ZitatAlles anzeigenMarco Göllner über Loreley, Dorian Hunter und Goldagengarden X
Herzlichen Glückwunsch zum Ohrkanus 2013. Gleich mehrere davon gehen ja auf Dein Konto. „Bestes Hörspiel“ wurde „Loreley“, „Beste Sprecherin“ ging an Anna Julia Kapfelsperger für ihre Rolle in „Loreley“, der „Nachwuchspreis“ ging an Lilli Martha König ebenfalls für ihre Rolle in „Loreley“ und Zaubermond-Audio wurde „Bestes Label“, der Verlag, der „Loreley“ herausgebracht hat. „Beste Serie“ wurde „Dorian Hunter“. All diese Produktionen standen unter Deiner Regie und kein Name ist dem Abend wohl sooft gefallen wie Deiner. Stolz?
Danke für die Glückwünsche. Aber „stolz“ ist ein Wort, das sehr selten in meinem Wortschatz auftaucht. Ein bisschen „stolz“ war ich, als die ich „Loreley“ fertig hatte. Bevor es überhaupt jemand gehört hat. Dass ich diese „Strecke“ geschafft hatte, all dies zu einem für mich runden Ende gebracht hatte. Aber „stolz“ auf eine Auszeichnung bin ich nicht. Das ist ja etwas, das nicht in meiner Hand liegt. Für das „man nichts kann“. So wenig wie z.B. für die Nationalität. Da wäre „stolz“ das falsche Wort. Ich freue mich. Sehr. Ich freue mich für Anna, für Lilli, für den Verlag. Besonders für letzteren und dorthin geht auch mein Dank, denn Dennis Ehrhardt (Zaubermond) hat mich „machen lassen“. Hat sich nicht gewundert, als ich hauptsächlich „Hörspiel-Neulinge“ für die Besetzung vorgeschlagen habe und hatte keinen Einwand gegen meine Musik oder meine „Produktionsweise“. Er hat mir viel Freiheit gelassen und war mit allem einverstanden. Denn besonders die beiden Punkte „Besetzung“ und „Art der Produktion“ heben sich ja schon von anderen Produktionen ab. Da könnte der Verlag ja auch schon mal darauf bestehen, doch bitte „erfahrene“ oder „bekannte“ Sprecher zu engagieren oder die „Produktionsweise“ bitte etwas „gefälliger“ anhören zu lassen, wenn er schon sein Geld da reinsteckt. Einfach um mehr „Masse“ zu erreichen. Oder dem Geschmack eben dieser (oder das, was wir dafür halten) etwas näher zu kommen. Und auch ich war mir nicht sicher, ob dies so angenommen wird. Aber ich konnte nicht anders… Dass dieser „debütierende Cast“ und ebenso diese Art der Umsetzung von einem Großteil der Hörer angenommen und auch gutgeheißen werden, freut mich eigentlich am Meisten. Und von mir aus hätten natürlich auch sämtliche anderen Sprecher und auch die Musiker von „Loreley“ einen Ohrkanus verdient!
Du warst für „Loreley“ auf für „Beste Regie“ nominiert. „Leider“ ging dieser Preis aber an Johanna Steiner für „Das Kind“. Traurig?
Und wie! Ich habe den ganzen Abend gute Miene zum bösen Spiel gemacht und als ich zu Hause war, hab ich viele Nadeln in eine kleine Puppe gestochen, die aussah wie Johanna… Nein, stimmt nicht! Ich gönne Johanna jeden Preis, denn die mag ich! Und die freut sich immer so herzergreifend, wenn sie gewinnt, da bin ich empathisch immer sofort bei ihr und freu mich mit.
„Beste Serie“ für „Dorian Hunter“ wurde aber auch Zeit, oder?
Die Zeit ist vielleicht der Faktor, weshalb es dann jetzt nach sechs Jahren mal so hat sollen sein. Denn auch die Mitnominierten „Arwinger“ hätten diesen Preis durchaus verdient. Die andere Produktion kenne ich leider nicht. Aber ganz ehrlich: ein paar Mal schon war „Hunter“ nominiert. Am Meisten gefreut, hätte ich mich mal über den Preis für das „Beste Sounddesign“, wo ich mir doch immer so viel Mühe gebe, aber den haben ja immer diese bekloppten Raumfahrer von „Mark Brandis“ bekommen. Und jetzt gibt´s die Kategorie nicht mehr. Mist… Na gut, dann freuen wir uns jetzt mal über „Beste Serie“… tut ja auch nicht weh…
In der letzten Folge von Mark Brandis hast Du doch mitgesprochen?
