38. KW (16.09.-22.09.2019)

Chris Thorpe, Jana Vetten - Status
hr 2019
Wir alle haben eine Nationalität, oder zumindest die meisten von uns. Das Drama "Status" des britischen Autors Chris Thorpe, mit dem er den begehrten "Fringe First Award" gewann, befragt darin sich und seine Zuhörer, ob man diese nationale Zugehörigkeit einfach ablegen kann, wenn man sich über die Politik und/oder gesellschaftliche Entwicklungen im eigenen Land ärgert. Kann man einfach irgendwo anders hingehen und seine Zugehörigkeit wie einen Anzug ausziehen – ist das nur eine Frage des eigenen Willens?
Kann man sich vielleicht so dem ewigen Kampf der Nationen um Grenzen und Abgrenzung entziehen? Die weltumspannende Flucht von seinem Heimatland England führt den Autor über Deutschland, nach Amerika, dann ins turbokapitalistische Singapur und schließlich über Frankfurt zurück nach England. In realen und surrealen Begegnungen wird die Frage, was heute nationale Identität bedeuten kann, immer wieder neu ausgelotet: Braucht Dein Land Dich oder Du Dein Land?
Im Stile eines Road Movie, mit der live singenden und E-Gitarre spielenden Schauspielerin Paulina Alpen, erlebte Status am Staatstheater Mainz seine deutschsprachige Erstaufführung unter der Regie von Jana Vetten. Marlene Breuer hat diese Inszenierung nun fürs Radio adaptiert.
Download ab 16.09.2019
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Davit Gabunia - Farben der Nacht
DLF Kultur 2019
Als der arbeitslose Familienvater Surab Zeuge eines Verbrechens wird, sieht er seine Karrierechance gekommen. Doch während er alles auf eine Karte setzt, bemerkt er nichts von der Affäre seiner Frau, die sich wie er nach einem neuen Leben sehnt.
Tiflis im Sommer 2012. Surab, arbeitsloser Familienvater, beobachtet seinen neuen Nachbarn, der in der gegenüberliegenden Wohnung geheime Liebesbesuche empfängt. Als er Zeuge eines Verbrechens wird, sieht er seine Karrierechance gekommen: Der mysteriöse Lover ist ein hoher Beamter. Während Surab alles auf eine Karte setzt und draußen immer mehr Demonstranten den Sturz der Regierung fordern, bemerkt er nichts von der Affäre seiner Frau, die sich wie er nach einem neuen Leben sehnt. Eine packende Geschichte über die georgische Gesellschaft zwischen Stillstand und Umbruch, Tabu und Tradition.
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Sabine Trinkhaus - SchreckmümpfeliDer Lappen
SRF 2019
Kupplung - Gang einlegen - Sargdeckel schliessen
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Chris Thorpe, Jana Vetten - Status
hr 2019
Wir alle haben eine Nationalität, oder zumindest die meisten von uns. Das Drama "Status" des britischen Autors Chris Thorpe, mit dem er den begehrten "Fringe First Award" gewann, befragt darin sich und seine Zuhörer, ob man diese nationale Zugehörigkeit einfach ablegen kann, wenn man sich über die Politik und/oder gesellschaftliche Entwicklungen im eigenen Land ärgert. Kann man einfach irgendwo anders hingehen und seine Zugehörigkeit wie einen Anzug ausziehen – ist das nur eine Frage des eigenen Willens?
Kann man sich vielleicht so dem ewigen Kampf der Nationen um Grenzen und Abgrenzung entziehen? Die weltumspannende Flucht von seinem Heimatland England führt den Autor über Deutschland, nach Amerika, dann ins turbokapitalistische Singapur und schließlich über Frankfurt zurück nach England. In realen und surrealen Begegnungen wird die Frage, was heute nationale Identität bedeuten kann, immer wieder neu ausgelotet: Braucht Dein Land Dich oder Du Dein Land?
Im Stile eines Road Movie, mit der live singenden und E-Gitarre spielenden Schauspielerin Paulina Alpen, erlebte Status am Staatstheater Mainz seine deutschsprachige Erstaufführung unter der Regie von Jana Vetten. Marlene Breuer hat diese Inszenierung nun fürs Radio adaptiert.
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Island Songs, Silvia Ploner, Nicolas Perret, César Enrique Giraldo Herrera - The Forest Within - Within the Forest
DLF Kultur 2019
Ein kolumbianischer Biologe legt nahe, dass Schamanen in Südamerika nicht mit "Geistern" und "Seelen" kommunizieren, sondern mit mikrobiellen Ökosystemen. Daraus entwickelt das Duo Islands Songs eine fabulative Klangerzählung.
