Robert Harris - Pompeji (Der Hörverlag)

  • (nicht zu verwechseln mit "Die letzten Tage von Pompeji" von Edward Bulwer-Lytton!)


    Pompeji
    nach dem Roman von Robert Harris



    2 CDs
    Laufzeit ca. 133 Min.


    Label: Der Hörverlag


    ISBN-Nr.: 3-89940-879-9


    Sprecher:
    Patrick Bach, Andreas Fröhlich, Peter Fricke, Céline Fontanges, Christian Redl, Helmut Zierl, Christian Stark, Jannik Endemann u.v.a.


    Regie: Sven Stricker
    Musik: Jan-Peter Pflug


    Zitat

    Im Sommer des Jahres 79 n. Chr. reisen die Reichen und Schönen wieder aus Rom nach Pompeji, eine Stadt der Ausschweifung und der Intrigen. Doch plötzlich versiegen die Aquädukte. Attilius, der Wasserbaumeister, soll den Schaden beheben. Die Zeit drängt. Da kommt eine junge Pompejerin einer Verschwörung auf die Spur und bittet Attilius um Hilfe. Während die beiden fieberhaft dunklen Machenschaften nachspüren, sendet die Natur weitere Vorboten drohender Gefahren ...



    Halb-Rezension, Stand: CD 1
    Pompeji geht in Hamburg unter.


    Sven Strickers Vertonung des Robert Harris Bestsellers "Pompeji" hat bei mir gerade Halbzeit - und ich bin bislang restlos begeistert, regelrecht euphorisch!


    Da ich bislang Harris' Roman nicht gelesen habe, vermag ich nicht zu beurteilen, ob und in wiefern es eine getreue Umsetzung der Literaturvorlage ist - indes interessiert mich dies auch herzlich wenig.
    Fakt ist für mich nach CD 1: Hier liegt ein Hammer-Hörspiel vor, das geschickt das drohende Unheil in Form der Vorzeichen eines nahenden Vulkanausbruchs mit der extrem lebendigen Umsetzung der damaligen Zeit und sehr interessanten Charakteren verbindet.


    Erwähnenswert sind neben den sehr guten Sprecherleistungen natürlich auch wieder die Musik und die Regie.
    Jan-Peter Pflug gehört mittlerweile zu Sven Stricker wie John Williams zu George Lucas oder Steven Spielberg und den Score, den er "Pompeji" spendierte ist mit drei Buchstaben zu beschreiben: W-o-w! Den noch als eigenständige CD, bitte! Natürlich ist Hans Zimmers' Einfluss auf den kontemporären "Historienfilm" seit "Gladiator" nicht mehr zu leugnen und Pflug macht sich passenderweise einige Stilmittel selbigens zu eigen - so fühlt man sich im "alten Imperium" faktisch sofort "heimisch", wechseln sich bedrohliche Bläser mit elegischen Gesängen ab, die den direkten Vergleich mit Lisa Gerrard nicht zu scheuen brauchen.


    Und wie ich sagte: Die Regie.
    Sven Stricker zaubert wieder einiges auf den Silberling, das eben nur dort funktioniert - und was ein Hörspiel eben doch mehr als "nur" zu "Kino für die Ohren" macht. Während die Szenen der eigentlichen Geschichte sehr "straight" inszeniert sind, schneidet er bei Monologen, vor allem aber beim "Lexikon" (Andreas Fröhlich) zusammen. "Zusammenschnitt" ist hierbei vielleicht zu ungenau, "Parallelschnitt" träfe es eher. Das Lexikon etwa erklärt dem Hörer Sachverhalte im Bezug auf Vulkanausbrüche - aber wie... - Fröhlich darf hier gut "aufdrehen", einige Satzteile sind ruhig gesprochen, parallel oder kurz darauf versetzt kommt der "Psycho-Fröhlich", selbiger Satzteil dann in etwas "aufgedrehter" Variante, während der nachdenkliche Andreas schon mit dem nächsten Satzteil fortfährt.
    Liest sich merkwürdig? Klingt es anfangs auch - aber keineswegs schlecht, sondern richtig, richtig klasse! Und auf diese Art vermeidet man natürlich den trockenen, lahmen Charaktere von Lexikonvorlesungen.


    Ähnliches findet sich auch, wenn die Charaktere überlegen, sich auf etwas konzentrieren - etwa wenn der Aqaurius (Patrick Bach) die Ursache für das rätselhafte Fischsterben im Becken einer Villa zu ergründen versucht, während ein paar Meter weiter gerade ein Sklave mit aufgeschlitzten Waden und Essig übergossen in einem Muränenbecken hingerichtet wird...


