Eine Frage der Unabhängigkeit, oder: Schaden negative Kritiken der Branche?

  • Zitat

    Original von Captain Blitz


    Ist das jetzt auch wieder dieses Totschlagargument, dass man auch unbedingt mal produziert haben muss, damit man Ahnung hat und darüber schreiben und urteilen darf?


    Angeblich muss man ja auch mindestens einmal eine Rezension geschrieben haben, um über Rezensionen anderer urteilen zu dürfen ;)

  • Zitat

    Original von Sirius
    Angeblich muss man ja auch mindestens einmal eine Rezension geschrieben haben, um über Rezensionen anderer urteilen zu dürfen ;)


    Ich weiß worauf Du anspielst, aber da liegt die Sache etwas anders. Der Cherusker spekuliert hier über die Gedankengänge der Rezensenten und Macher, aber er gehört zu keiner der Gruppen und kann deshalb darüber nichts sagen.


    Über das tatsächlich Ergebnis, was beide Gruppen abliefen, dann schon eher.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz


    Ich weiß worauf Du anspielst, aber da liegt die Sache etwas anders. Der Cherusker spekuliert hier über die Gedankengänge der Rezensenten und Macher, aber er gehört zu keiner der Gruppen und kann deshalb darüber nichts sagen.


    Über das tatsächlich Ergebnis, was beide Gruppen abliefen, dann schon eher.


    Ah, stimmt ja. Da hast du natürlich recht.


    Ich will mich auch gar nicht größer einmischen, aber ich finde es wirklich gut, wenn immer mal wieder drüber reflektiert wird, was eine "Rezension" eigentlich ist, bewirkt und wie sie rezipiert wird. Wie auch bei den Produzenten lauert auf die Rezensenten wohl ständig die Gefahr, selbstgenügsam und -gefällig Produkte/Rezensionen abzuliefern, ohne über Sinn, Zweck, Art und Weise des eigenen Vorgehens nachgedacht zu haben.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Ist das jetzt auch wieder dieses Totschlagargument, dass man auch unbedingt mal produziert haben muss, damit man Ahnung hat und darüber schreiben und urteilen darf?


    Nun, zumindest würde ich erwarten, wenn wir das jetzt wieder aufs Hörspiel beziehen, daß man über ein gewisses analytisches Hörvermögen verfügt und die Terminologien einigermaßen kennt. Jemand, der seinen gesamten Rezensionsbackground allein aus der Tatsache bezieht, daß er gerne beim Autofahren oder bei der Hausarbeit die drei Fragezeichen hört (ich übertreibe!) ist nicht ernst zu nehmen. Darüber hinaus würde ich erwarten, daß ein Rezensent sich Zeit für seine Arbeit nimmt und nicht drei Hörspiele pro Tag bespricht. Und klar, warum soll er sich nicht auch ein wenig mit der Arbeit an so einem Hörspiel auskennen.


    Und wenn Du das Totschlagargument nennst: Warum darf man das nicht erwarten? Oder kommt dann das Totschlagargument, daß das ja alles nur Hobby und unentgeldlich ist?

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Das war mit Wikipedia eigentlich mehr als Gag gedracht! :lolz:


    Natürlich super, wenn da nix wirklich hilfreiches steht. :(


    Mein Sarkasmusdetektor war wohl gerade offline...
    Aber Pedschis Einwand (was ist eigentlich eine Rezension / ein Rezensent) ist gerade im Kontext zu Mr. Wongs Ansage


    Zitat

    Original von mr.wong
    Man sitzt teilweise kopfschüttelnd vor dem Rechner, wenn man so manche "Rezension" liest. Dabei geht es nicht mal um positive oder negative Bewertung des Produktes, sondern einfach um die Kriterien, nach denen da beurteilt wird. Ich will jetzt gar nicht wieder davon anfangen, was manche Leute so alles nicht hören, aber viele der positive Kritiken kann man auch durchaus als Ohrfeige empfinden wenn man mitbekommt, was so alles von der investierten Arbeit draußen nicht wahrgenommen wird. Letzendlich lesen sich dann auch die Rezensionen zu 80% gleich. Einige benutzen sogar die gleichen, immer wiederkehrenden Phrasen. Ein einfaches "das Hörspiel hat mir gefallen" oder "hat mir nicht gefallen" ist da ebenso gut wie eine Rezension, in der steht wie top die Sprecher wieder in Form waren und wie bombastisch die Soundkulisse war. Nichts von beidem ist aussagekräftiger als das andere.


    interessant. Was berechtigt einen Hörer dazu, über ein Produkt urteilen zu wollen?
    Provokative Fragestellung, aber im Hinblick auf das og. Zitat vielleicht eine Überlegung wert.