Mehr als 50 Prozent der menschlichen Körperzellen sind Mikroorganismen. Jüngste Forschungen zeigen: Die Zellen sind sozial und kommunizieren sogar. Und dennoch bleiben sie rätselhaft. Doch nicht für alle. Der kolumbianische Anthropologe und Biologe César Enrique Giraldo Herrera legt nahe, dass jene Wesen, mit denen Schamanen im Tiefland Südamerikas interagieren, weitaus mehr mit mikrobieller Ökologie gemein haben als mit den Begriffen Geister und Seelen, die von christlichen Missionaren während der Kolonialisierung eingeführt wurden. Gemeinsam mit Giraldo Herrara entwickelt das Duo Islands Songs eine fabulative Klangerzählung über den "inneren Wald".
Download ab 17.09.2019
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Andreas Weiser - Wie gut muss im Mond wohnen sein
hr 2003
In diesem O-Ton-Hörspiel verschränken sich die Texte von Humboldt mit den Stimmen der Ausgewanderten und den Klängen der ungebändigten Natur zu einem Fluss der Bilder vom Mythos Lateinamerika, erzählen und erfinden Geschichten vom Leben und Überleben - und von der Faszination an einem unwirtlichen und unfassbaren Teil der Erde.
Download ab 17.09.2019
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Katrin Wiegand, Kai Schwind - Die Alster-Detektive (1) Giftige Lieferung
Bürgerschaft Hamburg
Was ist auf Thorstens Film zu sehen? Lukas und seine Freunde müssen sich schnell etwas einfallen lassen. Denn das Restaurant von Johannas Eltern hat riesigen Ärger, seit Gästen speiübel geworden ist. Die Spur führt ins Hamburger Rathaus. Doch was haben Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft mit vergifteten Lebensmitteln zu tun? Von der Zentrale auf Opa Josts Hausboot aus starten die Alster-Detektive mit ihren Ermittlungen - denn irgendwas ist faul…
Download ab 18.09.2019
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Katharina Adler - Ida
NDR 2019
Sie wurde als Patientin Sigmund Freuds berühmt: "Dora", das knapp achtzehnjährige Mädchen mit der petite hysterie. Freud widmete Dora eine Krankengeschichte. Erschienen 1905 schildert er im "Bruchstück einer Hysterieanalyse" die Umstände der Kur, die das Mädchen frühzeitig, nach nur drei Monaten, beendete. Während Freuds Perspektive im "Fall Dora" ausführlich dargelegt ist, blieb die Frage, wie wohl seine Patientin, die mit wahrem Namen Ida hieß, diese neuartige Psychoanalyse empfunden hat. In ihrem ersten Hörspiel gibt Katharina Adler Ida eine Stimme und erzählt, wie es dazu kam, dass sie im Herbst 1900 auf den Diwan in der Berggasse 19 musste, und was sie wohl bewogen haben muss, sich den Deutungen des damals noch unbekannten Wiener Doktors zu widersetzen. Ein Kammerspiel, in dem das tief wurzelnde Patriarchat mit der aufkommenden Emanzipation und dem eigenen Willen einer jungen Frau ringt. Im Gegensatz zum "Bruchstück einer Hysterieanalyse" bleibt hier die Deutungshoheit nicht Freud überlassen. Es ist Idas Geschichte, die weit über ihre Psychoanalyse hinausreicht, bis zu ihren letzten Jahren als Emigrantin in den USA.
Trailer zum HörspielDownload ab 18.09.2019
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Martin Sperr - Adele Spitzeder
BR 1979
Eine wahre Geschichte: Die stellungslose Schauspielerin Adele Spitzeder setzt ihre grandiose Idee in die Tat um, den großen Banken die Kunden wegzuschnappen, indem sie zwei Prozent mehr Zinsen zahlt als die Konkurrenz. Für München und vor allem für das bäuerliche Hinterland wurde die Spitzeder zur unschlagbaren Volksbank. Sie selbst lebte herrlich und mit Freuden vom Geld ihrer Kunden, bis die Polizei – alarmiert von den herkömmlichen Bankiers – mit einer Handvoll Leuten vorstellig wurde, die alle gleichzeitig ihr Geld zurückverlangten. Die berühmt-berüchtigte Entrepreneurin hat zu ihrer Zeit nicht nur die Tagespresse beeindruckt. Die Redaktion des Brockhaus Lexikons fand 1894 ihr mehr als zwanzig Jahre zurückliegendes Wirken im Münchner Finanzwesen immer noch wichtig genug, um ihren Namen in Band 15 aufzunehmen. Ein Pfeil verweist auf "Dachauer Banken", wo in 21 Zeilen über die zwischen 1871 und 1873 von Adele Spitzeder gegründeten Schwindelbanken berichtet wird. Der damals populäre Begriff "Dachauer Banken" bezieht sich auf die Dachauer Straße in München, wo sie ihren ersten Geschäftssitz hatte.
