"Komplexere Qualität in Serien ist uninteressant"

  • wieder ein Blick gen Amerika... grade Serienuniversen ermöglichen (bei entsprechender Gedult des Publikums) oft großartige, komplexere Strukturen, die bspw. in Filmen gar nicht möglich wären... außer natürlich man begibt sich (geschickt!) in symbolische Sphären (Surreales alla Lynch) oder durch tolle/dichte Skripte (Tiefen/Vielschichten alla FightClub)... aber in Serien ist halt doch noch mehr möglich, weil man den Charakteren Platz (Raum und Zeit) bietet sich "großflächiger" wie vielschichtiger zu entwickeln... aktuelles Lieblingsbeispiel von mir ist BreakingBad... das ist einfach so verdammt gut geschrieben... da bietet jede Folge basierend auf den Entwicklungen zuvor so viel Potenzial, das durch innovative Ideen der Schreiber auch voll ausgeschöpft wird, ohne das "Universum" BB zu verlassen und unlogisch, wirr oder nicht nachvollziehbar zu werden... im Hörspielbereich wird das sicher auch oft (gerade heute) nicht mehr angepackt, weil sichs eben nicht verkauft... würde sonst die schwarze Sonne auf der 10 stillstehen?


    es muss einfach viel zusammenkommen... gute Schreiberlinge mit frischen (ständig frischen) Ideen, der Mut der Macher anspruchsvollen Geschichten Platz einzuräumen (Stichwort finanzielles Risiko) und natürlich auch eine gewisse Gedult der Zuhörer... wobei das natürlich nicht vor Irrungen und Wirrungen oder das Gegenteil (Verwässerung) der Geschichte schützen soll... grade Burns hat da leider in der Vergangenheit meinem Ohr nach die eine oder andere Abzweigung zuviel genommen... leider...

  • Ich glaube, dass es die Vielschichtigkeit ist, oder "Komplexität", wie hier im Threadtitel beschrieben. Das, was in der Seele eines kleinen Mädchens passiert, das gerade durch ein Schwersttrauma gegangen ist (vom Milchholen nach Hause --> ganze Familie tot und die Killer noch in der Wohnung), wird halt genauso ernsthaft dargestellt wie Léons Job. Alles ist da, von Angstzuständen über Rachephantasien über Verdrängung, Suche nach Vaterfiguren und Lolitaimpulsen. Je öfter man den Film sieht, desto wichtiger werden diese Charakterfragen, denn die Handlung kennt man ja schon. Es gibt mehrere Formen von Kultfilmen: die, die wie "Rocky Horror Picture Show" den Spektakel- und Kultszeneneffekt bedienen (Reis, Baby), und die, in die Leute aus anderen Gründen ins Kino pilgerten (inzwischen ist das Wieder-ins-Kino-gehen allerdings stark aufs Heimkino verlagert).


    Überträgt man den Gedanken auf Hörspiele, gibt es dort ja sicher auch solche Effekte. Hoffe ich, jedenfalls. Hörspiele, die nicht nur einmal gehört werden müssen, um ihre volle Wirkung zu entfalten — und zwar nicht weil man muss ("hä, nicht verstanden, nochmal hören"), sondern weil man es will ("irgendwie habe ich wieder Lust auf genau dieses HSP hier"). Und in denen man dann sozusagen eine zweite und dritte Story entdeckt, die genauso wichtig ist oder wichtiger wird als der Hauptplot.


    My point precisely. Einen Nachteil hat die Sache allerdings (wenn man das so sehen will): Nebenbeihören kannste vergessen. Das, was die "Welt" in einer Werbeserie letztes Jahr so treffend beschrieb, "ich checke meine Mails, während ich mit meiner Mutter telefoniere und das Chatfenster auf fb offenhalte" (sinngemäß), versperrt einem exakt diesen Zugang zu Stoffen, die auf diese Weise vielschichtig sind. Das Multitasking funktioniert ohne Frustrationen nur gut mit Stories, die nicht die volle Aufmerksamkeit fordern.


    Daher mein zugegebenermaßen etwas überspitzte Ergänzung der Threadthese um den Relativsatz "... für Hörer, die sich keine Zeit für das Hörspiel nehmen (wollen) oder die Vielschichtigkeit ohnehin nicht wahrnehmen".