  • Zitat

    Original von mr.wong
    Darüber hinaus würde ich erwarten, daß ein Rezensent sich Zeit für seine Arbeit nimmt und nicht drei Hörspiele pro Tag bespricht.


    Das ist doch mal richtiger Quatsch. Was ist denn daran falsch, wenn es mal mehr Rezis sind? Es gibt Tage, da schreibe ich sieben Rezis, dann mal gar keine und hole das am nächsten Tag auf. Nur weil man mal mehr Rezis schreibt sind die automatisch schlecht? Blödsinn. Nur weil es viele Rezis sind heißt das noch lange nicht, dass man sich keine Zeit gelassen hat. Mal fließen die Worte besser und eine Rezi lässt sich schneller schreiben, dann kriegt man wiederum gar nichts auf die Kette oder man tut sich wahnsinnig schwer.


    Aber die Qualität generell auch an der Quanität messen ist doch Quark. Das wäre so, als würde mein Chef zu mir kommen und sagen "Arbeiten Sie mal bitte weniger, sie schaffen zuviel!"


    Zitat

    Und wenn Du das Totschlagargument nennst: Warum darf man das nicht erwarten? Oder kommt dann das Totschlagargument, daß das ja alles nur Hobby und unentgeldlich ist?


    Wenn pops jetzt hier wäre, dann hätte er einen guten Spruch parat, deshalb sage ich nichts dazu, vielleicht steigt er in einer Woche wieder an der Stelle ein. :D

  • Hallo,


    nun möchte ich auch mal was dazu schreiben, da ich ja ebenfalls als Rezensent tätig bin, sowohl bei Hörspielen als auch bei Büchern und Filmen. Dabei deckt sich mein Vorgehen bei Filmen und Hörspielen fast.
    Bei Filmen: Einmal gucken als "Zuschauer", dann gucken als Rezensent, um auf Details zu achten und dann - bei Filmen, die im Original englischsprachig sind - mit englischer Tonspur, um auch etwas zur Synchronisation sagen zu können.
    Dieser letzte Schritt fällt bei Hörspielen natürlich weg .
    Anschließend schreibe ich die Rezension, und zwar exakt so, wie ich es empfunden habe. Denn in meinen Augen habe ich als Rezensent zwei Aufgaben
    1) Eine Empfehlung für jene, die Geld für das Produkt ausgeben. Denen bin ich in erster Linie verpflichtet, und darum bleibe ich bei der Wahrheit. Wenn es Mist ist, dann wird es ein Verriss. Das bin ich den Lesern schuldig, die gutes Geld dafür ausgeben und sich evtl. auf meine Meinung verlassen.
    2) Dem Hersteller gegenüber trage ich die Verantwortung, ehrlich zu bleiben, damit er Schwachstellen finden und ausbessern kann. Ob er damit umgehen kann oder nicht, das ist nicht meine Sache.
    Darum gibt es bei mir keine Gefälligkeitsrezensionen und keine Schleimereien.


    Das brachte mir neulich den Ruf ein, ich sei "neidisch", weil ich einen Film verrissen habe, den ein anderer in den Himmel lobte. Ich sei wohl neidisch, weil ich keine so guten Kontakte zu den Labels hätte, musste ich da lesen.
    Zum einen lag mir der Film als Rezi-Exemplar vor, da dieser Kontakt besteht, zum anderen gaben mir Rotten Tomatoes und auch die IMDB.com recht - es war ein beschissener Film. Nur - auf welche "guten Beziehungen" soll man als Rezensent denn stolz sein, wenn man sich Rezi-Exemplare nur durch Schleimerei sichern kann? Soclhe Beziehungen brauche ich nicht, denn ich erwarte von meinen Geschäftspartnern - und genau das sind die Labels - Professionalität. Und die ist nicht gegeben, wenn sich ein Label oder Verlag oder wie auch immer nach einem Verriss schmollend in die Ecke verkriecht.


    Letztlich bedeutet ein Verriss nicht, dass sich ein Produkt nicht verkauft. Im Gegenteil, es kann durchaus Werbung sein, weil sich manche dann ein eigenes Bild machen wollen. Ich habe damals "Ich hab die Unschuld kotzen sehen 2" verrissen und anschließend die einzige mir bekannte Folge von "Jack Longdong" - beide Exemplare wurden mir aus der Hand gerissen, kaum dass ich die CDs bei Amazon hatte. :shock:


    Ich habe neulich Raumstation Alpha-Base rezensiert und dabei angemerkt, dass es für mich schwierig war, beim Hören die Voyager aus dem Kopf zu bekommen. Dennoch schmollte das Label nicht, sondern ging professionell damit um. So lobe ich mir das, so muss das sein.