    Ein Spannungsaufbau äquivalent einem Vulkanausbruch -fängt ruhig mit einigen Bedrohung schaffenden Vorzeichen an, und lässt ab da nicht mehr los), anteilsweise hart, exquisite Sprecher nebst herausragender Sprecherleistungen, ein Hammer-Score, überraschende und sehr gute Regiekniffe, die man eher nicht zwingend in kommerziellen Hörspielen erwartet - und insgesamt ein Hörspiel, welches tatsächlich zu einem "Hör-Medium" machen und nicht (nur) zu "Kino für die Ohren".


    CD 2 kommt heute nachmittag dran, aber bei Sven glaube ich kaum, daß es zu "bösen Überraschungen" kommt - im Gegenteil: Ich denke, es wird tatsächlich der "große Knall" sein und vllt. sogar Caine und die Schwarzen Sonne übertreffen.

  • ...wie schon in einem anderen Thread angedeutet, stimme ich vollkommen zu! Das Ding hat Potential zum Jahresliebling!!! Reizte mich das Thema Anfangs nicht besonders, freu ich mich jetzt schon auf heute Abend...dann gehts weiter...ich hasse es nur, dass ich auch bei unglaublich guten Hörspielen selten mehr als 10 Minuten (eher weniger) mitbekomme...das stückelt immer so!!! :rolleyes:


    Aber ich würde halt auch mal sagen: Unbedingt anhören!!!!

  • Sven Stricker schickt mit seiner Hörspieladaption des Erfolgsromans von Robert Harris wieder einmal eine erstklassige Produktion ins Rennen. Wie er schon bei der Umsetzung anderer historischer Stoffe bewiesen hat, besitzt er das nötige Händchen um so etwas atmosphärisch so umzusetzen, dass es nicht nur glaubhaft vermittelt wird, sondern, dass ein wahres Kopfkino entsteht.
    Unterstützt wird er dabei von einer erstklassigen musikalischen Untermalung "seines" Musikers Jan-Peter Pflug, der hier alle Register zieht, um das antike römische Reich in Noten und Sounds zu packen. Die Leistung der beiden ist in ihrem Bereich das Beste, was ich seit langem gehört habe.
    Auch bei den Sprechern wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt - da laufen in einem Hörspiel nicht nur viele große Namen zusammen, nein, sie werden auch ihrem Ruf gerecht.
    Gewöhnungsbedürftig ist allerindgs die etwas schräge Idee, Andreas Fröhlich als "Lexikon" einzubinden, der sehr eigentümlich Fakten zu Vulkanaktivitäten vorträgt und damit den Hörer immer wieder aus der historischen Stimmung zurückholt. Obwohl mir das persönlich gefallen hat, könnte ich mir vorstellen, dass es einige im Hörgenuss stören wird.
    Wo ich allerdings mehr erwartet hätte, ist die Story an sich. Sie ist zwar gut, aber ich fand sie nicht sooo interessant und hätte da auch etwas gänzlich anderes erwartet. Der Vulkanausbruch an sich nimmt hier nur wenig Raum ein - Es gibt viel zu hören über defekte Aquädukte und Korruption - das ist zwar interessant, hätte ich bei diesem Titel aber so nicht gebraucht.
    Vielleicht liegt es auch daran, dass man ja ungefähr weiß, wohin der Hase schließlich läuft, d. h. irgendwann bricht der Vulkan aus und (fast) alle kommen um. Da bleibt leider für die Geschichte(n) drumherum nur die Rolle des Geplänkels.


    Hätte mich die Story nur etwas mehr packen können, wäre diese Produktion unter meine diesjährigen Top 3 gelandet. So bleibt leider nur (aber immerhin) ein Platz auf den vorderen Rängen.

  • Ich hänge mich an das Endfazit von pops dran. Das Hörspiel ist genial umgesetzt (auch mir gefällt Fröhlich als Lexikon, klasse Sprecher insgesamt, Musik dazu....) aber bei der Story fehlte mir der Aha-Effekt. Die Intrigen- und Aquädukt-Geschichte hätte auch ohne Vulkanausbruch funktioniert. Mit dem Titel Pompeji steht diese Geschichte aber durchweg im Schatten des bevorstehenden Ausbruchs und die Vorahnung nimmt dem Plot ein wenig den Wind aus den Segeln. Trotz allem ein gutes bis sehr gutes Hörspiel.

  • Ich muss das nochmal hören. Aber schmunzeln musste ich bei meiner Rezension dann trotzdem sehr. :D


    Attilius (Patrick Bach) ist Wasserbaumeister und er hat mit einem riesigen Problem zu kämpfen, denn die Aquädukte sind plötzlich versiegt. Wo liegt die Ursache und wie kann Attilius dafür sorgen, dass das Wasser wieder fließt? Es scheint mehr dahinter zu stecken und zusammen mit der Pompejerin Corelia (Céline Fontanges) kommt er einer Verschwörung auf die Spur. Doch das rückt alles in den Hintergrund, denn eine unglaubliche Katastrophe von nie gekannten Ausmaßen droht Pompeji. Werden die beiden die Verschwörung aufdecken und auch der Katastrophe entgehen oder ist dies das Ende?


