Die Krise überwinden — der Zukunftsartikel vom Watchman

  • Zitat

    Diese Produzenten, überwiegend aus der Generation der Kassettenkinder stammend, legen in leicht modernisierter Form jene Hörspiele neu auf, die sie als Kinder oder Jugendliche geprägt haben und jener überschaubare Kreis von Personen, der regelmäßig Verkäufe von gerade einmal 800, 1500 oder vielleicht sogar mal 3000 CDs generiert, der also die Retrophilie der Macher teilt, wird von diesen kurzerhand zum Kundenkreis für Hörspiele erklärt. Folgerichtig lautet das gebetsmühlenartig vorgetragene Mantra der kleinen Label dann auch: "Der Hörspielmarkt ist klein, er ist ausgeschöpft und neue Kunden lassen sich nicht gewinnen." Begründet wird dieses Dogma mir der angeblichen Dominanz der Bilder, gegen die das rein akustische Erlebnis eben nicht bestehen könne. Die Kunden würden eben lieber Computerspiele zocken oder TV-Serien konsumieren.


    Wirklich?


    Weiter- und vor allem Zuendelesen und dann diskutieren!

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich habe aber schon nach wenigen Zeilen mit dem Lesen aufgehört. Mag vielleicht eh nur überspitzt und lustig formuliert sein, aber NIEMAND kann heutzutage ein Hörspielimperium gründen und sich irgendwo zurückziehen und das Leben genießen, selbst nicht mit DEM Masterplan.


    Mal schauen, ob ich dem Artikel eine zweite Chance geben werde und ihn mir dann doch noch ganz durchlese, aber ich bezweifel, dass jemand branchenfremdes wissen kann, wie man die Krise überwindet.

  • Wo er recht hat ist das Thema "Frauenhörspiel". Definitiv gibt es bei den Kleinlabeln davon nichts. Oder? Jetzt nicht verwechseln mit "Mädchenhörspiel". Aber die funktionieren heute auch kaum noch, mit wenigen Ausnahmen, z.B. Die drei !!!, Hanni & Nanni oder Bibi & Tina. Viele Mädchenhörspiele mit z.B. dem Thema "Pferde" sind in den letzten Monaten erschienen (Lissy, Reiterhof Dreililien, Mia & Paula), sind aber über die Folgenzahl 6 nicht hinaus gekommen.
    Was auffällt: Die genannten Titel - und wenn es nur Versuchsballons waren - stammen von großen Labels. Daher kann man schon sagen, daß erst recht Frauenhörspieltitel bei Kleinlabeln gar nicht im Fokus stehen. Im Mädchenbereich wiederum vermisse ich den geplanten "Der Trotzkopf" von Dreamland. Vielleicht würde sogar die ein oder andere erwachsene Frau zu dieser Serie greifen?!


    Als Mann muß ich sagen: Es gibt zu wenige Frauenhörspiele! (...die vielleicht sogar eine solide Einnahmequelle sein könnten, um andere Männerserien mit zu finanzieren?)

  • @Captain: Was Deinerseits die Möglichkeit von vornherein ausschließt, dass das Eingangsstatement launig gemeint und mit dem Körnchen Salz versehen sein könnte. Deine Zeit muss in der Tat sehr limitiert sein, wenn das Urteil über Lesewürdigkeit, Tenor des Artikels und Kompetenz der Aussage schon nach zehn Zeilen gefällt sein muss.

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    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Wirklich?


    Ja. Die erste Hörspielwelle ist schon Mitte der 80'er zugrunde gegangen, da sie gegen das aufkommende Alternativangebot von Spielkonsolen und Computern in der Masse nicht anstinken konnte. Geblieben ist der Harte Kern an Hörern und Nostalgikern, und der wird sich vermutlich auch nicht nennenswert vergrößern, auch wenn man jetzt versucht sich die Zielgruppe Frauen zu erschließen.


