Wer kann von Hörspielen leben?

  • Zitat

    Original von Angel 74
    Ehrlich gesagt hätte ich gedacht es kostet noch mehr eine Folge zu produzieren.


    Elementary, my dear Watson: ich schreibe da oben, dass ohne eigene Arbeitskosten eine Folge einen bestimmten Betrag kostet. Normalerweise werden Kosten für Produktions- und Skriptarbeit ja noch draufgeschlagen, und so ergibt sich ein realistischeres Bild. Ehrlicherweise sollte man also auf die Rechnung mehrere Tausend Euro Arbeitsstunden draufschlagen. Tut man das, ist es nicht falsch zu behaupten, dass diese Serie etwa 30.000-35.000 Stück pro Folge verkaufen müsste, damit die Produzenten (nicht der Verlag) davon leben könnten.
    Beantwortet das die Frage, oder sollte ich noch einen generellen Überblick über gegenwärtige CD-Verkaufszahlen angesichts steigender illegaler Downloads im Hörspielmarkt dranhängen, um zu illustrieren, wie realistisch so ein Ziel ist?

  • Ich kann nur für mich persönlich sprechen, ich habe null Ahnung davon wieviele CD´s von irgendeiner Serie von irgendeinem Label verkauft werden. Klar ist mir bewusst das man die Labels schwerlich untereinander vergleichen kann, da jeder über einen anderen finanziellen Rahmen verfügt und natürlich nicht alle Serien gleichermaßen bekannt sind etc. Als Käufer kann man nur auf gute Verkäufe schließen wenn Serien regelmässig erscheinen und die Labels nicht vom Markt verschwinden.
    Trotzdem wäre ich als Käufer und Hörspielliebhaber auch mal daran interessiert wie so eine Top 10 bei Hörspielverkäufen aussieht, wer da z.B. wirklich die Nase vorn hat. Ich denke auch mal das ich da nicht der Einzige wäre.
    Von illegalen Hörspieldownloads halte ich im Übrigen schon einmal gar nichts und selbst mich als Käufer stört es ungemein das es Gang und gebe ist sich Hörspiele illegal zu beschaffen. Das geht auf Kosten von treuen Fans und Käufern und natürlich in erster Linie auf Kosten der Labels, Produzenten etc.

  • Zitat

    Original von Martin Seebeck
    Ganz einfache und ehrliche Rechnung:
    Mark Brandis kostet gut und gerne 7000 Euro/Folge ohne unsere Arbeitskosten (nur Sprecher und Studio). Pro CD landet bei uns nach Abzug von Handel, Vertrieb, Verlag, Lizenzgebühr 1,20 Euro, von dem wir die Produktionskosten abzuzahlen haben. Ohne unsere Arbeitsstunden zu rechnen, müssen wir also pro Folge 5830 Stück absetzen, um nur die Unkosten einzuspielen.


    Soviel zum Thema "können wir davon leben?"


    Also ich kenne "Mark Brandis" nicht...nur Mark Tate :lolz:
    Im Ernst: Ich kenne Brandis wirklich nicht, aber wenn Du schreibst, dass Du >7.000 Euronen pro Folge aufgibst, dann muss es schon ein mächtiges HSP sein.


    Wenn Du aber schreibst, dass Du über 5000 Folgen verkaufen musst um die Unkosten zu decken, dann verstehe ich Dein Handeln nicht. Machst Du es nur aus Liebhaberei?


    Gruß


    Jaxx

  • Hammer .....



    7.000 Die Folge ist noch günstig gehalten. Auch ohne die ganzen Stunden Eigenleistung und Sonstiges : schaff das erst ma gute Sprecher und überhaupt ne Geschichte und Studio und und und auf die Kette zu kriegen. 7.000 is da knapp.


    Wären die ganzen Downloadbörsen nicht, würden auch die Absatzzahlen stimmen. Und nicht nur das man dann mehr verdient weil man mehr verkauft, man hat pro Stück auch noch mehr weil ein Druck in 10.000 oder zu 25.000 ganz andere Kosten (nämlich pro Stück gesehen viel viel GERINGERE) mit sich bringt als eine Kleinserie von 1.000 Stück. Und genau hier ist auch der Problempunkt : Große Stückzahlen in Auftrag zu geben traut sich doch keiner mehr. Lässte 20.000 pressen, haben sich noch keine 3.000 verkauft bis das emule und Ko auch deine Ware haben, von daher einfach die geringe Spanne von 1 bis 1.5 Euros pro CD die bei einer Kleinserie hängen bleiben. (Bei einer großserie von 20.000 wärens ca 2.10 pro Cd also fast der doppelte Gewinn).

  • Sehr Interessante das zu lesen, ich hätte nie gedacht das man für ein Hörspiel so viel Geld ausgeben muss.7,000 ist doch ein ganz menge Geld.


    Da überlege ich mich langsam ob man aus Dexter ein Hörspiel machen sollte.




    gruss Swetty

    Captain Blitz meinte ,an einem Freitag, Marianne finde alles Unheimlich ausser wen Andreas Fröhlich dabei ist. Damit hat er gar nicht so unrecht.Das hier darf nicht fehlen :)



  • Zitat

    Original von Schneeschaufel
    Wären die ganzen Downloadbörsen nicht, würden auch die Absatzzahlen stimmen.


    Schön wenn die Welt so einfach ist. Da spielen aber auch noch etliche Sachen mit, die der Verlag/Produzent/Autor beeinflussen kann. Vertrieb, Marketing, Qualität des Produkts, Kundenbindung etc.


