Wer hätte das gedacht, Jan Gaspard wird von Captain Blitz interviewt, hier das Ergebnis. Viel Spaß beim Lesen!
ZitatAlles anzeigenHallo Jan, es freut mich sehr, dass ich Dich interviewen darf und vielleicht haben wir dabei die Gelegenheit, mit einigen Gerüchten aufzuräumen und einige Dinge gerade zu rücken. Außerdem sprechen wir nicht nur über die Rückkehr von Offenbarung 23, sondern auch über dein erneutes Mitwirken an dieser Serie.
1. Wer ist eigentlich Jan Gaspard? Zum einen die Person hinter diesem Pseudonym und zum anderen die Frage, welche Tätigkeiten diese Person ausübt bzw. ausgeübt hat.
In erster Linie bin ich ein Besessener. Jemand, der ständig auf der Suche nach der Wahrheit ist. Beruflich arbeite ich seit meinem 14. Lebensjahr als Journalist – erst für Schüler- und Tageszeitungen (ich habe volontiert bei den Lübecker Nachrichten), dann auch für Fach- und Publikumsmagazine – zuletzt fürs Web-TV. Aber mich hat nicht nur die redaktionelle Arbeit im Medienbetrieb interessiert. Ich war auch Verlagsleiter, Anzeigen- und Werbezeitenverkäufer – und auch Pressesprecher, PR-Berater und Medien-Coach. Hinzu kamen noch, ich sag mal, ganz andere Sachen. Treibende Kraft bei allem war aber immer die Neugier – die Neugier auf die Wahrheit. Und so kam es, dass ich meine sehr bunte Erfahrung und die Stationen, in denen ich wirkte, nutzen konnte, um mehr als einmal „hinter die Matrix“ zu schauen. Ansonsten bin ich mittlerweile geschiedener Vater von vier Kindern, lebe derzeit im Nordschwarzwald und feiere demnächst meinen 43. Geburtstag. Aber das sind ja alles eigentlich nur Rahmendaten; was ich für ein Mensch bin, da muss sich wohl jeder seine eigene Meinung bilden…
2. Es kam damals zum Bruch zwischen den Beteiligten, ich weiß aber nicht, ob wir die genauen Hintergründe beleuchten sollen und dürfen. Möchtest Du von Deiner Seite aus noch etwas zu den damaligen Ereignissen sagen oder ist das Thema für Dich mit dem kommenden Neustart von Offenbarung 23 erledigt?
„Erledigt“ sind solche Erlebnisse und Erfahrungen sicher nie. Ich bin Autor aus Passion. Tiefe, einschneidende Erlebnisse – und der damalige Verlust der von mir erfundenen Serie Offenbarung 23 war solch ein einschneidendes Erlebnis – sind ja immer auch ein Quell für bedeutende Geschichten. Ich gehöre zu den Autoren, die nur über das schreiben können, was sie wirklich auch erlebt haben – natürlich meist drastisch verfremdet und verklausuliert wie in einer bunten Kollage des Leben – aber doch immer mit einem Bezug zu meinem wirklichen Leben. Deswegen kann und will ich solche Erlebnisse auch nicht „erledigt“ wissen. Aber das, was damals geschah, hat heute – nur drei Jahre später – keine negativen Auswirkungen mehr auf mein Leben. Ganz im Gegenteil. In den letzten drei Jahren habe ich eben aufgrund der damaligen Ereignisse viele spannende Menschen getroffen, die mir geholfen haben, mich weiterhin publizistisch zu verwirklichen und mich in neuen Medien – wie etwa dem Web-TV – auszuprobieren.
3. Dir wurden im Zuge des Bruchs Dinge vorgeworfen, die sich für den Außenstehenden nur sehr schwer einordnen lassen. Was hast oder hattest Du mit secret.TV und nexworld.TV zu tun, was war Deine Funktion dort und was sagst Du zu den Vorwürfen, dass diese Sender von einigen Leuten der rechten Szene zugeordnet werden?