    Zwar funktioniert das im Kino ja auch tlw. (sonst würde es ja nicht in jedem Filme, egal ob Action, Sci-Fi, Horror oder sonstwas irgendeine Nebenbei-Romanze geben), aber das ist bekanntlich auch ein ganz anderes Medium.


    "Audioromane schrieb:

    Als Mann muß ich sagen: Es gibt zu wenige Frauenhörspiele!

    Für sich betrachtet gibt es in der Tat kaum Frauenhörspiele. Als Mann muß ich aber auch sagen, das mich das nicht die Bohne stört, da ich persönlich keinerleih Interesse an Frauenhörspielen habe. Und ob die Damen nun in den Kaufhäusern die Hörspielregale stürmen würden, wenn es nur mehr passendes Material gäbe ? Ich weiß nicht.


    Und (mal unterstellt, das würde funktionieren) Frauenserien machen, um die eigentlichen (Männer)Serien finanzieren zu können ? Ich weiß nicht, ob das nicht gerade den Kleinlabels gegen den Strich gehen würde. Gerade Kleinlabe sind ja bemüht, Hörspiele zu produzieren, hinter denen sie auch stehen. Wenn die nun eine Serie primär des Geldes wegen machen würde - das wäre sicher nicht für jeden Labelbetreiber eine sinnvolle Variante, würde ich vermuten.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Das war mir schon klar, dass sowas damit gemeint ist, aber warum sollte sowas explizit produziert werden? Das wird den Markt ganz bestimmt nicht retten, so wie hier auch schon der Ruf nach "Rentnerhörspielen" aufkam. Dann spezialisiert man sich doch nur wieder, anstatt die Masse zu verbreitern und der Markt bietet schon sehr viel für beide Geschlechter. Warum da jetzt wieder hingehen muss und das ausplittet, erscheint mir nicht logisch.


    Was kommt als nächstes? Hörspiele nur für Ausländer? Schwule? Muslime? So ein Humbug.

  • Was mir gerade mal wieder droht, ein Vorurteil zu bestätigen: dass Diskussionsanregungen wie diese durchaus nicht dazu führen, dass man sich den Text durchliest, um den es geht, und ANHAND DES TEXTES Für- und Widerargumente darlegt, sondern dass es idH darum geht, die eigene Meinung möglichst schnell zu posten.


    Dass es bei "Frauenhörspiele" nicht um "romantische Komödien" geht, und dass das völlig irreführend wäre, sollte nach einmaligem Durchlesen des Textes klar werden. Ich finde, die Gedanken darin sind durchaus wohlüberlegt, und das würde auch jemand erkennen können, der in der Sache anderer Meinung ist. Oberflächliches Abkanzeln ist exakt das Falsche hier, und ich würde mir wünschen, dass das Forum sich nicht auf diesen Nenner reduzieren ließe.

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    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Na ja, einen Punkt teile ich mit dem Autor und das ist der der Downloads. Leider, denn auch ich gehoere zu den Sammlern, die gerne CDs haben und diese in ihr Regal stellen, geht der Trend zum Download. Und das in jedem Bereich (Buecher, Software, Musik, Hoerspiele und und und). Hier koennte zumindest ein wenig Einsparpotential fuer die Produzenten liegen. Aber vielleicht koennen dazu Produzenten mehr sagen.


    Das man ploetzlich einen "Frauenmarkt" und das am Besten mit Hoerspielen ueber eine Dauer von 6- oder mehr Stunden erschliesst erachte ich auch fuer Quatsch. Ich glaube es geht hier auch eher um mehr Stoff in Richtung von tiefgreifenden Romanen. Doch die gibt es doch in Form von Hoerbuechern...

  • Was mir gerade mal wieder droht, ein Vorurteil zu bestätigen: dass Diskussionsanregungen wie diese durchaus nicht dazu führen, dass man sich den Text durchliest, um den es geht, und ANHAND DES TEXTES Für- und Widerargumente darlegt, sondern dass es idH darum geht, die eigene Meinung möglichst schnell zu posten.


