Gewalt in Hörspielen ?

  • Ich habe dies eingegeben und keinen passenden Thread gefunden.
    Ich will mich hier auch nicht als Moralapostel aufspielen, aber ich denke das es irgendwo auch moralische Grenzen geben muss.
    Hier kann man:
    - über Hörspiele diskutieren wo solche Grenzen überschritten wurden ?
    - liegt das erhöhte Schockpotential eher an der Zeit in der wir leben ?
    - ist man als Hörer mittlerweile abgestumpft ?
    - waren die früheren Krimis ( Paul Temple, Sherlock Holmes ) einfach nur langweilig ?


    Was ich im vornerein unbedingt klarstellen möchte: DIES SOLL KEINE GIFTSTACHELDISKUSSION WERDEN !!!

  • Was ist denn für dich Gewalt in Hörspielen?


    Ich kenne jetzt hunderte Hörspiele und das Medium ist deutlich zahmer als das was in Büchern, Filmen oder Comics dargestellt oder beschrieben wird. Von der Realität mal ganz abgesehen. In sofern verstehe ich diese immer mal wieder aufkeimende Diskussion nicht. Vielleicht fühlen sich einige auch nur in ihrer Benjamin-Blümchen-HexHex-Welt gestört durch ernste Themen...?!?

  • Ich war mal auf einer Diskussion zu einem ähnlichen Thema. Es ging darum, dass auf einer Schule für für Trickfilmanimation die Absolventen als Abschlussarbeiten hauptsächlich brutale und düstere Filme gemacht haben. Ergebnis der Diskussion gab es keines - Argumente waren, dass es für derlei Geschichten eine hohe Faszination gibt, es aktuell im Trend sei, in dem Alter der Absolventen (zwischen 25 und 35) viele sich erst noch die Hörner abstoßen und bewusst provozieren/schocken wollen.....etc.


    Moralische Grenzen sind ja heute fast nichts allgemein gültiges mehr und die definiert sich jeder anders. Ich habe zB gestern in den Werbepausen beim Fernsehen in "Deutschland sucht das Supertalent" reingezappt und war wirklich erschrocken, wie weit das mittlerweile geht. Das das keine moralisch und pädagogisch wertvolle Sendung ist war mir schon klar, aber ich finde, da sieht man gut, wie weit es heute mit Respekt und Moral bei der Masse her ist.

  • Ich bin irgendwie unentschlossen, was das Thema betrifft.


    Allgemein kann man aber wohl sagen, dass eine ordentliche Portion Gewalt nötig in Ordnung geht, wenn es der Story hilft bzw. dafür sorgt, dass das Statement und die Intention transportiert wird.


    Ist es nur sinnloses Gemetzel und Geschnetzel, dann können es die Macher gerne behalten.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Ich bin irgendwie unentschlossen, was das Thema betrifft.


    Allgemein kann man aber wohl sagen, dass eine ordentliche Portion Gewalt nötig in Ordnung geht, wenn es der Story hilft bzw. dafür sorgt, dass das Statement und die Intention transportiert wird.


    Ist es nur sinnloses Gemetzel und Geschnetzel, dann können es die Macher gerne behalten.


    Das ist auch meine Meinung.


    Es gibt einige Hoerspiele/buecher, die gingen schon arg zur Sache. Z.B. Der Todekuenstler oder Die Blutline von Cody McFadyen. Oder Caine, da geht es auch heftig zur Sache und die Sprache ist auch nicht jugendfrei. Ich fand Wallander Folge 3 mit der sehr realistischen Darstellung der Kindesmisshandlung auch sehr erschreckend und absolut ergreifend. Die Prinzessin war auch furchterregend, vor allem die Badszene und die Zahnarztszene. Mitschnitt war auch teilweise sehr eindringlich, vor allem die Szene im Fahrstuhl und die Verbrennungsszene. Larry Brent Nr 9 "Die Schlangenkoepfe des Dr. Gorgo" wurde damals zensiert. Ich frage mich, ob das heute auch noch zensiert wuerde. Die Gesellschaft ist viel abgestumpfter.


    Insgesamt sehe ich das so wie der Captain. Wenn es zur Geschichte passt, dann ist das ok. Wenn die Gewalt im Mittelpunkt steht und es nur sinnloses Gemetzel ist, dann kommt mir das nicht in den CD Spieler.


