Waren Hörspiele nie so gut wie heute?

  • Sind Hörspiele so gut wie nie zuvor? 15

    1. Ja, weil... (5) 33%
    2. Nein, weil... (10) 67%

    Seit ungefähr 20 Jahren bin ich dem Thema "Hörspiele" mit Leib und Seele ausgeliefert, jedoch bin ich momentan absolut überwaltigt von der Masse an, nicht nur guten, nein, absolut überragenden Hörspielen, die im September und Oktober erschienen sind.


    Der dreiTag, Goldagengarden, Die letzten Helden, Berge des Wahnsinns... und die Krone setzt dem Ganzen "Die Maske des roten Todes" auf, welches ich soeben zu Ende gehört habe. Ich kann mich nicht erinnern jemals so begeistert von einem Hörspiel gewesen zu sein. Da passt einfach alles.


    Darum meine Frage, kann man sich überhaupt noch steigern...? Sprecher, Soundkulissen, Produktion... das ist bei den Großen heute alles State of the Art, wenn dann noch die Regie und Umsetzung grandios ist... wo ist dann noch Luft nach oben? Natürlich gibt es Klassiker, die sich absolut nicht vor heutigen Hörspielen verstecken brauchen... aber ich stell nochmal die These meiner Threaderöffnung ans Ende des Beitrags:


    Ich bin der Meinung, dass Hörspiele noch nie so gut gewesen sind, wie im 4. Quartal 2010.


  • Der dreiTag, Goldagengarden, Die letzten Helden, Berge des Wahnsinns... und die Krone setzt dem Ganzen "Die Maske des roten Todes" auf, welches ich soeben zu Ende gehört habe. Ich kann mich nicht erinnern jemals so begeistert von einem Hörspiel gewesen zu sein. Da passt einfach alles.


    Ich bin mal absichtlich provokativ und sage: Wenn jetzt jeder in den VÖ-Daten von Hörspielen kramt, die seiner Meinung nach überragend waren, dann wird es ZIG Quartale geben, die auf einmal das beste aller Zeiten sind.


    Oder anders gesagt: Ich finde in Deinem Thread kein wirkliches Argument, warum wir uns gerade auf dem Höhepunkt der Hörspielentwicklung befinden sollen - außer eben, dass Du Dir gerade ein paar gute Sachen reingezogen hast :D

  • In der Tat gibt es in juengster Zeit wieder einige sehr gute Hoerspiele. Es gab aber auch schon vor einiger Zeit sehr gute Hoerspiele. Einige Beispiele fuer neue Hoerspiele, die neue Massstaebe gesetzt haben: Dorian Hunter hat fuer mich die Geisterjaegerserie auf eine neue Ebene gehoben. Und Mark Brandis und Takimo haben das fuer SF gemacht. Drizzt und DIe letzten Helden fuer Fantasy. Wallander (Sven Stricker) fuer den Krimi.


    Der Unterschied ist wohl auf zwei Ebenen. Sound- und Produktionstechnisch ist dies wohl das beste was es je gab. Dramaturgisch gab es waehrend der 80er aber auch schon ausgezeichnet erzaehlte Geschichten. Wenn ich z.B. die ??? aus den 80ern mit den von heute vergleiche, dann sieht man da schon Unterschiede. Und die knackig erzaehlten Geschichten z.B. von H.G. Francis koennen sich dramaturgisch und vom Unterhaltungswert immer noch mit vielen Produktionen von heute messen. Vom Sound, Musik, etc. wohl nicht.


    Insgesamt werden die Produktionen komplexer and auch "erwachsener", das heisst, dass es mir bei neueren Produktionen oft schwerer faellt, das Hoerspiel beim ersten Hoeren sofort komplett zu verstehen und geniessen. Dafuer sind sie dann beim zweiten oder dritten hoeren viel tiefgruendiger. Ausserdem gibt es heutzutage viel mehr Genres im Hoerspiel als frueher.


    Also ein einfaches BESSER oder SCHLECHTER gibt es meiner Meinung nicht. Aber im Moment koennen wir mit der Qualitaet einiger neuer Hoerspiele sehr zufrieden sein. Es gibt aber auch sehr gute Klassiker, die sich mit den heutigen messen koennen.

  • Ich stimme Cherusker in allen Aussagen zu, wenngleich auch ich momentan außerordentlich viele meiner Meinung nach sehr gute Hörspiele gehört habe. Ich denke dabei beispielsweise an Uwes letzte Chance, den dreiTag, Die letzten Helden, Das Ende ist mein Anfang und Goldagengarden.

  • Ich schließe mich Cherusker an. Seine Ausführung trifft es sehr gut.


    Es gibt im Moment einige gute Hörspiele, aber das war letztes Jahr genauso. Zum einen erscheinen im Herbst sehr viele Hörspiele und dazu fand ich die ersten Quartale dieses Jahres nicht so "innovativ". Es gibt Hörspiele von Serien, die für ihre Qualität bekannt sind, aber was wirklich neues fehlt. Nun erscheinen die "Die letzten Helden" oder "Goldagengarden" und erzeugen einfach Aufmerksamkeit, weil die Produktionen gut und neu (neu in dem Sinne, dass sie eine frische Komponente auf dem Markt darstellen) sind Der DreiTag löst Aufsehen aus, weil die Folge bei den ??? endlich mal wieder für eine sehr gute Folge steht. Sowas gab es schon länger nicht mehr und so sticht die Folge einfach zusätzlich raus.