    Etwas krass finde ich es schon, dass von einer CD die im Laden 10 EUR kostet am Ende nur mehr 1,20 EUR für den Produzenten bleibt. Was bleibt da bei Produkten für 6-8 EUR übrig, von denen es ja noch mehr gibt?

  • Was mich nur wundert ist die Tatsache, dass Leute mit HSP-Produktionen Geld vernichten und nicht verdienen...


    War mach denn sowas und vor allem wie lange?

  • Respekt an die kleineren Label, die sich trotz des finanziellen Riskos
    darauf einlassen.
    An Dennis Rohling gerichtet sei gesagt, das ich es Euch absolut gönne das
    Ihr mit Eurer Arbeit gutes Geld verdient. Gerade bei Euch habe ich nicht den
    Eindruck preismässig über den Tisch gezogen zu werden. Die Preise sind
    fair.

  • Ich muss auch mal den kleineren Labels meinen Respekt aussprechen. Vor allem finde ich es toll welche Entwicklung diese kleinern Labels vollzogen haben, allen voran der Hörplanet, R&B oder Dreamland.
    Davon ab gönne ich es jedem Label die innovativ sind und qualitativ gute Arbeit abliefern, dass sie von den Hörspielen leben können, und den kleineren Labels gönne ich es noch am meisten. Ich denke für den Konsumenten ist es auch wichtig zu sehen, dass nicht versucht wird einen schnellen Euro mit lieblos produzierten Hörspielen zu verdienen.

  • Zitat

    Original von DeLorca


    Etwas krass finde ich es schon, dass von einer CD die im Laden 10 EUR kostet am Ende nur mehr 1,20 EUR für den Produzenten bleibt. Was bleibt da bei Produkten für 6-8 EUR übrig, von denen es ja noch mehr gibt?


    Ja, das wundert mich auch :D


    Von den 10 Euro geht ja erstmal die Mehrwertsteuer ab. Dann bleiben knapp 8 Euro. Der MediaMarkt, der dir die CD für 10 Euro verkauft hat, nimmt sich nochmal 4, damit hast du nur noch 4 Euro. Dann kommt Gevatter Vertrieb und kassiert ca. 3 Euro (wenn man scheinbar einen eher miesen Prozentsatz hat) und dann bleibt 1 Euro übrig.


    Das empfinde ich auch als lächerlich wenig und frage mich (auch, wenn es mir egal sein kann), was das für hohe Vertriebsprozente sein müssen, wenn da nur n Euro übrig bleibt.


    Also, wir haben mehr als nen Euro, und dabei haben wir Verkaufspreis zwischen 7 und 9 Euro.

  • Soweit ich weiss, will an dem Ding ja auch noch der Verlag mitverdienen, nicht nur der Vertrieb.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Zitat

    Original von Dennis Rohling
    Der MediaMarkt, der dir die CD für 10 Euro verkauft hat, nimmt sich nochmal 4, damit hast du nur noch 4 Euro. Dann kommt Gevatter Vertrieb und kassiert ca. 3 Euro (wenn man scheinbar einen eher miesen Prozentsatz hat).


    Und da wundert sich die Musik(Tonträger)branche über ihren aktuellen Zustand? 4 Euro für einen Regalplatz? Das ist doch lächerlich. Entschuldigung.

  • Zitat

    Original von Dennis Rohling
    Stimmt natürlich auch. Umso wichtiger, keine Vorlagen zu verwenden, bei denen noch gierige Verlagshäuser mitscheffeln wollen :D


    ...sagt Mr. Ikarus...

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Zitat

    Original von K Soze


    Und da wundert sich die Musik(Tonträger)branche über ihren aktuellen Zustand? 4 Euro für einen Regalplatz? Das ist doch lächerlich. Entschuldigung.


    Das war aber auch nur eine grobe Schätzung, kein Wissen. Ist eh in jedem Laden anders.



    Zitat

    Original von Lindequister


    ...sagt Mr. Ikarus...


    Das ist der Vorteil, wenn die Rechte bei EINEM Autor liegen und nicht bei einem Laden, der 100 Mitarbeiter füttern muss. Siehe Bedfort.

  • Zitat

    Original von Dennis Rohling
    Das ist der Vorteil, wenn die Rechte bei EINEM Autor liegen und nicht bei einem Laden, der 100 Mitarbeiter füttern muss. Siehe Bedfort.


    Stimmt: alle Musiker, die nicht verkaufsmäßig auf dem Coldplay- oder Stones-Level zu finden sind, sagen doch inzwischen auch, dass es idiotisch ist, einen Plattenvertrag zu machen, weil die Label viel zu viel Kohle abgreifen. Dann machen die Brandisleute gute Hörspiele, sind aber ansonsten (sorry) eher Idioten, wenn sie sich mit so wenig abspeisen lassen und dann noch nichtmal die Stückzahlen verkauft bekommen, von denen Martin oben schreibt.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Hier mal ein paar Zahlen bzgl. der Einnahmen von Audio-CDs:
    Produzent: 1%
    Künstler: 4 %
    GEMA: 6 %
    Handel: 22 % (!!!)
    Vertrieb: 19 % (!!!!!)
    Label: 31% (!!!!!!!!!)
    Mwst.: 14 %


    Nebenbei noch die Wertschöpfung aus einem i-Tunes-Track: 48% das Label und 35% (sic) bekommt Apple.


    Quelle: VISIONS


    Da lob ich mir doch das gute alte D.I.Y.


  • Na, bei so einer Rechnung bin ich froh, dass ich Produzent, Künstler UND Label in einem bin :D Dann bleibt auch genug übrig :)
    Und in manchen Fällen ja auch noch Handel :)
    Und GEMA sieht keinen Cent, hähä...