    Es sollte jedoch auf der CD draufstehen, fuer welche Altersgruppe das Hoerspiel geeignet ist.


    Meine Meinung :hut:

  • Zitat

    Original von Cherusker
    Es sollte jedoch auf der CD draufstehen, fuer welche Altersgruppe das Hoerspiel geeignet ist.


    Aber auch nur, wenn das Label selber eine Empfehlung ausspricht. So einen Schwachsinn wie ihn die FSK mit schöner Regelmäßigkeit verzapft, möchte ich in unserer schönen Hörspiel-/Hörbuchwelt nicht haben, danke.

  • Es ist doch so dass früher wirklich alle Welt über so einen Film wie Hanniball erschrocken war, heutzutage lockt das keinen mehr hinterm Ofen vor. Sowas gibt mir dann schon zu denken, ob da nicht mal wirklich was mit der Gesellschaft schief läuft.
    Hörspiele bieten für mich einfach eine kleine heile Welt, gerna mal etwas gruseln, mal ein Krimi oder auch mal ein Drama. Aber wenn man dann mitbekommt wie jemanden alle Zähne gezogen werden, Gewalt bis ins kleinste Detail beschrieben wird und auch mal eine Vergewaltigung hörspielmäßig dargestellt wird, dann stört mich das schon ein bischen.
    Vielleicht mag ich auch ein bisschen zart besaitet sein, aber ich denke das man nicht diese übertriebenen Gewaltdarstellungen braucht um ein gutes Hörspiel zu machen.
    Toll finde ich wie hier über dieses Thema mal diskutiert wird, da mich dieses Thema schon lange beschäftigt.

  • Zitat

    Original von stilllife33
    Es ist doch so dass früher wirklich alle Welt über so einen Film wie Hanniball erschrocken war, heutzutage lockt das keinen mehr hinterm Ofen vor. Sowas gibt mir dann schon zu denken, ob da nicht mal wirklich was mit der Gesellschaft schief läuft.
    Hörspiele bieten für mich einfach eine kleine heile Welt, gerna mal etwas gruseln, mal ein Krimi oder auch mal ein Drama. Aber wenn man dann mitbekommt wie jemanden alle Zähne gezogen werden, Gewalt bis ins kleinste Detail beschrieben wird und auch mal eine Vergewaltigung hörspielmäßig dargestellt wird, dann stört mich das schon ein bischen.
    Vielleicht mag ich auch ein bisschen zart besaitet sein, aber ich denke das man nicht diese übertriebenen Gewaltdarstellungen braucht um ein gutes Hörspiel zu machen.
    Toll finde ich wie hier über dieses Thema mal diskutiert wird, da mich dieses Thema schon lange beschäftigt.


    Bei Filmen hat es nunmal Entwicklungen gegeben und bei Hörspielen noch viel stärker. Hörspiele waren früher doch inhaltlich meist für Kinder gedacht. Die Kinder von damals sind heute erwachsen und für die werden heute auch altersgerechte Hörspiele produziert. In einem Krimi z.B. kommen nunmal Leichen vor und dann wird auch mal erklärt wie die Leiche zur Leiche wurde.


    Tom und Jerry wurde immer als gewaltsam bezeichnet (zumindest früher) und ich habe mich als Kind (und auch heute noch) bestens unterhalten gefühlt und immer herzlich viel Lachen können. Die Diskussion konnte ich nie nachvollziehen. Da kommt sicher immer eine persönliche Note bzw. persönliches Empfinden zum Zuge, ob man etwas z.B. gewaltsam oder gruselig empfindet.


    Ich finde Captain Blitz hat es passend beschrieben und pures Gemetzel brauche ich nicht.

  • das thema als solches finde ich auch höchst interessant. die gewaltakzeptanz ist wie schon oben genannt deutlich gewachsen. letztlich auch durch die medien, klar.
    trotzdem sollte man aber nicht davor zurückschrecken, "gewaltszenen" oder das "spielen mit ängsten" einzusetzen - jedoch dosiert und angemessen. nimmt man die urform "das märchen" sieht es ja auch nicht viel anders aus - hier wurden hexen verbrannt, zehen abgeschnitten, etc. Ergo gibt es gewaltdarstellungen seit je her. durch die mediale vielfalt und die umsetzungsmöglichkeiten ist es doch auch irgendwo natürlich, dass gewisse szenen deutlicher dargestellt werden.
    ist und bleibt halt geschmackssache.

