Gruselkabinett Nr. 101 – Verlorene Herzen

  • M.R. James Erzählung setzt Titania Medien in „Verlorene Herzen“ gut als Hörspiel um. Angefangen von der stimmungsvollen Fahrt des jungen Stephen zu seiner neuen Bleibe bis hin zum schrecklichem Ende.


    Stephen Elliott verlor kürzlich seine Eltern. Sein nächster Verwandter nimmt ihn auf. Auf der Fahrt zu dessen Herrenhaus erfährt der Junge von seinen Mitreisenden bereits einiges über das Anwesen und dessen Bewohner, was auf eine interessante Zeit schließen lässt. Und so kommt es dann auch: Herzlich empfangen, erfährt er von Kindern, die bereits vor ihm dort lebten, jedoch zur Verwunderung aller ausgerissen sind. Niemand weiß wieso und wohin. Erst als Stephen von Alpträumen heimgesucht wird, beginnt er zu verstehen. Unheimliche und ereignisreiche Nächte stehen ihm bevor…


    Wie gewohnt liefert Titania Medien ein stimmungsvolles Hörspiel. Die Musik- und Geräuschkulisse ist durchweg gelungen. Lediglich bei einer Sprecherperformance hätte ich mir einen gruseligen Halleffekt gewünscht, wie sie bei Geistern und übersinnlichen Wesen häufig verwendet werden. Vielleicht wird bewusst darauf verzichtet. Ich hätte mich beim Aushallen einer Warnung à la John Sinclair schön gegruselt.


    Die Sprecher der Erwachsenen überzeugen in diesem Hörspiel. Die Kinder leider nicht durchgängig. Es gibt drei Kinderrollen. Eine davon ist der Protagonist (Alexander Mager) und mit dem habe ich meine Probleme. Selbst nach mehrmaligem Hören empfinde ich seine Leistung nur als gut bis befriedigend. Ich frage mich, ob die Rolle als lethargisch ausgelegt ist. Der junge Stephen klingt für mich oft zu teilnahmslos, langsam, wenig überrascht und kaum lebhaft. Mrs. Bunch (Dorothea Walda) ist eine solche Frohnatur. Wenn sie lebendig mit dem Jungen spricht ist der Kontrast zwischen den Beiden besonders groß. Gegenüber anderen Erwachsenen passt eine schüchterne Haltung des Jungen durchaus, aber spätestens bei ihr erwarte ich mehr Spielfreude.
    Damit bleibt ein gutes Hörspiel, statt eines sehr guten. Mit einem anderen Sprecher für den Protagonisten oder anderen Regieanweisungen wäre die Immersion für mich kinderleicht gewesen. So hatte sie kleine Stolpersteine, bei denen mich Gedanken über eine möglicherweise bessere Interpretation der Sprechtexte ablenkte.


    Fazit
    Ein gutes Hörspiel, für dessen Protagonist ich eine andere Besetzung oder Interpretation besser gefunden hätte. Die Geschichte – so simpel sie am Ende auch sein mag – ist jedoch spannend inszeniert. Das macht das Hörspiel zu einem packenden Erlebnis.