    Grüße


    Edit: Tippfehler

  • Es führt zwar jetzt vielleicht etwas weg vom Kernthema, trotzdem:
    Die Art von Rezensionen, die ich persönlich am liebsten lese und die für mich auch am interessantesten zu lesen sind (wie prof. snape ja auch ganz richtig sagt, völlig unabhängig davon, ob man der gleichen Meinung ist), sind diejenigen, welche bestimmte Aspekte eines Hörspiels nicht nur nach Schema F runterkurbeln, sondern die sich detaillierter mit dem Hörspiel auseinandersetzen.


    Gerade wenn man viele Rezensionen schreibt, passiert es schon schneller mal, dass man in solche Schemata verfällt und viele Punkte nur oberflächlich abhandelt. Es gilt ja irgendwo auch immer die richtige Mischung aus "nicht zu viel verraten" und "trotzdem ins Detail gehen" zu finden.
    mr. wong hat völlig Recht, wenn er sagt, dass viele Rezensionen gerne in platte Aussagen ala "überzeugende Sprecher", "gelungene Untermalung" abrutschen, statt sich konkreter mit den Details auseinander zu setzen. Das sind dann in der Tat nur bedingt aussagekräftige Meinungsstatement ohne tatsächliche Begründungen.
    Genau letzteres ist es aber, was eine Rezension "wertvoller"/informativer machen sollte als es reine Meinungswiedergaben sind - und das ist es ja auch, worauf gewisse Kritiker auch immer wieder pochen (indirekt liest man es ja auch in diesem Thread raus.)
    Und genau das lässt Aspekte wie Tageslaune, etc. eigentlich zunächst mal unwichtig werden. Dass letztendlich eh alles irgendwo Geschmacksache ist, hatten wir vor längerer Zeit schon mal in einer Diskussion in einem anderen Thread festgestellt (Alles Geschmacksache, oder was?). Wenn ich aber als Leser die Möglichkeit habe, die Gründe, die zu einer Einschätzung führen, nachzuvollziehen, kann ich auch Punkt für Punkt feststellen, wo ich trotz gleicher Argumente/Grundlagen zu einer anderen Einschätzung komme.
    Wenn Rezensent XY schreibt, dass dieser oder jener Ablauf aus dem und dem Grund völlig an den Haaren herbeigezogen ist, kann ich für mich entscheiden, ob die Argumentation für mich schlüssig ist, oder ob ich der Ansicht bin, dass dies ein Aspekt ist, den man z.B. innerhalb einer Fantasy-Serie problemlos durchgehen lassen kann.


    Ich kann mich bei wongs "Vorwürfen" auch keineswegs ausschließen. Es legt natürlich auch jeder Rezensent andere Schwerpunkte in seinen Besprechungen. Für mich beispielsweise spielt die Geschichte bzw. deren dramatische Umsetzung die Hauptrolle (merkt man das an meinen Rezis?), da geraten schon mal Aspekte wie Vergeräuschung und Musikuntermalung in den Hintergrund.


    Vielleicht klingt es etwas vermessen, aber wenn ein Label meint, es müsse Rezensionen, in denen Punkte detaillierter besprochen werden und die zu keinem allzu positiven Ergebnis gelangen, durch nur bedingt begründete Meinungen ins rechte Licht rücken und die negativen Rezensionen plakativ durch Vergleiche abwerten, dann ist es mit dem professionellen Umgang meiner bescheidenen Meinung nicht ganz so weit her.
    Um das nochmals deutlich klar zu stellen: ich habe nicht im geringsten etwas gegen einfache Meinungsäußerungen, die in vielen Fällen interessant zu lesen sein können, oftmals sogar spannender als in irgendein Korsett gezwungene vermeintliche Rezensionen. Ich finde es ebenfalls interessant, wenn es einen direkten, argumentativen Meinungsaustausch zwischen Label und Kritiker gibt (den es auch in dem Fall gegeben hat, auch wenn er am Ende leider von mehreren Seiten etwas zu destruktiv verlaufen ist) und freue mich, wenn dritte auch so frei sind, eine Rezension zu hinterfragen. Mag sein, dass mancher Rezensent da mal schnell abblockend rüberkommt, aber es bietet dennoch eine gute Möglichkeit der Reflexion und für wiederum andere kann so etwas sogar informativer sein, als eine Rezension allein.
    Es ist sicherlich menschlich, dass auch Rezensenten in ihren Statements nicht immer zu 100% konsequent sind. Da gibts schon Momente, in denen ich mich frage, wie das jetzt wohl gelaufen wäre, wenn die Vorwürfe genau andersherum vorgebracht worden wären.