    (Fader duckt sich schonmal wegen der hoffentlich kommenden Wurfgeschosse)

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Zitat

    Daher mein zugegebenermaßen etwas überspitzte Ergänzung der Threadthese um den Relativsatz "... für Hörer, die sich keine Zeit für das Hörspiel nehmen (wollen) oder die Vielschichtigkeit ohnehin nicht wahrnehmen".




    (Fader duckt sich schonmal wegen der hoffentlich kommenden Wurfgeschosse)

    Was für Wurfgeschosse? Genau das ist es.
    Nebenbeihören ist der Feind der Komplexität.


    Das ideale Hörspiel wäre demnach eines, das auf der Oberfläche die Nebenbeihörer bedient und außerdem einen oder mehrere Subtexte bietet, an dem(denen sich der Nochmalhörer beim neuerlichen Konsumieren abarbeiten und delektieren kann. Wenn ich aber was für mein Geld geboten haben möchte, sollte ich (als Hörer) wohl darauf erpicht sein, dass sich ein Hörspiel auch öfter als einmal mit Gewinn hören lässt. (Da stellt sich dann nur die Frage, ob dieser "Bedarf" hörerseitig eigentlich eingefordert wird? Oder ob "der Hörer" das irgendwie anders sieht ...?) :rolleyes:


    (Und warum eigentlich hoffentlich? Aua ist schön?) ;)

  • My point precisely. Einen Nachteil hat die Sache allerdings (wenn man das so sehen will): Nebenbeihören kannste vergessen. Das, was die "Welt" in einer Werbeserie letztes Jahr so treffend beschrieb, "ich checke meine Mails, während ich mit meiner Mutter telefoniere und das Chatfenster auf fb offenhalte" (sinngemäß), versperrt einem exakt diesen Zugang zu Stoffen, die auf diese Weise vielschichtig sind. Das Multitasking funktioniert ohne Frustrationen nur gut mit Stories, die nicht die volle Aufmerksamkeit fordern.


    Daher mein zugegebenermaßen etwas überspitzte Ergänzung der Threadthese um den Relativsatz "... für Hörer, die sich keine Zeit für das Hörspiel nehmen (wollen) oder die Vielschichtigkeit ohnehin nicht wahrnehmen".


    (Fader duckt sich schonmal wegen der hoffentlich kommenden Wurfgeschosse)

    Also ich höre meine Hörspiele grundsätzlich nur nebenbei, wenn ich sie schon kenne. Denn nur dann entgeht mir nichts mehr. Und ich liebe es geradezu wenn es ein komplexes Hörspiel ist. Gerne darf es einen roten Faden im Hintergrund geben, der sich durch mehrere Folgen zieht.
    Das macht mir erst so richtig Spaß beim Hören. So einen kleinen Aha-Effekt in Sachen „Hey, das wurde doch in Folge 2 schon mal angedeutet“ habe ich jedenfalls ganz gerne.


    Mir graut es davor ein Hörspiel zu kaufen, dass eventuell auf das nebenbei Hören ausgerichtet ist.
    Wenn ich mir dann mal Zeit fürs intensive Hören nehmen würde, schmeiße ich das Hörspiel wahrscheinlich danach in die Tonne, weil ich merke, dass es keinen „Nährwert“ hat und total "flach" ist.
    Da stimme ich brudervomweber zu. Ich möchte ein Hörspiel mit Gewinn.

  • Was für Wurfgeschosse? Genau das ist es.
    Nebenbeihören ist der Feind der Komplexität.


    Das ideale Hörspiel wäre demnach eines, das auf der Oberfläche die Nebenbeihörer bedient und außerdem einen oder mehrere Subtexte bietet, an dem(denen sich der Nochmalhörer beim neuerlichen Konsumieren abarbeiten und delektieren kann. Wenn ich aber was für mein Geld geboten haben möchte, sollte ich (als Hörer) wohl darauf erpicht sein, dass sich ein Hörspiel auch öfter als einmal mit Gewinn hören lässt. (Da stellt sich dann nur die Frage, ob dieser "Bedarf" hörerseitig eigentlich eingefordert wird? Oder ob "der Hörer" das irgendwie anders sieht ...?) :rolleyes:


    (Und warum eigentlich hoffentlich? Aua ist schön?) ;)


    Ich hoffe, dass es doch weniger Fans gibt, die Hörspiele idR als Soundtapete benutzen, und dass die protestieren und andere Gründe liefern, weswegen sie denken, dass komplexere Serien so wenig erfolgreich sind. Wurfgeschosse = Antworten.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Zitat

    Ich hoffe, dass es doch weniger Fans gibt, die Hörspiele idR als
    Soundtapete benutzen, und dass die protestieren und andere Gründe
    liefern, weswegen sie denken, dass komplexere Serien so wenig
    erfolgreich sind. Wurfgeschosse = Antworten.

