Dorian Hunter (14): Jagd nach Paris

  • Dorian Hunter (14): Jagd nach Paris
    Ein Mystery-Hörspiel von Marco Göllner – nach einem Roman von Neal Davenport



    — Produktionsinfos:


    Produktion: Dennis Ehrhardt, Zaubermond Verlag
    Skript, Regie, Tonproduktion: Marco Göllner
    Aufnahmen: Alexander Rieß, CSC Studio, Hamburg
    Gary Stack im Studio Konterfei, Berlin
    Marijo Dolic, Hurst Media Company, Offenbach
    Musik: MoorlandMusic
    Titelmusik: Joachim Witt
    Illustrationen: Mark Freier
    Layout: Sebastian Hopf
    Product Management: dp
    Label: Folgenreich


    Sprecher:
    Thomas Schmuckert, Konrad Halver, Frank Gustavus, Oliver Kalkofe, Robert Kotulla, Helmut Winkelmann, Marco Sand, Jörg Reichlin, Hasso Zorn, Annette Gunkel, Simona Pahl, Thomas Nicolai, Costa Meronianakis, Lilli Martha König, Annabelle Krieg, Eckart Dux, Marco Göllner, Dina Kürten, Günter Lach, Sascha Rotermund.


    Inhaltsangabe des Verlags:

    Zitat

    Dorian Hunter hat im Haus der Werwölfin Jennifer Jennings in London den vorletzten seiner dämonischen Brüder zur Strecke gebracht. Bleibt nur noch der Vampir Frederic de Buer, der rechtzeitig fliehen konnte. Hunter folgt de Buer ohne Absprache mit dem Secret Service zum Bahnhof St. Pancras, wo der Dämon den Eurostar nach Paris nimmt. Hunter springt im letzten Moment auf das Dach des Zuges – und erlebt eine Fahrt ohne Wiederkehr…


    — Meine Meinung:


    Auch wenn die Folgen 13 und 14 für sich allein stehen, so hängen sie zeitlich dennoch direkt zusammen: “Die Jagd nach Paris” beginnt nämlich wenige Minuten nach dem Ende der “Wolfshochzeit”.


    So wird sich auch nicht viel mit Vorgeplänkel aufgehalten, sondern direkt “Vollgas” gegeben: Dorian Hunter jagt seinen dämonischen Bruder Frederic de Buer, wird gleichsam allerdings auch selbst gejagt: Von seinen eigenen Freunden und Verbündeten. Trevor Sullivan setzt alles daran, daß der vermeintlich flüchtige, mehrfache Mörder nicht die Grenzen des britischen Empires überquert, was in einer Jagd auf den Eurostar Richtung Paris endet.



    Story ok, aber…


    Die Geschichte an sich bietet nicht nur ein hohes Tempo, sondern vor allem eins: Reichlich Action. Der Grusel wird fast gänzlich zurückgefahren, dafür steht der Jagdaspekt auf begrenztem Raum im Vordergrund. Daß Hunter dabei gemäß seiner Maxime “take no prisoners” vorgeht, verleiht dem Ganzen den gewohnt erwachsenen Anstrich der Serie… der jedoch leider mehr als einmal unterlaufen wird. Das liegt nicht an der Folge an sich, sondern an dem diesmal leider in einigen Punkten zur falschen Seite hin überquerten Grat zwischen Komik und Ernsthaftigkeit – in personae: Trevor Sullivan, Marvin Cohen und der Commissaire. Ja, Sullivan hat manchmal eine etwas lange Leitung. Das ist nicht neu und hatte innerhalb der Serie auch bislang Tradition. Aber er kam bislang nie als Quasi-Depp vom Dienst rüber. Genau das passiert hier allerdings, insbesondere “gefördert” durch die Figur des Marvin Cohen: Aus dem schrulligen Charakter wurde streckenweise ein cartoon’esques Abziehbild einer (wenig) komischen Figur. Das muss nicht sein, oder besser: Das sollte nicht sein.