Download ab 19.09.2019
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Justin Schröder - Auf geht's beim Schichtl!
BR 1969
"Die Unterlagen zu meinem Hörspiel habe ich, abgesehen von meiner eigenen Erinnerung, soweit Daten und ähnliches über die Person und das Unternehmen August Schichtls in Frage kamen, von Herrn Anton Roskowetz erhalten, der in einer hoch anzurechnenden Weise das Andenken dieses Künstlers pflegt und auch die Anregung zu einer Gedenkstunde beim Rundfunk gab. Er ist zwar tatsächlich als Kind einer angeheirateten, nicht adoptierten Tochter von Schichtls Frau, gesetzlich nicht verwandt, aber er hängt, wie ich sicher weiss, mit grosser Liebe an dem Andenken seines ‚Großvaters‘. Nun scheint Herr Roskowetz recht wenig Lust zu haben, Ihnen die gewünschten Aufschlüsse zu erteilen, da er durch die mangelnde ‚Anerkennung‘, ja nach seiner Darstellung mitunter sogar feindselige Einstellung seitens der Verwandtschaft verbittert ist. Dass Sie über August Schichtl, Ihren verstorbenen Onkel, nicht gut unterrichtet sind, ist verständlich, da die Brüder, deren einer Ihr Vater war, nicht miteinander harmonisierten." (Briefauszug von Justin Schröder an Xaver Schichtl, März 1937, Historisches Archiv des Bayerischen Rundfunks)
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Guy Helminger - Frau Gantner
WDR 2010
Friederike und Markus sind ein Paar. Sie haben sich zufällig im Schwimmbad kennen gelernt. Das jedenfalls glaubte Friederike, bis sie erfährt, dass Markus früher bei einer Frau Gantner zur Untermiete gewohnt hat - dieselbe Frau, bei der auch Friederike später ein Zimmer besichtigt hat. Schon damals war ihr diese Frau unheimlich.
Sie wird es umso mehr, als Friederike immer weitere Verbindungen zwischen Frau Gantner und Markus zu bemerken meint. Was hat ihr Freund mit dieser Frau zu schaffen, die spiritistische Sitzungen abhielt? Sie scheint einen geheimen Einfluss auf ihr gemeinsames Leben auszuüben, davon ist Friederike überzeugt. Auch als sie erfährt, dass Frau Gantner schon vor Jahren gewaltsam zu Tode kam - lange bevor Friederike bei ihr das Zimmer besichtigt hat...
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Dietmar Dath - Maryam. Kein Nachruf für euch
BR / NDR 2019
Die Wirtschaftsjournalistin und Schriftstellerin Samira Weiss schreibt seit Jahren an einem Roman, in dessen Zentrum das Werk der iranischen Mathematikerin Maryam Mirzakhani steht. Mirzakhani war Professorin an der Stanford University und leistete zudem äußerst bemerkenswerte Beiträge zur Geometrie und zu dynamischen Systemen. Als erste Frau erhielt sie die begehrte Fields-Medaille, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung für Mathematik. Im Alter von 40 Jahren starb Mirzakhani an den Folgen einer Krebserkrankung. Nun soll Samira für eine Zeitschrift einen Nachruf schreiben. Doch sie weigert sich. Nicht, weil sie nicht will, sondern weil sie nicht kann. "Dieses Hördrama handelt von einer Liebe. Sie erschöpft sich weder in Sex, noch spinnt sie so, wie man das meint, wenn man das Wort "platonisch" sagt. Das eine wie das andere ist okay, aber die Liebe in diesem Hördrama ist viel zu ernst für beides. Eine lebendige Dichterin liebt hier eine tote Mathematikerin. Die Mathematikerin heißt Maryam Mirzakhani, es hat sie bis vor kurzer Zeit wirklich gegeben. Die Dichterin heißt Samira Weiss, es gibt sie jetzt, weil Sophia Kennedy sie spricht und singt. Die Mathematikerin hat Dinge herausgefunden, die mit allem verflochten sind, sogar mit dem Anfang des Universums. Die Dichterin findet heraus, dass sie keinen Nachruf auf die Mathematikerin schreiben will, den Leute verstehen, die sich für die Wahrheit nicht interessieren. Die Mathematikerin hat so viel gemalt und gezeichnet, dass ihre Tochter dachte, die Mutter wäre Künstlerin. Solche Missverständnisse sind die Wahrheit. Wer diese Wahrheit nicht will, wird von dem Hördrama zerstört, ohne es zu merken." (Dietmar Dath) "Sophia Kennedys Stimme vermag es, den mathematisch-philosophischen Gedanken Sinnlichkeit zu verleihen. Ihre Musik bedient sich beim Pop und hat dennoch etwas ganz anderes, freieres. Wenn Kennedy Samira spricht, scheint sie bei sich zu bleiben und öffnet sich dabei doch ganz dem Text von Dietmar Dath. Ein Stück über unser Leben und die (Un-)Möglichkeit von Freiheit." (Henri Hüster)
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Katharina Pelosi - Parole V. Eine feministische Verstärkung
WDR / Pact Zollverein Hessen 2019
Draußen wird alles immer schlimmer: Das Klima spielt verrückt, die Politik auch und die globalen ökonomischen Zusammenhänge sind gar nicht mehr greifbar. Was tun? Resilienz ist das Zauberwort. Ein Appell an die individuelle Widerstandskraft.