    Selbst ist der Mann, wenn er sich verdoppeln kann ! :sauf:

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  • Zitat

    Original von stilllife33
    Es ist doch so dass früher wirklich alle Welt über so einen Film wie Hanniball erschrocken war, heutzutage lockt das keinen mehr hinterm Ofen vor. Sowas gibt mir dann schon zu denken, ob da nicht mal wirklich was mit der Gesellschaft schief läuft.


    Der Vergleich, dass es in Märchen auch Gewalt gab, ist in der Tat fragwürdig... natürlich ist es so, dass die Hexe in "Hänsel und Gretel" am Schluss selbst im Ofen landet, aber Darstellungen wie "sie schrie hilflos, als sie nun ihr Fleisch von den Knochen schälte, ihre Haare verbrannten und ihr Gesicht schmolz" gab es eben nicht darin. Diese Gewalt hatte in erster Linie ordnungsaffirmativen Charakter, was nicht etwas Schlechtes sein muß. Vereinfacht gesagt: "machst Du Böses, wirst Du bestraft, also lass' es gleich".
    Was in vielen der gewaltdurchzogenen Geschichten fehlt, ist die Auseinandersetzung mit den Folgen. Was geschieht weiter mit dem Vergewaltigungsopfer, wie geht es dem Täter, als er erkannt hat, was er getan hat (sowas kommt durchaus vor)?


    Das Fehlen der Opferperspektive und die Konzentration auf die "Schauwerte der Gewalt" und die äußere Jagd nach dem Täter ist das, was meiner Meinung nach bedenklich ist, nicht nur das deutlich verstärkte Explizitsein der Gewalt -- sowohl in TV-Serien und Filmen als auch im Hörspiel.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich finde man muss differnzieren was das Thema "Gewalt in Hörspielen" betrifft.


    Zum einen sind Hörspiele ja nicht an eine bestimmte Alterszielgruppe gerichtet. Zum anderen wird ja das Ausmaß der Gewaltdarstellung ja auch oft subjektiv empfunden.


    Ich persönlich bin der Meinung das ja jeder selber entscheiden kann was man hört und was man dementsprechend favorisiert.
    In Kinder und Jugendhörspielen sollte man schon darauf achten das bestimmte Grenzen nicht überschritten werden. (Wäre ja im Prinzip auch noch mal eine Diskusion wert bezgl. der Grenzen)
    Bei Produktionen für ältere (volljährige) Hörer muss halt jeder selbst für sich entscheiden was man akzeptieren kann und was nicht. Zum Beispiel mag ich keine Horrorfilme oder Psychothriller, höre aber im Gegenzug ganz gern mal Sachen wie Caine, Val McDermid, Mitschnitt oder die Schlümpfe :D


    Edit:

    Zitat

    Original von Fader
    Das Fehlen der Opferperspektive und die Konzentration auf die "Schauwerte der Gewalt" und die äußere Jagd nach dem Täter ist das, was meiner Meinung nach bedenklich ist, nicht nur das deutlich verstärkte Explizitsein der Gewalt -- sowohl in TV-Serien und Filmen als auch im Hörspiel.


    Hierbei stimme ich Dir auf jedenfall zu. Ist aber mMn. ein seperates Thema. Oder ich habe das Thema falsch interpretiert ;)

    Man steigt jetzt nicht mehr aus, denn man wird jetzt ausgestiegen - ...und alles was du nicht brauchst muss genügen!

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Dr. Watson ()

  • Zitat

    Hörspiele waren früher doch inhaltlich meist für Kinder gedacht.



    Ja da hast du mit Sicherheit Recht, aber auch früher gab es schon so Sachen wie Paul Temple, Sherlock Holmes und unzählige Krimis für Erwachsene. Davon sind die wenigsten so blutig wie das was man heutzutage bei einer Val Mc Dermid Produktion( obwohl ich die wirklich gut fand) bekommt. Also hinkt dieses Argument schon.
    Meiner Meinung nach sind wahrscheinlich alle Mordarten von früher schon mal benutzt worden, heute muss es ein Psychopath sein und derjenige muss eine hohe Freude am Töten bzw verletzen von Menschen haben.
    Aber man muss ja auch nicht alles mitmachen, trotzdem finde ich die Abstumpfung unserer Gesellschaft und die damit verbundene Faszination von krnaken Mordszenarien höchst bedenklich.