Ja… Meinst Du, die haben deshalb dieses Jahr nix gewonnen?
Dieses Jahr ist erst eine neue Folge von Dorian Hunter erschienen, etwas später als gedacht und dann auch noch ein „Crossover“ mit John Sinclair. Wie kam es dazu?
Also, dass „Hunter 21“ später als erwartet erschien, ist natürlich so, weil der gute John erst noch die „Kreuz-Trilogie“ durchstehen musste und die Folgen von John und Dorian selbstverständlich gleichzeitig erscheinen sollten. Aber soweit ich weiß, werden trotzdem in diesem Jahr vier Folgen erscheinen. Dann halt mit kürzeren Abständen dazwischen. Können die Fans ja auch nix gegen haben. Die Idee zum Kreuzüber kam von Dennis bzw. Lübbe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber die Storyline für Hunter bereits weitergesponnen. Das Crossover kam mir also „dazwischen“. Aber ich hatte Lust dazu, zumal es etwas Neues sein würde. Also – der aufmerksame Hörer wird es wahrgenommen haben – habe ich die Folge an einer zeitlich anderen Stelle im Hunter Universum angesiedelt. Belege: Szene 1, Powell lebt noch und letzte Szene, Don sagt Dorian ein Dr. Demming leitet jetzt die Wohngruppe von Lilian und sie will ihn sprechen. Tja, welche Folge ist Folge 21 jetzt wirklich..? Folge 20 und die kommende 22 von „Hunter“ schließen auf jeden Fall direkt aneinander an. Die 21 war das Auswärtsspiel. Dennis suchte einen kompatiblen Roman von Sinclair raus und schickte mir sein grobes Skript mit der grundsätzlichen Idee. Ich setze mich hin und versuchte die „Lücken“ zu füllen, eine eigene Geschichte „um“ seine Geschichte herum zu erzählen. Dann folgte ein langes Hin und Her und wir hatten großen Spaß dabei, die Storys immer mehr miteinander zu verzahnen. Einige Hörer sagen jetzt, es ist zu wenig Hunter in Sinclair und zu wenig Sinclair in Hunter, aber das war ja auch nicht unsere Herangehensweise. Wenn die beiden die ganze Zeit „gemeinsam“ gearbeitet hätten, hätten Lübbe und Universal ja das „gleiche“ Hörspiel verkaufen müssen. Das wollten die nicht und wir auch nicht. Also haben wir immer ein „Aufeinandertreffen“ arrangiert und dann läuft Hunter nach rechts und Sinclair nach links und das jeweilige Hörspiel verfolgt „seinen“ Protagonisten. Das machte den Reiz für uns aus. Die gleiche Medaille und doch zwei Seiten. Und als ich Dennis Skript las, wo Sinclair in seiner Serie ja immer gern die Erzählerrolle einnimmt, kam ich an die Stelle, wo Sinclair beschreibt, wie er Dorian verhaut. Dann rechts, dann links, dann oben, dann unten usw… und dann hab ich mir gedacht, das greife ich auf. Und lass Hunter sagen, erst links, dann rechts, dann unten, dann oben… also das Pendant dazu. Und ich wollte schon immer so eine Film-Noir Folge machen, wo alles aus Sicht des Hauptprotagonisten haarklein erzählt wird, „Fielmann? Vergessen Sie´s…“ und ich bin großer Magnum-Fan und habe natürlich auch das einfließen lassen, „Ich weiß, was Sie denken…“ und „Wenn ich mal meinen Ratgeber schreibe…“ und das alles in Hunters schlechtgelaunter Art. Und das hat mir viel Spaß gemacht. Und dazu kam, dass alle Hunter in Folge 20 soooo vermisst haben, also wollt ich´s auch wieder gut machen und hab in 21 die große Dosis angeboten… Und schließlich kamen wir zur Produktion und ich habe einige Szenen gemacht und Sebastian von eartobrain andere überlassen. So hört sich Hunter an ein paar Stellen sinclairlike an und Sinclair hunterlike. Wichtig war, dass wir den gleichen Wortschnitt hatten. Alles andere sollte in der „Farbe“ der jeweiligen Serie sein und an den Stellen, wo sich treffen sollte es miteinander verschwimmen. Aber nur ein bisschen. Auch das war vor allem eine logistische Herausforderung. Wir arbeiten ja an zwei unterschiedlichen Orten. Auf zwei unterschiedlichen Systemen. Mit unterschiedlichen Samples. Trotzdem mussten sich ja einige Hintergrundgeräusche, wie Regen oder Wind und vor allem der „Raumhall“ der Stimmen irgendwie gleich anhören… also alles ein Haufen Arbeit für ein paar Minuten Amüsemong.