Denn drinnen, in den Küchen und Wohnzimmern, läuft es doch gar nicht so schlecht, oder?
Frauen und Mädchen kümmern sich umeinander, träumen vom Atmen unter Wasser, Schwimmen in der Luft oder einem eigenen Label. Gegen alles, was nervt, schreien sie zurück: gegen Haushalt, Islamophobie, Zeitnot oder schlechte Politik.
"Parole V" zeigt ihre Strategien im Vergrößerungsglas und setzt den neoliberalen Durchhalte-Apellen polyphone Parolen entgegen. Was soll die Stadt hören? Was sind die Tricks? Wovon träumt ihr? Und wen schreit ihr an?
Über Städtegrenzen und Generationen hinweg, durch Biographien hindurch klingt die Parole: netzwerken, träumen, schreien, Krisen aushalten, kümmern, auf die Straße gehen – und das vielstimmig!
Das Hörspiel basiert auf einer Audioinstallation, die gemeinsam mit Frauen und Mädchen im Essener Stadtteil Katernberg realisiert wurde.
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Oswald Egger - Triumph der Farben
ORF / SWR 2019
Spielt, was trudelt, bunter als bunt, etwas hoch? Und treibt und überspielt eine Herde Farben, deren Rufnamen pointilliert, in Schwärmen bildender Tüpfelchen und Pünktchen, treideln, stieben und versprühen?
Wie eine fortschreitend oskulierende Wolke in Form von Worten und Formen ohne Worte, ein Gewölle von Zerstreuungen und Häufungen selbstüberwälzter Vorwärtswellen. Im Chor oder einzeln vortorkelnde Stimmenverbindungen, die untereinander freigespielt wortwörtlich über- und untertreiben dabei.
Z.B. im Halma-Spiel können Wort für Wort lange Sprungfolgen entstehen, mit denen man mit einem einzigen Spielzug (oder Atemzug) in beständigem Wechsel der Töne und Konstellation das ganze Spielfeld (oder eben Hörfeld) überqueren kann. Das Ohr vermag jetzt Anordnungen und darin Anbahnungen und Vokallinien für ausgedehnte Sprungfolgen herauszuhören, mitlaut, und mit vortreibenden Verwirbelungen im Wortfeld semantischer Höfe - ins Offene verbinden.
Ab und an berühren und vereinigen sie sich, verflechten sich dort und hier miteinander und splittern sich auf ihrem weiteren Vor- und Fortlauf wieder auf: Plötzliche, sofort wieder zerfallende, geborgte Bedeutungen disparat.
Wie angerufene Augenblicksgötter, Farbbezeichnungen und deren Verklitterungen als Litanei der Phänomene, ausgemalt verbüschelt, liquidiert: Schon die sporadischen Paare aus Färbungen und Namen, mit Ahnungen und Annahmen, akklamieren im Appell einer stillschweigenden Übereinkunft den Triumph der Farben, oft in klackslauter Interjektion, wechselständig Sätze überüberspringend, oft verdoppelnd.
Vokabelstränge, Verflochtenheiten, Häufungsgruppen und mannigfaltige Zusamenverklammerungen eigenloser, bildhaftiger, exempeliger Farbtonabfolgen: als Perlenschnur von Bildern, deren Ton-Verknotungen nicht konsekutiv erfolgen, sondern vielsilbiger, ausmalender. Reihum haben die Stimmen je einen Spielzug (ausdrücklich, um im Stillen zu versilben). Einen Wortlaut, eine Satzaussage, als eigene Welt der Form nach, als Welt in der Welt, die zwischen den Wörtern vergeht und den Stillen und Pausen.
