Sprecher und Ethik

  • Dass bei den vielen so genannten "Dokus" vornehmlich des Privatfernsehens reichlich gestellt, umgeschnitten und verfälscht wird, dürfte ja nichts wirklich Neues sein. (Falls doch - ein Beispiel findet sich hier: http://www3.ndr.de/sendungen/z…llschaft/dokusoap100.html) Eine wesentliche Rolle bei dieser Stimmungsmache haben ja nun mal leider auch die Sprecher mit ihren suggestiven Kommentaren. Tut ihr das unter "Die machen halt auch nur ihren Job" ab oder regt es euch zumindest manchmal noch auf?

  • Man muss sich halt fragen, ob sich manche Sprecher überhaupt erlauben können, Jobs abzulehnen.


    Diejenigen, die dick im Geschäft sind, können das mit Sicherheit, alle anderen wohl eher nicht.


    Ich würde also tatsächlich sagen, dass die nur ihren Job machen.

  • Zitat

    Original von stilllife33


    Bei solchen Leuten wie Herrn lehmann ( Bruce Willis) seh ich das aber mal ganz anders, da habe ich eher das Gefühl der macht für Geld alles.


    Aber Du kennst auch seinen Kontostand und kannst beurteilen, dass der alle Jobs ablehnen kann?


    Und Praktiker-Werbung ist so anrüchig? :D

  • Zitat

    Original von PedSchi
    Tut ihr das unter "Die machen halt auch nur ihren Job" ab oder regt es euch zumindest manchmal noch auf?


    Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich mich zwar ab und an aufrege a la "wieso gibt NN sich dafür her, aber letztlich überwiegt halt der gedanke, dass die halt nur ihren Job machen. Dass, dadurch die Ethik manchmal zu kurz kommt ist ärgerlich, aber man sollte auch nicht zuviel darauf geben. Denn ich denke, dass jeder von uns mal die eine oder andere "unangenehme" Aufgabe zu erledigen hatte - ob es nun mit dem eigenen moralischen Grundsätzen übereinstimmt oder nicht. Zudem weiß man ja auch nicht, wie deren Verträge aussehen - es wird ja nicht zwangsläufig jeder auf reiner Honorarbasis arbeiten können.

  • Es ist ja auch nicht jeder Schauspieler per sofort ein Mörder, Nazi oder Psychopath, nur weil er eine entsprechende Rolle spielt.

    Selbst ist der Mann, wenn er sich verdoppeln kann ! :sauf:

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  • Es gibt einige Sprecher die nicht alles machen, sei es vom Genre aus, vom persönlichen Geschmack, der Art der Produktwerbung oder einem anderen Grund aus.
    Meistens finde ich es auch gut, manches ist aber auch schade, aber wenns vernünftige Gründe gibt, dann finde ich es nur konsequent nicht alles zu machen, was einem angeboten wird.


    Für mich sehr schade:
    - Das Benjamin Völz der Synchro- und Hörspielszene den Rücken gekehrt hat.
    - Jens Wawraczek und Andreas Fröhlich keine Horrorhörspiele machen.
    - Uns leider immer mehr große Sprecher verlassen und andere in Vergessenheit geraten.

  • Zitat

    Original von Thomas Birker (DLP)
    Für mich sehr schade:
    - Das Benjamin Völz der Synchro- und Hörspielszene den Rücken gekehrt hat.


    Sagt wer? Der ist immer noch dabei, spricht nur nicht jeden Mist und hat halt einen hohen Preis, deshalb hört man ihn nicht so oft. Bei "...und nebenbei Liebe" machte er auch mit, vermutlich aus Freundschaft zu Oliver Rohrbeck.


    Zitat

    - Jens Wawraczek und Andreas Fröhlich keine Horrorhörspiele machen.


    Fröhlich spricht sehr wohl Horrorhörspiele, nur halt unter Pseudonym.


    Egal, das ist auch nicht das Thema hier.

  • Zitat

    Original von Detlef
    Ganz klar, sie machen nur ihren Job. Oft bekommen sie - und das ist im Hörspiel ja auch so - nur ihre Texte, ohne den Rest überhaupt zu kennen. Für den Inhalt sind ja auch nicht die Sprecher, sondern die Macher verantwortlich.


    So sehe ich das auch.



    Zitat

    Original von Captain Blitz


    Fröhlich spricht sehr wohl Horrorhörspiele, nur halt unter Pseudonym.


    Egal, das ist auch nicht das Thema hier.


    Andreas Fröhlich hat doch erst bei Dorian Hunter gesprochen. Zwar nicht unter seinem Namen, aber das war seine Stimme, da bin ich mir sicher.
    Bei John Sinclair hatte er doch auch schon kleine Rollen gesprochen.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz


    Sagt wer? Der ist immer noch dabei, spricht nur nicht jeden Mist und hat halt einen hohen Preis, deshalb hört man ihn nicht so oft. Bei "...und nebenbei Liebe" machte er auch mit, vermutlich aus Freundschaft zu Oliver Rohrbeck.


    Er selbst hat das mir seiner Zeit gesagt und wo außer bei "..und nebenbei Liebe" ist er sonst noch groß zu hören gewesen? Hier denke ich liegts wirklich an der Freundschaft zu Oli und vielleicht gibts noch was was er Vertraglich weiter sprechen musss, mehr aber auch nicht. Selbst bei "Akte X" dem zweite Kinofilm und anderen Sachen die er bisher synchronisiert hat ist er nicht mehr zu hören!