    Ich vermute, dass der Prozentsatz der Soundtapetenhörer hier im Forum vergleichsweise gering sein dürfte.
    Warum sollte man Zeit darauf verwenden, über Dinge zu konversieren, auf deren Konsum man nicht einmal Zeit und Sorgfalt verwenden möchte?


    Um aber einen ja schon angesprochenen Aspekt nochmal aufzukochen: Was auf Konsumentenseite hauptsächlich gegen handlungskomplexe Serien sprechen dürfte, ist die Tatsache, dass (zumindest inzwischen) die Sorge, dass die komplexe Handlung eben über zig Folgen führen muss und im Katastrophenfall nicht zu Ende geführt werden kann bzw. zu Beginn der Serie möglicherweise noch überhaupt nicht zu Ende gedacht worden ist und schließlich mitten im Spannungsbogen abbricht, weil sie leider eingestellt werden muss. Wäre ja nicht das erste Mal, das das passiert. Und die gebrannten Kinder werden dann eher zögern, die gerade abgeheilten Fingerkuppen gleich an das nächste heiße Eisen zu legen.


    Um dem abzuhelfen, bleibt also eigentlich nur, das Ende bereits am Anfang im Blick zu haben (also gleich zu Beginn klar zu machen, über wie viele Folgen die Serie läuft bzw. bis wann die offenen Fragen/Fäden beantwortet/zusammengeführt werden - anders hält man als Macher dem Hörer auf ungewisse Zeit der Mohrrübe vor die Nase und muss hoffen, dass diese tatsächlich treudoof hinterherlaufen und nicht irgendwann den Appetit daran verlieren).


    Das spricht natürlich gewissermaßen gegen eine breite, aber nicht gegen eine tiefe Komplexität - heißt: anstatt eine Handlung in die Länge zu ziehen oder episch breit auszuführen, könnte man auch narrativ und dramaturgisch verdichten und zum Beispiel Handlungsebenen überlagern oder Perspektiven changieren. Dann wird es allerdings schwierig, den Soundtapetenansprüchen zu genügen, um hier mitzukommen, müsste man dann aufmerksam zuhören. Und falls die Masse der Kunden eben Soundtapete haben will (was ich nicht weiß) , wäre das dann auch für eine solche Komplexität der Todesstoß.

  • Ohne jetzt alles nochmal zu lesen (im Grunde genommen auch ein Indiz dafür, dass man auch- zumindest ich- Threads ab einem bestimmten Komplexitätsgrad nicht mehr ganz so detalliert konsumiert), weil Breaking Bad erwähnt wurde: Auch ich liebe die Serie, aber ich halte sie nicht für komplex, komplex im Sinne von huch, wir sollten unsere Zuschauer prophylaktisch auf eine gewisse inhaltliche Schwere hinweisen.


    Ich finde, man kann auch sie zu einem gewissen Grad nebenbei konsumieren. Es gibt mehrere Handlungsebenen, aber keine ist undurchschaubar. Was für mich da komplex bedeutet, sind die Emotionen der Figuren. Warum tun sie das, was sie tun oder warum schaut der Typ jetzt grad so komisch? Ist halt nicht wie bei GZSZ, wo natürlich klar ist: Max schaut traurig, weil Lydia ihm nen Korb gegeben hat, noch zwei weitere Gesichtsausdrücke für andere Situationen (die Szene-Kneipe ist abgebrannt; verschollener Vater taucht nach 20 Jahren wieder auf) und fertig ist das verlangte Schauspielrepertoire.
    Also, ich würde Breaking Bad nicht komplex nennen. Auch eine Hörspielserie in diesem Schweregrad nicht.