Du weißt mittlerweile persönlich, lieber Patrick, dass die wahren Ursachen, die damals zum Zerwürfnis führten, nichts mit meinem Einstieg bei secret.TV zu tun hatten. Ich habe dir – stellvertretend für alle Hörspiel-Interessierten da draußen – mal einen Blick in meine Unterlagen von damals erlaubt. – Tatsächlich habe ich ab 2008 als Chefredakteur erst bei secret.TV, dann bei nexworld.TV gearbeitet. Damals war die Produktion, die hinter den Sendern stand, auf mich zugekommen, um ein tatsächlich existierendes rechtes Stigmata loszuwerden. Unter meiner Chefredaktion gelang diese Neuausrichtung. Ich persönlich denke, ein wahrer Pluralismus und eine echte Meinungsfreiheit muss alle Meinungen – auch die extremen – aushalten können. Dass bedeutet aber nicht, dass ich mir diese Meinungen zu eigen mache. Ich habe auf nexworld.TV (dem Nachfolger von secret.TV, weil sich schon der Sendername als Problem herausstellte) ein Interview von mir mit Gregor Gysi veröffentlicht, aus dem meine eigene politische Orientierung sehr gut ersichtlich ist. Ich komme aus einem kinderreichen Elternhaus, habe selbst vier Kinder - und eine paneuropäische (Ost-geprägte) Ahnenreihe; die intellektuelle Linke ist mir sehr viel näher als irgendwas anderes; einer meiner (verehrten) Großväter (der wie ich für die Lübecker Nachrichten geschrieben hat) saß als Kommunist im KZ. Bei secret.TV sind unter meiner Chefredaktion die ursprünglichen Rechtsaußen-Moderatoren aus dem Programm entfernt und die Gästeliste vom rechten ins linke Lager verschoben worden. Daher sind die seinerzeit aufgetauchten Vorwürfe gegen mich so absurd. – Nicht verkneifen kann ich mir aber an dieser Stelle die Anmerkung, dass ein bekennender Sympathisant des Holocaust-Leugners, Antisemiten und Pius-Bruders Richard Williamson gerade erst im deutschen Bundestag sprechen durfte; da hätte ich solchen Protest wirklich für angebracht gehalten. Dass dieser Protest in diesem Fall ausblieb, zeigt die Bigotterie, mit der in öffentlichen Diskussionen rechts-braune Verdächtigungen meist programmatisch eingesetzt werden. Man will damit Menschen (mund-)tot machen. Ich bin froh, dass das in meinem Fall nicht gelungen ist.
4. Waren diese Vorwürfe in Verbindung mit Deinem Namen vielleicht einfach nur ein Komplott, um Dich aus der Serie zu drücken? Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine Serie, die von Verschwörungen handelt, im Hintergrund eventuell sogar selber so etwas wie eine Verschwörung laufen hatte. Gab es diese und siehst Du dich als deren Opfer?
Ich will nicht ausschließen, dass bestimmte Menschen tatsächlich geglaubt haben, dass meine Mitarbeit bei secret.TV bedeutete, ich würde auf einmal für braune Positionen stehen. Wer mich wirklich kennt, wusste schon damals, wie abwegig das war. Es bot sich aber auch als bequeme Erklärung für eine von außen schwer durchschaubare Situation an. Es gab aber Protagonisten damals, die diese Vorwürfe wider besserem Wissens gegen mich einsetzten; insofern kann man das schon als Komplott sehen. Opfer war ich nur insofern, als dass Offenbarung 23 damals mein Hauptbroterwerb darstellte, der mir genommen wurde. Für einen selbständig arbeitenden Familienvater von vier Kindern eine extrem harte Situation. Aber, wie gesagt, durch die Hilfe vieler großartiger Menschen wurde ich da ziemlich schnell aufgefangen – und hörte auf, mich als Opfer zu fühlen.
5. Wie kam es dazu, dass man sich nun doch wieder an einen Tisch gesetzt hat, um die existierenden Folgen von Offenbarung 23 als Download flächendeckend zugänglich zu machen? Gehört der vorherige Streit der Vergangenheit an?
