Der Flug der Störche

  • Der Flug der Störche


    von: Jean-Christophe Grange
    gelesen von: Joachim Kerzel


    Produktion: Lübbe Audio


    Inhalt: Die Rückkehr der Störche in ihre Heimat (in diesem Fall Frankreich) bleibt aus. Ein Schweizer Ornithologe beauftragt Louis Antioche, den Weg über Europa nach Zentralafrika zu verfolgen und herauszufinden, was mit den Tieren passiert ist.



    Meinung:
    Als dieses Hörbuch erschien, fielen mir zwei Dinge auf:
    1.) Nach langer Zeit ein Hörbuch, welches von Joachim Kerzel gelesen wird.
    2.) Der wirklich sehr interessante Preis (bei erscheinen lag er bei 10, 95 Euro). Für ein Hörbuch mit 6 CDs wirklich günstig.


    Die Original – Inhaltsangabe ist mit den beiden Sätzen oben nahezu identisch und als ich das Hörbuch in die Hand nahm, dachte ich zunächst, dass es sich um eine Art Umwelt-Thriller handeln würde. Habe es trotz einiger Bedenken mitgenommen und wurde mehrfach überrascht.
    Der Flug der Störche ist kein Umweltthriller, sondern es handelt sich vielmehr um einen – teilweise – sehr brutalen Vertreter des Genres.
    Es ist nicht einfach, über die Geschichte zu schreiben ohne zuviel zu verraten.
    Anfänglich ergeht es dem Protagonisten nicht viel anders. Denkt er zunächst, dass er tatsächlich als eine Art Vogelkundler durch die Welt reist, wird er sehr schnell in einen Strudel aus Gier und brutalen Morden gezogen, die vielmehr mit seiner Person zu tun haben, als er denkt. Letztlich wird der Gejagte zum Jäger und muss sich einem unglaublichen Grauen stellen.


    Sprecher:
    Joachim Kerzel als Thriller-Interpret is back!
    Wie immer steht und fällt ein Hörbuch mit seinem Interpreten.
    Ganz klar: Die richtige Wahl für diese Geschichte!
    Souverän gelingt es Joachim Kerzel, die ohnehin fesselnde Geschichte noch packender zu transportieren.
    Ich hoffe, ihn bei zukünftigen Thrillern häufiger zu hören ( diese Hoffnung wird auch mit dem wirklich starken Herbstprogramm 2007 von Lübbe Audio bereits erfüllt).


    Fazit:
    Ein – stellenweise – brutaler Thriller, der durch die Geschichte und Joachim Kerzel sehr unterhaltsam und kurzweilig ist. 6 CDs vergehen im Flug (um einen Teil des Titels einzubinden). Es gibt leider viele Hörspiele, die einem bei einer Laufzeit von ca. 1 Stunde viel länger vorkommen.
    Dieses Hörbuch ist eine bessere Alternative!


    Empfehlung!

  • So, jetzt ich mal! :D


    Louis Antioche wird gebeten, sich um das Verschwinden von Störchen zu kümmern. Diese kehren nach ihrer Reise in den Süden normalerweise im Frühjahr zurüch, doch diesmal ist dem nicht so, in Schweizer Ornithologe namens Böhm vermisst sie. Louis macht sich auf und seine Reise führt ihn von Europa bis ins tiefste Afrika. Was ihn dort erwartet ist das pure Grauen, denn es geht nicht nur um Störchen, sondern um viel schrecklichere Dinge, mit denen er nie im Leben gerechnet hätte und schnell wird klar, dass Louis nicht aus Zufall darum gebeten wurde, den Flug der Störche zu verfolgen!