Geschweige davon erhellen sich die Farben ausgesprochen, ephemer, aus aparten Spontannamen in Und-los atmenden, Ton in Ton einschwingenden Hörräumen einer undulierenden, inneren Geometrie der Vorgänge, die sich auszumalen wissen, was nicht gesagt ist: Wort für Wort ist nach und nach alles in allem ein Bild.
Download ab 19.09.2019
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Esra Pound - Cantos
hr / DLF 2018
Grundlage des Radiostücks ist eine Auswahl von Texten aus dem Hauptwerk des amerikanischen Dichters und Avantgardisten Ezra Pound (1885-1972), den Cantos – Gesänge, die erst 2012 in ihrer Gesamtheit auf Deutsch und Englisch im Arche-Verlag erschienen. Die Cantos entstanden in einem über fünfzig Jahre währenden "work-in-progress" und zählen zu den wichtigsten und einflussreichsten Epen moderner Dichtung. Sie sind ein figurenreicher, vielstimmiger und lebensbejahender Gesang, dessen polyphone akustische Umsetzung einen unmittelbaren, lebendigen und poetischen Zugang zu Pound, seiner hohen sprachlichen und bildhaften Intensität, eröffnet und eine Ahnung davon vermittelt, was Dichtung sein kann. Pound begann die Cantos 1915 in unmittelbarer Reaktion auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In Schüben veröffentlichte er bis in die 60er Jahre neun Blöcke mit über 110 Cantos. Aus diesem Konvolut hat Christian Bertram knapp dreißig Cantos ausgewählt, die essentielle und elementare Themen und Motive des Gesamtwerks vergegenwärtigen. Durchgehendes erzählerisches Prinzip des Hörspiels ist die Verwandlung. In seinem Epos nimmt Pound raffinierte dramaturgische Rückbindungen vor, versetzt Gegenwärtiges in die Vergangenheit und umgekehrt. Bögen werden gespannt von den modernen Großkriegen zu Homers Odyssee, von der Finanzindustrie zu den "Höllenzecken" in Dantes Inferno. Dokumen-tarisches fließt ein, aber auch Noten und viel Musikalisches. Auf der Suche nach Lösungen aus Chaos und Krieg wird Tradiertes aus der Antike, Afrika und China neu belebt, Kulturkreise werden in Verbindung gesetzt (z.B. Konfuzius und das alte Griechenland), um "eine Brücke zu schlagen über Welten" (Pound). Geglückte Momente der Geschichte, Beispiele eines guten und gerechten Regierens werden aufgerufen, Wege zur Natur aufgezeigt, um die Zerstörung von Lebensräumen aufzuhalten. Negativer Schlüsselbegriff ist in diesem Zusammenhang "Usura", die krankhafte Habgier und die Geldschöpfung aus dem Nichts entgegen der Natur. Pounds utopisches Ziel ist es, nicht ein himmlisches, sondern ein "irdisches Paradiso" zu schaffen. Dieses ganz pragmatisch verstandene Paradiso-Projekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Hörstück. Stets geht es darum, neue Denk- und Handlungsräume zu erschließen. Dabei variieren die Erzählsituationen und Haltungen zwischen Bericht, provokatorischer Rede, szenischen Dialogen, Rezitation, Lecture, Aufrufung, Feier, Manifest, Gesang und Klang. Aus den Cantos sprechen viele Stimmen und Erzähler. Zeitgenossen, histo-rische und mythologische Gestalten treten auf und mit ihnen eine Vielzahl von Sprachen. Über "Personae" zu reden und in historischen Masken zu erscheinen, war eine gängige Praxis von Pound. Es war Marshall McLuhan, der spätere Pop-Star der Medientheorie, der mit Pound korrespondierte und die Cantos mit dem Medium der modernen Radiokultur verglich. Und in der Tat sind die Cantos als "mixtum compositum" und mit ihrem Netz von kalkulierten Koordinaten ein Medium par excellence, eine keineswegs willkürliche Komposition, die sich gerade für das Hörspiel eignet. Das Stück versucht nicht Pounds Widersprüche und Abirrungen zu leugnen oder sie einzuebnen. Es lebt gerade aus dem provozierenden Neben- und Gegeneinander und der Energie überschießender Poundscher Form- und Sprachgestaltung. Gegensätzliche Tendenzen sind ineinander verschränkt, reiben sich aneinander und offenbaren doch letztlich einen Sinnzusammen-halt von großer ethischer Klarheit.