    Möglicherweise liegt es auch der visuellen Komponente, denn ich selbst neige eher dazu, mir eine achsokomplexe Serie MIT Bild reinzuziehen als ein gewichtigeres Hörspiel. Ich glaube, durch das fehlende Bild hat man einen mehr oder weniger großen Extraarbeitsaufwand, um die Geschichte zu begreifen (damit meine ich nicht mal irgendwelche größeren Strukturen, sondern einfach nur- wer spricht grade mit wem und wo und warum). Wenn dann noch das eigentliche Thema des Hörspiels zu schwer (kann ja auch sein: zu dunkel, zu traurig o.ä.), dann ergibt das quasi doppelten Aufwand. Und der kann vielleicht dann zuviel sein, schon beim Kaufvorgang oder generell der Idee: Bin ich ein Mensch, der Hörspiele kaufen würde?

  • Was für mich da komplex bedeutet, sind die Emotionen der Figuren.

    Im Grunde hast du das getroffen, was ich hinterrücks eigentlich sagen wollte... es gibt einfach verschiedene Arten von Komplexität... das muss nicht immer die Verschachtelung verschiedener Handlungsebenen sein, oder wat-weiß-ich Zeitsprünge usw... der Begriff lässt sich meiner Meinung nach auch auf die Entwicklung von Charakteren und emotionale "Amorphitäten" (ja ich weiß das Wort gibts nicht) oder undurchsichtige Beweggründe der Personen usw. beziehen...

  • Man liest in solchen Schlüsselmomenten ja viel im Gesicht, versucht zu deuten, entweder wenn ein wichtiger Wendepunkt der Handlung gerade passiert ist und nun- vom Zuschauer und dem Protagonisten gleichermaßen- verarbeitet werden muss. Oder man kann in Mimik und Gestik der Figur schon erahnen, was sie als nächstes tun wird, wenn sie vor irgendeine Wahl gestellt wurde. Für mich sind das die Momente, die mich an bzw. in die Figur führen und es dann zu Bindungen kommt; das man dieser oder jenen Figur gutes oder schlechtes wünscht, dass man auch mal peinlich berührt ist, wenn sie sich danebenverhält etc.


    Und dann musste ich überlegen, ob mir das bei einem Hörspiel mal so ergangen ist, dass ich mit den Figuren mitleide. Ich meine: nicht an der Handlung selbst, dass diese mich bewegt oder das Hörspiel als ganzes (passiert ja auch eher selten bei mir, ich erinnere mich z.b. an ein sehr mulmiges "Fazit"-Gefühl nach Mitschnitt folge 1, also im Sinne von: eine sehr unheimlliche Geschichte), sondern direkt an der Figur, ob nun Haupt- oder Nebencharakter. Spontan würde ich das verneinen. Eben weil mir das ganze Mienen-lesen-Spiel fehlt, dies kann eben nur notdürftig durch innere Monologe ersetzt werden, diese wirken aber immer unnatürlich, da so was im richtigen Leben ja nicht vorkommt.

  • Mir geht es auch weniger um die Verschachtelung möglichst vieler Erzählebenen, aber vielleicht ist das Wort Komplexität für eine saubere tiefgründige Charakterausarbeitung und Darstellung falsch gewählt. Mir ist vor allem wichtig, dass man einem Hörspiel (Film, sonstwas) durchweg über die komplette Spielzeit anhört, dass sich da Leute Gedanken gemacht haben, was dort wie und wo geschehen soll. In welchem Zusammenhang eine Szene mit einer anderen steht, ob ein Musikstück eine Szene ausklingen aber auch die nächste einleiten kann. Vielleicht kann man das als "detailliert ausgearbeitete Qualität" besser umschreiben.
    Um den Vogel-Zwitscher-Loop im Wald hier noch mal zu bemühen oder auch mal Hell-Patrols Horror-Trip zum Leubnerhof, bei dem ein Musikstück sehr oft verwendet wurde, an solchen Details sieht man glaube ich auch ganz gut was ich meine. Sicher, eine gute Produktion steht in meinen Augen nicht mit solchen Kleinigkeiten, sondern viel eher dem Script und den Sprechern. Aber mit diesen Details fällt eine Produktion die vieles andere richtig macht bei mir schnell mal unten durch.


    Danke für das Leon-Beispiel, halte ich für absolut würdig in diesem Zusammenhang. :)


    Markus0815 : Doch, das kam bei mir schon vor, auch ohne beim Hören Gesichter deuten zu können. ZB beim Novembermann, Die Fahrt (Hörspielprojekt) oder den Stricker-Wallandern (um mal ein paar Beispiele zu nennen). Sven Stricker halte ich da für sehr fähig beim hörbaren Endergebnis Stimmung zu erzeugen ohne die Schauspieler sehen zu müssen.

