Die anderen Hörspielfans da draußen

  • Wenn ich in diesem Beispiel mit indirekter Rede ("sei"/"wäre") operiere, drücke ich damit meiner Meinung nach etwas anderes aus - Zweifel am Wahrheitsgehalt der Behauptungen nämlich - als mit direkter Rede. Das erste "ist" in meinem Satz hätte man getrost weglassen können, aber falsch ist der Satz so auf keinen Fall.


    Sei es, wie es sei: Ich bekomme durchaus schon mal Anfragen, in meinem Fußball-Blog etwa Bücher zu rezensieren, aber wenn ich dann deutlich mache, dass ich mich erstens nicht an irgendwelchen Spielchen ("Die ersten 30 Antworten erhalten ein Gratis-Exemplar zur Besprechung") beteilige und meine Rezension zweitens durchaus kritisch ausfallen würde, hat sich das dann erledigt. Das unterscheidet mich von den "Profi-Rezensenten" bei Amazon und Co. Und mir ist eine ungeschliffen geschriebene, aber ehrliche Meinung immer noch tausendmal lieber als eine toll formulierte gelogene.


    Es passiert mir erstaunlich oft, dass, wenn Leute lesen, dass ich Übersetzer, Journalist und Texter bin, sie schreiben: "Oh, dann muss ich ja aufpassen, dass ich mich nicht blamiere; ich mache nämlich ziemlich viele Rechtschreibfehler." Das Wissen um dieses vermeintliche oder tatsächliche "Defizit" führt allerdings wohl eher selten dazu, daran von sich aus zu arbeiten oder sich in seinen Publikationen zurück zu nehmen. ;)


    Ich bin nicht im Netz unterwegs, um Leute zu "gutem Deutsch" zu erziehen oder zu missionieren. Erstens macht man sich damit meist ohnehin nur unbeliebt und zweitens hält sich mein Drang, Gratis-Dienstleistungen anzubieten, in eng gesteckten Grenzen. Klar beantworte ich gern mal eine Frage, aber wer ein regelrechtes Coaching haben will, der muss das schon auf dem "Dienstweg" (mit der entsprechenden Bezahlung) mit mir regeln.


    Wenn ich in ein Forum unterwegs bin, möchte ich mich informieren und austauschen - und das grundsätzlich mit allen, ob sie sich nun "gut ausdrücken" können (oder wollen) oder nicht.

  • Für die, die nachträglich einsteigen wollen, hier nochmal der Einstiegspost:


    Der unermüdlich für die Sache des Regiehörspiels speziell von Weigoni, Meilchen und Täger streitende Matthias Hagedorn/Matze hat in einem anderen Forum sein Missfallen über die Wiederkehr des Immergleichen in der kommerziellen Hörspielwelt geäußert. Inspiriert von einer Frage habe ich mich mal an zwei Stellen umgesehen und komme mit zwei Fragenkomplexen zurück:


    • Schaut man sich die mit viel Mühe gestaltete wöchentliche Liste von pops an, kann man ja wirklich nicht klagen als Hörspielfan: massenhaft abwechslungsreiche Hörspielunterhaltung, professionell produziert, frei Haus. Haben die Hörer dessen keinen Austauschbedarf? Warum ist es zu diesen Hörspielen hier und in den anderen Foren totenstill? Sollte man das versuchen, zu ändern?
    • Es gelingt den Sendern, die Radiohörspielnächte veranstalten, ein eigenes, junges Publikum zu erreichen, das durchaus Schnittmengen mit den Hörspielfans hat, die hier sind. Im genannten Beispiel häufen sich die Lobeshymnen für Serien wie GB, Faith und das Gruselkabinett, vermischt mit Kommentaren, das "andere Laberzeug sei langweilig". Warum finden die nicht den Weg in größerer Zahl hierher, und was begeistert die am Hörspiel?


    Diskussion erwünscht!

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Dann diskutiere ich mal selbst weiter.


    Schönes Beispiel gefunden in der Kommentarsektion von audible (jaja, ganz schlimm, aber darum geht es nicht, sondern um die Außenwahrnehmung, die "uns aus der Szene" halt oft abgeht (Fettmarkierungen von mir).



    Auch so wird Hörspiel wahrgenommen -- nämlich als im öffentlichen Raum nicht existent. Es lohnt sich, vor einer Antwort auch die Folgekommentare zu lesen.

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  • Auch so wird Hörspiel wahrgenommen -- nämlich als im öffentlichen Raum nicht existent. Es lohnt sich, vor einer Antwort auch die Folgekommentare zu lesen.


    Och nee, auch noch in anderen Foren Kommentare quer zu lesen ist mir dann zu nervig. Davon ab handelt es sich bei dem von dir geposteten Kommentar wohl um einen zu einem Nischenprodukt (Wer oder was ist "Der Bengel" ?).


