Die Gefahr des Illegalen

  • Wenn sich der Markt, die Technik und die Rechtslage so weiter entwickelt, wird man es bald eh nicht mehr nachweisen können welches Audio-File aus legaler oder illegaler Quelle stammt.


    Dann wird es sowieso nichts mehr geben, worüber wir diskutieren können.

  • Bei Netzpolitik.org gibt es einen sehr unaufgeregten Beitrag zu der 'Megaupload-Studie': Kinoumsätze und Megaupload: Kein Schaden durch Filesharing' (https://netzpolitik.org/2012/kein-schaden-durch-filesharing/). Dabei wird auch, vor allem in den Kommentaren, z.B. auf methodische Probleme hingewiesen. Wie meistens in der Wissenschaft gilt: Es ist komplizierter und einfache kausale Zusammenhaenge sind schwer herstellbar. Fazit: *Kurzfristig* hat die Schliessung von Megaupload offenbar keine positiven Auswirkungen auf Kinoerloese, aber die filmische Verwertungskette ist ja etwas komplizierter.

  • aber die filmische Verwertungskette ist ja etwas komplizierter.


    Würde ich so nicht unterschreiben, eher das gerade bei den Hörspielen es zu "einfach" gestrickt ist und ausser der "Erstverwertung" eben meist halt keinerlei Einnahmen kommen.
    Musik hat viele Verwertungen, Bücher und Filme ggf. auch, aber Hörspiele und (Spiele)Software gehören halt zu dem Bereich Unterhaltungsindustrie die zwingend auf Erstverwertung angewiesen sind.

  • Bei aller berechtigten Diskussion über das Thema und dessen juristische Spitzfindigkeiten:


    Ich finde es einfach im wahrsten Sinne des Wortes asozial, diese Hörspiel-Runterladerei von irgendeiner Seite aus Ost-Halunkistan.
    Das Tollste ist immer, wenn die Leute dir dann noch eine lieblos bekritzelte CD hinhalten und sagen: "Hör ma rein, saugeiles Hörspiel, diese neue Sinclair/???/Dorian Hunter/Larry Brent - Folge!".


    Das illegale Runterladen zeugt von keinerlei Respekt vor der Arbeit anderer Leute, die sich redlich Mühe geben, ein schönes Hörspiel für echte Fans zu machen.
    Einfach nur zum Kotzen, diese Raff-Mentalität.


    Solche Leute gehen auch mit einer Tupperschüssel zum "all you can eat"-Büffet............

  • Richtig, aber es geht ja eher darum, dass manche Leute den Hals nicht voll kriegen und/oder jammern, dass die Hörspiele im Radio nur zu bestimmten Zeiten gesendet werden. Ooooooooh. :D


    Verzicht üben ist dieser Gesellschaft leider völlig abhanden bekommen bzw. es wird an falschen Stellen verzichtet.


    Ohohoh, da fühle ich mich jetzt aber angesprochen. Auch wenn Du im Europa-Thread (glaub ich war es) Deine Null-Toleranz-Haltung bekräftigt hast, ich möchte da doch die Gründe für mehr Toleranz anführen.


    Fakt ist, viele der besten Hörspielproduktionen aller Zeiten liegen in den Händen einiger weniger entscheidungstragender Redakteure bei den Rundfunkanstalten. So verschimmeln diese Produktionen in den Archiven oder werden gleich ganz verschlampt, alles schon vorgekommen. Es gibt keine Möglichkeit, an dieses Kulturgut heranzukommen, lediglich die Privatinitiative von Fans, die ihre eigenen Kassettenaufnahmen digitalisieren. Ich habe lange genug versucht, die mir fehlenden Edward Boyd-Hörspiele aufzutreiben, bis es mir endlich gelungen ist. Einige Jahre hatte ich nur die Originale von der BBC, dann endlich auch jemanden gefunden, der auch das eine mir fehlende SWR-Hörspiel hatte. Hörspiele, die wir alle über die GEZ-Gebühren finanziert haben, sind meiner Ansicht nach nicht vergleichbar mit normalen kommerziellen Produktionen.

  • Nein, da gibt es nicht mehr Toleranz und auch wenn die Produktionen in den Händen der Sender liegen, die sind Rechteinhaber und fertig. Außerdem gibt es noch Verlage, die diese Produktionen mal auf CD veröffentlichen wollen, also wird da auch nichts verschenkt, getauscht oder hochgeladen.


    GEZ hin oder her.

  • GEZ hin oder her.