Download ab 20.09.2019
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David Zane Mairowitz - Marlov in Jerusalem
WDR 2019
Moskau 1988: Marlov, selbsternannter Privatdetektiv, bekommt den Auftrag, eine vermisste junge Frau zu suchen. Doch sein Misstrauen ist sofort geweckt - er soll dafür wirklich bezahlt werden.
Noch misstrauischer wird er, als er feststellen muss, dass die Gesuchte mit einem offiziellen Visum, ausgestellt auf einen Mann, ausgereist ist. Ausgerechnet nach Jerusalem. Dort angekommen, gerät Marlov direkt zwischen die Fronten von Polizei, Geheimdienst und einer ultranationalen Verschwörung. Doch mit ganzem Körpereinsatz gelingt es ihm, die Spur der jungen Frau zu finden.
Download ab 20.09.2019
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Ernst Toller - Masse - Mensch
NDR 2019 / DAV 2019
2019: 30 Jahre nach dem Mauerfall, 50 Jahre nach der 68er Bewegung, 100 Jahre nach dem Ende der deutschen Monarchie und nach der Gründung der ersten deutschen Republik. Wie weit sind wir? Wirklich? Wir, die Bürgerinnen und Bürger des 21. Jahrhunderts – sind wir mündig? Die "Klassenfeinde" und Monarchen, die Spekulanten und Revolutionäre von einst tragen heute nur andere Namen. Neid, Gier, Ignoranz waren und sind die Triebfedern aller Konflikte, allen Terrors. Ernst Tollers 1919 verfasste, konzentrierte Studie "Masse – Mensch" ist eine fast schon exemplarische Auseinandersetzung mit der Frage nach der eigenen Verantwortung.
Wann erheben wir uns? In Tollers expressionistischem Stück lässt die Hauptfigur, Sonja Irene L., Gesellschaft und Familie hinter sich und folgt ihrer Empörung über die Zustände in aller Konsequenz. Sie wird Teil einer revolutionären Masse.
Download ab 20.09.2019
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Raymond Chandler - Der lange Abschied
NDR 1997
"Mein Name ist Philp Marlowe. Ich bin Privatdetektiv. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen über einen - Freund, Terry Lennox. Als ich ihn zum erstenmal sah, lag er betrunken auf der Straße, drei Blocks von meinem Büro entfernt. Es war kurz nach dem Krieg, irgendwann im Oktober - 1951. Sein Gesicht wirkte jung, doch sein Haar war schlohweiß. Seine rechte Gesichtshälfte wirkte wie gefroren; sie war kreideweiß und mit dünnen, feinen Narben gesäumt. Eine plastische Operation, und zwar eine ziemlich drastische. Ich stolperte im Dunkeln über ihn." Mit diesem nächtlichen Fehltritt gerät Marlowe nicht nur in ein undurchsichtiges Intrigenspiel um den Mord an einer schönen Frau, sondern mit ihm beginnt auch eine seltsame Freundschaft zwischen zwei ungleichen Männern: dem Trinker und Spieler Terry Lennox und dem melancholischen Marlowe, der hier erstmals die Rolle des zynischen Schnüfflers überschreitet und sich Gefühle wie Zuneigung und Verletzbarkeit gestattet. Mit dieser letzten großen eigenständigen Prosaarbeit wollte Chandler insbesondere ein Bild der kalifornischen Gesellschaft zeichnen, dieser "seltsam korrupten Welt, in der wir leben, und wie ein Mann, der ehrlich zu sein versucht darin, am Ende mit sentimentalem oder einfach dummem Gesicht dasteht."
Download ab 21.09.2019
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Hannah Hofmann, Sven Lindholm - Die 13. Fee
DLF / NDR / WDR 2019
Hofmann & Lindholm machen sich fit für einen Generationen-konflikt, der (bislang) ausbleibt. Auf einem ebenso skurril wie unheimlich anmutendenSpielfeld der Projektionen versammeln sich Protagonisten unterschiedlichen Alters: Senioren trainieren ihre Kaufkraft und lassen es sich gut gehen, während erwachsene Kinder neidlos Anteil nehmen am prallen Leben der potenten Eltern und sich in Wohlwollen üben. Nestbeschmutzer steigern ihre Ausdauer, indem sie selbstzufriedenen Silver-Agern die Pest an den Hals wünschen und Wohnmobile mit dem Aufkleber "Wir ver-prassen Euer Erbe" verbal unter Beschuss nehmen, begleitet von Durchhalteparolen wie: "Füße untern Tisch und Fäuste aus den Taschen!"
