David Safier - Mieses Karma

  • Mieses Karma
    Autor: David Safier
    Produktion: NDR 2008 / HörbucHHamburg 2008
    Regie: Beatrix Ackers
    Bearbeitung: Susanne Hoffmann
    Musik: Andreas Bick
    Länge: 131 Min.


    Mit.
    Kim Lange: Cathlen Gawlich
    Alex Weingart: Andreas Pietschmann
    Lilli: Lina Böckel
    Daniel Kohn: Stephan Schad
    Nina Karge: Kathrin Angerer
    Martha: Ingeborg Westphal
    Buddha: Dieter Pfaff
    Casanova: Christoph Bantzer
    sowie Horst Arentholt, Christian Gieße,, Kerstin Hilbig, Ole Schloßhauer, Bernhard Schütz, Ulrich Wickert, Samuel Weiss, Jens Wawrczeck, Ben Hecker, Brita Subklew-Hildebrand, Brigitte Janner, Hedi Kriegeskotte, Nadja Kruse u.a.


    Kim Lange hat den Deutschen Fernsehpreis für die Beste Moderation in der Sparte Nachrichtensendung kassiert und liegt mit fetter erotischer Beute, dem heißbegehrten Moderator der Konkurrenz, Daniel Kohn, im Bett. Wenig später donnert ihr der Sprengsel einer russischen Raumstation auf den Kopf. Kim stirbt und wird reinkarniert. Aufgrund ihres lasterhaften Lebens muss sie sich zunächst als Arbeiter-Ameise in der Welt abschuften. Doch sie sammelt schnell gutes Karma, so dass sie in der Folge als Meerschweinchen, dann als Hund und schließlich als fettleibige Würstchenverkäuferin in die Schule des Lebens geht. Eigentlich wäre sie jetzt reif fürs Nirwana, aber Kim will zurück zu ihrer Familie, dem gehörnten Ehemann Alex und vor allem zu Töchterchen Lilly. Doch Alex lebt seit ihrem Tod mit Kims Freundin Nina zusammen und will sie heiraten...


    David Safiers Debüt ist Bildungs-Roman, spirituelles Märchen, Comic, Gesellschaftskomödie. Und eine glühende Hommage an die Familie.


    David Safier, geboren 1967, lebt in Bremen. Wurde bekannt durch seine Drehbücher zu TV-Hits wie "Berlin, Berlin", "Nikola" und "Mein Leben und Ich". Wurde u.a. mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und dem Emmy, dem amerikanischen Fernseh-Oscar, ausgezeichnet.




    Die Geschichte um Kim Lange, der unsympathische Charakter, der sich nicht nur in das Herz des Zuhörers kämpfen muss, ist durchaus hörenswert. Obwohl der Autor sich im Fernsehbereich im seichten Gewässer bewegt, hat er hier ein Buch vorgelegt, dass doch ein wenig mehr bietet als bloße leichte Unterhaltung. Ein bisschen Tiefgang hat das Ganze schon, nicht soviel, dass es sich nach vorne drängt, aber immerhin soviel, dass eine gewisse Originalität und Nachhaltigkeit der Geschichte nicht von der Hand zu weisen ist.


    Die Idee den Protagonisten durch mehrere Wiedergeburten zu jagen, hat sehr originelle Züge. Safier verpackt das alles in sehr unterhaltsame Episoden, die er zu einem logischen Gesamtpaket schnürt. Er weiß, wie man zu erzählen hat, wie man den Leser/Hörer fängt.


    Die Geschichte wurde von Susanne Hoffmann bearbeitet. Natürlich konnte auch auf die Spielzeit von 2 CDs nicht alles aus dem Buch Eingang ins Hörspiel finden. Die Schnitte sind allerdings gut gewählt, denn man hat die Chance genutzt und nicht nur die Quintessenz des Buches gerettet, sondern auch die etwas zäheren Passagen außen vor gelassen.


