Handyman Jack: Schmutzige Tricks

  • F. Paul Wilson:
    Handyman Jack: Schmutzige Tricks

    Gelesen von Detlef Bierstedt.
    Regie, Produktion & Dramaturgie: Lars-Peter Lueg
    Schnitt, Musik & Tontechnik: Andy Matern
    3 Audio-CDs | ungekürzte Lesung
    Erschienen bei LPL Records, 2008



    Zitat

    Wenn der Abfluß mal verstopft ist, sollte man Handman Jack lieber nicht rufen. Jack repariert nämlich andere Sachen: Probleme, mit denen sonst niemand fertig wird. Er kümmert sich für gutes Geld darum, daß Unrecht bestraft wird. Dabei verlässt er sich auf eine Kombination aus Können und Dreistigkeit.
    Handyman Jack ist ein Held - aber auch ein Rätsel. Er lebt im Untergrund. Niemand kenn seine Identität. Jack verkörpert eine tödliche Mischung aus "Zorro" und Bruce Willis.



    Wenn Stephen King und Dean Koontz nahezu unisono auf ein Werk regelrecht abfeiern, dann hat dies durchaus Signalwirkung. Wenn sich King zudem noch als "Präsident des Handyman Jack Fanclubs' zu Lobeshymnen hinreißen lässt und Koontz die Figur von F. Paul Wilson als "eine der originellsten und faszinierendsten Figuren zeitgenössischer Literatur" beschreibt, dann sollte man vielleicht mal mehr als nur ein Auge oder ein Ohr riskieren.



    In der Tat, die Geschichte um das "Phantom" Jack zieht einen von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Wilson schafft es, den Hauptcharakter nebst seiner Fähigkeiten, aber auch seiner liebenswerten Spleens in packenden Geschichten agieren zu lassen, die Thrillerunterhaltung mit, insbesondere in «Zwischenspiel im Drugstore» vorhandenem, triefend schwarzem Humor verquicken, daß es einem Quentin Tarantino zu Ehren gereichte. Jack selbst kommt dabei wie eine Kreuzung aus Ein-Mann-Version des "A-Teams" und John McClane daher.
    Die Stories sind hart, schnell, spannend und "pulp". Wilson hetzt seinen Hauptcharakter durch irrwitzige, teils geradezu abstruse Situationen, gesatattet ihm "Macken" wie die alljährliche Kranzniederlegung auf dem Empire State Building zu Ehren King Kongs oder Shurikentraining mit Kakerlake - und all dies ohne daß dieser scheinbare Widerspruch zwischen Suspense und Humor negativ zu Buche schlägt, im Gegenteil: Es zeichnet gerade die Einführung aus und passt perfekt in die Welt des titelgebenden "Handyman".



    Handlungstechnisch spielen sich drei Geschichten in diesem Hörbuch ab, alle drei gänzlich unterschiedlich und zu keinem Moment auch nur ansatzweise langweilend. Diese schräge Tour de force scheint auch Erzähler Detlef Bierstedt zu gefallen, denn mit hörbarem Spaß an dieser skurilen Figur agiert er, wie ich ihn bislang noch nicht als Erzähler erlebte. Nicht distanziert, sondern "mittendrin", Bierstedt spielt die unterschiedlichen Figuren, verleiht ihnen eine jeweils passende Coleur und reißt den Hörer von Anfang an mit in die Welt des Autors und die irrwitzigen Episoden um den Titelcharakter. Detlef Bierstedt liefert hier eine in jedem Punkt grandiose Erzählung ab, bringt genau die richtige Portion augenzwinkernder "Unernsthaftigkeit" ein, die zu den harten und ja, auch durchaus brutalen Thrillparts den für Pulp typischen Gegensatz bildet und die man wunderbar hätte überspitzen können. So gelingt Bierstedt jedoch die Wanderung auf diesem äußerst schmalen Grat zwischen reinem Thrillermodus und dem schwarzen Humor Wilsons auf brilliante Art und Weise.



    Mit "Handyman Jack" lässt LPL Records eine neue und äußerst gelungene Hörbuchreihe auf den Markt los, die sich wie Tarantinos Filme gewohnten Konventionen verschließt, dafür jedoch als völlig (positiv) irre Spielwiese mit interessanten Charakteren, einer ordentlichen Portion Härte und nicht zuletzt mit packenden Geschichten und einer Prise Augenzwinkern erfrischend anders und unkonventionell daherkommt.
    Thrillerfreunde im Gesamten und "Pulp"-Liebhaber im Besonderen kommen an dieser Reihe nicht vorbei. Jack rockt!

  • Handyman Jack ist ein ziemlich durchschnittlicher Zeitgenosse, der großen Wert darauf legt, nicht aufzufallen. Sein Job allerdings ist von ganz besonderer Sorte. Handyman Jack übernimmt Aufträge der speziellen Art, heikel, und mit dem Bedarf für das nötige Gespür nach dem richtigen Weg und Augenblick.


    In den drei hier vorgestellten Kurzgeschichten erfahren wir ein wenig mehr über all dies. Die drei Geschichten könnte man problemlos auch schlicht als Kapitel bezeichnen, die zwar in sich abgeschlossen sind, aber irgendwie doch alle zusammengehören.