  • Absolut...das ist auch meiner Meinung nach die grosse Stärke von Stricker...


    Zum Beispiel auch bei "Tod einer roten Heldin" erzeugt er diese Stimmung...das hat mich doch stark angelangt...


    Zum Thema Komplexität:


    Ich habe schon so ziemlich das Gefühl, dass es sehr viele "Tapete"-Hörer gibt...es gab eine Zeit, in der viele Radiohörspiele als 2Teiler produziert wurden UND sich diese dann auch auf dem Markt gut verkauften (als Beispiel die Cammilleri´s). Mitlerweile habe ich das Gefühl, dass ein Zweiteiler heute schon zuviel des Guten ist...da muss man ja 2 Stunden lang konzentriert zuhören! Puhh...diese Dinger sind mitlerweile ziemliche Ladenhüter geworden! Lieber greift man auf Serien oder Mehrteiler zurück, die im zeitlichen Abstand erscheinen, das scheint wesentlich angenehmer zu sein, scheint dem Käufer irgendwie sympatischer. Es wurde oben schonmal angesprochen, die schnelllebige Zeit tut ihr übriges dazu! 2 Stunden lang auf sämtliche Tätigkeiten zu verzichten, nur um ein Hörspiel zu verstehen, dass man ja eigentlich nur zur berieselung gekauft hatte, das ist einerseits zu anstrengend und andererseits ist die Zeit dafür zu schade!


    Nur, ist der fb-chat und der neueste Feed von "Hr. XY´s Verdauungsprobleme" wirklich so wichtig? Ich glaube, wir Menschen sind medial einfach mitlerweile so überladen, dass wir uns auf nix mehr richtig konzentrieren können...das ist ja beim Musikkonsum ganz ähnlich...


    Ich hoffe, man konnte verstehen, wie ich das meine...

  • Hallo zusammen!


    Zu diesem Thema möchte ich gerne die Frage in den Raum stellen, ob der, meiner durchaus lückenhaften Kenntnis nach, weiterhin sehr erfolgreiche Hörbuchmarkt nicht den Bedarf an komplexeren Geschichten in Verbindung mit der Sprechkunst abdeckt. Mir geht es zumindest so, dass, wenn ich eine Story mit etwas mehr Tiefgang und einer höheren Komplexität (unabhängig von der Art der Komplexität) hören möchte, ich eher zu einem guten Hörbuch greife.


    Dabei möchte ich das Hörspiel gar nicht als Medium abtun, das nicht auch Komplexität und Tiefgang abbilden kann. Aber hier hat man mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, die über die bloße Wirtschaftlichkeit eines solchen Produkts hinausgehen. Schon allein die Stimmenvielfalt, die ja charakteristisch für ein Hörspiel sein sollte, kann bei einer gesteigerten Komplexität zu einem erheblichen Chaos führen. Führt man sich dann noch vor Augen, dass eben auch Geräuscheffekte und Musik dazugehören, ist man ohne visuelle Hilfe schnell überfordert.


    Bis dann!


    Frank

  • Das Hörbuch ist da für mich leider keine Alternative zu einem gut gemachten Hörspiel. Da ist mir die Stimmenvielfalt und das Spiel mehrere Sprecher, auch wenn es unübersichtlich werden kann, deutlich lieber. Da spielt bei mir aber zugegeben auch eine genrelle Abneigung zum Hörbuch mit rein, mir fällt es schwer mich lange auf einen einzelnen Sprecher zu konzentrieren der "nur" liest, anstatt eine Inszenierung zu "erleben". Zur Not hör ich entsprechende Stellen doppelt, was aber selten vorkommt. Da muss auch der Regisseur stark darauf achten, dass sich Stimmen nicht zu sehr ähneln oder man durch andere Hilfsmittel subtil klar gemacht bekommt wer hier gerade agiert.


  • Schon allein die Stimmenvielfalt, die ja charakteristisch für ein Hörspiel sein sollte, kann bei einer gesteigerten Komplexität zu einem erheblichen Chaos führen. Führt man sich dann noch vor Augen, dass eben auch Geräuscheffekte und Musik dazugehören, ist man ohne visuelle Hilfe schnell überfordert.