  • Ich finde das Jahr in der Summe schwach und auch schwächer als die letzten Jahre, hier und da mal ein paar richtig gute Outputs, aber die vorherigen Jahre waren deutlich besser. Von daher kann ich die Frage nur verneinen.


    Natürlich geht es locker noch besser, wenn z.B. Lundt, Poe und einige mehr auch noch zu den heutigen Outputs kommen werden, dann wäre das Jahr top. Ein paar Einzelkracher dazu, aber sowas wie Wellenläufer und Co. kommt ja nur noch sehr dosiert oder gar nicht mehr oder nur vom Radio produziert.

  • Ich würde auch eher sagen, dass die letzten Jahre im Querschnitt einfach besser produzierte Hörspiele herausgebracht wurden. Klar, technisch wird man eher Fort- als Rückschritte machen. Auch inhaltlich traut man den Konsumenten mittlerweile mehr zu. Aber die VÖs in diesem Monat sind für mich auch eher ein glücklicher Zufall. :)

  • Zitat

    Darum meine Frage, kann man sich überhaupt noch steigern...? Sprecher, Soundkulissen, Produktion... das ist bei den Großen heute alles State of the Art, wenn dann noch die Regie und Umsetzung grandios ist... wo ist dann noch Luft nach oben?

    Ich gebe mal eine dumme Antwort: Ja, man kann sich noch steigern! Grundsätzlich wird man sich technisch und in der Art der Inszenierung immer wieder verbessern/steigern, auch wenn keiner sagen kann, wie das sein wird. Irgend etwas wird dann modern und toll sein, besser als je zuvor. Da vertraue ich drauf und schlage vor, wir hören uns in fünf, zehn Jahren die bisher genannten Kamellen nochmal an und erinnern uns an die guten, alten Klassiker von 2010... ;)

  • Irgend etwas wird dann modern und toll sein, besser als je zuvor.


    Amen. Das ist der Kreislauf der Popkultur :D Unabhängig davon, ob man das gut oder schlecht findet :rolleyes:
    Man könnte schließlich im Bereich Film oder Literatur genauso wenig behaupten, dass ab einem Zeitpunkt X nur noch Stagnation kommen kann....

  • Amen. Das ist der Kreislauf der Popkultur :D Unabhängig davon, ob man das gut oder schlecht findet :rolleyes:
    Man könnte schließlich im Bereich Film oder Literatur genauso wenig behaupten, dass ab einem Zeitpunkt X nur noch Stagnation kommen kann....

    Ja, aber ist es denn nicht so? ;) Ich hätte auch schreiben können, dass ich die Debatte nicht so richtig sinnvoll finde, aber ich dachte mir, ich formuliere es netter und sage lieber, warum...
    Ich glaube, wir sehen das ähnlich :D .

  • "Knallvoll" effektiv Neues können nur Innovationen schaffen... ob sich dies nun in den Bereichen Story, Sound oder strukturell auf Ebene der ... ich nenns mal Erzählkunst (Mischung von Gattungen) vollzieht... und da gabs immer mal wieder markante Punktlandungen, die eben "hängenbleiben"...


    für mich waren das zuletzt ... mal überlegen ...


    Das Haus (das Ding ist von der Idee bis zur Verklanglichung einfach ne kleine Sensation)
    Wallander (selten, dass mir speziell ein Hörspiel so übel nahe ging)
    Punktown (dieses Dazwischen von Hörspiel und inszenierter Lesung hatte einfach was)
    Caine und die Schwarze Sonne (FETTER Sound und innovative Geschichten (die eine vom Grad ihrer Abgefahrenheit, die andere vom Grad der komplexen Verwuschtelung von Zeitebenen und darin agierenden Personen))
    Poe (ganz klar... diese einzigartige Verdichtung auf eine allumfassende melancholischer Bedrücktheit auf einfach allen Ebenen, die ein Hörspiel prägen können)
    Burns (ohne Zweifel damals mit Poe das Beste und Innovativste auf dem Markt)
    ok... in diesem Fall muss man dann auch Sinclair nennen...


    uuuuuund!
    Mitschnitt natürlich!!! ...so hört sich Innovation an...


    Aber abgesehen von wirklich einschneidenden Innovationen (das ist natürlich auch immer subjektiv), die als Peaks aber auch nachhaltig Maßstäbe setzen (können), würd ich abseits einer sicher überwiegend fortschreitenden produktionstechnischen Routine (Standarts verschieben sich selten nach unten... außer es geht ums Geld) nicht unbedingt davon sprechen, dass momentan ein Scheitel erreicht ist... dafür tun mir persönlich immer noch das Schleifen oder gar der Wegbruch von "Lieblingen" zu sehr weh

  • Und das spricht ja auch gegen Mr. Donnerfausts Theorie, denn die meisten Sachen sind nicht in diesem Jahr erschienen oder in diesem Jahr eingestellt/beendet worden. Die schöne Zeit ist meiner Meinung nach auch eher vorbei und es wäre die aktuelle stärkste Zeit, wenn die alten Sachen und die aktuell starken Produktionen jetzt auf dem Markt wären.

  • Die heutigen Hörspiele können mich nur noch in Ausnahmefällen begeistern, ich greife mittlerweile lieber zu Titeln, die vor 1990 produziert worden sind. Meistens sind es Radioproduktionen.


    Da sich die heutigen Produktionen ja alle mit Superlativen übertreffen müssen, was den Cast und die Technik angeht und somit natürlich auch den Kostenrahmen massiv strapazieren, inhaltlich aber leider meistens alles schon einmal dagewesen ist, wundert es mich nicht, dass einige Serien eingestampft werden.