    Bei durch die Öffentlichkeit finanzierten Produkte bin ich seit der Umstrukturierung der Gebühren zweigeteilter Meinung.
    Denn seit die GEZ sich in Rundfunkbeitrag umdekoriert hat, ist das ein Anstieg an Einnahmen um über 20%.
    Es sollten auch die Produkte die ausschliesslich über den Rundfunkbeitrag finanziert worden sind, der Allgemeinheit kostenfrei zur Verfügung stehen. Hier sollten im nachhinein KEINE Lizenzen verkauft werden dürfen, denn da ist bei der Produktion völlig unklar was sich darauf erwirtschaften lässt.


    Zitat

    Außerdem gibt es noch Verlage, die diese Produktionen mal auf CD veröffentlichen wollen,


    Dann sollen sich diese Verlage auch bitte gleich von Anfang an an der Produktion und deren Kosten beteiligen, denn sonst ist das teilweise eine Verramschung der Lizenzen.


  • Dann sollen sich diese Verlage auch bitte gleich von Anfang an an der Produktion und deren Kosten beteiligen, denn sonst ist das teilweise eine Verramschung der Lizenzen.


    Nein, ist es nicht, da man die Produktion nochmal komplett(!) bezahlen muss.


  • Dann sollen sich diese Verlage auch bitte gleich von Anfang an an der Produktion und deren Kosten beteiligen, denn sonst ist das teilweise eine Verramschung der Lizenzen.


    Und was wäre dann mit solchen Klassikern wie sie Pidax jetzt rausbringen? Oder Van Dusen, oder, oder.....die dürften ja dann nach dieser Vorgehensweise auch nie auf CD rauskommen, sondern "nur" gratis für jedermann als Download oder wie verstehe ich das? Gerade für Sammler doch eher unbefriedigend, oder?

  • Nein, ist es nicht, da man die Produktion nochmal komplett(!) bezahlen muss.


    Ich weiß das z.B. der Hörverlag einige Produktionen sehr kostengünstig geschossen hat. U.A. Otherland und Der Herr der Ringe. Diese Kosten hätte ein Label nie so stemmen können.


    Zitat


    Und was wäre dann mit solchen Klassikern wie sie Pidax jetzt rausbringen? Oder Van Dusen, oder, oder.....die dürften ja dann nach dieser Vorgehensweise auch nie auf CD rauskommen, sondern "nur" gratis für jedermann als Download oder wie verstehe ich das?


    Eigentlich müsste man dem "Konsumenten" hierbei sogar die Wahl lassen. Runterladen/Hören in der Mediathek gratis oder halt zahlen dafür das man es auf einem Medium hat. Ich habe mir z.B. selber gerade "Verbrechen" von Schirach gekauft, obwohl es noch kostenlos in der ZDF-Mediathek ist.

  • Und was wäre dann mit solchen Klassikern wie sie Pidax jetzt rausbringen? Oder Van Dusen, oder, oder.....die dürften ja dann nach dieser Vorgehensweise auch nie auf CD rauskommen, sondern "nur" gratis für jedermann als Download oder wie verstehe ich das? Gerade für Sammler doch eher unbefriedigend, oder?


    Von "gratis" kann da aber keine Rede sein, das mag für ein paar Österreicher und Schweizer gelten, aber ich hab die voll bezahlt. Dafür kann bzw. könnte ich mir aber auch den Maloney oder wie der heißt von den Schweizern mitanhören und ein paar gute Brenner-Produktionen vom ORF. Aber geschenkt.


    Die Rechtslage ist zweifellos kompliziert (oder verrückt, je nach dem wie man das sieht), weil die Radiosender rätselhafterweise nicht die kompletten Rechte an ihren eigenen Produktionen haben.


    Van Dusen habe ich auch längst alle CDs im Schrank stehen, sind aber eh nur Staubfänger, da der einzige Sinn, den CDs für mich noch haben, der ist, irgendwann von mir in ein zeitgemäßes Format konvertiert zu werden. Die Downloadmöglichkeit in einer Mediathek wäre zweifellos die Lösung, die ich goutieren würde. Um die Ösis und Schweizer oder irgendwelche Auslandsdeutsche bzw. Deutschsprechende nicht mitnaschen zu lassen, kann man ja von der GEZ persönliche Zugangsdaten für die Mediatheken bekommen, wenn das denn wirklich das Problem sein sollte.

  • Ich weiß das z.B. der Hörverlag einige Produktionen sehr kostengünstig geschossen hat. U.A. Otherland und Der Herr der Ringe. Diese Kosten hätte ein Label nie so stemmen können.