    Es ist kein Problem, wenn man Charaktere mit komischen Zügen in einer Erwachsenenserie hat, solange diese komischen Züge innerhalb der “fiktiven Realität” der Serie funktionieren. Stoßen einem diese innerhalb des Serienkontexts jedoch derart auf, sollte man die “Komikbremse” einlegen.


    Natürlich werden jetzt einige sagen, daß es ihnen so gefällt – ok. Wunderbar. Ich sage ja nicht, daß mein Wort Gottes Gesetz ist, denn über diesem Pamphlet steht immer noch “Meine Meinung” und nicht “Lex Dei”. Für mich haben die Figuren Sullivan streckenweise, Cohen und der bemüht-französelnde Commissaire nicht funktioniert und liefen während der “Kopfkino-Vorstellung” mit blinkenden “Comic Relief – bitte JETZT lachen”-Schildern durch die eigentlich hervorragend-düstere Szenerie.



    “Isch könnte ‘elfen!” – “Nein, danke, mit Elfen hab ich’s nicht so!”


    Womit wir bei den Sprechern wären:
    Thomas Schmuckert gibt Hunter gewohnt kompromisslos und direkt, Robert Kotulla als Hunters Bruder bis(s) zum Tunnelende: Großartig. Verschlagen, fies – punktgenau so wie ich mir diesen hinterlistigen Vampir vorgestellt habe. Und auch wenn ich auf die diesmal vorhandene Schlagseite des Charakters Robert Sullivan hinwies: Konrad Halver hat hier trotzdem für sich genommen einmal mehr eine überzeugende Leistung hingelegt. Trotz der überstrapazierten “Zurückgebliebenheit” des Charakters: Halver schafft es, daß die Figur trotzdem nicht unsympathisch rüberkommt. Eine Aufgabe, an der sicherlich nicht wenige grandios gescheitert wären.


    Frank Gustavus als Marvin Cohen, nun, das ist problematischer: Gerade diese Figur ist es nämlich, die nicht nur sich selbst, sondern auch Sullivan den unangenehmen Beigeschmack verpasst und so sind insbesondere genau die Szenen mit den beiden die “Reizpunkte” der Folge.


    Auf den Commissaire, gesprochen von Helmut Winkelmann, ging ich bereits kurz ein: Leider kommt der französische Dialekt merklich gekünstelt rüber. Wie es hingegen funktioniert, zeigt Oliver Kalkofe als Armand Melville.



    Musik & Effekte: Perfekt wie immer.


    Bei den Effekten und der Musik hingegen ist und bleibt “Dorian Hunter” auch mit der “Jagd nach Paris” Referenzklasse.
    Das Hunter-charakteristische Verschmelzen aus musikalischen Szenenüberblendungen, perkussiven Einwürfen und der brillanten Symbiose aus alltäglichen- und weniger alltäglichen Geräuschen macht es dem Hörer extrem einfach, eine Blockbusterproduktion vor das geistige Auge zu holen.



    Mein Fazit:


    Vorab: Man sollte sich im Klaren darüber sein, daß es hier primär um Action geht – Gruselelemente sind fast gänzlich ausgeblendet. Und eigentlich hätte “Jagd nach Paris” ein nahezu perfekter Actionthriller werden können. Wären da nicht die charakterlichen Überzeichnungen bei Trevor Sullivan und Marvin Cohen, sowie beim “Commissaire” gewesen. Natürlich ist die Anzahl der Szenen im Vergleich zur Gesamtproduktion gering, dennoch trüben sie das Hörvergnügen ein wenig.
    Dafür gibt es seitens der restlichen Sprecher nur Gutes zu vermelden, insbesondere natürlich durch Thomas Schmuckerts wirklich coole Art, und auch durch Oliver Kalkofes Armand Melville.
    Musik und Effekte überzeugen einmal mehr auf ganzer Linie.
    So bleibt mit Folge 14 vom “Dämonenkiller” Dorian Hunter immer noch ein überdurchschnittlich gut produziertes Hörvergnügen – allerdings keinesfalls so stark wie die restlichen “Hunter”-Folgen.