Für mich sind die Geschehnisse von damals definitiv Vergangenheit. Ich habe – bei aller Kontroverse – auch nie aufgehört, jenen dankbar zu sein, die meine Idee von Offenbarung 23 in eine großartige Hörspielproduktion verwandelt haben. Ich meine das absolut ehrlich. Ich kann solche Sachen sehr gut auseinander halten. Dass Offenbarung 23 als Hörspiel nun wieder eine Zukunft hat, ist aber allein Sebastian Pobot von Highscore Music zu verdanken. Es war nicht so, dass wir alle uns an einen Tisch gesetzt haben; Sebastian hat mit allen Beteiligten an jeweils deren Tischen gesessen. Wie Außenminister Genscher damals vor der Wiedervereinigung ist er immer wieder zu allen Parteien gereist, hat die Situationen gecheckt, hat mit Engelszungen geredet und wohl auch manchen Wutausbruch bekommen (wahrscheinlich, um nicht die Nerven mit uns zu verlieren). Und hat tatsächlich das wirklich kaum begreifbare Kunststück geschafft, eine für alle Seiten tragfähige und akzeptable Lösung zu finden. Vielleicht sollte ich irgendwann mal über diese diplomatische Meisterleistung ein Hörspiel schreiben…
6. Blicken wir nach vorne, die Folgen 1-41 von Offenbarung 23 können nun dank Highscore Music wieder als Download erworben werden und eine Fortsetzung ist geplant, ist das korrekt?
Ja.
7. Wie fügen sich die nicht von Dir geschriebenen Folgen 30-41 in den Serienkontext ein und was hältst Du persönlich von den Abenteuer 3Bs?
Ich weiß nicht, ob ich mein „Anschlusskonzept“ für die kommende 11. Staffel von Offenbarung 23 hier schon verraten sollte – wäre ein ziemlicher Spoiler. Ich persönlich habe die Folgen 30 bis 41 aber nie gehört.
8. Es wurde mal gesagt, dass die Serie ursprünglich 52 Folgen umfassen sollte, für jede Woche eines Jahres eine Folge. Ist da was dran oder waren das nur Gerüchte? Gibt es denn ein großes Ganzes, das uns am Ende der Serie erwartet oder wird die Serie laufen solange die Verkaufszahlen stimmen?
Ja, es gibt dieses Flight-Konzept mit 52 Folgen, gleich 52 Themen. Da die Pilotfolge eine Doppelfolge ist und auch das Live-Hörspiel sich dazwischen schob – und jetzt die Folgen 30 bis 41 – ist dieser erste „Flight“ jetzt schon ein wenig umfangreicher. In diesem Flight, der von mir jetzt noch 25 nicht veröffentlichte Themen umfasst, werden einige große Erzählbögen geschlossen – zum Beispiel, was wirklich mit dem Hacker Tron damals in Berlin passiert ist. Es ist aber auch so, dass ich mittlerweile Konzepte und Ideen für eine Fortsetzung der Serie über diesen ersten Flight hinaus habe. Also, wenn es nach mir geht und die Fans der Serie die Hörspiele vor allem kaufen, und nicht nur illegal downloaden, sollten wir noch einige Jahre lang einen spannenden Austausch über die großen und kleinen Verschwörungstheorien unserer Zeit pflegen können.
9. Fan kommt von Fanatismus, so sagt man, aber wie siehst Du die teilweise schon fanatische Einstellung und Begeisterung einiger Hörer in Sachen Offenbarung 23? Ich persönlich halte Sie für überzogen, denn am Ende des Tages ist es ja schließlich trotzdem „nur“ eine Hörspielserie. Oder kannst Du dir diese Begeisterung erklären?