    Das Hörspiel ist fast eine One-Woman-Show. Cathleen Gawlich muss hier als Erzählerin und handelnde Figur(en) ordentlich viel Arbeit leisten. Man nimmt ihr ihre Rolle, die ja einen gehörigen Wandel durchmacht, an jeder Stelle ab. Auch das restliche Team ist nicht zu beanstanden. Im Ohr bleibt hier vor allem Dieter Pfaff, der originellerweise den Buddha spielt, und Christoph Banzer, der als Cassanova, der sich schwer mit seiner Karma-Karriere tut, glänzen darf.


    Die musikalische Untermalung passt sich der Geschichte gut an. Henrik Albrecht bringt hier gefällige Melodien zu Gehör, die sich nicht in den Vordergrund drängen, die Geschichte aber in den einzelnen zu unterstützen wissen.


    Insgesamt ist "Mieses Karma" ein recht vergnügliches, durchweg empfehlenswertes Hörspiel, dass inhaltlich im Hörspielbereich eine willkommene Abwechslung bietet. Ein Hoch auf den NDR, der eine solche Produktion, fern vom üblichen "Kunst und Krimi-Radio-Klischee", produziert hat.

    Meine Wertung: + + + +

  • Kim Lange hat eigentlich alles in ihrem Leben erreicht, denn die erfolgreiche Fernsehmoderatorin ist für den Deutschen Fernsehpreis nominiert und die Chancen auf den Sieg stehen mehr als gut. Doch dann passiert es, sie wird von den Trümmern einer herabstürzenden russischen Raumstation getroffen und stirbt. Doch damit nicht genug, Kim ist nicht einfach tot, sie wird reinkarniert. Als Ameise, als Meerschweinchen, doch sie will wieder ein Mensch werden und mit ihrem Ex-Mann zusammenkommen, doch das sieht das Schicksal nicht für sie vor...oder etwa doch?


    - Meinung -


    David Safier hat hier seinen Erstling abgeliefert...und wie er das hat! Safiers Steckenpferd ist das Spiel mit den Religionen, ohne sie aber zu despektierlich zu behandeln. Sie werden eher humorvoll eingebunden, in diesem Falle ist Buddah an der Reihe und er überwacht das ganze Spiel um Kim Lange hier. Das entpuppt sich als unglaublich kurzweilig und unterhaltsam, bietet viele witzige, aber auch mal ernste und traurige Momente, in denen man die eine oder andere Träne wegdrücken muss. Wer an Reinkarnation und seine Folgen glaubt, der wird inhaltlich jedenfalls voll und ganz auf seine Kosten kommen und die Bearbeitung von Susanne Hoffmann ist ein voller Erfolg. Trotz einer für ein Hörspiel doch recht üppigen Spielzeit von ca. 130 Minuten gibt es hier nicht mal ansatzweise Längen oder Durchhänger, einfach eine runde und kurzweilige Sache.


    Auch sprechertechnisch großes Kino und nicht nur die bekanntesten Namen der Branche tummeln sich hier, sonder auch eher die Könnerinnen und Könner, die man namentlich nicht unbedingt auf Anhieb einordnen kann, aber Großes leisten. Cathlen Gawlich, Andreas Pietschmann, Christoph Bantzer und weitere in den Hauptrollen, dazu Jens Wawrczeck, Ulrich Wickert und weitere in den Nebenrollen und unter der Regie von Beatrix Ackers laufen sie alle zur Höchstform, da gibt es gar nichts dran auszusetzen, einfach klasse.


    Andreas Bick ist hier der Musiker und was er abliefert hat mich voll und ganz überzeugt. Da wird mit den passenden Klängen gespielt, die man Buddha und Co. einfach zuordnet und das sorgt logischerweise für sehr viel Flair und die richtige Atmosphäre. Dazu die richtigen Geräusche und weitere stimmunsvolle Musiken, mehr geht nicht.


    Ein sehr starkes Stück, eine aussergewöhnliche Story, eine tolle Inszenierung, eine Achterbahnfahrt der Gefühle und ein rundum gelungenes und wirklich erstklassiges Hörspiel. Ich kann es nur empfehlen und wer dieser Produktion über den Weg läuft, der sollte unbedingt zuschlagen.


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