    Und wir pauschalisieren das auch gar nicht und beziehen das auf mich, oder? Ich bin nicht das Forum und auch nicht alle Fans.


    Zitat

    Dass es bei "Frauenhörspiele" nicht um "romantische Komödien" geht, und dass das völlig irreführend wäre, sollte nach einmaligem Durchlesen des Textes klar werden. Ich finde, die Gedanken darin sind durchaus wohlüberlegt, und das würde auch jemand erkennen können, der in der Sache anderer Meinung ist. Oberflächliches Abkanzeln ist exakt das Falsche hier, und ich würde mir wünschen, dass das Forum sich nicht auf diesen Nenner reduzieren ließe.


    Dann reduziere das Forum nicht nur auf mich, danke. Ich habe halt eine Meinung zu dem Thema.


    Ich behaupte einfach mal, dass es für alle Geschlechter schon genug gibt und das Problem einfach woanders liegt.


    T-Rex : Was das Einsparpotential betrifft, das reißt keine Bäume aus. Ob man sich die CD spart oder nicht, das stemmt keine ganze Produktion.

  • Ich finde den Text nicht uninteressant, aber habe Probleme mit 2 Kernaussagen:


    1. 'Frauenhörspiele'. Ohne belastbares Zahlenmaterial von audible oder anderen Portalen bleibt das Bild der downloadenen Hörbuch-Frauen zu vage. Mag sein, dass es die gibt, aber ob die nun 5 oder 50% der Kundschaft ausmachen muss erstmal Spekulation bleiben.


    2. Es gibt eine Krise. Glaube ich nicht, d.h. ich glaube nicht an eine 'Krise' im Sinne von 'mit den richtigen Mitteln können Hörspielverkäufe signifikat steigen'. Hörspiele sind die gedruckten Tageszeitungen der Unterhaltungsmedien: Die haben Tradition, die werden nicht 'ueber Nacht' verschwinden, es gibt starke Marken-aber ich wage die vorsichtige Vorhersage, dass in 2, 5 oder 10 Jahren eher weniger Leute als mehr kommerzielle Hörspiele kaufen werden. Das ist nicht bloss eine Frage von Marketing oder Kommunikation. Es gibt eine relativ kleine Fangemeinde und die wird man kaum ausweiten können. Wer heute kein Hörspielfan ist wird auch in 3 Jahren keiner sein-zugespitzt formuliert. Es wird immer positive Ausreisser geben, aber Einzelerfolge werden nicht den Hörspielmarkt beleben.

  • Hörspiele sind die gedruckten Tageszeitungen der Unterhaltungsmedien:

    Von der "Tradition" her ja, in der Praxis aber kein passender Vergleich, wie ich finde : Tageszeitungen transportierten Informationen, da ist die Aktualität das ein und alles. Hörspiele dagegen sind relativ Zeitunabhängig, es gibt Hörspielversionen von Geschichten die schon hundert Jahre alt oder älter sind, auf der anderen Seite sind die Hörspiele, die 30 Jahre alt sind immernoch beliebt und keinesfalls überholt.


    Ansonsten kann ich teekay aber vollumfänglich zustimmen.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Ich muss dabei ein eine Szene von "Die Geister, die ich rief" denken. Wie machen jetzt Fernsehprogramm für Hunde und Katzen, weil fast jeder Haushalt einen Hund oder eine Katze hat. :D
    Frauenhörspiele? Naja .....! Wir haben doch Shades of Gray und diesesn ganzen Vampirsmonsens, auch wenn es da eher um Hörbücher geht. Die Frau, die aber eine "romantische" Ader hat, greift eh zum geschriebenen Buch und nicht zu einem Hörspiel. Da gibt es einfach keinen Markt. Zumindest nicht in meinem Umfeld.

  • Ein interessanter Artikel.


