Mit welchen Serien wurdet/werdet ihr nie warm?

  • Gestern die letzten beiden Folgen von Dr. Morbius gehört und jetzt kann ich sagen: Mit der Serie kann ich nichts anfangen.
    Keine erkennbare Handlung, die einen Umfang von sechs Folgen für mich rechtfertigen würde, Topsprecher, gute Musik
    und eine ansich gute Produktion bleiben für mich seelenlos und am Ende die Frage: Was wollten uns die Produzenten damit eigentlich sagen ?


  • :uglylol:
    Joot, ok - ja, ich hab ihn reanimiert :)


    Also: Dreckige Zigeuner, brennenden Zigeuner - ja, die 80er waren schon Hardcore und natürlich nix mehr für den heute weichgespülten Poltical Correctness Süchtling :lolz:
    Aber ernsthaft: Natürlich sind die Fünf Freunde und auch TKKG sehr, sehr, seeeeeeeehr, sehr, sehr, sehr klischeetriefend - ja. Und? Bleiben wir mal bei den Blyton'schen Fünf Freunden: Da waren Zigeuner halt verdächtig, es wurde oft wortwörtlich von "diesen unheimlichen Ausländern" gesprochen. Böse aber auch - und jetzt kommt das Reflektieren zum Tragen: Enid Blyton lebte wann? Ah ja, danke, Frau Wiki: 1897 - 1968.


    Das heißt jetzt was?
    Röchtöööch: Gänzlich, komplett, total anderer Zeitgeist.
    Natürlich wären derartige Beschreibungen von kontemporären Autoren eher zweifelhaft, aber jeder Autor ist auch in seiner Zeit, seiner Epoche verwurzelt und damals hieß es eben nicht "Guten Morgen, Herr Professorin", "horizontal herausgeforderte Individuen", Maximalpigmentierte und Rotationseuropäer, sondern Neger, Zigeuner etc. Die Autoren können doch nicht ahnen, daß ein gutes Jahrhundert später irgendwer dem sprachlichen Mainstream derartig ins Gehirn kackt, daß es eben derartige Stilblüten gibt wie "Verlag streicht 'Negerlein' aus Preußlers 'kleiner Hexe'", "es heißt aber *DAS* liebe Gott* und der jetzt eingeführte "Herr Professorin", "Herr Dekanin" etc. an der Uni Leipzig.


    Ein Anpassen an den politisch-korrekten Sprachgebrauch der jeweiligen Epoche halte ich persönlich für ein eine Exhumierung und Schändung des/der Autor(in) post mortem.
    Verdammt, es sind Zeitdokumente - man lernt sie einzuordnen. Wie tausende anderer Hörer bin ich auch mit Aggro-Tim, Julian, Anne, George, Timmy, Tom & Locke etc. aufgewachsen und habe keine Dauer-Erektion im rechten Arm. Huch, wie kommt's bloß?


    Es ist imho die gottverdammte Plficht auch der Eltern, ihren Kindern einen Einordnungsrahmen dafür zu schaffen, mit ihnen darüber zu *sprechen*. Aber scheinbar ist es "in der Mitte der Gesellschaft angekommen", daß Eltern sein mittlerweile nur noch heißt: Hier, Staat, ich hab geworfen. Gib Kohle und kümmer dich um dat scheiß Blag!".


    In sofern:
    Pro Zigeuner, Karlo Krawallske & pockennarbige Unholde bei den Fünf Freunden, TKKG & Co!

  • Da stimme ich absolut zu. Ich finde, als "Erziehungsverplichter" gehört es zu den Aufgaben, Kindern zu sagen: "Früher hat man das eben so gesagt und heute sagt man es aus den und den Gründen nicht mehr." Nix schneiden, nix Wörter ersetzen, nix neu synchronisieren - lassen und damit auseinandersetzen.

  • Nix schneiden, nix Wörter ersetzen, nix neu synchronisieren


    Och, kommt immer darauf an. Wenn z.B. bei Pippi Langstrumpf statt "Negerkönig" nun "Südseekönig" verwendet wird - who cares ? Paßt doch. Wenn die neuen Worte aber hyper-politisch korrekte Wortungetüme sind, die gar nicht passen halte ich von Veränderungen auch nichts. Man stelle sich nur mal vor, bei Dracula wären die Teil-Untergebenen keine Zigeuner mehr, sondern Sinti und Roma oder was da jetzt gerade passend wäre.