    Zitat


    Fröhlich spricht sehr wohl Horrorhörspiele, nur halt unter Pseudonym.


    Das ist auch richtig, aber es war eben auch keine heftigere Kost und es war wiederum unter Pseudonym.


    [quote]
    Bei John Sinclair hatte er doch auch schon kleine Rollen gesprochen.


    Das würde er wohl nicht mehr machen und diese Aufnahmen sind schon eine ganze Weile her. Ich denke es liegt vielleicht daran das er Papa geworden ist oder so.
    Auf jeden Fall wurde mir diese Info so mitgeteilt, was ich eben sehr schade fand,
    da ich ein großer Andreas Fröhlich Fan bin.

  • Zitat

    Original von Thomas Birker (DLP)


    Er selbst hat das mir seiner Zeit gesagt und wo außer bei "..und nebenbei Liebe" ist er sonst noch groß zu hören gewesen? Hier denke ich liegts wirklich an der Freundschaft zu Oli und vielleicht gibts noch was was er Vertraglich weiter sprechen musss, mehr aber auch nicht. Selbst bei "Akte X" dem zweite Kinofilm und anderen Sachen die er bisher synchronisiert hat ist er nicht mehr zu hören!


    Da ging es um Geld, mehr nicht. Er sagte was von "Keine großen Filme für kleines Geld!", was ich irgendwo auch nachvollziehen kann.


    Und er war auch beim letzten Star Trek wieder zu hören, er ist auch weiterhin Stammstimme. Eric Bana, Keanu Reeves etc. spricht er immer noch.


    Dorian Hunter keine heftigere Kost? Sobald es gruselig wird, verwendet er ein Pseudonym, fertig. Er lehnt es also nicht ab.

  • Hat Fröhlich das nicht sogar selbst in einem Interview gesagt, dass er keinen Horror mehr machen will wegen seiner Kinder?


    Wie auch immer, anderes Thema... für mich machen Sprecher ihren Job und mehr nicht. Ethische Gründe würde ich da nur im äußersten Notfall vorschicekn, um einen Job abzulehnen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass kaum einer hier mit seinem Beruf stetig die Welt verbessert, also erwarte ich das auch nicht von professionellen Sprechern. Das sind ja keine Meinungsmacher und die wenigsten werden wissen, wer sich zB hinter der Stimme des letzten Galileo-Fake-Check befindet. Hier wissen das viele, hobbybedingt beschäftigen "wir" uns ja viel mit dem Thema Sprecher.

  • Ein durchaus interessantes Thema.
    Einerseits freut es mich natürlich, wenn Sprecher bewusst zweifelhafte Aufträge ablehnen, umsomehr, wenn sie es sich eigentlich nicht unbedingt leisten können. Dass nicht allen imemr alles egal ist, zeigte seinerzeit ja die Dskussion rund um Caine - Gewalt, Sex und Co. - bei der Thorsten Michaelis ja auch nicht ganz unkritisch gegenüber seiner Rolle war. Laut Günther Merlaus Dankesrede bei der ersten Ohrkanusverleihung haben sich die beiden im Studio ja fast geprügelt...


    Man muss sich im Rahmen solcher Diskussion aber immer auch fragen, ob man selber das hohe Maß an Integrität erfüllt, dass man anderen eventuell abverlangt. IOch kann für meinen Teil dazu nur offen sagen, dass ich bereits für Auftraggeber gearbeitet habe, die niocht 100%-ig auf meiner Linie waren und deren Aktivitäten ich nicht vollständig gutheißen kann. Letzten Endes ist es eben imemr die Frage, in welchem Verhältnis die Ablehnung zur Notwendigkeit des Geldverdienens steht.

  • In unserem Betrieb (Ambulanter privater Pflegedienst) gibts den Grundsatz: "Es werden keine Patienten abgelehnt"- aus dem einfachen Grund der Öffentlichkeitsarbeit. Ich weiß nicht, wder klein die Branche Sprecher/Synchronsprecher ist, ich Denke aber, dass es sich ähnlich verhält. Es sei denn, man heißt David Nathan und kann es sich leisten, die Synchro von Jonny Depp als Captain Sparrow abzulehnen. Im Gegenzug Wundere ich mich immer wieder, dass mir Till Hagen im Globus Baumarkt manche Produkte schmackhaft machen will. Ein Job, mehr nicht.


    Daher: Ist man bekannt, kann man es sich leisten, Rollen abzulehnen. Ist man eher weniger bekannt, nimmt man wohl jedes Angebot an - Ethik hin oder her. Denke ich mal.

  • Zitat

    Man muss sich im Rahmen solcher Diskussion aber immer auch fragen, ob man selber das hohe Maß an Integrität erfüllt, dass man anderen eventuell abverlangt. IOch kann für meinen Teil dazu nur offen sagen, dass ich bereits für Auftraggeber gearbeitet habe, die niocht 100%-ig auf meiner Linie waren und deren Aktivitäten ich nicht vollständig gutheißen kann. Letzten Endes ist es eben imemr die Frage, in welchem Verhältnis die Ablehnung zur Notwendigkeit des Geldverdienens steht.



    Selber schuld !