    Eine Empfehlung des Autors ist ja, dass Hörspielmacher in Zukunft vermehrt bzw. hauptsächlich auf den Download setzen sollen. Ob das sinnvoll ist? Das wurde in der Vergangenheit ja schon gemacht (Psychothriller GmbH). Offenbar nicht erfolgreich, da die Firma aus dem Hörspielgeschäft komplett ausgestiegen ist...


    Auch sollen die Hörspielmacher ihren Produkten eine längere Spielzeit geben, da Frauen das gerne wollen. Dadurch dürften allerdings die Produktionskosten weiter steigen...


    Desweiteren ist im Text von einer Krise die Rede. Ob eine Krise herrscht, ist natürlich Definitionssache - Es soll ja seit einigen Jahren immer schlechter werden.


    Ob und wie man den Hörspielmarkt beleben kann, bleibt weiter hin unklar.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Ich finde das immer wieder witzig, wenn Leute meinen, komplexe Themen auf zwei simple Antworten reduzieren zu können, auf die die jeden Tag mit der Materie Befassten noch nicht gekommen sein sollen ... ;) Für mich ist der Artikel zunächst mal primär eine Aneinanderreihung von Behauptungen: Frauen sind so und Männer sind so, Frauen mögen das, Frauen mögen jenes, Frauen lesen das, Frauen lesen jenes. Mir fehlen dazu zunächst einmal schlicht die Belege. Zweitens stelle ich mir gerade vor, was wohl meine Kolleginnen zu diesem Artikel sagen würden. Ich vermute mal, sie würden die Einlassungen vom "sachlichen Mann" und der "emotionalen Frau" ziemlich verreißen - und das mit Recht. Ich glaube, der Artikel transportiert in erster Linie mal nur das altbackene Frauen/Männer-Bild des Autors.


    Wie Marek schon schreibt: Wollte man sich auf die Argumentation des Autors einlassen, dann müsste man "Twilight"-, "Tribute von Panem"- und "Shades of Grey"-Hörspiele machen. Ich nehme aber an, auf diese glorreiche Idee sind durchaus schon andere gekommen, die sich damit (besser) auskennen, und es wird einen Grund haben, warum es solche Hörspiele nicht gibt.

  • Hab den Artikel zuerst gründlich gelesen und dann immer mehr stichpunktartig überflogen. Für mich klingt das viel, viel zu sehr nach "Ich weiß alles besser, aber frag mich bloß nicht warum!" an. Statt Anregungen zu geben was man vielleicht tun könnte gibt er vor was zu tun ist und zeigt dabei ein seltsames/veraltetes Klischeedenken und Wunderglauben an "neue" Techniken (Downloads). Ich konnte da keine Punkte finden die ernsthaft helfen würden.


    Männer lesen Sachbücher, keine Romane. Deswegen habe ich vermutlich ein paar Hundert hier stehen... Frauen wollen es romantisch, ah ja? Ich richte es meiner Freundin aus bevor sie sich mal wieder begeistert den neuesten Horrorfilm ansieht. In welchem Jahrzehnt/Jahrhundert leben wir noch mal? Sorry, solch einen Blödsinn kann ich nicht ab.


    ABER, die grundsätzliche Frage ist ja nicht uninteressant. Was kann man tun um den Markt zu stärken oder zu beleben? Welche, realistischen, Möglichkeiten haben denn eurer Meinung nach Produzenten UND Kunden dem Hörspielmarkt zu helfen? Damit sind jetzt keine Wunderkuren gemeint sondern auch Kleinkram den vielleicht jeder dazu beitragen kann. Was würde euch denn zu dieser Fragestellung einfallen? =)

  • An und für sich sind in dem Artikel einige interessante Ansätze vorhanden, aber auch vieles, auf das ich näher eingehen möchte:


    Zitat

    "Diese Produzenten, überwiegend aus der Generation der Kassettenkinder stammend, legen in leicht modernisierter Form jene Hörspiele neu auf, die sie als Kinder oder Jugendliche geprägt haben"


    Das kann ich so pauschal nicht stehen lassen. Natürlich gibt es diese Art von Produzenten durchaus (man denke an den ganzen Gruselkram), aber für mein Dafürhalten war das vor einigen Jahren noch extremer, nämlich zu den anfangs erwähnten Boom-Zeiten (ca. 1999 bis 2006). In den letzen Jahren wurden aber auch von Mini-Labeln andere Genrebereiche angepackt - Fantasy und Psychothriller hat es jedenfalls in den 80ern nicht als Hörspiel gegeben.