Download ab 21.09.2019
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Konstantin Küspert - Sklaven leben
hr 2019
Eine schwungvolle und gleichzeitig nachdrückliche Revue zum Thema Sklaverei ohne moralinsauren Beigeschmack... geht das überhaupt?
Sklaven leben von Konstantin Küspert zeigt uns die Problematik heutiger Wohlstandsgesellschaften und ermutigt uns, die eigene Verstricktheit in diese Strukturen zu reflektieren. Es geht um koloniale Vergangenheit, Rassismus und geerbte Privilegien sowie um die Frage, mit welchem Recht diese weiter aufrecht erhalten werden.
Sklaverei existierte als globales Phänomen bereits in den ersten Hochkulturen, und obwohl es generell verboten ist, Menschen als Eigentum zu behandeln, nennt der Global Slavery Index erschreckende Zahlen: nämlich vierzig Millionen tatsächliche Sklaven. Je nach Rechenmodell kommt man heute auf mehr Sklaven weltweit als je zuvor. Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Zwangsehe und Zwangsarbeit – allen gemein ist die Verdinglichung des Menschen. Zudem erleichtern globale Warenströme die Verschleierung von Unterdrückungsmechanismen, die hinter vielen Produkten stecken. Konsum ohne Ausbeutung scheint kaum möglich. Die Diskrepanz zwischen Handlung und Haltung erweist sich an der Supermarktkasse und beim Griff zur günstigen Ware. Und wo ist eigentlich mein Privilegienrucksack? Eben war er doch noch da...
Ein packend agierendes Schauspielerensemble präsentiert die Uraufführung der Inszenierung von Jan-Christoph Gockel vom schauspielfrankfurt 2019 in einer Funkfassung von Burkhard Schmid.
Download ab 21.09.2019
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Thilo Reffert - Milas Welt
DLF Kultur 2017
Mila ist zu Besuch in Berlin, aber die ganze Zeit telefoniert, chattet oder googelt sie.
Mila ist allein - aber nicht einsam ,-) Denn sie hat WLAN und ihr Handy und den Klassenchat. Da macht es nichts, dass sie alleine im Hotelzimmer sitzt, während ihre Eltern essen gehen und ihre große Schwester Lara auf eigene Faust die Berliner Clubszene erkundet 8-) Für Mila summt das Leben, es fiept und piept und plingt und brummt in allen Chats und Foren. Und obendrauf hat jetzt auch Milas Oma ein Smartphone, das sie ausprobieren will - ROLL EYES! Doch bald schon muss Mila feststellen: Das Internet kann auch hässlich sein. Und in ihren Chats sind nicht nur Freunde unterwegs :-/ Es wird Mila so unheimlich zu Mute, als wäre sie nachts und draußen, unterwegs in der großen unbekannten Stadt. Mila geht offline, sie schaltet ab und wirft sich ganz analog auf das Hotelbett.
Doch dann braucht Lara ihre Hilfe. Sie hat sich in Berlin verirrt, kein Geld, keinen Plan und nur noch fünf Prozent Akku! :-(( Mila allein würde jetzt verzweifeln. Aber :-O sie ist ja nicht allein - sie hat WLAN und ein paar ihrer Freunde sind noch online. Gemeinsam schaffen es die Kinder, dass Lara noch vor den Eltern zurück im Hotel ist. Smart, das lernt Mila bei diesem Krimi, smart ist ihr Telefon nicht von allein, smart müssen die Benutzer sein =)
Download ab 22.09.2019
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Hartmut Geerken - twenty days of optimism
DLF 2017
eine zwanzig tage dauernde seereise auf dem unter deutscher flagge fahrenden containerschiff ,optimism' von la spezia in italien nach freemantle in australien. schon nach wenigen tagen gibt es, ausser wasser, nichts mehr zu sehen, der horizont erstreckt sich rundum & nur noch die mehr oder weniger gleichmässigen geräusche des schiffes sind tag & nacht in den ohren.
die originalkopfmikrofone sind an verschiedenen stellen des schiffes täglich für nur drei minuten geöffnet. am tag 1 der seereise von morgens 07:00 bis 07:03, am tag 2 von 08:03 bis 08:06, am tag 3 von 09:06 bis 09:09 usw. bis zum letzten tag der reise von nachts 02: 57 bis 03:00. es sind die geräusche des schiffes & der auf 12 stockwerken gestapelten container, aber auch der seegang ist akustisch präsent, stimmen (etwa beim durchfahren des suezkanals), das tippgeräusch der mechanischen schreibmaschine des autors in seiner kabine & die musik, die er beim schreiben hört, stimmengewirr & karaokeversuche in der messe der crew usw. neben diesen geräuschen aus einer noch nicht digitalen welt, berichtet der autor über seine eigenen erfahrungen & befindlichkeiten & von dem buch über den bombenkrieg in seiner geburtsstadt, an dem er während der reise arbeitet.
die friedliche meditation einer seereise, durch die vielfältigen sounds der einzigen klangquelle ‚schiff‘ akustisch nachvollziehbar gemacht, wird vorsichtig kontrastierend tangiert von den traumata einer kindheit & einer stimme, die mit hilfe von buchstaben & silben auf der suche nach antworten ist, für die eine entsprechende sprache noch nicht existiert.
