganz wenigen Sätzen der Filmdiva Amanda Black buchstäblich ein Gesicht zu verleihen. Da das leider nicht mit allen Figuren geschieht (was wohl allein aus Zeitgründen auch nicht möglich ist), bleiben die anderen Charaktere gegenüber dem der Amanda Black eher blass. Aber der wundervolle Hans Hessling braucht ohnehin keine große Rolle, um in einem Hörspiel präsent zu sein. Selbiges gilt für Ursula Sieg, und auch Utz Richter als beleidigter Beleidiger ist hörenswert. Dem gegenüber klingt allein Monika Werner angestrengt und anstrengend, hat aber auch eine undankbare Rolle. Alles in allem jedoch sind es die Sprecher und vor allem Sprecherinnen, die verhindern, dass die Figuren in Klischees erstarren.
Die Besonderheit der Geschichte liegt darin, dass die "drei ???" verdeckt ermitteln. Bob und Justus geben sich als Mitarbeiter des Hotels aus und Peter als Gast. Aus dieser Konstellation ergeben sich geradezu köstliche Szenen zwischen dem ersten Detektiv und seinem (Zitat) "Stellvertreter", wenn sie (laut) ihre Rollen spielen und (geflüstert) über deren jeweilige Interpretation streiten. Wie Jens Wawrczeck hier teilweise den nahtlosen Übergang zwischen überkandideltem Gast und Peter Shaw schafft, ist schon eine Leistung. Andreas Fröhlich indes bleibt dabei etwas auf der Strecke.
Die Musik ist dann gut, wenn sie auf Streicher und Spinettklänge setzt oder das Geschehen aufgreift. Als etwa die Uhr im Schwimmbecken liegt, besteht die Musik aus dem Geräusch blubbernden Wassers und dem Ticken einer Uhr. Leider bleibt das die Ausnahme. Das Gros der Musik sind bekannte, reine Elektronikstücke. Die Vergeräuschung (rumpelnder alter Aufzug, Stimmengewirr im Speisesaal) ist insgesamt ebenfalls gelungen. Insgesamt entsteht aber nicht so eine dichte Atmosphäre der Anspannung und des Belauerns wie etwa beim "Karpatenhund".
Abzüge bekommt "Spuk im Hotel" von mir vor allem wegen des profanen Endes. Auch bin ich der Meinung, dass Justus' und Bobs Tarnung eigentlich aufgeflogen sein müsste, nachdem "matt" (und nicht "Mätt") Garfield ihr Gespräch mit Lys mit angehört und sich eingeklinkt hat. Und dass kleine Kinder einen Klaps bekommen, muss ich persönlich selbst in einem Hörspiel nicht haben. Bei der sonst so korrekten Autorin Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer ist dieses Detail gleich doppelt befremdlich.
Fazit:
Die Folge setzt fast ganz auf Bewährtes und bekommt erst durch die verdeckten Ermittlungen der drei Detektive das kleine, aber ent- und unterscheidende Extra. Die gute Besetzung sowie die individuellen Leistungen der Sprecherinnen und Sprecher machen die Folge hörenswert, aber die ganz große Spannung oder gar Grusel, wie man ihn angesichts des Titels vielleicht erwarten würde, kommt nicht auf. Note 2-3.