Warum gibt es kaum kommerzielle Comedy-Hörspiele?

  • Das macht mich ja jetzt fast neugierig auf die "Ferienbande". :D
    Ich denke mal, als bisherige Erkenntnis aus der Diskussion lässt sich festhalten, dass Comedy-Hörspiele in erster Linie andere "ernste" Hörspiele parodieren müssen, was Markt und Möglichkeiten eben stark eingrenzt.

  • Ja, du warst eben ein intelligentes Kind. Ich hingegen war den TKKG-Geschichten immer sehr dankbar, da diese für mich intellektuell überschaubar waren - im Gegensatz zu mancher ???-Folge.

    Ich bin weit davon entfernt, mich auf diese Weise selbst zu erhöhen. Grundsätzlich war meine Anmerkung zur Betrachtungsweise von TKKG ja auch mit einem deutlichen Augenzwinkern versehen. Fakt ist: Die "Drei ???" habe ich früher auch nicht unbedingt "intellektuell erfasst". Deshalb wundere ich mich bei so mancher alten Folge heute, warum mir deren Schwächen nicht schon eher aufgefallen sind.


    Ich habe TKKG immer als sehr "spießbürgerlich deutsch" empfunden. In die Verlegenheit konnten die "???" im Vergleich dazu gar nicht kommen, weil sie ja in den fernen USA beheimatet sind. Und ich habe eben nie verstanden, was so toll sein soll an einem Muskelprotz wie Tarzan/Tim, der ja im Grunde genommen genau den obrigkeitshörigen, Lehrern in den Arsch kriechenden Schleimer verkörpert, den wir in der Schule absolut gehasst hätten.

  • Deine Bescheidenheit ehrt dich natürlich.
    Mal ehrlich: Wer als Kind TKKG verschmähte, war schon intelligenter gestrickt als ich Seppel, der gerne so wie Tarzan gewesen wäre.


    An dieser Stelle will ich mal auf Heinz Strunks "Trittschall im Kriechkeller" hinweisen. Hat teilweise Hörspielcharakter und ich für meinen Teil verehre Heinz Strunk sehr!

  • dass Comedy-Hörspiele in erster Linie andere "ernste" Hörspiele parodieren müssen

    Um Alf zu zitieren "ääähm - falsch!"


    Witzig geht auch ohne "nur" Verarschung oder generell klar zugeteilte Fremdreferenzen...


    ...dafür ist Humor viel zu bunt!!


    ...und obendrein für mich mit das Spannendste, was es am Menschsein überhaupt gibt.


    Es ist so geil zu erleben, wie ungeahnt Gags zünden können und man von - im Vorfeld - "sicheren" Pointen Grabesstille aus dem Publikum bekommt...


    ...immer wieder geil diese unerwarteten Erfahrungen!


  • Zufällig ja.


    Kannst dich ja mal bei Kai Lüftner erkundigen. Obwohl ich mal vermute das der Hörverlag da selber schuld ist, bei 14,95€ für eine Hörspiel-CD.


    Muss ich nicht. :D


    Soweit ich weiß hätte man die Serie durchaus fortsetzen können, ohne Miese zu machen. Das ist aber eh Schnee von gestern.

  • Der Hörverlag hatte auch mal einen Testballon bzgl . Comedy-Hörspiel gestartet.


    Wupp - Die Dimensionsjäger, die dann nach 2 Folgen brutalst abgestürzt sind.


    War die Serie denn GUT?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Mal ehrlich: Wer als Kind TKKG verschmähte, war schon intelligenter gestrickt als ich Seppel, der gerne so wie Tarzan gewesen wäre.

    Ich war in erster Linie einfach mal nur ein Kind, das von Vorurteilen betroffen war, wie sie eben bei TKKG besonders gern breit getreten wurden. Ansonsten ist das meiner Meinung nach auch schlicht eine Frage, womit man zuerst in Berührung kommt. Bei mir waren das zufällig die "Drei ???". Hätte ich hingegen zuerst eine TKKG-Kassette geschenkt bekommen, wäre meine Konditionierung vielleicht ganz anders ausgefallen, wer weiß.

  • Grundsätzlich ja, aber "in" ist doch seit geraumer Zeit schon vor allem die (mehr oder minder gut gemachte) Parodie - bis hin zu dem Punkt, an dem Komiker andere Komiker nachmachen.

    Mir wurscht was in ist... das sagt doch mehr über Rezipienten, als über den Humor... der bleibt großartig vielfältig!


    ...und es gibt massenhaft gute witzige Leute und Geschichte, ob auf Bühne, Geschrieben oder auf Silberling.

  • Ich war in erster Linie einfach mal nur ein Kind, das von Vorurteilen betroffen war, wie sie eben bei TKKG besonders gern breit getreten wurden. Ansonsten ist das meiner Meinung nach auch schlicht eine Frage, womit man zuerst in Berührung kommt. Bei mir waren das zufällig die "Drei ???". Hätte ich hingegen zuerst eine TKKG-Kassette geschenkt bekommen, wäre meine Konditionierung vielleicht ganz anders ausgefallen, wer weiß.


    Waren deine Eltern Rocker? Oder warum warst du von TKKG-Vorurteilen betroffen? :P


    Letzten Endes waren die ??? aber immer besser als TKKG. Auch wenn ich immer nur die Hälfte begriffen habe .......

  • Na ja, es war ja auch nicht so, dass ich die ???-Folgen notwendigerweise begriffen hätte. ;)
    Und, nein, meine Eltern waren keine Rocker, aber ich bin körperbehindert und habe daher so meine Erfahrungen damit, nach dem äußeren Anschein ungerecht und falsch beurteilt zu werden. Deshalb konnte ich mit dem TKKG-Prinzip "Verbrecher ist, wer danach aussieht" nie etwas anfangen.