    Zum einen muß man dazu sagen, das Hörspiele durchaus kommerzial verwertbar sind, sonst würden sich große Läden wie Europa, Lübbe &Co. damit gar nicht aufhalten. Und auch die kleineren Labels werden damit ein finanzielles plus produzieren. Aber richtig ist sicher auch, das Radiohörspiele in der Prä-TV-Ära (notgedrungen) größere Reichweiten hatten.


    Des weiteren ist das besondere am Hörspiel und Hörbuch (zumindest für mich), das man es konsumieren kann, ohne mit den Augen irgendwas fixieren zu müssen. Beim Film muß man auf die Mattscheibe starren, was nach längerer Zeit nervt, beim Buch muß man auf die Seiten gucken und aus den Wörtern Stück für Stück die Geschichte in's Hirn transportieren (ich persönlich halte das Medium Buch für das unpraktischte von allen). Beim Hörspiel hingegen kann man sich einfach irgendwo hinlegen und genießen, die Geschichte wird einem entspannt vorgelesen.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."


  • Och nee, auch noch in anderen Foren Kommentare quer zu lesen ist mir dann zu nervig. Davon ab handelt es sich bei dem von dir geposteten Kommentar wohl um einen zu einem Nischenprodukt (Wer oder was ist "Der Bengel" ?)

    Er spricht hier über Sebastian Fitzeks "Das Kind".


    Zum einen muß man dazu sagen, das Hörspiele durchaus kommerzial verwertbar sind, sonst würden sich große Läden wie Europa, Lübbe &Co. damit gar nicht aufhalten. Und auch die kleineren Labels werden damit ein finanzielles plus produzieren. Aber richtig ist sicher auch, das Radiohörspiele in der Prä-TV-Ära (notgedrungen) größere Reichweiten hatten.

    Es ging mir hier nicht darum, die Argumente zu widerlegen, das wäre nur (vielleicht) sinnvoll dort, wo der Verfasser es auch lesen kann. In erster Linie wurde klar, dass er von der kommerziellen und freien Szene nicht weiß, und das trotz (a) seines Interesses an Hörbarem und (b) der für unsere Augen großen Präsenz von DDF & Co. am Markt. Auf der Suche nach "den anderen" da draußen (siehe Thread) führen solche Gedanken weiter als z.B. Schuldzuweisungen in anderen Threads.


    Des weiteren ist das besondere am Hörspiel und Hörbuch (zumindest für mich), das man es konsumieren kann, ohne mit den Augen irgendwas fixieren zu müssen. Beim Film muß man auf die Mattscheibe starren, was nach längerer Zeit nervt, beim Buch muß man auf die Seiten gucken und aus den Wörtern Stück für Stück die Geschichte in's Hirn transportieren (ich persönlich halte das Medium Buch für das unpraktischte von allen). Beim Hörspiel hingegen kann man sich einfach irgendwo hinlegen und genießen, die Geschichte wird einem entspannt vorgelesen.

    So sehr das stimmt, wird man beim Buch aber am meisten belohnt. Die Phantasie ist etwas, die sich durch Training entwickelt, und die "unpraktische" Dekodierungsarbeit macht das Verstehen größerer Sinnzusammenhänge überhaupt erst möglich. Hörspiele sind Hörfilme, wenn man so will, auf halber Strecke zwischen der Vollpräsentation ohne Phantasie (Film) und der Suggestion mit max. Phantasieforderung (Buch). Aber auch das geht am Thema vorbei.


    Hat jemand sich die Mühe gemacht und sich den Austausch durchgelesen? Ich wollte ihn nur nicht komplett rüberziehen, weil das Zitieren in voller Länge ja auch schnell spammig rüberkommt.

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  • Machen wir doch mal ein kulturhistorisches Fall auf: Dann sind Hörspiele nämlich nicht nur ein "Relikt aus Radiozeiten" sondern sogar eins aus Zeiten, als es noch keine Schrift gab und Geschichten nur mündlich überliefert wurden. Ich denke mal, für viele Kinder ist das Hörspiel bis heute die Fortsetzung der vorgelesenen Geschichte.

  • Mir ist das auch zu viel Mühe weitere Kommentare quer zu lesen. Nur kurz, für den Autoren ist das Hörspiel ein technisch überholtes Relikt. Was ist denn dann mit Büchern? Das kann man doch heute alles auch vorlesen lassen, ist doch viel besser? Nächster Schritt....das vorgelesene kann man ja als Film, als 3D-Film umsetzen, das ist technisch noch weniger Relikt. Super, wir brauchen nur noch 3D-Filme!

  • Mir ist das auch zu viel Mühe weitere Kommentare quer zu lesen. Nur kurz, für den Autoren ist das Hörspiel ein technisch überholtes Relikt. Was ist denn dann mit Büchern? Das kann man doch heute alles auch vorlesen lassen, ist doch viel besser? Nächster Schritt....das vorgelesene kann man ja als Film, als 3D-Film umsetzen, das ist technisch noch weniger Relikt. Super, wir brauchen nur noch 3D-Filme!