    Aber bevor ich jetzt komplett abschweife, haue ich hier ein Ende rein und schicke einfach ab. 3 ... 2 ... 1 ...

  • Also, um den Grund für diese Diskussion beurteilen zu können, müsste man grundsätzlich mal wissen, welche von Snapes Rezensionen überhaupt der Stein des Anstoßes gewesen ist und wie genau die Reaktion des Studios ausgesehen hat, derentwegen er nun hier den Beitrag eingestellt hat. Da wohl die allermeisten von uns den Wort- oder Schriftwechsel zwischen Snape und dem "Beschwerdeführer" nicht kennen, ist es aus meiner Sicht nur logisch, dass wir die Diskussion nicht auf einen konkreten Fall hin führen sondern allgemein.
    Tatsache ist, das hat auch Frau Körting mal in einem Interview so verlauten lassen, dass man sich heute generell mehr Kritik anhören muss, weil es durch das Internet einfacher ist, Kritik zu äußern. Nicht jede Kritik ist fundiert und nicht einmal jede Kritik erfolgt unter Kenntlichmachung des Verfassers. Als Profi muss man das wohl als unabänderlich akzeptieren und an sich abprallen lassen. Insofern würde ich dem "Beschwerdeführer" bei Snape zunächst mal schlicht bescheinigen, dass er sich unprofessionell verhalten hat. Vielleicht hatte er tatsächlich eine Menge wirklich unsachlicher und schrottiger Rezis über sein Produkt gelesen, die noch dazu anonym verfasst waren, und sich dann mit Snape halt den einen armen Tropf geschnappt, dessen er habhaft werden konnte, und bei ihm Dampf abgelassen. Sollte nicht passieren, ist aber zutiefst menschlich. Ich hatte neulich erst einen ähnlichen Fall mit einem Projektleiter. Da kam mitten in der Nacht eine Mail voller komplett haltloser Vorwürfe an. Die waren so offensichtlich ungerechtfertigt und unprofessionell, dass sie mich noch nicht mal ein wenig verunsichert haben (und normalerweise denke ich immer darüber nach, ob an so was etwas dran sein könnte). Na ja, was soll ich sagen - der Knabe hatte Stress ohne Ende und ihm waren die Gäule durchgegangen. Shit happens.
    Ein weiterer Punkt, warum Leute aus meiner Sicht heutzutage häufig nicht mehr mit Kritik umgehen können, liegt in der (gar nicht mal so) schleichenden Auflösung journalistischer Distanz. Es wird immer weniger oft eine Grenze zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung gezogen. Ich würde mir beispielsweise nie ein Computerspiel aufgrund einer Empfehlung bei Computer-BLÖD kaufen oder gar ein Auto auf Empfehlung der Auto-BLÖD. Da muss man doch nur gucken, welche Unternehmen da die ganzseitigen oder doppelseitigen Anzeigen geschaltet haben, dann weiß man, was von deren "Testberichten" zu halten ist. Ich gebe auch nichts um angebliche oder tatsächliche Kundenrezensionen auf Verkaufsplattformen. Verkaufsplattformen wollen verkaufen. Ich denke mal, dass sich viele Leute über den Filz in den Medien keine Gedanken machen bzw. es auch gar nicht anders kennen. Wer 25 Jahre seines Lebens mit der tendenziösen Berichterstattung von Privatfernsehen aufgewachsen ist, der findet das vielleicht alles normal und merkt gar nicht mehr, dass "Nachrichten" bei Pro7 oder Boulevardmagazine bei RTL im Prinzip nur die Fortsetzung der Werbung mit anderen Mitteln sind. Insofern hat Snape da mit dem Vergleich zum verzogenen bzw. nicht erzogenen Kind ein ganz richtiges Bild gewählt, denn ich könnte mir schon vorstellen, dass so mancher Produzent vor lauter unkritischer Lobhudelei die Bodenhaftung verliert. und ich könnte mir ebenso vorstellen, dass so mancher Produzent sich denkt: "Da hab ich der dummen Sau ein Gratisexemplar von meinem Hörspiel geschickt und die undankbare Ratte wagt es, eine negative Rezension zu schreiben!"
    Will sagen: Natürlich müssen Leute, die glauben, ein natürliches Anrecht auf generell positive Bewertungen zu haben, von dieser Ansicht dringend kuriert werden - wie kleine Kinder eben, die kein "Nein!" vertragen. Nur: Es wundert mich andererseits auch nicht, dass es solche Leute gibt und ihre Zahl ständig steigt. Wiederum gibt es daneben ein wachsendes Bedürfnis nach objektiver Berichterstattung und Bewertung und deshalb wendet sich eine zunehmende Zahl potenzieller Kunden unabhängigen Internetseiten wie der von Snape zu. Gegen Betreiber solcher Seiten Front machen zu wollen, würde bedeuten, dass man auch die Besucher dieser Seiten nicht als Kunden haben will und das wäre aus Produzentensicht ein gewagtes Spiel.
    Und abschließend dann noch ein Wort in eigener Sache, wenn ihr gestattet: Dass man sich "anmaßt", über bestimmte Berufsgruppen zu urteilen (Stichwort: Politiker, Fußballer, Beamte, Ärzte ...), ist ja wohl an der Tagesordnung. Insofern müssen das aus meiner Sicht und zumal in einem solchen Forum wie diesem bitte schön auch die Rezensenten und Produzenten mal aushalten können. Ich bin als Übersetzer selbst oft genug damit konfrontiert, weil, "es hat ja jeder Englisch in der Schule, also kann auch jeder übersetzen". Das ist (ais einer Vielzahl von Gründen) natürlich Quatsch. Dennoch würde ich nie zu jemandem sagen, dass er sich mangels Ahnung aus diesem Thema heraushalten soll. Wenn ich nur mit Fachleuten diskutieren will, habe ich dafür spezielle Mailinglisten. In anderen Foren muss ich dagegen halt auch mal mit der Meinung eines absoluten Laien rechnen. Das hat mir durchaus schon zu interessanten neuen Ansichten verholfen.

