Im April wurde von der Jury „Hörbuch des Monats“ des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen Michael Endes [b]„Der Spiegel im Spiegel“[/b] von der mediabühne hamburg zum Hörbuch des Monats gewählt.
Hier der Begründungstext der Jury...
ZitatAlles anzeigenWer Michael Endes Bücher kennt, weiß, dass sie sich nicht so einfach einem jugendlichen Publikum
zuordnen lassen, wie das Verlag und Werbung suggerieren. Das betrifft nicht nur die Quellen, von
denen sich der Autor hat inspirieren lassen, sondern auch die höchst kunstvolle Verflechtung von
Märchen, Sage, Mythos und die auch für Erwachsene suggestive Erzählweise, vor allem aber der
Problemgehalt seiner Bücher, der vom Phantasieverlust in einer durch Überreizung geprägten
Medienwelt bis zur Zerstörung von Dauer, Nähe und Lebensqualität reicht: Die „Unendliche
Geschichte“ und „Momo“ sind erzählte Gesellschaftskritik und Utopie in einem – eine Mischung, die
in kurzen Erzähltexten kulminiert, in denen Ende die surrealistischen Bildwelten seines Vaters, des
Malers Edgar Ende, in Geschichten übersetzte. Es sind bedrückende Visionen darunter, der alles
niederreißenden Zeit, der Vergeblichkeit unserer Pläne, der Todesnähe, doch auch kindlicher
Neugier und Tapferkeit, träumerischer Reisen in gefährliche Lebenswelten. Mehr als zwei Dutzend
Sprecher und Sprecherinnen hat der Verlag für diese mit Musik und anderen Toneffekten
kontrapunktierten Traumgeschichten gewinnen können, unter ihnen Günter Gabriel, Carlo v.
Tiedemann, Friedrich Schoenfelder, Mario Adorf. (Eine Benefiz-Produktion zugunsten der
Deutschen Muskelschwundhilfe.) Manchmal fallen die Sprecher in einen allzu pathetischgetragenen
Ton, doch das ist selten. In der Regel gelingt jene spannungsvolle Nüchternheit, die die
phantastischen Initiationsbilder (die dauernd ihre Gestalt wechselnde Eiswüste, den lautlos
brennenden Zirkus, die endlose Straße mit dem Kind an der Hand eines tierisch verkleideten Djinn)
durch den Kontrast erst zur vollen Wirkung bringt. Ein Hörbuch, das in Portionen angehört werden
sollte, damit die Feinnervigkeit der Erzählungen nicht durch Fülle abstumpft.
Jury: Prof. Dr. Gert Ueding, Peter Weit, Boris Kositzke, Olaf Kramer
Mit freundlichen Grüßen aus Tübingen
i.A. Kalja Kanellopoulos
Herzlichsten Glückwunsch und hoffentlich erregt nicht zuletzt diese Auszeichnung die Aufmerksamkeit, die diese großartige Produktion verdient hat.