    - Meinung -


    Wie man bei Lübbe Audio dazu kam, endlich diese "alte Kamelle"(über 10 Jahre auf dem Buckel!) zu vertonen, ist mir egal. Die Hauptsache ist, dass aus diesem Werk Grangés endlich ein Hörbuch geworden ist. Und was für eines, denn das hier ist intelligente Krimiunterhaltung vom Allerfeinsten. 6 CDs, die man regelrecht verschlingt, spannende Szenen und unglaubliche Wendungen. Es fällt auch schwer diese Story in eine Schublade zu packen, denn aufgrund unterschiedlicher Handlungsstränge, wird auch gerne das eine oder andere Genre mal angekratzt. Actionreich, düster, teilweise auch gruselig und nichts für zartbesaitete Seelen, denn hier geht es nicht selten auch mal richtig blutig zur Sache. Wie wäre es mit dem Slogan "Schlachtplatte für die Ohren"?


    Wie bei allen Grangé-Vertonungen ist auch diesmal wieder Joachim Kerzel der Erzähler und mir fiel zunächst gar nicht auf, dass er schon länger nichts mehr eingesprochen hat. Nach der Überdosis der letzten Jahre hat er wohl eine kleine Pause eingelegt und ich bin froh, dass er diese nun beendet hat. Hier läuft er wieder zur bekannten Form auf und anscheinend kennt der gute Mann auch nur Höchstform. Ich möchte aber nicht nur Lob loswerden, denn es gibt auch ein wenig Kritik, aber das ist nicht Kerzels Schuld, sondern eher ein grundsätzliches Problem, denn Joachim Kerzel spricht hier in der Ich-Form und da wird es schwierig. Der Hauptcharakter ist nämlich Anfang 30 und Herr Kerzel ist nicht wirklich in diesem Alter. Wen das nicht stört, der wird viel Spass mit Kerzels Performance haben, wen es aber gewaltig stört, der könnte ein Problem bekommen.


    Eine reine Lesung? Absolut nicht! Hier wird mit sehr viel Musik gearbeitet, die genau die richtige Stimmung erzeugt und die Story in einen düsteren Mantel hüllt. Selten gibt es dazu sogar noch ein paar Effekte und Geräusche, aber auch nur in sehr wichtigen Szenen, da hätte man ruhig großzügiger arbeiten können. Keine inszenierte Lesung, aber verdammt nah dran!


    Ein starkes Werk von Grangé, einfach top produziert und dazu kommt noch, dass die Produktion auch noch regelrecht verschleudert wird. Hier MUSS man einfach zugreifen, minimaler Preis, maximaler Hörspass, Grangé und Lübbe at their best!


  • Jean-Christophe Grangé: Der Flug der Störche
    Gelesen von: Joachim Kerzel
    Bearbeitete Romanfassung


    Spielzeit: 425 Minuten
    78 Tracks
    6 CDs
    Preis: ca. 10 EUR


    Erschienen bei LÜBBE AUDIO
    Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Lübbe Audio
    Scheidtbachstr. 23-31
    51469 Bergisch Gladbach



    Inhaltsangabe des Verlags:
    Jedes Jahr im Spätsommer versammeln sich die Störche und brechen nach Süden auf. Und jedes Jahr im Frühling keren sie zurück in ihre alten Nester. Doch diesmal bleibt die Rückkehr der Zugvögel aus. Ein Schweizer Ornithologe schlägt Alarm. Er erteilt Louis Antioche den Auftrag, den Weg der Störche von Europa nach Zentralafrika zu verfolgen. Seine Nachforschungen werden zu einer Reise ins Grauen...




    Rezension:
    Suggeriert der Titel einen Öko-Thriller, entpuppt sich der Erstling aus der Feder Jean-Christophe Grangés, den Thrillerkenner unter anderem als Autoren der "Purpurnen Flüsse" kennen, als brillianter Thriller der härteren Gangart, in dem die Zugroute der Störche "lediglich" als Aufhänger dient, denn primär geht es um ungeklärte, regelrecht bestialische Morde entlang dieser Flugroute, die irgendwie mit Antioches mysteriösen Auftraggeber, dem verstorbenen Vogelkundler Max Böhm, und dessen unbekannter Vergangenheit in Verbindung stehen. Weshalb ist in keiner Kartei, in keiner Krankenakte etwas von Böhms Herztransplantation zu finden? Was hat es mit den grausamen Fotos in Böhms Haus auf sich, die ein wortwörtlich "menschliches Schlachthaus" zeigen?