  • Zitat

    Original von stilllife33



    Ja da hast du mit Sicherheit Recht, aber auch früher gab es schon so Sachen wie Paul Temple, Sherlock Holmes und unzählige Krimis für Erwachsene. Davon sind die wenigsten so blutig wie das was man heutzutage bei einer Val Mc Dermid Produktion( obwohl ich die wirklich gut fand) bekommt. Also hinkt dieses Argument schon.
    Meiner Meinung nach sind wahrscheinlich alle Mordarten von früher schon mal benutzt worden, heute muss es ein Psychopath sein und derjenige muss eine hohe Freude am Töten bzw verletzen von Menschen haben.
    Aber man muss ja auch nicht alles mitmachen, trotzdem finde ich die Abstumpfung unserer Gesellschaft und die damit verbundene Faszination von krnaken Mordszenarien höchst bedenklich.


    Ich finde das Argument hinkt nicht. Temple und Holmes waren Radioproduktionen, also Produktionen öffentlicher Anstalten, die sowieso auf einen gewissen Anstand geachtet haben. Die Hörspiele sollten für eine breite Masse hörbar sein.
    Das was von den Labels (z.B. Europa oder Kiosk) produziert wurde, waren meist Kinderhörspiele.
    Radiohörspiele gibt es heute immer noch, aber die Produktpalette der Labels ist größer geworden. Da wird für jede Alterklasse was geboten und auch für bestimmte Nischen produziert.


    Dann muss man auch mal bedenken, dass nicht nur Bücher von Anfang 1900 vertont werden, sondern auch neuere Werke und da hat sich auch die Schreibweise geändert. Vergleich mal Sherlock Holmes mit Val McDermid. :)

  • Auch diese Argumentation ist nicht ganz schlüssig, da auch bei den Radiohörspielen nicht mehr so zimperlich umgesetzt wird, wie zu den Strassenfegerzeiten...


    Gut, ne Vergewaltigung oder ähnliches hab ich glaub ich im Radio noch nicht gehört...aber rein "Mordsmäßig" gehts da schon manchmal sehr unverblümt zur Sache!

  • Die Frage ist ja letztlich auch immer, wie man Gewalt definiert. Ich denke schon, dass Märchen (oder auch der "Struwwelpeter") im Grunde genommen sehr gewalttätig sind und von den Lesern früher auch genau so empfunden wurden. Eine detaillierte Beschreibung der Gewalt war gar nicht nötig - sei es, weil die Leute empfindsamer waren, weniger abgestumpft oder weil ihnen Dinge wie Todesurteile und Hexenverbrennungen noch präsenter waren. Das kann ich nicht beurteilen. Was Fader geschrieben hat, finde ich aber ganz richtig (und wichtig): Es gibt (zu) wenig Auseinandersetzung mit den Opfern und mit den Folgen von Gewalt. Wenn ich bedenke, dass Justus Jonas und Bob Andrews in Folge 3 der "Drei ???" beide niedergeschlagen werden, dass Justus in Folge 20 zumindest Asphyxie-Folter angedroht bekommt, das die drei Detektive mehrfach von der Straße abgedrängt werden und über Steilhänge zu stürzen drohen, dass zwei von dreien mal entführt werden und auf einen sogar mal geschossen wird, so ist das bei Licht besehen natürlich auch Gewalt. Und wenn man bedenkt, dass manche Leute von nur einem Handgemenge ein psychisches Trauma davontragen, dann kommen diese Folgen in den Hörspielen natürlich zu kurz. Aber ein Hörspiel ist eben Fiktion und man will in diesen Geschichten halt Helden hören, die das Leben meistern und nicht Leute, die daran zerbrechen. Was heute bei manchen vielleicht fehlt oder zu verschwinden droht, ist die genaue Unterscheidung zwischen: Das ist Fiktion und das ist Wirklichkeit.

  • Zitat

    Das ist Fiktion und das ist Wirklichkeit.



    Genau das ist der Punkt wo für mich dann sowas wie Moral ins Spiel kommt,
    ich muss nicht minuten lang beschrieben hören wie eine Leiche zugerichet wurde, bzw wie jemand gequält wird usw. Wieso soll das der Story in so einem hohen Maße zuträglich sein ?
    Da ist mir nämlich dein Fiktionsaspekt in dem Moment mal einfach viel zu real, wie zB bei der Zahnarzt Szene von "Der Prinzessin" oder auch bei Herrn "Wallander".
    Muss man denn als Produzent solange auf diesen Punkt drücken bis das der Hörer fast in die Boxen kotzt ? Das Ergebnis ist dem Hörer dann am Ende doch eh klar, da lob ich mir Hörspiele die wissen wo man ein Ende setzt.

