Gruselkabinett Nr. 87 - Alraune

  • Alraunen sind in der Kulturgeschichte weit verbreitet. Schon in der Bibel wird sie erwähnt und im Mittelalter rankten sich so manche abenteuerlichen Geschichten um das Gewächs, von denen einige noch heute in Populärliteratur aufgegriffen werden. Beispielsweise das Schreien der Pflanzen in Harry Potter. In „Alraune“ greift Hanns Heinz Ewers die Überlieferungen aus dem Mittelalter auf, die auf Wikipedia nachgelesen werden können.
    Bei einer kleineren Gesellschaft beschließen einige Besucher, analog zur Entstehungsgeschichte einer Alraune, einen Menschen mittels künstlicher Befruchtung zu zeugen. Kaum ist diese Tat vollbracht, erfüllt das neue Leben so manche Erwartungen – und bringt damit Schmerz und Leid in das Leben vieler Menschen. Tod inklusive.


    Dieses Hörspiel wartet mit einem großen Sprecherensemble auf. Sage und Schreibe 18 SprecherInnen listet das Booklet. Ich darf verkünden, dass meiner Meinung nach bei der Auswahl erneut ein glückliches Händchen bewiesen wurde. Die Stimmen passen sehr gut zu ihren jeweiligen Rollen. Unabhängig davon ob Trauer, tiefste Zuneigung, Liebe, Furcht, Erregung, et cetera zum Ausdruck gebracht wird. Gerade bei den sich offenbarenden menschlichen Abgründen unterstützt es ungemein die Glaubwürdigkeit. Die titelgebende Rolle – es wurde ein Mädchen geboren, das den Namen Alraune erhielt – wird von Sabine Bohlmann interpretiert. Der große Vorteil ihrer Stimme: Mir fällt es leicht vorzustellen, wie ihr die Menschen in ihrer Umgebung verfallen und entweder aus Furcht oder Zuneigung tun, was sie verlangt. Ebenfalls legt Bohlmann gekonnt die passende Härte in ihre Stimme, wenn es angebracht ist. Die Kälte und Gleichgültigkeit, die sie als Alraune bisweilen an den Tag legt, ist erschreckend.


    Musikalisch bietet Titania Medien ihr gewohnt hohes Niveau. Die Geräusche wissen ebenfalls zu überzeugen.


    Ein Hinweis noch: Auf meiner Musikanlage endete das Hörspiel sehr plötzlich mit Track zwölf. Aufgrund der Überlänge (Gesamtspielzeit von 89 Minuten auf einer CD) weigerte sich meine Anlage den letzten Track abzuspielen. Track 12 wäre zwar ebenfalls ein trefflicher Abschluss (mit einer musikalischen Ausleitung), doch wer das gleiche Problem hat wie ich und wissen möchte, ob Alraunes Treiben ein Ende findet, sollte auf einem anderen Gerät wie z. B. einem Computer sich den 13. Track anhören.


    Das Covermotiv gefällt mir, da es die wichtigsten Elemente des Hörspiels zeigt: in der Mitte Alraune und im Hintergrund wichtige Vorbereitungen, die zu ihrer Existenz führten.


    Fazit
    Ein überzeugendes Hörspiel, ohne Grusel, dafür aber durchgehend packend inszeniert.

  • "Alraune" ist, wie bei Titanias Gruselkabinett üblich technisch überzeugend gemacht, die Geschichte an sich finde ich jedoch unpassend für die Reihe. Kein Grusel, dafür aber eine relativ kranke Story (vor allem für die damalige Zeit) mit Charakteren, von denen viele eine abgründige Macke haben.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."