    Hi Frank,
    ich glaube nicht, dass die Hörer damit überfordert sind. Wer die auditive Medienkompetenz für das Hören von Hörspielen einmal erworben hat, sollte die Aufgabe eigentlich locker meistern, solange die Inszenierung das Ganze nicht künstlich erwschwert (verschiedene Erzählebenen gleichzeitig etc.). Wer als Kind ab und zu Benjamin Blümchen oder TKKG gehört hat, sollte dazu in der Lage sein, da braucht man kein Studium für, denke ich.


    Auch halte ich Hörbücher nicht für generell komplexer als Hörspiele. Es gibt vermutlich 10-20 % wirklich anspruchsvolle Hörbücher, der Großteil dürfte der übliche Bestsellerschmonzes sein - denn auch eine Hörbuchproduktion soll sich ja rentieren und nicht jede Nische kann da volle Pulle bedient werden.


  • es gibt da aber doch noch eine zwischenwelt: ich höre hörspiele nicht zur berieselung, sondern zur sinnvollen ablenkung bei "langweiligen" tätigkeiten. nämlich bei gewissen tätigkeiten während der arbeit, wo ich zeit habe mich wirklich auf das hörspiel zu konzentrieren; ich höre hörspiele beim putzen, beim zugfahren, beim spazierengehen usw. ich höre aber eigentlich nie "nur" ein hörspiel. nicht, weil mir die zeit zu schade wäre, sondern weil ich am tag trotzdem 1 bis x hörspiele "nebenbei" hören kann. und da wähle ich dann aus, was zu welcher sache gut dazu passt. ich empfinde es aber als falsch dies mit der schnelllebigen zeit zu assoziieren, da ich ja beim hören kein multitasking betreibe, sondern die tätigkeiten nebenbei ausübe, welche nötig sind, aber eben nicht unbedingt erfreulich. aber ich wäre ja sowieso nie zum hörspielhören gekommen, wenn ich nicht bei meiner arbeit soviel zeit zum hören hätte. insofern bin ich mal wieder keinen millimeter repräsentativ ;(


  • ...insofern bin ich mal wieder keinen millimeter repräsentativ ;(

    Nicht böse sein, wenn ich deinen Post mal kastriere und nur den einen Satz stehen lasse! :D Aber damit hast du einfach recht!!! ;)


    Ich versteh aber schon was du meinst...in dem Zusammenhang hab ich mich natürlich etwas sehr einseitig ausgedrückt...aber ich bezog mich ja eben auch auf die Länge eines Hörspiels (eben Komplexität durch ausgeweiteten Inhalt, durch tiefe Charaktere!). Und wer "bügelt" schon 2 Stunden am Stück (um jetzt mal das Thema lästige Arbeiten aufzugreifen)!


    Mein Satz "Ich hoffe, man konnte verstehen, wie ich das meine..." stand ja nicht umsonst da drunter...ich bin im Moment zu doof in Worte zu fassen, was ich eigentlich sagen will...

  • Nicht böse sein, wenn ich deinen Post mal kastriere und nur den einen Satz stehen lasse! :D Aber damit hast du einfach recht!!! ;)


    Ich versteh aber schon was du meinst...in dem Zusammenhang hab ich mich natürlich etwas sehr einseitig ausgedrückt...aber ich bezog mich ja eben auch auf die Länge eines Hörspiels (eben Komplexität durch ausgeweiteten Inhalt, durch tiefe Charaktere!). Und wer "bügelt" schon 2 Stunden am Stück (um jetzt mal das Thema lästige Arbeiten aufzugreifen)!


    Mein Satz "Ich hoffe, man konnte verstehen, wie ich das meine..." stand ja nicht umsonst da drunter...ich bin im Moment zu doof in Worte zu fassen, was ich eigentlich sagen will...


    ich habe das schon irgendwie verstanden: es ist der masse einfach nicht beizubringen, dass sie täglich zwei stunden am stück bügeln sollte, deswegen werden heutzutage vermehrt hörspiele zur berieselung gehört, die nicht zu komplex sein sollten, weil sonst eine falte ins hemd kommt!
    somit können ganz klar alle menschen mit sachgerechter kleidung als hörer der schwarzen sonne geoutet werden!
    oh ja, so metaphern mag ich! =)