  • Gewalt in Hörspielen ist ein recht interessantes Thema, zumal neben der Beschreibung bzw. der Inzenierung. Wo man beim Film direkt sieht was geschieht, so ist beim Hörspiel die Phantasie des Hörers gefragt.


    Dadurch kann für unterschiedliche Hörer eine Szene ganz unterschiedlich wirken.


    Grundsätzlich sehe ich Gewalt als Stilmittel, um eine Geschichte zu erzählen oder eine Athmosphere zu erzeugen.


    Gewalt sollte nie ein Selbstzweck sein, da würde ich stilllife33 Recht geben. Minutenlange Exzesse sind wirklich nicht notwendig. Wenn es dazu dient einen Charakter zu definieren, dann okay, aber doch nicht Minutenlange Quälereien.


    Um ein paa Beispiele in Spiel zu bringen: Gabriel Burns und Sinclair (zumindest die Folgen die ich gehört habe fand ich okay). Caine ist meine Meinung nach hart an der Grenze, würde es da aber auch noch als Stilmittel empfinden.


    Fällt mir spontan ein Vertreter der anderen Seite ein? Mhhh... mal in mich gehen. Soviele Splatterhörspiele fallen mir eben nicht ein ^^

  • Gewalt gehört letztlich zum Leben, insofern kann man immer sagen, Gewalt gehört zu einem realistischen Hörspiel dazu. Hitchcock hat meisterlich mit optischen Andeutungen von Gewalt gespielt und doch oft eigentlich mehr nicht gezeigt als gezeigt. Man denke da nur an die berühmte Duschszene in "Psycho." Aber er hat in "Der zerrissene Vorhang" eben auch mal ganz drastisch gezeigt, wie schwer es ist, einen Menschen zu töten. (Später, in "Frenzy", fand ich ihn hingegen schon voyeuristisch plump.) Oder man nehme die Zahnarztszene im "Marathon-Mann". Nach heutigen Maßstäben ist die vielleicht bieder, aber wem's da nicht eiskalt den Rücken runterläuft, der ist irgendwie gestört.
    Es gibt auch Geräusche, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich denke, da kann man auch in Hörspielen recht subtil etwas machen (zumal in Kombination mit Musik).
    Ganz extreme Probleme habe ich aber bei Gewalt gegen Frauen oder Kinder. Das geht gar nicht, das würde ich nie explizit darstellen, da würde ich immer vorher aussteigen. Nennt mich altmodisch, eine Erklärung habe ich nicht dafür. Das geht mir einfach zu sehr an die Nieren.

  • Zitat

    Original von stilllife33
    ich muss nicht minuten lang beschrieben hören wie eine Leiche zugerichet wurde, bzw wie jemand gequält wird usw. Wieso soll das der Story in so einem hohen Maße zuträglich sein ?


    Sehe ich nicht ganz so. Durch solche Szenen wird natürlich nicht die Geschichte weitererzählt, aber es befördert den Zuhörer - wenn es gut gemacht ist - auf eine höhere emotionale Ebene. Er empfindet mit dem Opfer, er ekelt sich, bekommt ein flaues Gefühl im Magen, würde am liebesten vorspulen. Sowas entsteht nur, wenn es detailierter zugeht und nicht einfach nur ein Erzähler sagt "Er drückte sie auf den Boden und verging sich an ihr". Das wirkt einfach nicht so langanhalten ist aber für die Rolle nicht minder schlimm, nur der Zuhörer hat ein besseres Gefühl. Ich finde auch nicht, dass die Auseinandersetzung unbedingt in der Geschichte selber standfinden muss. Wir können doch alle nachdenken und uns selber fragen, welche Folgen soetwas hat, etc etc. Eben nicht nur fertighören, ausschalten und weglegen.


    Wieviel man davon verträgt ist natürlich individuell und hier kommt wieder der Punkt ins Spiel, das eben viele mit Heile-Welt-Kinderhörspielen groß geworden sind, diese auch immer noch hören und nicht auf solche extremen Erfahrung vorbereitet sind oder sein wollen.