  • Hallo,


    da stimme ich dir voll zu. Wenn man sich anschaut, was manche unter "Bericht" oder "Rezension" verstehen, dann könnte einem die Galle hochkochen. Da werden Presseberichte mit blumigen Worten geschmückt, und das war es dann. Keine Kritik, keine Analyse, nichts. Nur Jubel, damit die "guten Beziehungen" zur Industrie nicht abreißen.
    Ds fängt bei den Privatsendern an - hier kann aufgrund der Abhängigkeit der Sender von der Industrie niemals eine "unabhängige Berichterstattung" erfolgen - bis hin zu manchen Online-Portalen, bei denen sich die Hobby-Redakteure nicht entblöden, jeden Dreck zu bejubeln, nur damit der Strom an Rezi-Exemplaren nicht versiegt.


    Das Privatfernsehen hat die Menschen anspruchsloser, unkritischer und auch dümmer gemacht. Schlimm ist nur, dass sehr viele glauben, dies sei der Qualitätsstandard, nachdem man sich richten muss. :thunderstorm:

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Das ist doch mal richtiger Quatsch. Was ist denn daran falsch, wenn es mal mehr Rezis sind? Es gibt Tage, da schreibe ich sieben Rezis, dann mal gar keine und hole das am nächsten Tag auf. Nur weil man mal mehr Rezis schreibt sind die automatisch schlecht? Blödsinn. Nur weil es viele Rezis sind heißt das noch lange nicht, dass man sich keine Zeit gelassen hat. Mal fließen die Worte besser und eine Rezi lässt sich schneller schreiben, dann kriegt man wiederum gar nichts auf die Kette oder man tut sich wahnsinnig schwer.


    Nö, ist es nicht. Das läßt sich an einem Rezensionstext ja prima ablesen.
    Das Du übrigens den Wortfluß als Beispiel für mehr oder weniger Rezensionen am Tag bringst, ist da schon bezeichnend.


    Zitat

    Original von Captain Blitz
    Aber die Qualität generell auch an der Quanität messen ist doch Quark. Das wäre so, als würde mein Chef zu mir kommen und sagen "Arbeiten Sie mal bitte weniger, sie schaffen zuviel!"


    Das hat ja auch niemand getan. Wenn man allerdings nur diesen Satz aus meinem Post zitiert, kann man sich das natürlich so drehen.


    Zitat

    Original von Captain Blitz
    Wenn pops jetzt hier wäre, dann hätte er einen guten Spruch parat, deshalb sage ich nichts dazu, vielleicht steigt er in einer Woche wieder an der Stelle ein. :D


    Ach was, hau raus den Spruch. Ik freu mir...

  • Zitat

    Original von DRY
    Die Art von Rezensionen, die ich persönlich am liebsten lese [...] sind diejenigen, welche bestimmte Aspekte eines Hörspiels nicht nur nach Schema F runterkurbeln, sondern die sich detaillierter mit dem Hörspiel auseinandersetzen.


    Sehe ich auch so und ich möchte noch hinzufügen: Das sind die, die man ernst nehmen kann.


