Sprecher und Ethik

  • Zitat

    Original von marc50


    Super Spruch! Du scheinst dir ja keine Sorgen machen zu müssen... :applaus:


    Finde ich auch etwas durch!


    stilllife33 : Hast Du vielleicht auch noch ein paar Argumente übrig oder postest Du einfach nur, um des Postens Willen oder willst Du das Niveau drücken?

  • Zitat

    Original von Matbam23
    Ich weiß nicht, wder klein die Branche Sprecher/Synchronsprecher ist, ich Denke aber, dass es sich ähnlich verhält. Es sei denn, man heißt David Nathan und kann es sich leisten, die Synchro von Jonny Depp als Captain Sparrow abzulehnen. Im Gegenzug Wundere ich mich immer wieder, dass mir Till Hagen im Globus Baumarkt manche Produkte schmackhaft machen will. Ein Job, mehr nicht.


    Daher: Ist man bekannt, kann man es sich leisten, Rollen abzulehnen. Ist man eher weniger bekannt, nimmt man wohl jedes Angebot an - Ethik hin oder her. Denke ich mal.


    Die Frage von Ethik und Moral muss zur Zeit noch jeder für sich selber beantworten.
    Die (recht übersichtliche) Synchronszene hat momantan einiges damit zu tun, erstmal im eigenen Revier Klarheit zu schaffen - da wird sich von der IVS unter andrem darum gekümmert, dass Sprecher (und auch Techniker etc.) überhaupt für ihre Arbeit Geld bekommen (nicht jeder Auftraggeben zahlt auch wirklich!!!), dass kein Verdrängungswettbewerb einsetzt, der Dumpinglöhne und immer schechtere Arbeitbedingungen mit sich zieht, und und und...


    Man sollte auch nicht vergessen, wie schmerzfrei viele Leute sind, bei denen es ganz sicher nicht um die reine Existenz geht: Siehe die endlose Liste von Prominenten, die freiwillig für Springer & Co. schreiben.

  • Zitat

    Original von marc50


    Super Spruch! Du scheinst dir ja keine Sorgen machen zu müssen... :applaus:


    entschuldigung, aber dieser spruch ist in seiner kürze durchaus zutreffend, da wir uns ja noch nicht in der sklaverei befinden und ein mensch immer noch eigenverantwortlich für seine tätigkeit ist. auch wenn es verschiedene zwänge gibt für ungewolltes tun müssen, so bleibt es bei der kernaussage "seines eigenen glückes schmied" zu sein. den anspruch an die eigene moral, den nimmt einem niemand wirklich ab. ich lehne es bei mir in der firma ab gewisse aufträge zu erfüllen, leider kann ich es für die gesamte firma nicht verlangen. aber mein schlechtes gewissen behalte ich und ich rede mich auch nicht frei davon durch den zwang des geldverdienenmüssens. also akzeptiere ich das "selber schuld" vollkommen.

  • ich glaub das mit der ethik ist den produzenten dann doch scheiß egal, wenn es der eine nicht macht, dann eben der andere.
    hab gerade in einem interview gesehen, wie hartmut neugebauer einen veranwortlichen eines privat-t- senders zitiert, dass es nicht um qualität ginge, sondern vielmehr um die sicherung der rendite für die aktionäre. und qualität sei nicht wichtig, weil du den leuten heutzutage ja alles vorsetzen könntest!"


    naja, und bei so ner einstellung sind die dann auch nicht auf sprecher xy angewiesen...!


    Das ist so sicher wie das Feuer in der Hölle! Dort unten gibt es ein Feuer! Ich muss es wissen! Schließlich komme ich direkt von dort!

  • Meiner Meinung nach wird hier von einigen ganz schön viel mit dem erhobenen Zeigefinger argumentiert und mit Begriffen wie "Ethik" und "Moral" um sich geworfen. Menschen müssen arbeiten und Geld verdienen. Und solange die Inhalte keine wirklich verwerflichen sind, gibt es da nichts gegen einzuwenden. Das Problem sind doch nicht die Sprecher, sondern die Leute die so Zeug anschauen und dadurch einen Markt schaffen! Aber das ist eine andere Diskussion. Wer alles was er tut in seinem Leben 100%-ig mit seinen moralischen und ethischen Wertevorstellungen vereinbaren kann, der werfe bitte den ersten Stein.