    Äh, der Hörverlag ist doch Bertelsmann mit einem Jahresumsatz von ein paar Milliarden Euro? Ich glaub die könnten das schon stemmen, so denn sie wollten ;)


    "Herr der Ringe" ist aber ein gutes Beispiel, da verdient ein Großkonzern mit einer höchst aufwendigen öffentlich-rechtlichen Produktion, von uns braven Gebührenzahlern finanziert, schönes Geld am plötzlich eingesetzten "Herr der RInge"-Boom". Ich könnte es ja noch verstehen, wenn der WDR das selbst herausgibt und (wenngleich wahrscheinlich eh fadenscheinig) begründet, mit diesen Einnahmen neue Produktionen finanzieren zu wollen. Aber so? Ich hab dafür kein Verständnis.


    Hab allerdings auch ein paar Hörverlag-Produktionen gekauft, muss ich gestehen. Aber die Originale stammen wenigstens aus Zeiten, in denen ich nicht geboren und somit kein GEZ-Zahler war :D

  • Ah, woher weißt Du das? Hat man dir die Verträge zugeschickt?


    Nein, aber ich habe die Verträge von Otherland gesehen und von "Der Herr der Ringe" wurde es mir gesagt, genau wie z.B. von "Frankenstein", "Ulysses"und "Sofies Welt"


    Und auch bei Film-Produktionen wird nur ein Bruchteil der Produktion für die Lizenz gezahlt, wie z.B. "Mord mit Aussicht" oder "Der Tatortreiniger"


    Zitat

    Vielleicht gibt es Sonderregeln, aber das sind die Ausnahmen.

    Eher scheinen die Ausnahmen die Regel zu sein.


    Äh, der Hörverlag ist doch Bertelsmann mit einem Jahresumsatz von ein paar Milliarden Euro?


    Bei HdR war es noch nicht Bertelsmann bzw. Random House

  • In einem geschlossenen Hörspielforum wird derzeit wild über einen Brandbrief eines Hörspielmachers (Simeon Hrissomallis) diskutiert. Ich hol die Diskussion auch mal hier rüber. Den Brief kann man hier nachlesen:
    http://www.rb-company.de/seite/thread.php?threadid=710


    Bei allem Verständnis über seine Wut (niemand wird gerne um den Lohn seiner Arbeit beklaut), man kommt nicht umhin, auch den Kopf zu schütteln. Wie schon bei einem Interview von Marc Gruppe, in welchem der Staat angeprangert wird, weil er nicht nur nicht für chinesische, sondern gar für nordkoreanische Verhältnisse sorgt.


    Ich weiß nicht, was Herr Hrissomallis in den 1980er-Jahren gemacht hat, aber ich hoffe, er hat nie wie ich auf dem Schulhof die ???-Kassetten und C64-Spiele getauscht. Sonst wäre er nämlich ein "Heuchler und Doppelmoralist". "A data is not a crime", den Spruch hat nicht die Piratenpartei erfunden, sondern den gab es schon immer. Ob man das nun gut findet oder nicht.


    Was ich überhaupt nicht verstehe, ist, dass der ganze illegale Download-Kram so dargestellt wird, als wäre der Downloader genau so ein schlimmer Bube wie derjenige der es bereitstellt. Das ganze ist eben kein Tauschen wie auf dem Schulhof, sondern big business. Jemand verdient mit dem geistigen Werk eines anderes viel Geld, in dem er das ursprüngliche Angebot "Datei gegen Geld" in "Datei gegen Werbung" abändert.


    Und da die Leute damit viel Geld verdienen können, sind sie in der globalisierten Welt des Internets nur ganz schwer dingfest zu machen. Der Wunsch von Herrn Gruppe und Co., dass der Staat das Internet komplett personalisiert, ist illusorisch. Und entspricht auch in keinster Weise unseren Vorstellungen von Datenschutz. Und wäre auch zwecklos, da alle Länder mitmachen müssten. Blöderweise lebt der Großteil der Weltbevölkerung auch noch in Ländern, denen das Schicksal der westlichen Unterhaltungsindustrie nun wirklich gänzlich egal ist.


    Apropos Staat, hier wird auch übersehen, dass der für die Industrie wohl noch ein negativerer Faktor ist, als die illegalen Downloads. Denn über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk versorgt er den Markt mit einer Schwemme von Konkurrenzprodukten, die aufwändig produziert sind und für die Lizenzen dank üppiger Finanzausstattung über unser aller Rundfunkbeitrag kein Problem sind. Und das schon, bevor die private Hörspielindustrie wirklich nennenswert wurde.