    Da lob ich mir beispielsweise die aktuelle Larry Brent Neuvertonung von R&B - da sind die Zigeuner immernoch Zigeuner :]

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Ich kann dem prof da nur zustimmen, mir kommt bei solchen nachträglichen anpassungen immer 1984 in den sinn... die damalige literatur ist ja nicht nur innerhalb des damaligen kontext zu sehen und verstehen, sie hilft ja gerade auch dabei, ihn zu verstehen. man könnte ja auch mal onkel toms hütte etwas anpassen, über sklaverei wird ja heute von uns aufgeklärten exherren eher ungern thematisiert...


    kurz ot: leider ist die geschichte über herr professorin eine ente, die sogar von den großen zeitschriften verbreitet wird. in der uni-grundordnung wird künftig statt professor-/in nur professorin verwendet, so wie in der guten alten zeit (achtung, sarkasmus) professor für beide geschlechter verwendet wurde. das hat aber mit den bezeichnungen im dienst überhaupt nix zu tun...nachzulesen zb hier: http://www.bildblog.de/49640/mein-lieber-frau-gesangsverein/

    The gods have never bothered much about judging the souls of the dead, and so people only go to hell if that's where they believe, in their deepest heart, that they deserve to go. Which they won't do if they don't know about it. This explains why it is so important to shoot missionaries on sight.

  • Hör mir auf, über das leidige Thema sind mir allein in den letzten Tagen weit über 100 Mails aus der Übersetzer-Mailingliste hereingeflattert, weil die werten Kolleginnen und Kollegen einfach nicht gerafft haben, dass es sich um ein einziges Dokument handelt und nicht um verbindliche Sprachvorschriften für die gesamte Universität Leipzig! Ich finde, das kann man mal so machen mit der weiblichen Form - ist halt nur ungewohnt. Klar, das ruft jetzt natürlich gleich wieder irgendwelche Puristen und sonstige Spaßvögel auf den Plan, die das überflüssigerweise mit fiktiven Beispielen aus Absurdistan anreichern und aufbauschen, aber aus meiner Sicht haben bzw. hätten die weitaus meisten deutschen Muttersprachler erst mal genug damit zu tun, Zusammen- und Getrenntschreibung, Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung, konsequente Durchkopplung von Komposita mit Bindestrichen und Doppel-s und ß auf die Reihe zu kriegen, ehe sie sich als Gralshüter der deutschen Sprache aufspielen dürfen.

  • Also: Dreckige Zigeuner, brennenden Zigeuner - ja, die 80er waren schon Hardcore und natürlich nix mehr für den heute weichgespülten Poltical Correctness Süchtling :lolz:
    Aber ernsthaft: Natürlich sind die Fünf Freunde und auch TKKG sehr, sehr, seeeeeeeehr, sehr, sehr, sehr klischeetriefend - ja. Und? Bleiben wir mal bei den Blyton'schen Fünf Freunden: Da waren Zigeuner halt verdächtig, es wurde oft wortwörtlich von "diesen unheimlichen Ausländern" gesprochen. Böse aber auch - und jetzt kommt das Reflektieren zum Tragen: Enid Blyton lebte wann? Ah ja, danke, Frau Wiki: 1897 - 1968.


    Das heißt jetzt was?
    Röchtöööch: Gänzlich, komplett, total anderer Zeitgeist!


    Bei Enid Blytons Weltsicht kam noch dazu, dass das "wandernde Volk" in ENGLAND zudem noch viel weniger zum Alltagsgeschehen gehörte als auf dem Kontinent.


    Und wie man einer Figur, die als Mitglied dieses Volkes solchen Vorurteilen gegenübersteht, im heutigen Sinne ohne PC Leben einhaucht, ist recht gut in diesem Blogeintrag zu "Tzigan" Grischa Romen beschrieben. Es muss ja nicht entweder Roma oder "Zigeuner als Schimpfwort" sein.


    Komischerweise regt man sich ja nur in bestimmten Gebieten über sowas auf, andere bleiben völlig unangefochten.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ja, wenn irgendwo an einer Uni so ein Testballon mit dem generischen Femininum fliegen gelassen wird, kriegen bestimmte Journalistinnen und Journalisten immer gleich Verbaldurchfall (Ablauf und Gründe beleuchte ich auf meiner Homepage). Aber dass zugleich Wörter wie "Spasti", "Missgeburt" etc. in gewissen Medien und Kreisen absolut salonfähig gemacht wurden, registriert anscheinend kaum jemand.

  • PedSchi : Da sieht man mal wieder, wie halbgar und scheinheilig die ganze PC-Debatte in Deutschland geführt wird. Letztens wurde in einer Reportage im WDR (sic!) allen Ernstes von Eskimos geredet. ich dachte, es hackt!