  • Zitat

    Original von K Soze
    Meiner Meinung nach wird hier von einigen ganz schön viel mit dem erhobenen Zeigefinger argumentiert und mit Begriffen wie "Ethik" und "Moral" um sich geworfen. Menschen müssen arbeiten und Geld verdienen. Und solange die Inhalte keine wirklich verwerflichen sind, gibt es da nichts gegen einzuwenden. Das Problem sind doch nicht die Sprecher, sondern die Leute die so Zeug anschauen und dadurch einen Markt schaffen! Aber das ist eine andere Diskussion. Wer alles was er tut in seinem Leben 100%-ig mit seinen moralischen und ethischen Wertevorstellungen vereinbaren kann, der werfe bitte den ersten Stein.


    :applaus: Da stimme ich dir doch mal voll und ganz zu, wir sind hier vermutlich alle keine Engel.


    Vielleicht stimme ich dir auch nur zu, weil dein Avatar mich so böse anschaut. :lolz:

  • Zitat

    Original von Captain Blitz


    :applaus: Da stimme ich dir doch mal voll und ganz zu, wir sind hier vermutlich alle keine Engel.


    Vielleicht stimme ich dir auch nur zu, weil dein Avatar mich so böse anschaut. :lolz:


    Da setz ich extra mein bestes Lächeln auf und zeige die Seite ohne die Kriegswunden, und dann sowas... :superlol:

  • Zitat

    Original von Matbam23
    Es sei denn, man heißt David Nathan und kann es sich leisten, die Synchro von Jonny Depp als Captain Sparrow abzulehnen.


    Ich denke das war nur ein Beispiel, wenns so gemeint war wie Du es geschrieben hast, muss ich Dir sagen das es schon etwas anders war.

  • Zitat

    Original von Thomas Birker (DLP)


    Ich denke das war nur ein Beispiel, wenns so gemeint war wie Du es geschrieben hast, muss ich Dir sagen das es schon etwas anders war.


    Ich meine auch, dass Disney da wohl ein Wort mitzureden hatte und es da einen Disput gab.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob "Moral" und "Ethik" immer die richtigen Begriffe sind.


    "Image" mag da in etlichen Fällen vielleicht eher zutreffen.


    Wenn Andreas Fröhlich "im allgemeinen" keinen Grusel macht, sondern ein Pseudonym verwendet, dann ist das doch eher eine Image-Frage als eine moralisch-ethische. - Warum und in welchem Umfang ist doch seine private Sache und man kann das nicht werten. - Und ob das nun wegen seiner Familie oder aus anderen Gründen passiert, muss niemanden interessieren! - Das ist seine Entscheidung, fertig!


    Bei anderen mag es ja tatsächlich so sein, dass sie manche Aufträge nicht annehmen, weil die angebotene Rolle nicht ihren Vorstellungen entspricht, das sollte man dann aber auch ohne allzu kritische Bewertung einfach so stehen lassen, das ist eben auch Privatsache!


    Die Frage ist natürlich auch immer, wo die subjektiven Empfindungen enden und "allgemeingültig" beginnt! - Für die allermeisten Sprecher/innen sind Jobs (z.B. Off-Stimmen in Dokumentationen oder "Doku-Soaps"/ein schreckliches Wort), eben genau das: Aufträge, die Geld in die Kassen bringen.


    Ob da nun jemand die Off-Stimme in der größten Grütze des Privatfernsehens ist oder in höchst anspruchsvollen Dokumentationen; spielt das überhaupt eine Rolle?


    "Warum geben die sich dafür her?" - Öhm, warum nicht? - Darf ein Bäcker nur Brötchen backen, die er selbst lecker findet?


    10 Kunden kaufen jeden Morgen insgesamt 50 Kümmel-Salzstangen, der Bäcker mag aber keinen Kümmel; soll er auf 7 mal 50 Verkäufe, also 350 pro Woche verzichten?


    Dieser Vergleich mag irgendwo vielleicht hinken; aber: jemand fragt sich, warum manche Sprecher sich "hergeben"; den meisten ist es egal, denn die meisten Fälle sind doch allenfalls grenzwertig und eher eine Frage des "guten Geschmacks" und auch der ist meistens subjektiv zu bewerten.


    Oft ist es einfach Luxus, sich frei beweglich Aufträge und Auftraggeber auszusuchen oder aussuchen zu können und das gilt eben für nahezu alle Sparten und Branchen! - Und man darf auch nicht vergessen: Vielleicht finden manche ja sogar gut oder zumindest okay, was sie da tun...

