Warum gibt es kaum kommerzielle Comedy-Hörspiele?

  • Warum gibt es kaum kommerzielle Comedy-Hörspiele? Lohnt sich das Genre nicht? Meiner Meinung nach ist es schon auffällig, dass nichtmal die "Platzhirsche" Comedy-Hörspiele (-Serien) in ihren Programmen haben.


    Was meint ihr? Liegt es nur am "Angebot und Nachfrage"-Prinzip?

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Die Deutschen haben sich die Kunst des Humors abtrainiert. Die meisten "Comedy"-Hörspiele sind ganz einfach überhaupt nicht komisch (z.B. "Heff der Chef"). Man muss noch nicht mal auf besonders intelligentem Niveau operieren, um das Publikum zum schmunzeln zu bringen, aber es gehört ein Gespür für Komik und Timing dazu, das man eben haben bzw. ernsthaft trainieren muss.


    In einem Sketch wie diesem steckt irre viel Arbeit -- aber er zieht dann (zumindest bei Star Wars - Fans mit Humor) auch die Mundwinkel hoch. Die Arbeit muss man sich halt machen, und das können bzw. wollen die Produzenten halt nicht:


    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Humor in einer Hoerspiel-SERIE umzusetzen ist sehr schwer, vorallem, weil in Deutschland die 'Vorlagen' fehlen. Der Comedy-Bereich wird weitestgehend durch Solo-Comedians abgedeckt die sicherlich auch erfolgreich Audio-Produkte verkaufen, aber es ja praktisch keine ausgepraegte deutsche Sit-Com Tradition auf der eine Serie aufbauen koennte (Ausnahme vielleicht 'The Office'-Stromberg-Heff Der Chef). Gute Comedy ist viel Arbeit (=teuer) und erfordert ein professionelles Team (=teuer). Die Veroeffentlichungen von Fernseh-Tonspuren (ALF) war ein Kompromiss, aber selbst dafuer sieht man keinen Markt (mehr).
    Mir gefallen z.B. Genre-Auflockerungen wie die Hamm-Radiotatorte, die ich recht gelungen finde-aber ich brauche jetzt nicht gleich eine 'Comedy-Tatort' Reihe. Die Ferienbande ist ja auch nur fuer 'Insider' und man merkt, dass das Konzept nach den bisherigen Folgen an seine Grenzen stoesst. Ich glaube, dass Comedy verhaeltnismaessig teuer zu produzieren ist und im aktuellen Wettbewerb mit Hoerbuechern/Live-Mitschnitten fast immer den kKerzeren ziehen wuerde.

  • Finde ich auch irgendwie schade, aber wenn ich ordentlich amüsiert werden will, dann leg ich auch das Programm eines Comedians auf. Witzige Hörspiele gibt's leider selten, aber da es genügend gute Comedy Künstler gibt und ich ansonsten dann auch gerne lustige Filme schaue, fühle ich mich ausreichend versorgt.

  • Es ist zwar schade, aber ich glaube Comedy ist ein ganz schweres Genre bei Hörspielen. Es gibt viele Geschmäcker und dann eine Serie zu schaffen, die viele Hörer anspricht und sich dementsprechend gut verkauft ist schwierig. Irgendwie hat sich da nur die Ferienbande und Jack Slaughter durchgesetzt.
    Auch fehlen mir in Deutschland die Serien oder Programme für sowas. Es wird so oft Humor mit der Brechstange angeboten, das kommt wohl bei vielen Leuten an (sonst würden Comedians keine größeren Hallen füllen), aber ich kann damit einfach nichts anfangen.


    Viel interessanter finde ich allerdings die Hörspiele, die etwas schräg und skurill daherkommen und nicht permanent Szenen zum Lachen oder Schmunzeln bieten. Als Beispiel nenne ich mal "Bauern, Bonzen und Bomben". Sowas dürfte es gerne öfters geben.

  • Ich glaube, Comedy-Hörspiele zu machen, ist extrem schwierig, weil man ja auf alle optischen Aspekte verzichten muss. Zudem ist "Comedy" in Deutschland inzwischen fast nur noch klamaukig, und klamaukig bedeutet immer auch, es ist physisch. Selbst Otto Waalkes, der ja durchaus viel mit seiner Stimme macht, transportiert ja sehr viel über Bewegungen, Verrenkungen und Grimassen. Michael Mittermeier zeigt extrem viel Körpereinsatz während einer Bühnenshow und auch Mario Barth etwa lebt ja sehr von den für ihn typischen Posen, sag' ich jetzt mal. Es gibt schlicht keine leisen Komiker mehr, die wirklich Witz haben. Mit Loriot ist der letzte deutsche Vertreter dieses Genres gestorben.

