John Sinclair (59) Das Erbe des schwarzes Tods (Lübbe Audio)

  • Kurz bevor man der hungrigen Hörerschaft den nächsten großen Dreiteiler des Sinclair-Kosmos präsentiert, gibt es eine Folge mit dem unheilschwangeren Titel "Das Erbe des schwarzen Tods". Da werden natürlich Erwartungen geweckt, war der schwarze Tod doch der erste wirklich gefährliche Gegner, mit dem sich Sinclair über einen längeren Zeitraum auseinandersetzen musste. Die Folge startet auch überaus vielversprechend und es kommt sogar kurzzeitig ein Hauch von Gruselstimmung auf. Leider zerschlägt sich aber fast alles im weiteren Verlauf der Geschichte, denn der "Erbe des schwarzen Tods" erweist sich letzten Endes als ziemliche Niete, den John und sein Team relativ schnell in nur einem Kampf aus der Welt schaffen und hierbei auch nach Schema F vorgehen. Eine gewisse Ernüchterung macht sich hier doch schon breit. Allerdings gibt es da noch zwei weitere Handlungselemente, die die Folge inhaltlich davor bewahren in der kompletten Belanglosigkeit zu versinken. Am wichtigsten dürfte in diesem Zusammenhang das Geschehen rund um einen gewissen Wolf und Nadine Berger sein. Dieser Teil der Geschichte hat also durchaus noch Relevanz für weitere Ereignisse innerhalb der Serie. Etwas anders gestaltet es sich da bei dem Strang um drei Schiffbrüchige, die das Versteck der Mordliga finden. Zwar ist auch dieser Teil der Handlung spannend erzählt und wie üblich imposant inszeniert, aber das Geschehen hätte man auch ohne Probleme nur als Information von Sir Powell dem Hörer vermitteln können. In Summe rettet sich die Folge also knapp noch in den durchschnittlichen Bereich und wird dem imposant anmutenden Titel in meinen Augen nicht wirklich gerecht. Schade, denn innerhalb der 50er-Folgen gab es zuletzt doch einige Episoden, die ein wenig vom Schema F abgewichen waren und interessante Ansätze zu bieten hatten. Das hier ist in meinen Ohren aber nicht mehr als Stangenware.


    Prinzipiell lohnt es nicht, noch großartig etwas über Sprecher, Regie oder technische Umsetzung zu schreiben, denn in diesen Bereichen überzeugt eine Sinclair-Produktion fast immer. So gönnt man sich auch hier keine Auszeit und inszeniert die verschiedenen Szenen und Situationen mit enormer atmosphärischer Dichte. Vor allem die Szenen auf dem Meer, oder Feuerland sind überaus imposant anzuhören und man wähnt sich als Hörer wirklich mittendrin in der Handlung.


    Fazit: Knackpunkt bei Sinclair-Abenteuern sind und bleiben die Geschichten, denn handwerklich gibt es relativ wenig an der Serie auszusetzen: Sie ist laut, knallig im positivsten Sinne "Popcorn-Kino für die Ohren". Leider gibt es aber auch viele Geschichten, die sich inhaltlich sehr ähneln, oder die zu wenig neue Akzente setzen. Eine solche Folge liegt hier vor. Trotz des tollen Titels erwartet einen hier "nur" eine recht magere Grundgeschichte, die aber durch einige Ereignisse im Bezug auf das Gesamtgeschehen der Serie doch ihre Existenzberechtigung hat. Fans der Serie können also zugreifen, sollten sich aber dessen bewusst sein, dass man hier nur einen „Standard-Sinclair“ bekommt. Insgesamt ein durchschnittliches Hörspiel der Marke "Kann man mal hören, muss man aber nicht", denn innerhalb der Serie gab es bereits Geschichten, die wesentlich packender waren und davon nicht wenige in den 50er-Folgen.


    *** / *****


    © 18.07.13 by lord gösel