    Zitat

    Original von DRY
    Gerade wenn man viele Rezensionen schreibt, passiert es schon schneller mal, dass man in solche Schemata verfällt und viele Punkte nur oberflächlich abhandelt.


    Aber da muß man sich doch als Rezensent auch mal fragen, für was man eigentlich stehen möchte. Möchte man der "tolle Hecht" sein, der schon hunderte von Hörspielen "wegrezensiert" hat oder steht man mit seiner Arbeit für Qualität? Und damit das niemand wieder in den falschen Hals bekommt: Ja, auch mehr als eine Rezension am Tag kann qualitativ in Ordnung sein.


    Zitat

    Original von DRY
    Dass letztendlich eh alles irgendwo Geschmacksache ist, hatten wir vor längerer Zeit schon mal in einer Diskussion in einem anderen Thread festgestellt


    Sorry, aber stimmt einfach nicht. Bei der Story mag das noch so sein. Natürlich bevorzugt man möglicherweise auch bestimmte Sprecher. Ein Hörspiel hat aber auch immer klar objektiv beurteilbare Aspekte, die technische Seite beispielsweise oder die Regie. Da gibt es wenig Spielraum für Geschmack. Nur: Man muß es halt beurteilen können und da trennt sich die Spreu vom Weizen.


    Zitat

    Original von DRY
    Es legt natürlich auch jeder Rezensent andere Schwerpunkte in seinen Besprechungen. Für mich beispielsweise spielt die Geschichte bzw. deren dramatische Umsetzung die Hauptrolle (merkt man das an meinen Rezis?), da geraten schon mal Aspekte wie Vergeräuschung und Musikuntermalung in den Hintergrund.


    Völlig klar. Sowas würde für mich dann unter "persönlicher Stil" fallen. Es sollte aber trotz dieser stilabhängigen Gewichtung innerhalb der Rezension erkennbar sein, daß man sein Handwerk beherrscht und zumindest in der Lage ist (wenn auch kurz) auf die anderen Aspekte der Produktion einzugehen und diese nicht alibimäßig mit irgendwelchen Phrasen abzutun.


    Zitat

    Original von DRY
    Vielleicht klingt es etwas vermessen, aber wenn ein Label meint, es müsse Rezensionen, in denen Punkte detaillierter besprochen werden und die zu keinem allzu positiven Ergebnis gelangen, durch nur bedingt begründete Meinungen ins rechte Licht rücken und die negativen Rezensionen plakativ durch Vergleiche abwerten, dann ist es mit dem professionellen Umgang meiner bescheidenen Meinung nicht ganz so weit her.


    Ich glaube was diesen Fall angeht, reiht sich die Qualität des Umgangs mit Kritik nahtlos in die der Produktionen ein.

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Sorry, aber stimmt einfach nicht. Bei der Story mag das noch so sein. Natürlich bevorzugt man möglicherweise auch bestimmte Sprecher. Ein Hörspiel hat aber auch immer klar objektiv beurteilbare Aspekte, die technische Seite beispielsweise oder die Regie. Da gibt es wenig Spielraum für Geschmack. Nur: Man muß es halt beurteilen können und da trennt sich die Spreu vom Weizen.


    Es gibt ohne Frage gewisse Aspekte einer Produktion, die man ziemlich objektiv zunächst einmal feststellen kann. Das Problem ist, dass es für die Bewertung kein allgemein gültiges objektives Raster gibt.
    Ich nehme mir als Extremfall mal ein ziemlich experimentelles Hörspiel her. Man kann die Stilmittel, welche der Produzent eingesetzt hat, zunächst erstmal ziemlich neutral festhalten. Der eine mag sie aber für revolutionär und grandios halten, dem nächsten sagt eine solche Form von
    Etwas anders siehts natürlich aus, wenn es um Dinge geht, die den Anspruch erheben, die Realität exakt nachzubilden. Hierbei kann man natürlich schon eher in Punkto Vergeräuschung festmachen, wie gut dies gelungen ist.
    Allerdings gibt es auch genug Produktionen, die diesen Anspruch so nicht erheben und ganz in bestimmten Fällen ganz absichtlich Geräusche hervorheben oder solche im Gegenzug über weite Strecken nahezu komplett wegzulassen.
    Lässt sich da tatsächlich so einwandfrei objektiv bestimmen, was künstlerisch so gewollt ist und was man unter nicht richtig gekonnt verbuchen muss?