Download ab 22.09.2019
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Jaroslav Rudis - Nationalstraße
WDR 2017
Die meiste Zeit sitzt Vandam heute in der Plattenbaukneipe Severka und erzählt: von Europa und von Nazis und vom Krieg, der nie aufhört. Und von Wäldern und Polarsternen. Manchmal muss er den Idioten zeigen, wie das Leben geht – indem er ihnen die Fresse poliert. Doch für Sylva, die Frau hinter dem Tresen, will er sein Leben ändern. Und für seinen Sohn, der aus dem Nichts in der Kneipe auftaucht, den er noch nie gesehen hat. Am Ende muss Vandam kämpfen. Wie ein Krieger im Plattenbauwald. Mit seiner verdammten Vergangenheit. Mit der Nationalstraße. Und damit, dass ausgerechnet ihm plötzlich jemand zeigt, wie das Leben wirklich geht.
Download ab 22.09.2019
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Frieder Butzmann - Galaxis der Liebe
EIG / SRF 2019
Was ist das Leben? Woher kommt es? Woraus entsteht es? Was ist die Grundlage von allem? In seinem opulenten Hörspiel geht Frieder Butzmann diesen Fragen nach und kreiert ein Universum aus Texten und Klängen, in dem die Liebe die Triebkraft allen Lebens ist.
Frieder Butzmanns Hörspiel lädt ein zur Entdeckungsreise durch eine sprechende, singende, rauschende Galaxis, die sich um die Liebe dreht. Töne weisen den Weg und verklingen, Liebesgedichte von Sappho, die Sage von Tristan und Isolde, philosophische Texte von Platon und Hannah Arendt sowie wissenschaftliche Beschreibungen der Biologin Lynn Margulis tauchen in diesem Kosmos auf und verschwinden, einzelne Worte schießen laut wahrnehmbar hervor, um dann wieder in den gesamten Chor der Vielstimmigkeit abzusinken. Das Weltall ist kein leerer, unbelebter Ort, sondern ein brodelnder, sich ständig wandelnder, unbegreiflich riesiger Raum, in dem Leben entsteht. Die "Galaxis der Liebe" ist eine akustische Variante davon.
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Merlin Holland - Oscar Wilde im Kreuzverhör
NDR/SWF 2004
Am 18. Februar 1895 hinterließ der Marquis von Queensberry im Albemarle Club eine Karte, die an 'Oscar Wilde, den posierenden Homosexuellen' ('For O. W. posing Somdomite') gerichtet war.
Hintergrund dieser Beleidigung war die stürmische und durchaus öffentliche Affäre des bereits berühmten, fast 40-jährigen Dichters mit dem jungen Lord Alfred Douglas (genannt 'Bosie'), dem dritten Sohn des Marquis.
Statt die Karte zu zerreißen und die ganze Sache zu vergessen, strengte Wilde ein Verleumdungsverfahren gegen Queensberry an, das die Gegenseite zwang, die Anschuldigung zu beweisen. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf.
Zwei Kriminalprozesse, die seinen Lebenswandel aufs Peinlichste bloßlegten und sein Werk zu prozessrelevantem Material herabwürdigten, brachten Wilde zwei Jahre Zuchthaus und Zwangsarbeit ein sowie den Verlust von Gesundheit und Ruf.
Er starb am 30. November 1900 in Paris einen frühen Tod. - Merlin Holland, einziger Enkel von Oscar Wilde, hat nun erstmals ein vollständiges Dokument dieses Gerichtsprozesses vorgelegt, 'Als sie meinen Großvater' - so Holland im Vorwort - 'als Gesetzesbrecher ins Gefängnis schickten, befreiten sie zugleich die Gesellschaft von einem Rebellen: nicht einfach irgendeinem politischen Rebellen, sondern einem, der etwas viel Gefährlicheres in Frage stellte - die Heuchelei und Doppelmoral jener sozialen, sexuellen und literarischen Werte, auf denen die viktorianische Gesellschaft so sicher ruhte.'
Download ab 22.09.2019
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