  • Zitat

    Menschen müssen arbeiten und Geld verdienen. Und solange die Inhalte keine wirklich verwerflichen sind, gibt es da nichts gegen einzuwenden.


    Das ist ja mal wirklich einfach !



    Zitat

    10 Kunden kaufen jeden Morgen insgesamt 50 Kümmel-Salzstangen, der Bäcker mag aber keinen Kümmel; soll er auf 7 mal 50 Verkäufe, also 350 pro Woche verzichten?


    Blöder gehts wohl nicht , oder?


    Moral und ethische Grundsätze sind mir nun mal einfach wichtig und dafür werde ich mich auch nicht entschuldigen und ja ich versuche mein leben wirklich so zu gestalten das ich mich ohne probleme jeden Morgen im Spiegel anschauen kann. Dies bezieht sich auf alle Dinge , Arbeit, Freizeit, Vergnügen und und und. Das die meisten menschen das nicht tun, finde ich schade, aber es bremst mich nicht.



    Zitat

    entschuldigung, aber dieser spruch ist in seiner kürze durchaus zutreffend, da wir uns ja noch nicht in der sklaverei befinden und ein mensch immer noch eigenverantwortlich für seine tätigkeit ist. auch wenn es verschiedene zwänge gibt für ungewolltes tun müssen, so bleibt es bei der kernaussage "seines eigenen glückes schmied" zu sein. den anspruch an die eigene moral, den nimmt einem niemand wirklich ab.


    Seh ich genauso, jeder hat sich seinen Job selber ausgesucht und sollte sich der Konsequenzen auch klar sein.


    Zitat

    Super Spruch! Du scheinst dir ja keine Sorgen machen zu müssen...


    Ich mach mir lediglich Gedanken und ziehe daraus die Konsequenzen.

  • Zitat

    Original von stilllife33


    Das ist ja mal wirklich einfach !


    Ja, genau so einfach ist es auch! Du machst nämlich einen entscheidenden Fehler: Für dich sind DEINE moralischen und ethischen Vorstellungen die einzig richtigen, und wer sie nicht teilt, gehört verurteilt. ICH meine, jeder der anderen nicht schadet, sollte sein Leben so leben wie er es für richtig hält. Das nennt man übrigens Toleranz. Schwarz-weisse Vorstellungen von dem was richtig oder falsch ist, entsprechen nun mal nicht der Realität. Und ich werde sicher keinen moralischen Zeigefinger gegenüber Leuten erheben, die einfach ein anderes Leben leben wollen.

  • Zitat

    Original von K Soze


    Ja, genau so einfach ist es auch! Du machst nämlich einen entscheidenden Fehler: Für dich sind DEINE moralischen und ethischen Vorstellungen die einzig richtigen, und wer sie nicht teilt, gehört verurteilt. ICH meine, jeder der anderen nicht schadet, sollte sein Leben so leben wie er es für richtig hält. Das nennt man übrigens Toleranz. Schwarz-weisse Vorstellungen von dem was richtig oder falsch ist, entsprechen nun mal nicht der Realität. Und ich werde sicher keinen moralischen Zeigefinger gegenüber Leuten erheben, die einfach ein anderes Leben leben wollen.


    :applaus: :sauf:


    Seh ich auch so...

  • Zitat

    Original von stilllife33


    Ich mach mir lediglich Gedanken und ziehe daraus die Konsequenzen.


    Da frage ich mich doch nur, wie oft du da schon konkrete Konsequenzen ziehen musstest, das würde mich echt interessieren.
    Ich jedenfalls habe schon sehr oft Aufträge abgelehnt und habe auch zwei Beschäftigungsverhältnisse gekündigt, weil ich meine persönlichen Vorstellungen mit denen der betreffenden Firmen nicht mehr vereinbaren konnte.
    Aber irgendwann ist auch mal Schluß, irgendwo muss man schließlich arbeiten, wenn man die Alternative (nicht arbeiten) ebenfalls nicht in Betracht ziehen will.

