Die drei ??? 185: ... und der Mann ohne Augen

  • Ehrlich, ich weiß allmählich nicht mehr, was ich zu dieser Serie noch sagen soll. Ich nehme sie inzwischen fast nur noch fatalistisch zur Kenntnis. Jede neue Folge wird einmal gehört und dann ins Regal gestellt - wobei es bei Folge 185 wirklich krass ist: Irgendwann blickt man aufs Display, sieht, dass 50 Minuten dahingeplätschert sind, nunmehr also nur noch zehn Minuten Spielzeit verbleiben und praktisch nichts passiert ist.


    Mir scheinen bei den "Drei ???" inzwischen zwei Faktoren entscheidend zu sein: 1.) Es darf um Gottes willen nicht spannend werden, nicht mal andeutungsweise; die Kinderchen könnten sich ja sonst gruseln oder sogar ängstigen. 2.) Es darf um Gottes willen kein Sprecher gegen die drei Hauptfiguren anstinken. Vorbei die Zeiten einer Marianne Kehlau als schroffe Drama-Queen Letitia Radford, einer Gisela Trowe als "Rokoko-Kokotte" Mrs. Darnley, eines Gottfried Kramer als finsterer Mr. Randur oder eines Joachim Wolff als gehässigem "Liliputaner": Alles, was nicht Justus, Peter oder Bob heißt, hat schön farblos zu bleiben und auch so zu sprechen.


    Hinzu kommt, dass die Spielzeit der Folgen heute um mindestens ein Drittel länger ist als früher, die Buchvorlagen aber nicht länger (oder komplexer) geworden sind. Und wenn man aus diesen Vorlagen dann auch noch tunlichst alles raus nimmt, was auch nur entfernt an so etwas wie "Action" erinnert, bleibt eben nur die Tonspur eines Zeichentrickfilms aus der "Sendung mit der Maus", die auch ungefähr so gesprochen ist.


    Zu sagen, Folge 185 sei lieblos heruntergekurbelt, wäre eine Beleidigung für jeden Leierkastenmann. Das beginnt schon in der ersten Szene, als die "drei ???" radelnd ein brennedes Haus erspähen. Eigentlich ist das ein Einstieg wie in guten alten Zeiten; es geht (wie etwa beim "Grünen Geist") gleich mitten hinein ins Geschehen. Aber man hört, dass da jemand an der Pedale eines Fahrrads gedreht hat, auf dem niemand sitzt. Es klingt leichtgängig, gleichmäßig und buchstäblich unbeschwert. Dazu wird dann zwar ein bisschen lauter geatmet, aber wirklich nur ein bisschen. Vermutlich darf es sich nicht versehentlich unzüchtig anhören.


    Dann ruft eine Frau aus der Konserve schrill "Oh, oh!", weil es das wohl ist, was Frauen machen, wenn's brennt. Ein Kind weint. Aber danach sind alle irgendwie wieder ganz aufgeräumt.


    In dieser hölzenern Pseudo-Dramatik geht das in einem fort. Es ist wie bei den Klickstrecken der "Huffington Post". Fast erwartet man, dass Justus zu Peter sagt: "Eine höchst bemerkenswerte Erkenntnis, Zweiter! Du wirst nicht glauben, was dann geschah!" Und wie bei den Klickstrecken entpuppt sich die Antwort als ganz banal: Das Mädchen hat die Terrasse beim Zündeln versehentlich abgefackelt. Ansonsten ist bis zu diesem Punkt noch nichts gerschehen, die Folge aber schon zur Hälfte vorbei.


    Erst danach ertappen die drei Detektive einen Einbrecher, der ihnan aber höchst unspektakulär durch die Terrassentür entfleucht. Egal, hier muss eine der alten unheimlichen Musiken her, damit auch niemandem die Rasanz der Szene entgeht.


    Vom Aufbau her werden hier also zwei "Fälle", die in der Buchvorlage vermutlich miteinander verwoben waren, fein säuberlich von einander getrennt. Das Dumme ist nur: dadurch kann man sich die erste Hälfte der Folge praktisch schenken. Aber auch danach besteht die ganze Geschichte nur im stumpfen Abklappern aller vorkommenden Prersonen, darüber können alle unmotiviert eingestreuten Ausdrücke und Ausrufe der Verblüffung letztlich auch nicht hinwegtäuschen.


    Fazit: An der Folge stimmt gar nichts mehr - nicht der Aufbau, nicht die Vergeräuschung, nicht die Musik (nett, eingängig und melödiös, aber immer irgendwie mit dem einen Layer an Percussions zu viel), nicht die Art, wie die Nebensprecher agieren dürfen, nicht mal Justus' berüchtigte Ausdrucksweise. Selbst die ist (angepasst an das heutige Bildungsniveau?) nur noch ein fader Abklatsch seiner früheren Verbalschraubungen.

  • ... Jede neue Folge wird einmal gehört und dann ins Regal gestellt ...

    Du sprichst mir aus der Seele.
    Mir geht es ehrlich gesagt, gefühlt seit den letzten 80 Folgen so.
    Bei jedem Titel, der die kleinste (naive) Hoffnung auf ein "Back to the roots" ala Teufelsberg etc. hat aufkeimen lassen, hat mir mein Geld leid getan.
    Nach dem man eine Phase hatte, wo relativ gute Geschichten durch den ellenlangen Justus-End-Monolog, versaut wurden, hat man jetzt nur noch Komplett-Gebralle.
    In wie weit das mit den Buchvorlagen zu tun hat, kann ich nicht beurteilen. Sicherlich kann man aber aus einer schlechten Vorlage auch kein Kracher-HSP machen.
    Aber deine Punkte treffen zu. Wo man früher wirklich tolle Sprecher gehört hat, hört es sich heute meist nur noch nach "Statisten" an.
    Grusel, Gänsehaut oder wenigsten wirklich gute Rätsel sucht man vergebens.
    Heutzutage sind die Plots meiner Ansicht nach, entweder nach zwei Minuten durchschaubar oder so kompliziert und verworren, das man kaum folgen kann bzw. will.
    Schade.
    Das alte Hörspiel-Flaggschiff meiner Jugendzeit liegt für mich auf Grund. :cry:

  • Ein Tiefpunkt der seines gleichen sucht. Was für ein Schrott? Es gibt einen Brand, einen Fall entführter Kinder, einen Mann ohne Augen und was macht man daraus?
    Ein Schnarchfest, welches es kein 2. Mal gibt. Das haben die Macher auch gescheckt und deswegen uns die Normalerweise weiteren 10-20 Minuten erspart.
    Wer dem Hexenhandy eine 4 oder schlechter gibt muss hier eine 6 geben. Ich finde den Mann ohne Kopf, Panik im Park, Todesflug und vor allem das Hexenhandy viel besser. Welch ein Schund.