    Zitat

    "Es fehlt an Stoffen, die für Frauen attraktiv sind und nicht zuletzt an zugkräftigen Protagonistinnen. Die Krimi-Oma Lady Bedford oder Alina Fox, Epigonin des feuchten Männertraums Lara Croft, über wohl kaum Anziehungskraft auf die holde Weiblichkeit aus und Grusel der Marke 1980, basierend auf Groschenheften (Verzeihung: Es heißt ja inzwischen Heftromane) ist bekanntlich selbst dem männlichen Massenpublikum inzwischen zu dumm."


    Und wie sollen diese Stoffe aussehen? "Shades of Grey" in einer ungekürzten (sic!) Hörspieladaption, produziert von der Lauscherlounge, exklusiv bei Audible? :lolz:
    Es mag aber durchaus sein, dass man mit den Frauen einen bisher kaum erschlossenen Kundschaftszweig anvisieren kann.
    Der Großteil der Hörspielhörer ist nach meinem subjektiven Empfinden ja männlich.


    Zitat

    "Da wäre bespielsweise das 1 CD/60 Minuten-Format. Frauen konsumieren sehr ausdauernd – dicke Bücher schrecken sie ebenso wenig ab wie Lesungen mit 6, 8 oder 10 Stunden Laufzeit. Das Hörspiel im klassischen Format wirkt dagegen im Vergleich eher wie ein schmalbrüstiger Quickie. Wahrscheinlich wird es notwendig sein, dass sich das Hörspiel vom Umfang her mehr in Richtung der Lesungen bewegen muss, um als attraktive Alternative aufgefasst zu werden. Dies setzt natürlich voraus, dass die Hörspielmacher lernen, wie man spannend über zwei, drei oder mehr Stunden am Stück erzählt. Bislang mussten sie in dieser Disziplin ja selten antreten. Ob auch ein (wohl überwiegend) männliches Publikum auf ein Hörspiel mit recht langer Spielzeit ebenfalls positiv reagiert, testet Audible gerade mit dem 8-Stünder Ender's Game, einer Adaption des gleichnamigen SF-Romans von Orson Scott Card. Man wird sehen."


    Hierin spiegelt sich mal wieder meine These wider, dass man mit einer möglichst langen Spielzeit das ausschlaggebende
    Argument für den Hörspielkauf geben kann. Das haben wir ja schon bei den Pseudo-Monumentalwerken Marke Maritim gesehen, und das Phänomen ist an sich ja noch älter, man denke an TSBs "Kassetten mit der langen Laufzeit" ;).
    Irgendwer meinte mal hier in einem anderen Zusammenhang, dass Hörspiele als "Klangtapete" genutzt werden. Und die Hörerschaft will für sich für ihr sauer verdientes Geld eine möglichst lange Klangtapete zwecks Berieselung kaufen, siehe die Debatte mit dem Kaufpreis und der Länge der Spielzeit bei Goldagengården. Dieses Argument gilt folgerichtig genauso beim Hörbuchkauf, und somit könnte ein Hörspiel mit langer Spielzeit bei einem auf lange Hörbücher geeichtem Publikum durchaus Anklang finden. Hauptsache, ich krieg für möglichst viel Geld möglichst lange Spielzeit.


    Aus künstlerischer Sicht sind solche Monumentalwerke allerdings ziemlich fragwürdig. Man muss einfach bedenken, dass ein Hörspiel nach anderen Gesetzen als Bücher oder Hörbücher funktionieren, und somit eher dem Film gleicht. Natürlich hat es auch im Hörspielbereich schon immer Geschichten gegeben, die es auch Wert sind, etwas länger erzählt zu werden, aber in solchen Fällen macht man aus dem Stoff doch eher eine abgeschlossene Serie (man denke an etliche Literaturvertonungen aus dem Radio, die in mehrere Folgen geteilt sind), und macht kein überlanges ganzes draus.


