Deutsche Autoren lassen Stories in USA spielen

  • Örtlichkeiten haben Charakter und Eigenarten, die für eine Story genauso sorgsam ausgesucht werden sollten wie die Protagonisten.
    Einen Ort nach seiner Coolness zu wählen, mag ein breites Publikum wohl auch so sehen, aber mir wäre das zu willkürlich und beliebig. Nur wenn Maine, Bielefeld oder London beschrieben wird, will ich auch was von der Stadt erfahren, was ich vorher noch nicht gewusst habe.
    Geschichten, die immer wieder in großen Metropolen wie LA, London oder New York spielen und der Örtlichkeit charakteristisch nichts weiter als Größe und Dichte zuschreiben, finde ich langweilig. Mich würde dann eher ein Massenmörder aus Bad Salzuflen interessieren, der aus dem Blut seiner Opfer Heilbäder vermischt mit dem örtlichen Mineralwasser anbietet. ;-)

  • Nö, einfach die Realität. Oder gehst Du mit dem Vorsatz "So, das mache jetzt erst mal ein paar Unzen schlechter!" ran?


    Deine Realität, ja. Aber ich gehe zumindest nicht per se an etwas ran und sage: "Ich richte mich nicht nach anderen." oder "Ich mache das aber besser."


    Aber ich mache auch keine Hörspiele. Wenn ich welche machen würde, würde ich sie in Deutschland spielen lassen. Das gibt vielleicht mehr Identifikationsmöglichkeiten für den deutschen Hörer. Wir sind eh´ schon amerikanisierte Besatzerkinder, kulturell gesehen.



    Vor allem der Europa-Trip der Drei ??? sollte eigentlich ein warnendes Beispiel sein, wie man es nicht macht.


    Die meisten hassen diese Folgen ja. Mir haben sie immer gefallen. Keine Ahnung warum.

  • Deine Realität, ja. Aber ich gehe zumindest nicht per se an etwas ran und sage: "Ich richte mich nicht nach anderen." oder "Ich mache das aber besser."


    Sondern wie? Schlechter willst Du es ja auch nicht machen, oder? Komm mir jetzt bitte nicht mit "Ich mache das genau gleichbleibend!" :D ;)


    Zitat

    Aber ich mache auch keine Hörspiele. Wenn ich welche machen würde, würde ich sie in Deutschland spielen lassen. Das gibt vielleicht mehr Identifikationsmöglichkeiten für den deutschen Hörer. Wir sind eh´ schon amerikanisierte Besatzerkinder, kulturell gesehen.


    Nur interessiert es den Markt scheinbar nicht, mit wem man sich identifiziert. Das kann man auch mit ausländischen Charakteren. Die Mehrheit zieht Justus Jonas nun mal Michael Müller vor.


    Zitat

    Die meisten hassen diese Folgen ja. Mir haben sie immer gefallen. Keine Ahnung warum.


    Vielleicht nicht unbedingt, weil sie in Europa spielen, sondern weil sie meiner Meinung nach einfach schlecht sind?

  • Ich finde auch, gerade im Rahmen dieser Diskussion wäre es wichtig zu sagen, *warum* einem gewisse Folgen gefallen. Sonst könnte der Captain ja auch einfach sagen, dass ihm die USA als Handlungsort halt besser gefallen. Ich nehme aber mal an, damit wäre er nicht vom Haken. ;)


    Zugleich würde ich aber auch nicht so pauschal sagen, dass die Mehrheit lieber Justus Jonas als Michael Müller hört. TKKG ist für meine Begriffe ausgesprochen deutsch und läuft schon fast genau so lange wie die "drei ???".

  • Zugleich würde ich aber auch nicht so pauschal sagen, dass die Mehrheit lieber Justus Jonas als Michael Müller hört. TKKG ist für meine Begriffe ausgesprochen deutsch und läuft schon fast genau so lange wie die "drei ???".


    Aber nicht mal ansatzweise so gut, darauf sollte man achten. Ob irgendwas seit 100 Jahren von 10 Leuten genossen wird oder von 1 Million, das macht schon einen Unterschied, überspitzt formuliert. ;) Also wird lieber Justus Jonas als Peter Carsten gehört.

  • Ah, okay, wenn das so ist. Ich denke aber trotzdem, dass die lange Laufzeit der "drei ???" ein gewichtiger(er) Faktor dabei ist. 1964 bzw 1979 waren die USA aus deutscher Sicht gefühlt noch weit mehr "Wunderland" als sie das heute sind. Ich glaube nicht, dass "drei Jungen aus Kalifornien als Detektive" heute noch so funktionieren würde, wenn die ??? jetzt erst auf den Markt kämen.

  • Beides hat seine Faszination: Das Fremde und das Vertraute. Beide bieten Möglichkeiten den Hörer/Leser auf unterschiedlicher Art und Weise zu faszinieren. Ich finde man sollte abhängig von der Geschichte, vielleicht auch vom Genre sich genau überlegen aus welchen Gründen wo eine Geschichte angesiedelt ist. Das ist besonders wichtig, da es auch schnell peinlich werden kann. So wirken beispielsweise viele Rollennamen in manch angloamerikanisch-angesiedelten Geschichte sehr klischeehaft und unrealistisch und scheinen irgendwelchen 80er Filmen entnommen zu sein.


    Was natürlich nur denen auffällt, die intensiver mit den anglo-amerikanischen Staaten, Ländern und Menschen zu tun haben.


    Namen wie Cooper und Parker klingen für uns wie Allerweltsnamen aus den USA, die überall angesiedelt sein können, aber genauso wie bei uns gibt es regionale Häufungen, nicht nur Gesamtauflistungen. Aber ob es jemandem als "falsch" auffallen würde, wenn ein Produzent in einem Hörspiel hierzulande einen "Tremmel" als "norddeutsches Original" einführt? Wohl nur jemandem, der in der Pfalz aufgewachsen ist ...


    Schlimmer ist es mMn, wenn in einem US-Hörspiel britische Sirenen eingesetzt werden, Dienstränge bei der Armee oder Polizei fehlerhaft betitelt sind, oder jemand beim Volltanken "40 Liter" bezahlt (statt Gallonen).

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich würde sagen, dass sich an diesen Feinheiten die Spreu vom Weizen trennt - womit wir wieder an dem Punkt "alles anders machen als die anderen" wären. Man kann ein Hörspiel sicherlich auch mit Coopers und Parkers (und Millers und Johnsons) machen. "Navy CIS" ist ja auch erfolgreich, obwohl eindeutig Plastikbildschirme rumstehen oder in einer Straße in "Berlin" nur Fußgänger unterwegs sind, bayerische Blasmusik dudelt und Lederhosen als Souvenir eingekauft werden. Man kann sich also sagen, ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss. Oder man hat eben den Ehrgeiz, es besser zu machen - was in den weitaus meisten Fällen bedeutet, man feilt an den Details, auch wenn man es eigentlich nicht müsste.