Wie wird es mit „Dorian Hunter“ weitergehen?
Oh, da muss ich immer vorsichtig sein, was ich erzählen darf… denn Veröffentlichungstermin sowie Titel und Inhaltsangabe und anderes obliegen ja den verantwortlichen Verlagen. Verraten kann ich, dass - wie oben beschrieben – Teil 22 ein Zweiteiler wird und direkt an Teil 20 anschließt, viele Fragen aufwirft, viel Nebeneinander passiert und dass das Meiste aber alles eine CD später aufgelöst wird und dass dem Ganzen der Roman „Die Vampirin Esmeralda“ zu Grunde liegt. Und dann geht es auf die Suche nach dem Drudenfuß… also chronologisch weiter wie in den Romanen.
Du hast den Ohrkanus für „Beste Serie“ bereits vor zwei Jahren einmal gewonnen, damals für „Goldagengarden“. Jetzt hast Du für die Fortsetzung dieser Serie eine crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Warum?
Die Sache ist ganz einfach: Ich wurde immer wieder gefragt, ob und wann es denn mit dieser Serie weitergeht, da ich mir ja am Ende des neunten Teils sozusagen ein Türchen offen gelassen habe. Da ich bisher schlichtweg keine Zeit hatte, habe ich mich aber nicht weiter darum kümmern können. Jetzt ist Zeit, also stand die Frage im Raum, wer will´s denn hören? Gibt es ein Publikum? Lohnt es sich über eine Fortsetzung nachzudenken? Ich mache das ja nicht aus Langeweile. Die Serie hat sich gut verkauft. Ich habe Geld damit verdient. Sonst würde ich über eine Fortsetzung auch gar nicht nachdenken. Warum sollte ich einen Toten beleben? Aber ich hatte sie selbst aus eigener Tasche finanziert. Vorgestreckt. Und das kann und will ich nicht wieder machen. Natürlich habe ich es Dennis angeboten, aber der hat das Geld ja auch nicht so rumliegen. Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, man klappert alle Hörspielproduzierenden in Deutschland ab und fragt, ob sie es produzieren und rausbringen wollen oder man wendet sich direkt an die potentiellen Hörer. Ich entschied mich für letzteres. Ersteres hatte ich mit Teil 1-9 ja bereits hinter mir…und niemand wollte es…
Goldagengarden X, also Teil 10, soll nicht im Handel und nicht als Download erscheinen, sondern lediglich denen zugeschickt werden, die sich an der Finanzierung auf www.startnext.de beteiligen. Du willst damit auch die illegalen Downloads ausschließen. Glaubst Du, Du kannst diese tatsächlich verhindern indem Du ein „Exklusiv-Hörspiel“ machst?
Wahrscheinlich nein. Es könnte ja jemanden gerade besonders herausfordern ein „nicht erhältliches“ Hörspiel im Netz für frei anzubieten. Ich hoffe, dass durch Exklusivität, Preis und mir dann namentlich bekannte Unterstützer die Chance gering ist, aber verhindern kann man es wahrscheinlich nicht. Wie ich auch nicht verhindern kann, dass es jemand irgendwann weiterverkauft. Aber eigentlich gemacht werden, soll es für die haptisch veranlagten Sammler, die an einem seltenen Stück interessiert sind, es gern im Schrank sehen und vielleicht, wenn es gefallen hat, auch mehr als einmal rausnehmen um es anzuhören. Und vielleicht versteht man das Ganze ja auch nur, wenn man am Ende einen Blick in das Booklet wirft…
Vielen Dank für das Interview und viel Glück!
Ich danke.