  • Ich fand das Interview mit David Nathan sehr erhellend, besten Dank, DRY.
    Ansonsten geht es doch (jedenfalls für mich) nicht darum, meine moralischen Ansprüche über die von anderen zu stellen. (Natürlich halte ich meine Meinung für richtig, sonst wäre es ja nicht meine Meinung, aber das ist eine andere Geschichte.) Trotzdem ist es mir schlicht sympathisch, wenn, wie von Nathan erwähnt, es Sprecher gibt, die sich weigern, Tom Cruise zu synchronisieren. Und, klar, ich kann verstehen, wenn einer sagt, jeden Tag eine Folge "Ordnung muss sein" oder wie auch immer diese Serien auch heißen mögen, ist ein Dauerengagement. Aber das von mir angeführte Beispiel aus "Frauentausch" zeigt ja durchaus, dass da sehr wohl Leute geschädigt werden. Und ich persönlich finde es halt nicht schön, wenn suggeriert wird, dass jeder holländische Grenzgänger ein potenzieller Drogenschmuggler ist ("Die Polizisten müssen den Mann laufen lassen ..."), dass jeder rumänische Lkw-Fahrer eine rollende Zeitbombe durch Deutschland kutschiert, jeder jugendliche Festivalbesucher kifft und so weiter, und so fort. Zu Zeiten, da ich noch Liverollenspiele gemacht habe, hat mich das sogar mal persönlich tangiert. Da hat ein Privatsender mit einigen LARP-Leuten einen Bericht gemacht und sich dabei auch objektiv-interessiert gegeben. Geschnitten und kommentiert haben sie es am Ende aber völlig anders. Der Schlusssatz lautete: "Und deshalb ziehen sie Wochenende für Wochenende los, um das zu sein, was sie sein wollen: Räuber, Mörder und Vergewaltiger."

  • Zitat

    Original von Captain Blitz


    Datt isset!


    Ja, so hat es David uns bei den Aufnahmen im Juni auch erzählt.
    Schön an dem Interview finde ich auch das man ihn berlinern hört.
    Ich fand das so Hammer, als wir im Studio waren er im Gespräch so berlinerte
    und vor dem Mikro dann eine geniale Performence in hochdeutsch präsentierte.
    Er ist einfach ein äüßerst symaptischer Kerl, was er auch im Interview zeigt.

  • Zitat

    Original von PedSchi
    Ich fand das Interview mit David Nathan sehr erhellend, besten Dank, DRY.
    Ansonsten geht es doch (jedenfalls für mich) nicht darum, meine moralischen Ansprüche über die von anderen zu stellen. (Natürlich halte ich meine Meinung für richtig, sonst wäre es ja nicht meine Meinung, aber das ist eine andere Geschichte.) Trotzdem ist es mir schlicht sympathisch, wenn, wie von Nathan erwähnt, es Sprecher gibt, die sich weigern, Tom Cruise zu synchronisieren. Und, klar, ich kann verstehen, wenn einer sagt, jeden Tag eine Folge "Ordnung muss sein" oder wie auch immer diese Serien auch heißen mögen, ist ein Dauerengagement. Aber das von mir angeführte Beispiel aus "Frauentausch" zeigt ja durchaus, dass da sehr wohl Leute geschädigt werden. Und ich persönlich finde es halt nicht schön, wenn suggeriert wird, dass jeder holländische Grenzgänger ein potenzieller Drogenschmuggler ist ("Die Polizisten müssen den Mann laufen lassen ..."), dass jeder rumänische Lkw-Fahrer eine rollende Zeitbombe durch Deutschland kutschiert, jeder jugendliche Festivalbesucher kifft und so weiter, und so fort. Zu Zeiten, da ich noch Liverollenspiele gemacht habe, hat mich das sogar mal persönlich tangiert. Da hat ein Privatsender mit einigen LARP-Leuten einen Bericht gemacht und sich dabei auch objektiv-interessiert gegeben. Geschnitten und kommentiert haben sie es am Ende aber völlig anders. Der Schlusssatz lautete: "Und deshalb ziehen sie Wochenende für Wochenende los, um das zu sein, was sie sein wollen: Räuber, Mörder und Vergewaltiger."


    Da hab ich jetzt mal eine offene Frage (weil ich vom Sprechergewerbe/Sprachaufnahmen wenig Ahnung habe): Im Interview sagt Nathan, dass er alleine im Studio steht, also seine Sprecherkollegn gar nicht mehr zu Gesicht bekommt. Wissen die Sprecher von soclchen Dokusoaps (egal wer es ist) eigentlich den Zusammenhang? ich meine: Lesen die ihren Text ab, ohne im Zusammenhang die Doku überhaupt (akustisch) mitzubekommen?