    Daran sehen wir, dass derartig lange Hörspiele durchaus funktionieren können, aber dafür muss A. Die Story eine derartige Erzählweise hergeben und B. Die Dramaturgie stimmen, siehe die erwähnten Literaturvertonungen. Zudem muss man auch bedenken, dass nicht alle Labels die finanziellen Mittel haben, und künftig solche Produktionen zu stemmen - Das fängt bei der Wahl der Vorlage an (wenn man keine eigene Geschichte schreibt), geht über die Produktion (und gerade bei solchen Hörspielen müssen oft jede Menge Sprecher aufgefahren werden) und hört bei der erwähnten Dramaturgie auf, die viele Hörspielskriptautoren auch bei kürzeren Hörspielen nicht gebacken bekommen. Ehrlich gesagt beruhigt mich diese Tatsache auch schon wieder, denn so werden uns die kurz-knackigen 60-Minüter erhalten bleiben. Ich höre Hörspiele auch gerne mal zwischendurch, und da hab ich nicht immer Lust auf eine sich über 6 CDs ziehende Produktion.


    Zitat

    "Die Sammler wollen CDs und sie sollen sie auch ruhig bekommen – wenn sie entsprechend dafür bezahlen. Was man aus den Sammlern zusätzlich herausholt (und sie werden bezahlen, weil sie eben Sammler sind und Sammler geben ihr Hobby nicht auf) kann man dazu verwenden, den Download für die reinen Hörer preislich interessanter zu gestalten."


    Moooooment mal - Das "wenn sie entsprechend dafür bezahlen" klingt für mich ganz danach, als ob man in Zukunft die CDs nur in Sammlerauflage zu Sammlerpreisen raushaut. Aber "zusätzlich herausholen" wird nicht funktionieren. Wenn das Gros der Hörer heute schon nicht bereit ist 13 Euro in eine Folge Takimo zu investieren, werden sie das auch nicht bei anderen Serien tun; zumal ich schon öfter gelesen habe (und das auch selber bei mir beobachte), dass immer mehr Sammler die Serien, die sie sammeln, selektieren - Heißt also, dass im Falle einer Preiserhöhung bestimmte Serien von der Einkaufsliste fliegen werden, weil man keine Lust hat, für bestenfalls mittelmäßige Hörware Unsummen zu berappen. Zudem kommt noch, dass die meisten Hörspielsammler auch noch DVDs/Blu-Rays, Bücher, Musikalben oder Videospiele sammeln, die auch mit dem knapp bemessenen Budget bezahlt werden müssen - Da bleibt für überteuerte Hörspiele nichts mehr übrig.
    Unterm Strich wird es darauf hinauslaufen, dass die schon bisher kaum vorhandenen CD-Käufer entweder der Serie den
    Rücken kehren oder komplett auf Download umsteigen werden. Somit könnte man im Endeffekt die CDs gleich abschaffen, das Ergebnis wäre dasselbe.


    Desweitern ist im Artikel ja davon die Rede, dass die kleineren Label sich besser auf den Downloadbereich konzentrieren sollen - Nun ist es doch so, dass eigentlich mittlerweile jedes Label auf den gängigen Download-Portalen vertreten ist, Audible eingeschlossen. Was vielleicht helfen könnte (und da gehe ich mit dem Artikel konform) wäre, die Hörer mit Werbung und Angeboten den Download aufzuzwingen - Europa/Sony BMG macht es vor (auch wenn ich sagen muss, dass ich als eingefleischter CD-Käufer deren Politik in der Hinsicht zum Kotzen finde), da wird man auf der hauseignen Website ja andauernd mit Ads für Downloads zugeschissen.