    Bei der Musik wird das ganze noch schwieriger. Das Empfinden von atmosphärischer Musik in einem bestimmten Momenten halte ich für eine sehr individuelle Sache. Manche werden evtl. gar Stille als das passendere Stilmittel empfinden.
    Natürlich werden manche Leute raushören können, ob da evtl. einer seine Trompete falsch spielt - das sind dann allerdings Sachen, bei denen ich persönlich sagen muss: sowas würde mir wirklich nur im Extremfall auffallen, wenn überhaupt.


    Bei den Sprechern kann ich natürlich ebenfalls zunächst mal ziemlich objektiv festhalten, wenn sich jemand verhaspelt, verspricht, schauspielerisch an seiner Rolle vorbei läuft (wobei letzteres schon wieder komplexer ist). Infern das aber den persönlichen Hörgenuss markant beeinflusst, ist eine Frage des persönlichen Anspruchs respektive der persönlichen Toleranz, also Geschmacksache.
    Das ist es, was ich damit sagen wollte - und was so eigentlich auch in dem genannten Thread schon mal debattiert wurde.

  • Zitat

    Original von DRY
    Es gibt ohne Frage gewisse Aspekte einer Produktion, die man ziemlich objektiv zunächst einmal feststellen kann. Das Problem ist, dass es für die Bewertung kein allgemein gültiges objektives Raster gibt.
    Ich nehme mir als Extremfall mal ein ziemlich experimentelles Hörspiel her. Man kann die Stilmittel, welche der Produzent eingesetzt hat, zunächst erstmal ziemlich neutral festhalten. Der eine mag sie aber für revolutionär und grandios halten, dem nächsten sagt eine solche Form von
    Etwas anders siehts natürlich aus, wenn es um Dinge geht, die den Anspruch erheben, die Realität exakt nachzubilden. Hierbei kann man natürlich schon eher in Punkto Vergeräuschung festmachen, wie gut dies gelungen ist.
    Allerdings gibt es auch genug Produktionen, die diesen Anspruch so nicht erheben und ganz in bestimmten Fällen ganz absichtlich Geräusche hervorheben oder solche im Gegenzug über weite Strecken nahezu komplett wegzulassen.
    Lässt sich da tatsächlich so einwandfrei objektiv bestimmen, was künstlerisch so gewollt ist und was man unter nicht richtig gekonnt verbuchen muss?


    Wir reden da nicht von der gleichen Sache. Ich meine mit technische Seite nicht den künstlerischen Einsatz von Geräuschen, sondern wirklich die technische Seite einer Produktion. Beispiele für Fehler in diesem Bereich wären etwa die schon erwähnten schlechten Sprachaufnahmen bei Feuermond. Es gab auch mal eine Maritim SF Produktion (Planet Eden glaube ich), bei der eine Person den Raum betrat, die Stimme kam aus der Stereomitte, die Schritte aber von rechts. Oder auch bei der neuen Raumstation Alphabase Serie, wo in Folge eins mal locker die Örtlichkeiten gewechselt werden, ohne das sich der Raumanteil verändert. Bei den neueren Burns klingen manche Sprecher gern mal dumpfer als andere oder schwanken arg in der Lautstärke. Mir fallen da ganz viele Sachen zu zig Hörspielen ein.
    Und dann hör ich mir die Dinger hier an, lese Rezensionen und niemand schreibt was dazu.


    Zitat

    Original von DRY
    Bei der Musik wird das ganze noch schwieriger. Das Empfinden von atmosphärischer Musik in einem bestimmten Momenten halte ich für eine sehr individuelle Sache. Manche werden evtl. gar Stille als das passendere Stilmittel empfinden.


    Auch hier: Klar wirkt Musik auf jeden anders und man beurteilt das nach seinem Geschmack. Aber man sollte bewerten können, ob sie zu laut oder zu leise ist oder gar nach Konserve klingt.


    Zitat

    Original von DRY
    Bei den Sprechern kann ich natürlich ebenfalls zunächst mal ziemlich objektiv festhalten, wenn sich jemand verhaspelt, verspricht, schauspielerisch an seiner Rolle vorbei läuft (wobei letzteres schon wieder komplexer ist).


    Es wäre Aufgabe der Regie, da korrigierend einzugreifen. Letztendlich muß der Regisseur eine Vorstellung der Figuren des Hörspiels haben.

    Dynamik in Hörspielen? Wie soll man denn dabei einschlafen...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von mr.wong ()

  • Zitat

    Original von mr.wong
    Und dann hör ich mir die Dinger hier an, lese Rezensionen und niemand schreibt was dazu.


    Sehr schwieriges Thema und ich sage jetzt einfach mal provozierend: "Wenn es niemandem außer einem Spezialisten auffällt... ist es dann wirklich so wichtig?"