    Und Theater, was soll der Scheiß? Weg mit dem Dreck! :D

  • In anderen Foren weiterlesen um solch einen sinnfreien Beitrag zu verstehen ist mir zuviel verlangt. Der Autor meint Hörbücher/Spiele seien veraltet und gehören abgeschafft. Warum? Er kann nichts damit anfangen und sieht lieber Fernsehen. So verstehe ich das zumindest. Das sagt schon eine Menge über seine geistigen Fähigkeiten aus nicht zwischen Buch, Hörbuch und Film unterscheiden zu können. Theater, Musical, Oper, Fernsehen, ist ja auch alles identisch und die ersten drei kann man ja abschaffen. Live-Konzerte? Wozu dass denn? Es gibt CDs Leute ihr müsst euch die Musiker nicht mehr ansehen! Sorry, selten so einen Blödsinn gelesen. "Ich kann nichts damit anfangen und daher ist jeder blöd der so etwas herstellt." "Eine Fortsetzung wurde uns angedroht" Geht es noch? Die Ankündigung der Fortsetzung eines Hörbuchs als Drohung zu bezeichnen ist doch schon arg arm. Oder wird der arme Mensch etwa gewaltsam gezwungen sie sich anzuhören? Für mich ist der Post einfach nur geistig arm, provokant und zeigt von der Unfähigkeit/Unreife eines Menschen über seinen eigenen Interessen hinwegzusehen. Sehr armselig.


    (Und das alles spiegelt nur meine höchstpersönliche Meinung über diesen Post wieder. Ich kenne den Menschen nicht persönlich, weiß nichts über seine vollständige Persönlichkeit und ob diese dem sich in dem Post abspiegelnden nicht völlig wiederspricht. Allerdings glaube ich auch nicht dass ich ihn persönlich kennen lernen möchte!)

  • Ich versuche, mal zu erklären, warum ich denke, dass dieser zitierte Post wichtig ist.


    Nehmen wir mal ein aktuelles Beispiel aus einer ganz anderen Richtung: die neue Gesetzgebung in Russland bezüglich Homosexueller. Und nehmen wir mal an, wir hätten hier im Forum einen Thread, der sich darum dreht, wie man die Situation am besten versteht. Ob man dann was tun kann, steht auf einem anderen Blatt.


    Nehmen wir als Nächstes an, ich oder irgendwer würde aus einem russischen Forum eine nicht vollkommen gossensprachige Erklärung hier zitieren, die einen Einblick gewährt, warum dieser individuelle Mensch, der das gepostet hat, Homosexuelle als abartig empfindet, und ich würde das zitieren mit dem Hinweis, dass das durchaus repräsentativ sein kann für eine Mehrheitsströmung in Russland.


    Welchen Sinn würde es an der Stelle ergeben, die Argumentationslinie auseinanderzupflücken und zu sagen, wie hirnrissig das ist? Darum geht es gar nicht. Es geht darum, nachvollziehen zu lernen, warum eine solche Haltung existiert, und was die Gründe und Emotionen dahinter sind.


    Genau deswegen (und hier kehren wir zum Hörspielthema dieses Threads zurück) ist es wertvoll, sich das und ggf. auch die Folgekommentare durchzulesen. Jedenfalls für die, die sich dafür interessieren, aus welchen Gründen das Hörspiel eine Nischenveranstaltung ist. Und siehe oben, was man nach der Erkenntnis dann irgendwann dagegen tun kann, ist der zweite Schritt.


    Im eigenen Süppchen unserer Argumente und Sichtweisen rumrühren bringt die Frage der Lösung nicht näher.

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  • Im Grunde ist es die alte Frage: "Warum werden Hörspiele von den meisten Leuten da draußen ignoriert?"
    Das Hörspiel hat den Ruf des Reliktes aus der Vergangenheit weg, weil die meisten Menschen spätestens als Teenager das Interesse am Medium verloren haben und später auch nicht wieder aufgreifen.
    Die einzige Lösung, um dagegen anzugehen scheint mir richtig platzierte Werbung zu sein (auch und vor allem außerhalb der etablierten Community),
    welche das Image des modernen Hörspiels ein wenig aufpoliert, einfach Präsenz zeigt und vor allem mit dem "Kinderkram"-Vorurteil aufräumt.
    Es ist doch einfach so: Was nicht im Fernsehen beworben wird, das existiert für Otto Durchnittskonsumenten schlichtweg nicht oder ist es nicht wert, beachtet zu werden.
    Das Argument "Hörspiele sind zu teuer" zieht alleine nicht, das war z.B. zu beobachten, als die hiesige (gut frequentierte) Tanke umme Ecke einen Karton voll "Kommissar Dobranski - Russisch Brot" verschenkt hat. Stand prominent platziert im Verkaufsraum und jeder konnte sich bedienen. Der Karton (ja, es war immer derselbe) stand dort Monate lang und landete schließlich - noch immer zu drei Vierteln voll - in der Tonne.
    "Wen interessieren eigentlich Hörspiele?" ist nicht nur eine gute, sondern die essenzielle Frage.