    Mal ne doofe Frage: Sind bei Blyton denn wirklich Roma gemeint, oder nicht doch eher die Pavee oder "Travellers", eine keltische Bevölkerungsgruppe, die vor allem in Irland und dem UK verbreitet ist und vom Lebensstil und vom Ansehen her unseren "Zigeunern" durchaus vergleichbar sind?

  • Na ja, mich kümmert es im Prinzip nicht, was RTL II & Co. an Sprache unters dumme Volk bringen bzw. ich würde nicht wollen, dass das irgendwie "politisch korrekt" abgebügelt wird (womöglich noch mit Pieptönen oder so). Ich sage mir, das ist eben der Zeitgeist in einem gewissen Bereich - bedauerlich zwar, aber bitte tunlichst nicht zu zensieren.


    Was das "fahrende Volk" bei Blython angeht, habe ich mich auch sofort gefragt, ob es dabei nicht eigentlich um die "Travellers" geht. Ich würde sogar vermuten, es geht im Original um diese Gruppierung und das wurde in der Übersetzung nur "eingedeutscht".

  • Ich finde, es ist absolut okay Kinderbücher dem Zeitgeist anzupassen. Bei "Die kleine Hexe" zum Beispiel geschah das ja auch mit dem Segen des Autors.
    Der Verleger meint dazu:

    Zitat

    Es sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet Willberg den Schritt. „Nur so bleiben sie zeitlos.“
    http://www.taz.de/!108466/


    Bei Erwachsenenbüchern ist das natürlich etwas anderes, mögen demjenigen die Finger abfaulen, der Lovecraft anrührt!

  • Bei Erwachsenenbüchern ist das natürlich etwas anderes, mögen demjenigen die Finger abfaulen, der Lovecraft anrührt!


    Ja, wobei das schon deshalb abzulehnen wäre, weil hier ja ein größerer Aufwand zur anpassung nötig wäre. Bei Pippi Langstrumpf oder der kleinen Hexe werden ja lediglich einzelne, wenige Wörter ausgetauscht. Bei Lovecraft hingegen werden ja keine politisch unkorrekten Wörter verwand (jedenfalls nicht in der deutschen Übersetzung), da äußert sich die politische Unkorrektheit eher in einzelnen, kurzen Passagen, und die kann man ja nicht mal so eben austauschen.
    Des weiteren sind die "unpassenden Geisteshaltungen" bei Lovecraft ja eher in seinen direkten Äußerungen und Ansichten zu finden, weniger in seinen Romanen.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Ach doch, in den Romanen ist doch desöfteren von "ausländischem Gesindel", entmenschlichten Eingeborenenstämmen, etc. die Rede.
    "Das Fremde" an sich war eben sein Steckenpferd und da gehörten seinerzeit eben auch die unheimlichen, "gemischtrassigen Gelichter" dazu.

  • Ach doch, in den Romanen ist doch desöfteren von "ausländischem Gesindel", entmenschlichten Eingeborenenstämmen, etc. die Rede.


    Ja, aber das ist ja immernoch ein Level unterhalb von einzelnen, heute als ungeeignet angesehenen Begriffen. Natürlich könnte man auch dies überarbeiten, wenn man wollte, aber es wäre eben mehr, als nur einen Begriff durch einen anderen zu ersetzen, eben auch weil es bei Lovecraft ja meist nicht nur bei dem "ausländischem Gesindel" u.ä. bleibt, sondern dies meist über mehrere Sätze ausgeführt und erklärt wird.


    Übrigens wird Lovecraft soweit ich weiß in seinem persönlichen, früheren Briefverkehr wesentlich deutlicher in seiner Haltung gegenüber Negern, Juden, etc. als es in seinen Romanen der Fall ist.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Ich muss mich jetzt mal revidieren, ich schrieb mal das ich mit Karl May Hörspielen nichts anfangen kann. Letzte Woche habe ich noch mal einen Versuch mit den Europa Originalen gestartet und habe mir Winnetou I und II angehört und irgendwie konnte ich mich darauf einlassen und die Folgen haben mich widererwartend gut gefallen. Darafuhin habe ich die Box Mein Freund Winnetou bestellt (echt schickes Teil, schöner Eyecatcher).


    Gestern Abend dann mit dem Schatz im Silbersee eingeschlafen und die Folge gefiel mir noch besser als Winnetou von Europa. Keine Ahnung was da los ist mit mir. Schon alleine die Erzälstimme von Hans Paetsch hat mich direkt in den Bann gezogen und dann auch noch Joachim Wolff als Tante Dolle, da erinnerte ich mich gleich an den sprechenden Totenkopf. Herrlich! =)