    Das Dir persönlich sowas auffällt und stört ist ja absolut gerechtfertigt, aber wenn jetzt in einem Fall weder die Hörer noch die "Rezensenten" was zu einem falsch eingesetzten Stereo-Feature sagen kann es doch eigentlich nicht sooo wichtig sein. Mal ganz außer Acht lassend, dass es in diesem Beispiel (vermutlich, ich kanns nicht sagen) um ein faktisch falsch platziertes Geräusch geht... der 08-15 Hörer scheint darauf wenig Wert zu legen.


    Hieße für mich, dass die Rezi mehr dem potentiellen Kunden als Orientierung dient als dem Produzenten, der gerne auf solche Fehler aufmerksam gemacht werden würde um sie in Zukunft zu vermeiden. Aber ich als Teil der Konsumenten-Fraktion bin doch eher froh, wenn sich eine Rezi auf das für mich wesentliche beschränkt anstatt technische Details auseinander zu nehmen.


    Sou, Provokationsmode aus :D

  • Zitat

    Original von blackmail82
    Sehr schwieriges Thema und ich sage jetzt einfach mal provozierend: "Wenn es niemandem außer einem Spezialisten auffällt... ist es dann wirklich so wichtig?"


    Das Dir persönlich sowas auffällt und stört ist ja absolut gerechtfertigt, aber wenn jetzt in einem Fall weder die Hörer noch die "Rezensenten" was zu einem falsch eingesetzten Stereo-Feature sagen kann es doch eigentlich nicht sooo wichtig sein. Mal ganz außer Acht lassend, dass es in diesem Beispiel (vermutlich, ich kanns nicht sagen) um ein faktisch falsch platziertes Geräusch geht... der 08-15 Hörer scheint darauf wenig Wert zu legen.


    Na das ist ja mal ne merkwürdige Einstellung: "Was stören mich die Fehler anderer, wenn ich sie nicht bemerke..." :rolleyes:
    Für den Hörer mag das ja ne Haltung sein. Für den Kritiker ist das nicht akzeptabel und darum ging es ja.


    Zitat

    Original von blackmail82
    Aber ich als Teil der Konsumenten-Fraktion bin doch eher froh, wenn sich eine Rezi auf das für mich wesentliche beschränkt anstatt technische Details auseinander zu nehmen.


    Aha, technische Details gehören also nicht zum Wesentlichen eines Hörspiels. Interessant...

  • Zitat

    Original von mr.wong



    Na das ist ja mal ne merkwürdige Einstellung: "Was stören mich die Fehler anderer, wenn ich sie nicht bemerke..." :rolleyes:
    .


    naja, das ist keine einstellung, das ist gar nicht möglich, wenn ich fehler nicht bemerke, dann stören sie mich natürlich auch nicht!


    aber ehrlich, bei filmkritiken o.ä. wird doch auch nicht klein klein auf special effects eingegangen, da geht es vornehmlich auch eher um inhalte. und ehrlich gesagt ist das auch gut so, weil was interessiert mich die produktionsweise, wenn der inhalt nichts taugt!


    also bei filmen und serien gibt es doch auch unzählige ungereimtheiten, die werden von dem einen oder anderen realisiert, aber wirklich relevant ist das meist auch nicht.


    also, wenn ich ne hörspielrezension lese, dann will ich primär was über den inhalt wissen und wenn die produktion gravierende einbußen bringt, wird das meist auch erwähnt. ob nun in irgendeiner phase die stimmen von rechts und die schritte von links kommen, ist haarspalten und erbsenzählen in einem aus der kategorie "wayne interessierts"…!


    Das ist so sicher wie das Feuer in der Hölle! Dort unten gibt es ein Feuer! Ich muss es wissen! Schließlich komme ich direkt von dort!

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  • Zitat

    Original von nikki sixx
    naja, das ist keine einstellung, das ist gar nicht möglich, wenn ich fehler nicht bemerke, dann stören sie mich natürlich auch nicht!


    Ich glaube, Du hast da was nicht richtig verstanden.


    Zitat

    Original von nikki sixx
    ob nun in irgendeiner phase die stimmen von rechts und die schritte von links kommen, ist haarspalten und erbsenzählen in einem aus der kategorie "wayne interessierts"…!


    Nein, das ist der Unterschied zwischen einer guten und einer weniger guten Produktion.
    Und ich sags dann auch gern nochmal: Wenn man als Konsument keinerlei Anspruch an das Produkt hat, ist das ja okay (oder die Kategorie "wayne"... nein, eigentlich ist es eher bedauerlich.). Bei einem Kritiker sieht das anders aus.

    Dynamik in Hörspielen? Wie soll man denn dabei einschlafen...

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