Ich denke, es kommt darauf an, wie man sich dieser Serie nähert. Für jemand wie dich ist Offenbarung 23 einfach eine Hörspielserie wie andere auch – und das soll sie ja auch sein - einerseits. Du bewertest eine Folge von Offenbarung 23 im Kontext all der anderen Hörspiele, die es da draußen so gibt – und bist da ja gelegentlich recht gnadenlos mit meinen Stoffen. – Andererseits… Andere „Fans“ gehen an diese Serie anders heran. Sie haben bereits ein Hintergrundwissen zu den Themen der jeweiligen Folgen – gespeist aus Informationen des World Wide Web, aus Büchern oder TV-Dokumentationen. Und nun komme ich mit meinem erst einmal fiktionalen Hörspiel und erzähle eine möglicherweise ganz andere Realität. Sie fangen an, meinen Theorien nachzurecherchieren – und sind erschüttert, sie wieder im Web und anderswo bestätigt zu finden. Für diese Fans ist ein Offenbarung 23 Hörspiel mehr als nur Unterhaltung oder Entertainment; für die ist es ein lebendiges, unerhörtes Lehrbuch, das ihnen mit jeder Folge mehr ein ganz anderes Weltbild vermittelt, das aber den Realitätstest immer wieder besteht. Nimm die Folge „Krauts und Rüben“, in der ich sage, die deutsche Wiedervereinigung fiel nicht vom Himmel, sondern war ein langfristig eingefädelter Deal. Bei mir konnte man dies als Theorie das erste Mal überhaupt in einer Publikation hören; heute kannst du diesen Sachverhalt – sicher mit ein wenig anderer Tonalität – bei Spiegel online in einem öffentlich zugänglichen Mainstream-Medium als geschichtliche Tatsache nachlesen. Als Fan muss man sich da einfach fragen: Scheiße, woher wusste dieser Gaspard das? – Und dass ich solche Dinge „weiß“, und exklusiv für meine Fans darüber in meinen Hörspielen berichte, erzeugt die Mystik dieser Serie für diese auf dich so fanatisiert wirkenden Fans. – Vielleicht noch ein anderes Beispiel, das verdeutlicht, wie Offenbarung 23 „funktioniert“: 2008 habe ich einen Offenbarung 23-Workshop veranstaltet, während dem ich einer Handvoll dieser fanatisierten Fans vorführte, wie ich selber recherchiere. Thema war u.a. die Estonia-Katastrophe. Ich lud damals einen der Überlebenden des Unglücks ein, vor den Workshopteilnehmern über seine Erlebnisse in der Katastrophen-Nacht – aus erster Hand! – zu berichten. Dieser Bericht fiel unglaublich eindrucksvoll aus; und lieferte Fakten zu dieser Katastrophe, die in keinem Artikel, keinem Buch, keiner Dokumentation zuvor mitgeteilt wurden. Dieses, ich sag einmal, exklusive echte Wissen ist es, was die Fans elektrisiert, die in dieser Serie eben mehr sehen und erleben als nur ein Hörspiel. Und das ist es eigentlich auch, was Offenbarung 23 wirklich einzigartig macht. Alles andere ist „nur“ Unterhaltung…
10. Hast Du noch weitere Projekte in der Mache oder konzentrierst Du Dich zunächst voll und ganz auf Offenbarung 23?
Der größte Teil meiner Konzentration gehört derzeit ganz klar Offenbarung 23 – aber nicht nur den Hörspielen… Ich habe dafür auch die Chefredaktion von nexworld.TV wieder abgegeben. Daneben gibt es aber immer andere Ideen, die einen Autor beschäftigen.
11. Bist Du rückblickend betrachtet zufrieden mit dem was Du bisher geschaffen und erreicht hast oder hast Du noch Ziele, die Du verwirklichen willst?
Eigentlich beides. Meine bisherige Reise durchs Leben war ziemlich bunt und erlebnisreich, nicht immer leicht und leicht zu ertragen, aber doch geeignet dazu, mein Leben und mein „Werk“ so wie es ist anzunehmen und zu bejahen. Persönlich war aber zum Beispiel in den letzten drei Jahren die Trennung und Scheidung nach 25 Jahren Partnerschaft deutlich einschneidender als die Geschehnisse um Offenbarung 23. Beides hat mich geformt. Aber auch weitergebracht. Und mich gelehrt, den Mut zur aktiven Veränderung einer Situation zu haben, auch wenn es erst einmal extrem schwer aussieht, was da auf einen zukommt. Insofern beginne ich derzeit gerade erst zu realisieren, was für Ziele in meinem beruflichen Wirken noch auf mich warten könnten. Eines davon ist ganz klar, den Sprung von den Hörspielen hin zum TV- und Filmmarkt zu schaffen.
12. Möchtest Du ein paar abschließende Worte an die Fans richten?
Ach, da gibt es eigentlich nur ein Wort: DANKE!
Ich bedanke mich herzlichst für das Interview!
Gerne. Ich danke für deine Neugier.