    Das Zwischenspiel im Drugstore erfordert Jacks Können eigentlich eher zufällig. Zusammen mit seiner Freundin gerät er kurzerhand in einen Raubüberfall. Während Jack eigentlich noch beschließt sich möglichst zurückzuhalten, erfordert eine plötzliche Eskalation einen schnellen Wechsel der Strategie. Unbewaffnet scheinen seine Chancen gegen diese Übermacht an Kerlen gegen null zu tendieren. Doch nicht, wenn man Handyman Jack ist.
    Diese Episode eignet sich als Einstieg wunderbar, um zunächst einmal mit dem Charakter der Geschichten vertraut zu werden. Vielfach liest man die dicksten Lobeshymnen von bekannten Bestseller-Autoren wie Stephen King. Aber was ist denn tatsächlich so besonders an den Geschichten aus der Feder von F. Paul Wilson? Die Charaktere an sich können es eigentlich nicht sein, zumindest schlägt einen in den ersten Minuten nichts entgegen, das irgendwie aus der Bahn werfen würde. Das, was diese Geschichten auszeichnet und sie so fesselnd und faszinierend macht, zeigt sich im weiteren Verlauf und soll noch deutlicher im nächsten Kapitel werden.


    Der ganze normale Tag im Leben von Handyman Jack nimmt den größten Teil der Spieldauer ein. Jack nimmt es mit Schutzgelderpressern und sogar mit der Mafia auf. Ein riskantes Unterfangen, das ihn nicht nur einmal fast das Leben kostet.
    Handyman Jack ist eine moderne Mischung aus Robin Hood, Zorro und Batman. Zumeist vermummt, zumindest aber mit dem Ziel unerkannt zu agieren, stellt er sich seinen Aufträgen. Und die haben es in sich. Bei dieser Hörbuch-Reihe bekommt man die ganze Palette an extremen Actioneinlagen geboten. Folter, Gewalt, Verzweiflung. Überraschend und unberechenbar. Das reißt mit.


    Den gelungenen inhaltlichen Abschluss bildet schließlich eine nicht allzu angenehmer Familiennotdienst.


    Wilson versteht es flüssig und spannend zu erzählen und das tut ebenso Detlef Bierstedt, welcher hier als Sprecher agiert. Er spielt sich wunderbar von einer Szenerie zur nächsten und schnell bemerkt man schon gar nicht mehr, dass man nur einer Lesung lauscht.
    Dazu gesellt sich noch - wie es bei den Hörbuch-Bearbeitungen von LPL üblich ist - ein wenig Musik. Dieser kommt zwar kein allzu großes Gewicht zu, doch zur Auflockerung ist diese prima geeignet und somit alles andere als fehl am Platz.


    Fazit: Spannungsgeladene, actionreiche und fesselnde dreieinhalb Stunden mit drei verschiedenen Geschichten, die abgeschlossen sind, aber alle gemeinsam ein Teil des großen ganzen sind. Hervorragend intoniert von Detlef Bierstedt. Von dieser Art Thriller kann Nachschub eigentlich gar nicht schnell genug kommen. Ein zweites Hörbuch gibt es ja bereits.

  • Wer ist Handyman Jack? Diese Frage dürften sich einige Leute stellen, doch eines ist sicher, wer auch immer hinter diesem Namen steckt, er versteht sein Handwerk und das nicht zu knapp? Man ruft ihn, wenn man Probleme hat, doch seine Dienste sind alles andere als günstig und wenn er zuschlägt, dann richtig. Kriminelle Subjekte sollten sich besser warm anziehen, Handyman Jack ist da!


    - Meinung -


    Kein Wunder, dass Stephen King der Vorsitzende des Handyman Jack Fanclubs ist, denn was hier geboten wird ist schon sehr abgefahren. Eine Art Robin Hood in einer urbanen Kulisse, der zwar nicht unbedingt den Armen gibt, sondern trotzdem auf die eine oder andere Art nicht gerade wenig Geld kassiert, um seinen ureigenen Kampf gegen das Verbrechen fortzusetzen und dabei noch eine Familie zu ernähren, ohne dass er unnötige Aufmerksamkeit auf sich und seine Tätigkeit zieht. Geboten werden hier drei Fälle des Handymans, diese fallen mal kürzer, mal länger aus, unterhalten können sie alle. Für schwache Nerven ist das hier aber nichts, denn es geht nicht selten auch mal gepflegt brutal zu, Gewalt ist hier an der Tagesordnung, hier wird phantasievoll gestorben und ermordet, doch auch daraus beziehen die Stories ihren schwarzen Humor und ihren Reiz. Langeweile kommt hier nie auf, die 3 CDs hat man schneller durchgehört, als einem lieb sein kann.


    Detlef Bierstedt tobt sich hier richtig aus und man hört ihm den Spass an den Abenteuern des Handyman deutlich an. Er geht sehr motiviert zu Werke, betont bestens und liefert hier eine sehr starke Performance ab. Da bleiben absolut keine Wünsche offen und ich muss sagen, dass seine Darbietung zu den besten gehört, die er in der letzten Zeit abgeliefert hat, hier macht er einfach alles richtig.


    Andy Matern hat mal wieder gezaubert und die Klänge, die er für diese Reihe komponiert hat, lassen sofort die passende Atmosphäre aufkommen. Er versteht es einfach, wie man die richtigen Musiken auf die Beine stellt, um einen stimmungsvollen Klangmantel zu erzeugen.


    Ein Auftakt nach Maß und wer Krimis uns Thriller der aussergewöhnlichen Sorte mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor, skurrilen Figuren und derber Action mag, der kommt an Handyman Jack einfach nicht vorbei!


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