  • Ich glaube nicht, dass es so extrem schwierig ist, sowie man (a) sich einmal klar gemacht hat, wie sowas wirklich geht, und dann (b) nicht versucht, "optische Comedy" nur ohne Bild zu machen. Aber genau daran hakt es.


    Eins meiner absoluten Lieblingsserien ist die Original-Hitchhiker-Serie der BBC. 14 CDs und im genau richtigen Maß *als Hörspiel* komisch. Kann ich immer wieder hören. Aber sie ist halt auch gut geschrieben.

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    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Eins meiner absoluten Lieblingsserien ist die Original-Hitchhiker-Serie der BBC. 14 CDs und im genau richtigen Maß *als Hörspiel* komisch. Kann ich immer wieder hören. Aber sie ist halt auch gut geschrieben.


    Was wiederum absolute Geschmackssache ist und nicht für alle steht. Ich kann dem Hitchhiker nur wenig abgewinnen, irgendwie ist das nicht meins und zu speziell. Und lauen Aufgüssen wie Adams van Ghoot kann ich erst recht nichts abgewinnen.


    Die Scheibenwelt-Hörspiele hätten funktionieren können, wenn sie gut gewesen wären, was nicht der Fall war.

  • Man könnte da auch noch einige andere Werke in den Topf werfen. Zum Beispiel Jack Slaughter oder die Sinclair-Einzelfolge, bei der er in die 80er reist.


    Wahrscheinlich sind die Dinger auch Geschmackssache, aber im Kern denke ich, dass sich reine Comedy eben nicht lohnt, weil das zu langatmig wird. Witz an Witz gereiht funktioniert einfach nicht. Hat man auch bei der Ferienbande gesehen, die besten Folge der Serie vereinen eben starke Witze mit einer sinnvollen Hintergrundgeschichte. Daher müssen die Autoren schon eine Geschichte drum herum packen, um es für mich interessanter zu machen.


    P.S. Die Scheibenwelt ist eigentlich gar nicht so witzig, zumindest die Bücher, sie leben eher von skurrilen Handlungen und im Original von den Formulierungen, die aber bei der Übersetzung so was von zerstört werden ...

  • witz an witz funktioniert nicht? die eins live retter funktionieren formidabel. von so etwas gibt es leider viel zu wenig. wobei comedy natürlich ein sehr weitläufiges feld ist. infantil, sarkastisch oder mit dem holzhammer. da kannst du drei fans was vorspielen und jeder wird es anders finden.

  • da kannst du drei fans was vorspielen und jeder wird es anders finden.


    Das ist für mich der größte Knackpunkt bei der Sache. Der Hörspielmarkt ist einfach zu klein, um so viele Geschmäcker zu bedienen. Man hat dann einfach nicht genug Hörer, die eine bestimmte Comedy Richtung mögen und entsprechende Hörspiele kaufen würden.

  • Vielleicht kommt es mir auch so vor, aber es gibt schon sehr viele Hörspielserien, die vollständig auf die „Schiene“ Humor verzichten. Nicht, dass ich im Horror, SiFi, Fantasy oder Actionbereich zwingend ein paar lustige Sequenzen haben muss, aber in der Film- und TV Branche wird augenscheinlich immer oder sehr oft darauf geachtet, dass man Humor mit reinbringt. Es gibt heute noch kaum einen Actionfilm, wo keine lustigen Dialoge und Szenen eingebaut sind. Humor verkauft sich halt immer noch mit am Günstigsten/Besten. Jeder lacht gerne. Bei den Hörspielserien, die ich so verfolge fällt mir „nur“ Sinclair ein, wo dies immer wieder (erfolgreich) versucht wird. Wie seht Ihr das? Und wie wichtig ist es für Euch unabhängig vom Genre zu schmunzeln oder sagt Ihr euch „ist mir egal“. Klar wenn man lachen will, holt man sich ein HörBUCH aus dem Bereich Comedy, aber ich meine hier nur den HörSPIEL Markt. Gibt es da überhaupt lustige Serien?