Carlos Ruiz Zafón - Der dunkle Wächter (Argon)

  • Was als ein schöner Sommer und ein neues Leben für Irene und ihre Familie seinen Anfang nimmt, endet in einem lebensgefährlichen Abenteuer, das Irene mit ihrem neuen Freund Ismael erlebt. Was hat es mit dem seltsamen Spielzeugfabrikanten auf sich, der auf dem riesigen und unheimlichen Anwesen Cravenmoore lebt und dort eine ganze Reihe mechanischer Figuren beherbergt? Gibt es dort ein dunkles Geheimnis? Alles deutet darauf hin, denn geisterhafte Schatten wandern nachts durchs Haus, rätselhafte Lichter kommen vom Leuchtturm und auch sonst scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen!


    - Meinung -


    Carlos Ruiz Zafon dürfte man am besten durch seine Erfolge wie zum Beispiel "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" kennen, doch mit der hier vorliegenden Geschichte öffnet man nun den Koffer mit den "Jugendsünden" des Autors. Er hat auch mal sowas wie Mystery-Geschichten geschrieben und die Erlebnisse Irenes und Ismaels bilden den Auftakt der eher düster angehauchten Werken des Autors. Zunächst hatte ich aber gar nicht das Gefühl, dass es sich hier um Frühwerke handelt, sondern es kam für meinen Geschmack alles so rüber wie immer, alles wirkte sehr gefühlsbetont, es ging vornehmlich um das Miteinander der Charaktere, die eigentliche Handlung rund um Cravenmoore und den Spielzeugmacher kam nur sehr langsam in die Gänge und steigerte sich erst im letzten Drittel der sechs CDS. Ein stetiger Anstieg in Sachen Tempo und Spannung hätte mehr Sinn gemacht, so wirkt es gegen Ende dann regelrecht holprig und überhastet, wenn es dann richtig zur Sache geht. Alles in allem hat mir die Story aber dann doch ganz gut gefallen und ich empfand sie als spannend und ziemlich düster und Zafon beweist, dass er ebenfalls das Zeug zum Mystery-Autor hat.


    Mit Rufus Beck hat man einen absoluten Könner als Sprecher am Start und der Mann versteht sein Handwerk absolut. Er ist dafür bekannt, dass er gerade bei Hörbüchern alles aus einer Geschichte mit seinen Performances herausholen kann und auch hier stellt er sein Können einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Vor allem gelingt ihm das, ohne den "Zirkus" zu veranstalten, den er bei den Harry Potter Hörbüchern abgeliefert, was meiner Meinung nach ziemlichem Overacting gleichkam. Davon ist hier nichts zu merken und Beck schafft es erfreulicherweise einfach mit einer stimmlich starken Leistung, er ändert nur kleine Nuancen in seinem Klang und schon hört man einen anderen Charakter und das gelingt ihm über die gesamte Distanz der 440 Minuten Spielzeit. Eine starke und einwandfreie Leistung!


    Es wird noch besser, denn es sind hier auch äußerst stimmungsvolle Klänge im Einsatz, die immer wieder mal zwischen den Kapiteln eingesetzt werden und ein paar Effekte gibt es ebenfalls. Diese werden vornehmlich verwendet, wenn Rufus Beck übernatürliche Wesen spricht, dann wird seine Stimme schön gruselig verändert, wirklich klasse gemacht. Bei dieser Untermalung kann man fast schon von einer inszenierten Lesung sprechen, die noch mehr aus der Geschichte rausholt.


    Bis auf den etwas trägen Aufbau bzw. die überhastete Ausführung gegen Ende gibt es hier wenig zu beanstanden, ein spannendes und dezent gruseliges Werk von Carlos Ruiz Zafon, das von Rufus Beck erstklassig vorgetragen wird. Ich kann hier ruhigen Gewissens eine Empfehlung aussprechen und freue mich schon auf die weiteren Genrevertreter aus Zafons Feder!


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