    - Meinung -


    Sven Stricker hat sich mal wieder einen großen Stoff vorgenommen und versucht nun Robert Harris´ Werk "Pompeji" in Hörspielform zu bringen. Weitestgehend ist ihm dies auch gelungen, denn die weot über zwei Stunden vergehen wie im Flug und die Bedrohung baut sich stetig auf und präsentiert ein spannendes Hörvergnügen. Der Hörer fiebert mit dem jungen Attilius mit und hofft, dass er es schafft dem Horror zu entkommen. Soweit kann man Sven Stricker keine Vorwürfe machen, im Gegenteil, handwerklich eine feine Sache, doch da gibt es eine Sache, die für mich aus diesem Kandidaten für das Hörspiel des Jahres "nur" noch eine gute Produktion gemacht hat, nämlich das hier eingesetzte Lexikon. Eigentlich eine feine Sache den Erzähler als Lexikon agieren zu lassen, das mit Informationen dem Hörer zur Seite steht, doch die Ausführung ist unter aller Kanone.


    Das hat auch gleichzeitig mit den Sprechern bzw. mit einem Sprecher zu tun und zwar mit Andreas Fröhlich. Die Rolle füllt er auch ordentlich aus, er kann nicht mal etwas dafür, dass dieses Experiment in die Hose geht. Genau das ist es nämlich mal wieder, was eine Produktion scheitern lässt, nämlich Sven Strickers Hang zu Experimenten. So hat er auch schon Dracula in den Sand gesetzt, nämlich anstatt einfach straight eine Story zu erzählen, ohne Schnörkel und ohne Aussetzer, wie er es schon bei Klassikern der Weltliteratur gemacht hat, muss er hier unnötigerweise in die Trickkiste greifen. Er hat Andreas Fröhlich den Text des Lexikons in verschiedenen Varianten einsprechen lassen, mal schreien, mal verrückt lachen, mal ernst und diese Versionen überlagert. Klingt schrägt, ist es auch und völlig deplatziert. So zerstört er kurzerhand mal jeden Anflug von Atmosphäre. Hätte Fröhlich hier einfach ganz normal erzählt, dann wäre alles in Butter gewesen, doch diese eine Aktion bricht dem Hörspiel das Genick und ich konnte es leider nicht ernstnehmen und mir ging immer die Hutkrempe hoch, sobald das Lexikon zum Einsatz kam. Sonst stimmt hier wirklich alles, aber auch wirklich ALLES. Patrick Bach ist in der Hauptrolle des Attilius einfach top, da gibt es nichts dran zu rütteln, Céline Fontanges ist super drauf, Peter Fricke als der eigentliche Erzähler leistet solide Arbeit, mit Christian Redl, Konstantin Graudus, Gerd Baltus, Ben Hecker, Wolfgang Kaven, Jannik Endemann, Helmut Zierl, Peter Weis, Klaus Dittmann und vielen, vielen weiteren sind hier einfach nur Topsprecher am Start, also eigentlich alles in bester Ordnung, doch dieses Lexikon hat mir alles versaut.


    Jan-Peter Pflug ist natürlich wieder als Musiker mit dabei, wie es bei Sven Strickers Produktionen eigentlich auch immer der Fall ist. An seinen Musiken gibt es rein gar nichts auszusetzen und er trägt den Hauptanteil dazu bei, dass eine sehr bedrohliche Atmosphäre vorherrscht, die sich mit fortschreitender Spielzeit immer mehr steigert und den Hörer fast erdrückt. In dieser Hinsicht ist Pflug eine Glanztat gelungen! Dazu die gewohnt guten Geräusche und fertig ist die Untermalung.


    Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, dann wäre dieses Projekt für mich sicherlich das Hörspiel des Jahres gewesen, aber leider ist dem nicht so, denn Sven Stricker hat mit seinem überflüssigen Hang zu Experimenten mal wieder daneben gehauen. So hat er mir schon den Dracula versaut und nun ist es bei Pompeji passiert. Weniger ist mehr, das sollte er sich mal vor Augen halten, dann klappt es auch mit dem Hörspiel des Jahres. So ist es leider "nur" ein gutes Hörspiel, für das man sein Geld ruhigen Gewissens ausgeben kann, denn es ist alles andere als schlecht. Stricker kann es aber besser und das erwarte ich von ihm nun mal auch. Gute, solide, naja, sagen wir mal Abenteuerunterhaltung, die man sich ruhig öfter geben kann und wer es episch mag, der sollte zugreifen!


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