    Grangé legt von Beginn an ein wahrhaft atemberaubendes (Erzähl-)Tempo vor, verliert dabei nie den roten Faden und driftet nicht in Belanglosigkeiten ab. Die Spannung wird konstant aufrecht erhalten, es gibt reichlich böse Wendungen und Enthüllungen, die Charaktere sind nicht bis zum Exzess, aber glaubwürdig geschildert. Geradezu galant schafft es Grangé zudem, auf politische Brennpunkte einzugehen, wie etwa den Palästinenserkonflikt oder die Lage der Roma in Bulgarien, ohne dabei lehrerhaft zu erscheinen.


    Was man sich indes vor dem Hören klar machen sollte: Grangé geht nicht zimperlich zu Werke. Es gibt Szenen, die sind hart an der Grenze des Zumutbaren, was Brutalität angeht. Dies ist nicht falsch zu verstehen: Diese schonungslose Darstellung ist im Werk wichtig, allerdings sollte man hier wirklich *einiges* abkönnen. Wer also bei Filmen wie "Saw" oder "Hostel" bereits Probleme hat, sollte hier vorsichtig sein.



    Joachim Kerzel als Erzähler - was kann ich hier groß schreiben? Perfekt. Fesselnd. Mitreißend. Brilliant. Kerzel hat sich nicht nur als Synchronsprecher von beispielsweise Jack Nicholson, Dustin Hoffman, Dennis Hopper oder Sir Anthony Hopkins (in "Hannibal", "Das perfekte Verbrechen, "Roter Drache") in die oberste Riege gespielt, sondern in den vergangenen Jahren auch durch seine beindruckenden Interpretationen vieler Hörbücher. Daß Kerzel nach wie vor zu den besten Erzählern gehört, beweist er mit "Der Flug der Störche" einmal mehr auf beeindruckende Weise.



    Äußerst positiv überrascht bin ich von dem Fakt, daß hier sowohl von einer stimmungsvollen Musikuntermalung vieler Szenen, als auch vom passenden Einsatz von Geräuscheffekten Gebrauch gemacht worden ist.
    Sowohl Musik, als auch Effekte verstärken an den jeweiligen Stellen die ohnehin schon bedrohliche Atmosphäre des Werkes noch um ein Vielfaches.



    Fazit:
    Ein *ganz* heißer Anwärter auf mein persönliches Hörbuch des Jahres, auch wenn noch ein paar Monate ausstehen. Grangés Erstling entpuppt sich in der vorliegenden Lesung als wahnsinnig packender, irrwitzig schneller Thriller, der neben aller nervenzerfetzenden Spannung auch authentisch auf politische Brisanz eingeht - dem Hörer allerdings auch ein "menschliches Schlachthaus" serviert.
    Brillianter Thriller, fantastisch vorgetragen durch einen grandiosen Joachim Kerzel, durch akzentuierenden, brillianten Einsatz von Musik und Geräuscheffekten bestechend. Allerdings sollte man erzählerischer Härte und explizierter Beschreibungen nicht abgeneigt gegenüberstehen.
    Klare Empfehlung für Thrillerfans.

  • "Flug der Störche" mag als Titel zunächst wahrlich harmlos klingen, aber das täuscht, und wie!


    Und ich folgte der Blutspur der Störche...