    Als weiteres Problem naht nun das Ende der CD, die ja eigentlich schon lange nur mehr ein paar nostalgische letzte Atemzüge von sich gibt. Anders als beim Ende der Kassette gibt es kein haptisches Nachfolgemedium, was für den Sammler aber von elementarer Bedeutung ist. Es bleibt nur die Audiodatei und die kann man sich nicht ins Regal stellen. Und die wichtigste Verkaufshilfe, das Geschenkartikel und Weihnachtsgeschäft fällt auch weg. Einen illegalen Download kann man nun mal nicht verschenken, auch wenn man ihn auf eine CD brennt und nett beschriftet. So haben bisher aber sicherlich auch viele der Leute, die sich selbst alles illegal aus dem Netz saugen, dann wenigstens das was ihnen besonders gefallen hat, als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk gekauft.


    Wie die Zukunft aussehen wird, das weiß keiner. Die Branche wird mit Sicherheit nicht untergehen, aber sie muss sich neu erfinden. Der Rundfunk, egal ob ÖR oder privat, muss sich endlich für Coproduktionen öffnen und auch endlich private Produktionen einkaufen anstatt alles selbst zu produzieren, ohne Werbung wird es auch nicht gehen (leider glaubt man das bei Projekte wie hoerbuchfm, dabei klappt das nicht einmal bei Sky).


    Daneben braucht die Branche natürlich auch eine Feuerwehr für die illegalen Downloads. Die One Click Hoster müssen rund um die Uhr überwacht werden, so dass copyrightverletzungen zur Löschung beantragt werden. Mir ist klar, dass das nur ein Eimer Wasser gegen einen Flächenbrand ist, aber mehr wirds halt nicht spielen in dem Bereich.


    Grüße von jemandem, der diese Industrie mit Käufen schon ausgiebigst unterstützt hat und es auch weiter tun wird. Obwohl seine Eltern so verkommen waren und ihn nicht daran gehindert haben, die ??? in seiner Kindheit auf Leerkassetten zu überspielen und zu tauschen.

  • Ja, was da im Bereich "Downloads" passsiert ist übel. Alle Verluste die eine Unterhaltungsbranche macht, egal ob Audio, Video oder Software allerdings darauf zu schieben wäre reine Polemik.
    Zahlende Kunden zu beschuldigen ohne handfeste Beweise ist auch nicht die feine englische Art. Denn der Mensch der das File hochgeladen hat muss nicht zwingend in deren Shop bestellt haben. Es gibt zumindest noch weitere Möglichkeiten, wie Mitarbeiter der Logistik, Mitarbeiter des Einzelhandels oder sogar Mitarbeiter des eigenen Hauses. Und dann noch zu erwähnen:

    Zitat

    Der eine oder andere Name kommt mir aus den offiziellen Foren bekannt vor… Traurig…

    Ist imho eine Unverschämtheit, auch wenn man den Zorn der hinter einer solche Äusserung steckt nachvollziehen kann.
    Jeder kann sich im Donwloadforen unter Namen anmelden, danke klicken um damit evtl. andere zu belasten. Würde da nun jemand stehen dessen Pseudonym nun öffentlich bekannt wäre, wie z.B. Captain Blitz, dann wäre das schon am Rande der Unterstellung.


    Ja, man sollte seiner Unmut Luft machen, aber auf solch eine Art bitte nur mit handfesten Beweisen.

  • Unterstellung? Naja, ich sehe da auch mind. einen Namen, bei dem es eigentlich klar sein dürfte wer das ist. Ich finde das alles einfach nur traurig und ich kann Simeons Reaktion nachvollziehen, hätte selber aber nicht so gehandelt. Und mir geht es deutlich schlechter.


  • Wie die Zukunft aussehen wird, das weiß keiner. Die Branche wird mit Sicherheit nicht untergehen, aber sie muss sich neu erfinden. Der Rundfunk, egal ob ÖR oder privat, muss sich endlich für Coproduktionen öffnen und auch endlich private Produktionen einkaufen anstatt alles selbst zu produzieren, ohne Werbung wird es auch nicht gehen (leider glaubt man das bei Projekte wie hoerbuchfm, dabei klappt das nicht einmal bei Sky).


    Alos wenn irgendwo noch Geld ist für Hörspielproduktionen, dann im öffentlich rechtlichen. Warum die jetzt plötzlich Coops mit der Industrie eingehen _MÜSSEN_ verstehe ich absolut nicht.