  • Na ja, es war ja auch nicht so, dass ich die ???-Folgen notwendigerweise begriffen hätte. ;)
    Und, nein, meine Eltern waren keine Rocker, aber ich bin körperbehindert und habe daher so meine Erfahrungen damit, nach dem äußeren Anschein ungerecht und falsch beurteilt zu werden. Deshalb konnte ich mit dem TKKG-Prinzip "Verbrecher ist, wer danach aussieht" nie etwas anfangen.


    Ja, da gebe ich dir vollkommen Recht. Selbst der letzte Idiot wusste schon, wer der Täter ist, wenn die einen schiefen Mund oder schmalzige Haare hatten, war ja schon alles klar.
    Allerdings sind körperbehinderte Kinder bei TKKG immer gut weggekommen, von wegen Mut machen und helfen und so.
    Insofern waren/sind TKKG da Vorreiter, was die Realsatire betrifft.

  • Womit wir wieder beim Thema wären, dass sich TKKG eben wunderbar zur Verarsche eignet.


    Dass Behinderte (Kinder) bei TKKG im landläufigen Sinne "gut wegkommen", kann ich mir zwar lebhaft vorstellen, aber ich glaube, dass deren Darstellung dann ebenfalls TKKG-typisch plakativ sein dürfte. Ohne jetzt irgendeinen Beleg dafür zu haben, tippe ich mal, dass behinderten Kindern bei TKKG klischeehaft die Rolle von Opfern zukommt: Schüchtern, von Schulrowdys gehänselt, von Tim/Tarzan gerettet/beschützt, von Gaby bedauert. Richtig?


    Und was die Frage nach der Vielschichtigkeit von Humor angeht: Ich bin der letzte, der in diesem Punkt irgendeiner Einengung das Wort redet. Ich finde nur, wenn es um die Frage geht, warum es so wenige kommerzielle Comedy-Hörspiele gibt, dann muss man schon schauen, welche Art Humor aktuell gefragt ist und welche Art Humor sich in einem Hörspiel überhaupt transportieren lässt. (Buster-Keaton-Hörspiele wären bestimmt ein hochintellektueller Gag, aber ich bezweifle irgendwie, dass sie kommerziell erfolgreich wären ...) ;)

  • Und was die Frage nach der Vielschichtigkeit von Humor angeht: Ich bin der letzte, der in diesem Punkt irgendeiner Einengung das Wort redet. Ich finde nur, wenn es um die Frage geht, warum es so wenige kommerzielle Comedy-Hörspiele gibt, dann muss man schon schauen, welche Art Humor aktuell gefragt ist und welche Art Humor sich in einem Hörspiel überhaupt transportieren lässt.

    Da haste Recht... also bezüglich der eigentlichen Ausgangsfrage nach der Kommerzialität...


    Allerdings beharre ich weiterhin auf die Vielschichtigkeit, auch bezüglich des Mediums.
    Hörspiele sind ein Medium des gesprochenen, obendrein inszenierten Wortes... wo wäre Humor besser angesiedelt als genau hier?

  • Es gibt schlicht keine leisen Komiker mehr, die wirklich Witz haben. Mit Loriot ist der letzte deutsche Vertreter dieses Genres gestorben.


    Naja, so "leise" war Loriot nun auch wieder nicht. Er hatte humoristisches Niveau, aber er war keineswegs immer ein Leisetreter. Und auch Loriot funktioniert fast nie ohne Optik.


    Wer ohne bewegtes Bild "funktioniert", ist z.B. Gerhard Polt mit seinem Bühnenprogramm von 2003 (auf zwei DVDs erschienen). Die kann man auch mit geschlossenen Augen ohne Humorverlust genießen Auf der anderen Seite der Skala wäre dann beispielsweise Fips Asmussen mit seinem brachialen Bierzelt-Humor, der schon viele goldene Schallplatten besitzt. Und auch Otto klappt recht gut ohne Bild, der hat ja in den 80'ern auch an die zehn Schallplatten veröffentlicht.


    Allerdings sind das alles keine Beispiele für Hörspiele.


    Fakt ist: Die "Drei ???" habe ich früher auch nicht unbedingt "intellektuell erfasst".

    Ging mir mitunter ähnlich, weswegen man sich allerdings nicht zu schämen braucht. Denn gerade die Stoffe, die Komplexität und die Geschichten der klassischen ersten paar dutzend Folgen sind für Kinder oft viel zu hoch angesetzt (oder ich bin als Kind zu doof gewesen). Aber viele der Rätzel oder die Ausdrucksweise von Justus oder Erzähler Hitchcock sind doch eher für Jugendliche geeignet. Wenn ich z.B. an die gefährliche Erbschaft und das dortige Rätzel denke, MacBeth und die ganzen Hintergrundinformationen, da ist es nicht verwerflich als acht oder neunjähriger mitunter nur Bahnhof zu verstehen. Oder beim Superpapageien, die ganzen Charaktere, die der Papagei drauf hat...

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Die Ferienbande finde ich doof. Das ist alles so auf Frühstücksradio-Niveau: sächsischer Dialekt, ständig "Fickificki"-Anspielungen .... das ist ein bissel billig, oder nicht?


    Ich hab' zwar bisher nur Testweise in die ein- oder andere Folge reingehört, kann mich der Beurteilung aber voll und ganz anschließen.
    Auch mit Jack Slaughter kann ich nichts anfangen, das ist mir zu albern. Ich bedauere immernoch, das LPL meine geliebten H.P.Lovecraft-Hörbücher eingestellt hat, aber dieses Zeug weiterproduziert.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."