    In die gleiche Kerbe wie der Titel schlägt der Beginn. Beschaulich, einlullend, fast hat man das Gefühl, dass man vielleicht doch zum falschen Titel gegriffen haben könnte. Denn es dauert durchaus ein paar Minuten bis man völlig in die Geschichte und Joachim Kerzels Erzählstil eingetaucht ist.
    Louis Antioche ist auf dem Weg zu einem Ornithologen in der Schweiz, der einen Job für ihn bereithält. Der Schock bei seiner Ankunft in dem schweizer Dorf. Der Storch-Experte ist tot. Ein Unglücksfall? Grausam zugerichtet von den langen Schnäbeln der Störche liegt er in luftiger Höhe in einem ihrer Nester. Bei der Obduktion die ersten Seltsamkeiten, welche Loius dazu bringen tiefer nachzuforschen. Die Bilder, die er im Haus des Toten findet sind schockierend. Immer mehr Rätsel tun sich auf.
    In einem Rückblick erfährt der Hörer erst jetzt von der ersten Begegnung Loius mit Böhm, dem Ornithologen und dem Auftrag, der nun durch den überraschenden Tod des Wissenschaftlers so abrupt hinfällig geworden ist. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. Doch irgendein riesiges Geheimnis steckt hinter dem Verschwinden einiger Störche auf ihrem Flug in die afrikanischen Winterquatiere, dessen ist sich Louis ganz sicher. Mithilfe von Peilsendern ist es kein Problem den großen, weißen Vögeln auf deren Weg zu folgen. Geldmittel stehen genug zur Verfügung.
    Immer weiter offenbaren sich Geschehnisse aus der Vergangenheit von Böhm. Doch der eigentlich Lösung der vielen Rätsel scheint man damit nicht auf die Spur zu kommen. Im Gegenteil. Eher wird alles noch verworrener. Ein geschicktes Spiel, dass Grange hier spinnt und so den Hörer stets bei der Stange hält. Und dann geht es eigentlich erst richtig los...


    Die Brutalität, die Louis auf seinem Weg entgegenschlägt, scheint keinerlei Grenzen zu kennen. Die anfängliche Blutspur verwandelt sich in ein Schlachthaus, das in seinen Details so grausam ist, dass es einem mehrmals regelrecht die Sprache verschlägt. Nicht zuletzt verantwortlich ist dafür Joachim Kerzel, der mal wieder beweisen kann, dass er seinen Ruf nicht umsonst weg hat. Das, was man hier geboten bekommt, führt an die Abgründe der menschlichen Seele, an den Rand des Verkraftbaren.
    Man mag angesichts dieser Schilderung vielleicht vermuten, dass die Grausamkeit auf Kosten einer intelligenten Geschichte geht. Nein! Bis zum Ende hin begleiten einen die Geheimnisse, deren Auswüchse immer wieder aus den wabernden Schleiern herausragen, einen damit auch schnell mal auf eine falsche Fährte locken. Die volle schonungslose Wahrheit bekommt man erst gegen Ende zu hören. Die Wendungen innerhalb der Storyline sind phantastisch, sorgen dafür, dass man sich bisweilen gar nicht mehr aus dem Geschehen losreißen kann und so kommt es dann auch, dass man schon mal 3 CDs am Stück hört und gar nicht merkt, wie die Zeit verfliegt.


    Inhaltlich eine ziemlich mitreißende Sache und bei den anderen Zutaten dieser Produktion passt es ebenfalls absolut. Wann bekommt man auch schon mal eine Lesung mit Musik UND Effekten zu hören. Vielleicht ist auch dies gerade mit dafür verantwortlich, dass das Hörbuch seinen Schrecken so vollkommen entfalten kann. Wenn man mit den sehr stilvollen und unaufdringlich, aber doch spannungs- und unheilgeladenen Stücken die (grandios) gesprochenen Texte von Joachim Kerzel untermalt, dann zeigt sich, wie sehr man ein Hörbuch mit soetwas aufwerten kann.


    Fazit: Wer sich dem Blutrausch gewachsen fühlt und angesichts der Thematik neugierig geworden ist, der sollte hier unbedingt zugreifen. Es lohnt - ohne wenn und aber. Eine Story, die eine Menge Spannung bereithält und das nicht nur aufgrund packender Thrillerelemente, sondern auch ob der ständig vorhandenen Ungewissheit über die realen Hintergründe und die damit immer wieder verbundenen Wendungen. 6 CDs beste Unterhaltung.


    Note 1